Pflanzenbau

Frühjahrstrockenheit in Deutschland: Herausforderungen für die Bewässerungslandwirtschaft

Die aktuelle Wettersituation macht vielen landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland zu schaffen. In den Regionen mit Feldberegnungsinfrastruktur laufen schon seit einiger Zeit die Bewässerungskanonen, und auch in anderen Regionen Deutschlands beginnen die Betriebe, sich mit dem Thema Bewässerung auseinanderzusetzen. Die diesjährige DLG-Bewässerungstagung am 17. und 18. Juni in Düren beschäftigt sich mit diesem Thema und zeigt Bedarfe, Ideen und Konzepte zu effizienten Bewässerungssystemen in Regionen mit wachsendem Bewässerungspotential auf. Einer der Referenten, Jacob J. Bernhardt vom Thünen-Institut stellt im Artikel die aktuelle Dürresituation dar. 

Abb. 1: Deutschland erlebte von Anfang Februar bis Mitte April 2025 die trockenste Periode seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1931. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) berichtet, dass im landesweiten Durchschnitt nur etwa 40 Liter Regen pro Quadratmeter fielen, was ein Niederschlagsdefizit von etwa 68 % gegenüber dem langjährigen Mittel der Jahre 1991-2020 darstellt. Besonders betroffen war der Nordwesten, wo weniger als 35 % der üblichen Niederschlagsmengen gemessen wurden. In den südöstlichen Regionen lag die Niederschlagsmenge zwischen 50 und 80 % des Durchschnitts. Quelle: Dürremonitor Deutschland, UFZ

Anhand der im kürzlich veröffentlichten Bericht erhobenen Daten zum “Status Quo der Bewässerung in Deutschland” zeigt er auf, dass sich die Bewässerungslandwirtschaft im stetigen Wandel befindet. Der Wissenschaftler wirft zudem einen Blick in die Zukunft und darauf, wie sich dieser Sektor entwickeln wird.

Aktuelle Dürresituation in Deutschland

Das Frühjahr stellt für den Pflanzenbau in Deutschland eine entscheidende Phase dar. Die Keimung und das initiale Wachstum vieler Kulturen hängen maßgeblich von einer ausreichenden Wasserversorgung ab. Doch aktuell sehen sich Landwirte in Deutschland mit dem Problem einer ausgeprägten Frühjahrstrockenheit konfrontiert. Diese atypische Trockenperiode beeinträchtigt nicht nur das Wachstum der Pflanzen im weiteren Jahresverlauf, sondern könnte auch die gesamte Ernte gefährden.

Die Rolle der Bewässerung in der Landwirtschaft

Angesichts der klimatischen Veränderungen und der zunehmenden Dürrejahre kommt der Bewässerung eine wichtige Rolle zu - denn Bewässerung hilft, trockenheitsbedingte Wassermängel (Dürren) auszugleichen und die notwendige Bodenfeuchtigkeit für den Anbau von landwirtschaftlichen Kulturen zu gewährleisten. Durch Bewässerung bleibt die Ernte stabil und von hoher Qualität, wodurch Bewässerungsbetriebe zu verlässlichen Marktpartnerinnen und Markpartnern werden. 

Der Klimawandel beeinflusst die Wasserverfügbarkeit in vielen Regionen Deutschlands signifikant und deswegen unterstreicht die Nationale Wasserstrategie des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) die Dringlichkeit politischer Maßnahmen im Bereich des Wassermanagements.

Schwerpunktgebiete der Bewässerung in Deutschland

Der kürzlich vom Johann Heinrich von Thünen-Institut (kurz: Thünen-Institut) veröffentlichte Bericht „Status Quo der Bewässerung in Deutschland“ stellt die gegenwärtige Situation der Bewässerungslandwirtschaft dar. Im Jahr 2022 verfügten 6,8 % der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland über eine Bewässerungsinfrastruktur, die etwa 4,8 % (791.800 Hektar) der landwirtschaftlichen genutzten Fläche abdecken konnte. Obwohl die Bewässerungsfläche damit vergleichsweise klein ist, unterliegt sie einem starken Wandel. Die potenzielle Bewässerungsfläche ist seit 2009 um 24 % gewachsen. Dies zeigt, dass Bewässerung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Parallel dazu ist auch der Anteil der Beregnung bzw. Bewässerung am Gesamtwasserverbrauch in Deutschland gestiegen. Entgegen des allgemeinen Trends ist der Wasserbedarf dieses Sektors von rund 0,8 % (ca. 205 Mio. m3) im Jahr 2010 auf 2,5 % (ca. 383 Mio. m3) im Jahr 2019 deutlich gestiegen.

