Die Basis für unsere Ernten bröckelt: Klimawandel, Verdichtung und Nährstoffverluste setzen den Böden zu. Zwischenfrüchte könnten die Rettung sein.
„Seit rund 20 bis 25 Jahren beobachten wir in der Praxis stagnierende Erträge wichtiger Kulturarten“, berichtet der Pflanzenbauberater Don Heinrichs von Hanse-Agro. Trotz züchterischer Fortschritte und verbesserter Technik bleiben die Ergebnisse hinter den Erwartungen zurück. Auf der DLG-Studio Stage interviewte Fiene Kaufman, Produktmanagerin für Zwischenfrüchte bei der Saaten Union, Heinrichs zu dem Thema, wie ein wirkungsvoller Anbau von Zwischenfrüchten die Resilienz im Ackerbau stärkt. Einfache Antworten gibt es nicht, wie unsere Zusammenfassung des Interviews zeigt.
Zunächst fragte Produktmanagerin Fiene Kaufmann Pflanzenbauberater Don Heinrichs, inwieweit die Bodenfruchtbarkeit in Deutschland nach seinen Beobachtungen in Gefahr sei. „Durch dein Beratungsgebiet bist Du ja in ganz verschiedenen Regionen unterwegs, von der Sandbüchse in Brandenburg bis zu den Bördeböden rund um Magdeburg“, hob Kaufmann hervor.
Heinrichs Antwort fiel differenziert aus: Enge Fruchtfolgen führen zu Problemen wie Unkraut- und Ungrasresistenzen, fördern Krankheiten und verringern die Biodiversität, stellte der Berater der Hanse Agro dazu fest. Erosion durch Wind, Wasser sowie innere und Bearbeitungserosion in Hanglagen setzen den Böden ebenfalls erheblich zu. Bodenbearbeitung zum falschen Zeitpunkt wiederum verursache Schmierschichten und Schadverdichtungen, während intensive Bearbeitung zusätzlich Humusverluste begünstige, so Heinrichs weiter.
Agritechnica 2025: Schaufenster für internationale Innovationen
Die Agritechnica 2025, Weltleitmesse für Landtechnik und der Treffpunkt der Entscheider und führender Business-Marktplatz der internationalen Agrarbranche, findet vom 9. bis 15. November 2025 auf dem Messegelände in Hannover statt. Unter dem Leitthema „Touch Smart Efficiency“ präsentieren rund 2.800 Aussteller aus 52 Ländern ihre Innovationen. Erwartet werden etwa 430.000 Besucher aus aller Welt. Das Fachprogramm zur Messe bietet zahlreiche Highlights, darunter das neue Digital Farm Center in Halle 21, das als interaktive Erlebniswelt digitale Technologien wie Robotik, GPS-Systeme, Sensortechnik und Softwarelösungen für die Landwirtschaft erlebbar macht. Zu den thematischen Schwerpunkten in den DLG-Spotlights zählen unter anderem Digital Farming, Soil Health sowie Vorführungen von Servicearbeiten im Spotlight „Werkstatt-Live“. Parallel zur Agritechnica findet die Systems & Components statt – der B2B-Marktplatz der Zulieferindustrie der Landtechnik und des Off-Highway-Sektors.
Auch hohe Radlasten beanspruchten die Bodenstruktur und verschlechtertenn die Durchlüftung. „Des Weiteren spielt auch die Bodenalterung eine Rolle. Vernachlässigte Grunddüngung wiederum führt zu einer schleichenden Nährstoffverarmung“, führte Heinrichs aus. Klimaänderungen mit längeren Trockenphasen und Starkregenereignissen verschärfen zusätzlich die Herausforderungen für den Ackerbau. Denn: Die Senkung des Humusgehalts reduziert die Bodenfruchtbarkeit und die Fähigkeit zur Wasser- und Nährstoffspeicherung.
Saaten-Union-Produktmanagerin Kaufmann wollte darüber hinaus wissen, wie Praktikerinnen und Praktiker diesen Herausforderungen begegnen können – und wie genau Zwischenfrüchte eigentlich wirkten.
„Zum Einen leisten sie einen wichtigen Beitrag zum Erosionsschutz, indem ihre Wurzeln den Boden stabilisieren und Abtragungen verhindern. Zum Anderen fördern sie den Humusaufbau, da Wurzelexsudate, also Stoffe, die Pflanzenwurzeln aktiv in den Boden abgeben, und Pflanzenreste die Bildung stabiler Humusformen unterstützen“, antwortete Heinrichs. Außerdem verbessern Zwischenfrüchte das Nährstoffmanagement, indem sie Nährstoffe binden und deren Verfügbarkeit für die nachfolgenden Kulturen erhöhen, hob der Berater hervor.
Sein Fazit: „Zwischenfrüchte liefern wertvolle Wurzelexsudate und Biomasse, die Mikroorganismen ernähren und so die ‚Kohlenstoffpumpe‘ des Bodens antreiben. Damit schaffen wir die Basis für dauerhafte Bodenfruchtbarkeit.“
Text: Hanna Müller, DLG-Newsroom