Internationale Kontakte pflegen und
den Fokus aufs Wesentliche richten
Im Rahmen der Agritechnica 2025 berichtete Jana Gäbert, Mitglied der Geschäftsführung bei der Agrargenossenschaft Trebbin eG und im DLG-AgriLeaders Club, dass sie am Messebesuch besonders den Austausch mit Berufskollegen aus aller Welt schätzt – und damit einhergehend die (Neu-)Ausrichtung des eigenen, beruflichen Fokus.
DLG: Frau Gäbert, was interessiert Sie besonders auf der Agritechnica 2025?
Jana Gäbert: Ich bin dieses Mal nicht in spezieller Mission unterwegs, sondern schaue mich mehr nach Highlights um und möchte mich mit Menschen treffen, mit denen ich nur selten die Gelegenheit für einen persönlichen Kontakt habe. Das sind besonders Kolleginnen und Kollegen aus dem Global Farmer Network, einem unabhängigen Business-Netzwerk für Landwirte und Agrarunternehmer weltweit. Ich habe vorab einige feste Verabredungen ausgemacht, einige habe ich aber auch schon spontan getroffen.
Dabei waren bisher ein dänischer und ein schottischer Kollege. Das ist für mich immer ein sehr wertvoller Input, gerade weil es auch einen Blick über den Tellerrand ermöglicht. Dieser Input kann auch helfen, den eigenen Fokus wieder aufs Wesentliche zu konzentrieren – wenn beispielsweise ein Farmer von den Philippinen davon berichtet, dass eine Sturmflut seine gesamte Ernte vernichtet hat. Dafür ist der AgriLeaders Club der DLG eine super Idee, denn so kann ich auch an den Agribusiness-Days – abseits vom ganz großen Messetrubel – meine internationalen Kontakte pflegen.
Der AgriLeaders-Club ist eine super Idee: So kann ich auch an den Agribusiness-Days, abseits vom ganz großen Messetrubel, meine internationalen Kontakte pflegen.
Welche Innovationen und Lösungen sind besonders interessant für eigenen Betrieb und warum?
Wir bauen auf unserem Betrieb knapp 900 ha Mais an, zusätzlich häckseln wir auch Gras und Luzerne. Da war der 16-reihige Maishäcksler schon sehr beeindruckend und definitiv ein Highlight. Alles rund um eine spezifische Aussaat, Precision Farming, Wassermanagement und Löschsysteme für die Ernte – zum Beispiel bei Funkenschlag beim Dreschen – hat mich heute außerdem interessiert.
Eine echte Weiterentwicklung und vor allem Erleichterung wären Löschsysteme, die direkt in die Maschinen integriert wären. Momentan steht noch der Wassertank mit Schlauch am Feldrand – und wir haben Feuerlöscher in jedem Betriebsfahrzeug sowie in den Erntemaschinen selbst, sodass im Bedarfsfall schnell reagiert werden kann.
Gibt es konkrete Investitionspläne, die auf der Agritechnica verfolgt werden?
In diesem Jahr nicht. Im letzten Jahr habe ich auf der EuroTier einen neuen Futtermischwagen gesucht und auch gefunden. Die Agritechnica ist toll, weil man auch die Hersteller kennenlernt, die man zuvor nicht so präsent hatte.
So kann man sie bei der nächsten, geplanten Investition berücksichtigen. Schließlich haben nicht nur die großen Player gute Lösungen parat, sondern auch die Neuzugänge am Markt entwickeln immer wieder gute Ideen.
Zur Person:
Jana Gäbert ist studierte Agrarwissenschaftlerin und Teil des dreiköpfigen Teams in der Leitung der Agrargenossenschaft Trebbin eG (AGT) in Brandenburg. Auf den ca. 4.000 Hektar Land, die zur AGT gehören, arbeiten aktuell 120 Personen. Zudem werden dort jedes Jahr junge Menschen in verschiedensten Berufen ausgebildet. Dabei arbeiten sie bei der AGT mit den drei Säulen der Nachhaltigkeit: Ökonomie, Ökologie und Soziales.
Toll ist, dass ich auf der Messe auch Hersteller kennenlerne, die mir vorher nicht präsent waren.
Welche Herausforderungen bzw. Fragestellungen stehen für Ihre Betriebsstrategie im Vordergrund und weshalb?
Abgesehen von all den agrarpolitischen Herausforderungen ist es das klimaangepasste Wirtschaften – als Stichworte fallen mir da die Bewässerung, Züchtung, der Anbau neuer Kulturen oder neuer Sorten bewährter Kulturen ein. Wir benötigen solche, die die Vorsommertrockenheit und die Sommerhitze ertragen, aber auch mit starken Regenfällen zurechtkommen. Daher haben wir versuchsweise die Kichererbse als Kultur mit aufgenommen, Raps passte wegen der klimatischen Bedingungen und Einschränkungen beim Pflanzenschutz bei uns nicht mehr.
Als die Corona-Pandemie losging, hatten wir gerade angefangen, uns mit der Kichererbse auseinanderzusetzen – Anbauversuche aus Norditalien hatten uns Mut gemacht. Inzwischen hat sich in Deutschland ein richtiges Kichererbsen-Netzwerk aufgebaut; leider erleben wir aber immer wieder Rückschläge beim Anbau und verdienen noch kein Geld mit dieser Kultur. Weil sie aber ganz sicher zukunftsträchtig ist, bleiben wir auf jeden Fall dabei. Die Kichererbsen werden Ende August mit dem Mähdrescher geerntet.
Da unsere Warenströme noch nicht konkurrenzfähig sind – unter anderem, weil wir keine Bio-Zertifizierung haben, läuft die Vermarktung hauptsächlich über die betriebseigene Kantine. Zusätzlich kochen wir auch Kichererbsencurry oder -eintopf in Gläsern ein und bedienen kleinere Anfragen, meistens um die 100 kg, beispielsweise aus einer lokalen Patisserie. Dort wird auch fleißig mit Kichererbsenmus und -mehl experimentiert.