Düngung
Blattdüngung in Kartoffeln – kleine Gaben, große Wirkung
Veränderte Wetterbedingungen mit längeren Standwetterlagen und Trockenperioden machen den Kartoffelanbau herausfordernder. Die Blattdüngung ist ein wichtiger Baustein für eine gute Nährstoffversorgung. Welche Nährstoffe sind dabei besonders wichtig?
Gemessen an anderen Ackerkulturen hat die Kartoffel ein schwaches Wurzelsystem. Die meiste Wurzelmasse befindet sich im Damm und nur sehr wenig unter dem Bearbeitungshorizont. Bei ungünstigen Bedingungen stößt die Nährstoffaufnahme über die Wurzel dann schnell an ihre Grenzen. Dem steht ein ausgeprägter Blattapparat gegenüber, der die Kartoffel zu einer prädestinierten Kultur für die Blattdüngung macht. Insbesondere in intensiven Wachstumsphasen, bei Trockenheit, kalten Böden und nicht optimalen pH-Werten des Bodens kann die Versorgung mittels Blattdüngung effektiv sichergestellt werden. Je geringer die Konzentration eines Nährstoffs im Blatt ist, desto einfacher ist es, die Versorgung durch eine Blattdüngung zu verbessern. Die Konzentration im Blatt kann schnell erhöht werden.
Phosphor – ein schwieriger Nährstoff
Phosphor ist der zentrale Nährstoff im Energiehaushalt der Pflanze. Als Bestandteile von Adenosintriphosphat (ATP) ist er in allen energiebedürftigen Prozessen involviert. Phosphat ist maßgeblich an dem Aufbau des Blattapparates sowie am Wurzelwachstum beteiligt. Regional weisen die Böden zwar hohe Gehalte auf, jedoch ist das keine Garantie für eine gute Versorgung. Das Problem bei Phosphat liegt in der Verfügbarkeit bzw. der Erreichbarkeit. Die Pflanze muss Phosphat durch Wachstum ihrer Wurzeln erschließen. Genau hier steckt die Pflanze in einem Dilemma: Die Phosphat-Aufnahme ist abhängig von dem Wurzelwachstum, das Wurzelwachstum ist wiederum abhängig von der Phosphat-Aufnahme. Kalte Temperaturen mindern zusätzlich die Verfügbarkeit von Phosphat. In der Praxis sind Mangelsymptome häufig nicht so einfach zu erkennen. Die Stiele und Blätter zeigen nach oben. Die Blätter sind zwar kleiner, aber dunkel. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von „Starrtracht“ (Abb. 1).
Der Mangel bewegt sich oft in einem latenten Bereich. Die Auswirkungen sind jedoch gravierend: Ein schwächerer Blattapparat mit einer geringeren Photosynthese-Leistung, ein schwaches Wurzelsystem, weniger Stolone mit weniger Knollen und schlussendlich ein geringerer Ertrag.
Im Zeitraum zwischen Auflaufen und Reihenschluss hat die Kartoffelpflanze aufgrund ihres schnellen Wachstums einen relativ hohen Phosphat-Bedarf. Ein Mangel in dieser Phase wirkt sich deutlich auf den Knollenansatz aus. Wenn sich die Stolone verdicken (Häkchen-Stadium), hat sich zur Ansatzförderung ein phosphathaltiger Blattdünger bewährt (Abb. 2). Dies ist vor allem bei der Vermehrung und bei Speisekartoffeln wichtig, aber auch grundsätzlich bei ansatzschwachen Sorten. Mit Beginn der Blüte lässt das Wurzelwachstum nach und die Pflanzen nehmen weniger Phosphat auf. Gleichzeitig wird der Nährstoff zunehmend innerhalb der Pflanze verlagert, sodass der Gehalt in den Blättern abnimmt.
Durch eine wiederholte Blattdüngung wird der Phosphat-Gehalt konstant und der Blattapparat vital gehalten. Die Zeit der Assimilation und Einlagerung in die Knollen wird verlängert. Die Konsequenz ist ein Ertragszuwachs. Insbesondere in dem Bereich der Verarbeitung, wo entsprechende Knollengrößen gefragt sind, lässt sich mit einer Phosphat-Blattdüngung das Knollenwachstum verbessern.
Die Blattdüngung ersetzt keineswegs die Bodendüngung, da sie bezogen auf die Gesamtmenge pro Hektar auch nur geringe Nährstoffmengen liefert. In den entscheidenden Phasen zum Knollenansatz und beim Knollenwachstum können Bedarfsspitzen und eventuelle Nährstofflücken jedoch schnell und effizient zusätzlich gedeckt werden.