Die Bewässerung in Deutschland ist ungleichmäßig über das Bundesgebiet verteilt: Ursache hierfür sind die regionalen Bedingungen hinsichtlich des Klimas, der landwirtschaftlichen Strukturen und der Wasserverfügbarkeit (siehe Abbildung 3). Norddeutschland, insbesondere Niedersachsen und Brandenburg, weisen einen hohen Anteil bewässerter Flächen auf. Das Rhein-Main-Gebiet und der Oberrheingraben sind ebenfalls Regionen mit intensiver Bewässerung aufgrund günstiger Wasserressourcen. In Süddeutschland sind vor allem die Flusstäler in Baden-Württemberg und Bayern entlang von Rhein, Donau und Isar bedeutende Bewässerungsgebiete.

Technologische Ausstattung, Wasserquellen und bewässerte Kulturen

In Deutschland hängt die Bewässerung stark von der eingesetzten Technologie, den genutzten Wasserquellen und den bewässerten Pflanzenarten ab, die je nach Region variieren. In Nordost-Niedersachsen kommen häufig Regenkanonen zum Einsatz – bewegliche Beregnungsmaschinen, die großflächig Wasser versprühen. Dort werden primär wirtschaftlich interessante Kulturen wie Kartoffeln, Zuckerrüben oder Getreide bewässert, während hingegen in Gebieten wie Südhessen das Wasser durch die Mikro- oder Tropfbewässerung mit Schläuchen den Pflanzen direkt zugeführt wird. Dies wird im intensiven Gemüse- und Sonderkulturanbau angewendet.

Die Wahl der Wasserquelle hängt von der Verfügbarkeit in der jeweiligen Region und von den rechtlichen Rahmenbedingungen ab. In den meisten Fällen wird Grundwasser zur Bewässerung genutzt. Andere Quellen werden nur gelegentlich verwendet, abhängig von regionalen Möglichkeiten und gesetzlichen Vorgaben.

Abb. 2: Aufgrund des Regenmangels ist der Boden besonders ausgetrocknet. Dies zeigen die aktuellen Ergebnisse des „Dürremonitors Deutschland“ des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ). Insbesondere im Oberboden, der derzeit für das Keimen und Auflaufen der Kulturen besonders wichtig ist, zeichnet sich in den beschriebenen Regionen mit einem Niederschlagsdefizit eine „extreme“ bzw. „außergewöhnliche Dürre“ ab. Quelle: Dürremonitor Deutschland, UFZ
Abb. 3: Flächen mit Möglichkeit zur Bewässerung im Jahr 2019. Quelle: Status quo der Bewässerung in Deutschland, Thünen Working Paper 258.

Fazit: Landwirtschaftliche Bewässerung effizient und nachhaltig gestalten

Es kann festgehalten werden, dass die landwirtschaftliche Bewässerung in Deutschland eine zentrale Rolle spielt, um den Herausforderungen der klimatischen Veränderungen zu begegnen. Der Ausbau der Bewässerungsinfrastruktur und die Einführung effizienter Technologien sind von entscheidender Bedeutung, um eine nachhaltige Wassernutzung zu gewährleisten. Die regionale Anpassung der Bewässerungspraktiken ist unerlässlich, um die Widerstandsfähigkeit der Landwirtschaft zu stärken und die Produktivität auch in Zukunft zu sichern. Langfristige Investitionen in Bewässerungstechnologien sind entscheidend, um deutsche Landwirte wettbewerbsfähig zu halten und die Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten. 

Die Nationale Wasserstrategie bietet dabei einen wichtigen Rahmen, um Infrastrukturmaßnahmen zu unterstützen und die Effizienz der Wassernutzung zu steigern. Nur durch kontinuierliche Innovation und Anpassungsstrategien können landwirtschaftliche Betriebe den sich wandelnden klimatischen Bedingungen begegnen und zu einer stabilen Lebens- und Futtermittelversorgung beitragen.

Jacob Jeff Bernhardt, Thünen-Institut

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