Mikronähstoffe über das Blatt absichern
Mikronährstoffe werden zwar nur in geringen Mengen benötigt, sie sind jedoch für die Entwicklung und Ertragsfähigkeit der Kartoffelpflanzen essenziell. Bei der Kartoffel sind vorrangig Mangan, Bor, Kupfer, Zink und Molybdän bedeutend. Viele Mikronährstoffe eint die Funktion als Enzym-aktivator. Sie sind unentbehrlich für die Superoxiddismutasen (gilt z. B. für Mangan, Kupfer, Zink). Diese sind verantwortlich für den Abbau freier Radikale und reduzieren oxidativen Stress. Mangan ist zudem wichtig für die Chlorophyll-Bildung und die Eiweißsynthese. Ein Mangel verzögert die Jugendentwicklung, vermindert die Photosynthese-Leistung und resultiert in einer schlechteren Stickstoffausnutzung. Bor unterstützt die Stabilisierung von Calcium in den Zellwänden und wirkt positiv auf die Calciumaufnahme. Es fungiert als Bindemittel zwischen Pektinen und sorgt so für eine gute Bindekraft des Zellgewebes. Die Lagerfähigkeit wird verbessert. Bor ist wichtig für den Assimilat-Transport und die Stärkespeicherung. Ein Bormangel kann zu geringeren Stärke- und erhöhten Zuckergehalten führen. Zink hat eine Schlüsselfunktion bei der Assimilation von Stickstoff im Stoffwechsel und bei der Stärkebildung. Mangelsymptome können geringe Knollenzahlen und geringe Stärkegehalte sein. Eine gute Zinkversorgung erhöht die Strahlungstoleranz der Pflanzen. Kupfer ist wichtig für die Vitalität und Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten. Molybdän wird für die Nitratreduktase benötigt, sodass ein Mangel höhere Nitratgehalte in der Knolle bewirken kann.
Leichtere Standorte sind stärker gefährdet. Jedoch kann sich ein Mangel auch auf besseren Standorten zeigen. Hohe Bodengehalte garantieren nicht automatisch eine gute Pflanzenversorgung. Unpassende pH-Werte, Sauerstoffmangel oder auch Strukturschäden können die Verfügbarkeit der Mikronährstoffe aus dem Boden begrenzen. Eine der häufigsten Ursachen für Mikronährstoffmangel ist Trockenheit. Unter solchen Bedingungen lässt sich die Versorgung sehr gut über das Blatt absichern. Oftmals ist der Mangel latent, das heißt, es wird Ertrag verloren, ohne dass die Mangel-Symptomatik sichtbar wird. Kombiprodukte wie YaraVita GetreidePlus decken diverse Mikronährstoffe in passenden Verhältnissen ab. Insbesondere Mangan und Zink müssen mittlerweile anders betrachtet werden. In der Vergangenheit wurden Versorgungslücken automatisch mit dem fungiziden Wirkstoff Mancozeb geschlossen, der Mangan und Zink beinhaltet. Insbesondere beim Aufbau des Blattapparates ist der Bedarf an Mikronährstoffen erhöht.
Biostimulanzien gegen abiotischen Stress
Eine gute Nährstoffversorgung ist die Basis für widerstandsfähige und vitale Pflanzen. Die Kartoffel ist jedoch im Verlauf der Vegetation zunehmend Stress in Form von hohen Temperaturen, Trockenphasen, hohen Strahlungsintensitäten oder wechselnden Bedingungen ausgesetzt. Nach dem Ansatz wird bei anhaltendem Stress beispielsweise ein Teil der angelegten Knollen wieder resorbiert. Das ist dann irreparabel und führt zu Ertragsverlust.
Biostimulative Produkte können die Stressresistenz erhöhen. Gezielte Kombinationen aus Nährstoffen und Biostimulanzien machen die Pflanzen widerstandsfähiger. Das beispielsweise im YaraAmplix Optitrac enthaltene Extrakt der Alge Ascophyllum nodosum verbessert die Stomata-Regulation, die Nährstoffaufnahme und den Nährstofftransport. Die natürliche Entgiftung der Pflanzen wird beschleunigt und die enthaltenen Polyphenole stärken die Strahlungstoleranz bzw. den Sonnenschutz. 23 Exaktversuche mit Optitrac brachten eine durchschnittliche Ertragssteigerung von 5,1 % und eine Erfolgsquote von 87 % (Abb. 3).
Fazit
Für eine sichere Nährstoffversorgung im Kartoffelbau ist die Blattdüngung ein wertvoller Baustein. Der üppige Blattapparat und die regelmäßigen Pflanzenschutzmaßnahmen bieten ideale Rahmenbedingungen, um gezielt die Versorgung abzusichern. Das gilt für phosphathaltige Blattdünger beim Knollenansatz und Knollenwachstum sowie für Mikronährstoffe. Biostimulanzien bieten gute Möglichkeiten, Stressphasen besser abzupuffern und somit das Ertragsniveau zu stabilisieren.
Sören Hersemann, Yara GmbH, Dülmen, soeren.hersemann@yara.com