Grobfutterversorgung: Gute Qualität 
geht nicht ohne passende Technik

Ing. Reinhard Resch, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, und Dr. Detlef Kampf im DLG-Interview zur Grobfutterversorgung bei Milchkühen, der Rolle der Landtechnik hinsichtlich qualitativer Aspekte und mit einem Ausblick auf die EuroTier 2026.

Bild: DLG
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Im Rahmen der Agritechnica 2025 erläuterte Reinhard Resch, HBLFA Raumberg-Gumpenstein, die wichtigsten Einflussfaktoren wie korrekt eingestellte Ernte- und Entnahmetechnik auf die Qualität des Grobfutters. Dr. Detlef Kampf, DLG-Fachzentrum Landwirtschaft, gab einen Ausblick auf die EuroTier 2026 und die Grobfuttertage, bei denen alle Aspekte der Futterqualität eingehend beleuchtet werden.
 

DLG: Herr Resch, wie kommt es, dass Sie mit Ihrem Vortragsthema „Versorgung der Milchkuh mit Top-Grobfutter“ auf der Agritechnica vertreten waren?

Reinhard Resch: Ich wurde von Detlef Kampf eingeladen, weil ich im DLG-Ausschuss Futter- und Substratkonservierung den Vorsitz führe. Gemeinsam mit den Ausschussmitgliedern und Gästen bearbeite ich viele technische, biologische, qualitative und ökologische Aspekte der Futterwirtschaft, von Ernte, Futterkonservierung, -lagerung und -entnahme bis zur Futtervorlage. All diese Bereiche, von der Pflanze über die Futterkonserve bis zur Kuh, erfordern Kenntnisse über die „Gute Fachliche Praxis“, aber auch zu unterschiedlichen Problemstellungen und deren Ursachen. Für Empfehlungen zum professionellen Management  brauchen wir eine Expertise, die auf dem aktuellsten Stand ist.  Diese bündeln wir im Ausschuss Futter- und Substratkonservierung durch die Mitarbeit von Personen aus Wissenschaft, Beratung, Wirtschaft und Praxis. 

Ing. Reinhard Resch. Foto: DLG/Iske
Ing. Reinhard Resch. Foto: DLG/Iske

Warum ist Grobfutterversorgung wichtig und welche Rolle spielt die Landtechnik dabei? 

Resch: Die Qualität von Grobfutterkonserven ist ein ganz zentraler Faktor in der bedarfsgerechten und leistungsorientieren Versorgung von Milchkühen. Für den wirtschaftlichen Erfolg und gute Milchleistungen ist hochwertige Grobfutterqualität von entscheidender Bedeutung. 

Die Produktion von Top-Grobfutterqualität erfordert unabhängig vom System der Konservierung in jedem Arbeitsschritt den Einsatz von Maschinen und Geräten sowie Anlagen, um das Futter mit möglichst geringen Verlusten an Masse und Qualität vom Feld in das Futterlager zu bringen, optimal zu konservieren, verlustarm zu lagern und dann den Tieren täglich frisch vorzulegen. Effektive Landtechnik hilft, die Arbeitszeit für Prozesse zu verkürzen, so das Risiko für Witterungseinflüsse zu senken und die Landwirtinnen und Landwirte zeitlich sowie in punkto Arbeitsaufwand zu entlasten. Ziel ist es, das Futter durch richtig eingesetzte Technik innerhalb von 24 Stunden bestens verdichtet und luftdicht versiegelt in das Silo zu bekommen. Bei der Heutrocknung stellt sich Erfolg ein, wenn der Wassergehalt innerhalb von 3 Tagen unter 14 % gebracht werden kann. Damit das gelingt, gilt es die Arbeitsabläufe von Maschinen und Anlagen so aufeinander abzustimmen, dass Flaschenhälse bei einzelnen Prozessschritten, wie z. B. dem Schwaden, vermieden werden können.  

 

Können Sie die positive Wirkung von optimal eingesetzter Technik auf die Futterbeschaffenheit noch genauer erläutern?

Resch: Ein Beispiel für die positive Wirkung von Technik auf Futterqualität und Futterhygiene ist die bodennahe, streifenförmige Gülleausbringung mittels Schleppschuh. Tatsächlich wird damit die Verschmutzung des Erntegutes mit Gülleresten - gegenüber der alten Breitverteiltechnik mit Prallteller - signifikant reduziert. So wird gleichzeitig das Ausmaß von Fehlgärungen mit Buttersäurebildung in Grassilagen gesenkt.

Des Weiteren sind korrekte Geräteeinstellungen wichtig, wie zum Beispiel die Schnitthöhe von Mähwerken auf mindestens 7 cm oder die Einstellung der Federzinken von Heuwender und Schwader mit 3 cm Bodenabstand. So lässt sich sicherstellen, dass das Futter frei von Erdverschmutzungen ist und damit weniger Clostridien enthält, wodurch in der Folge das Risiko für Fehlgärungen gesenkt wird. Darüber hinaus ist Futter ohne Verschmutzung besser verdaulich, erhöht die Futteraufnahme und liefert dem Tier mehr Energie und Nährstoffe. Die Zerkleinerung des Erntegutes durch Kurzschnitt oder Häckselung hilft dabei, die Milchsäuregärung zu beschleunigen, um rascher den pH-Wert zu senken und so die Vermehrung von Gärungsschädlingen zu hemmen. Der konsequente und professionelle Einsatz von Siliermitteln mittels Dosierungseinrichtungen auf den Erntemaschinen gewährleistet die optimale Dosierung und Verteilung der wirksamen Inhaltsstoffe zur Verbesserung von Gärung und/oder Stabilität, die bestenfalls das DLG-Qualitätssiegel tragen. 

Große Futtermengen müssen, wenn sie im Silo ankommen, so effizient bearbeitet werden, dass eine höchstmögliche Verdichtung des Futters erfolgt. Dazu ist es von entscheidender Bedeutung, die Schichthöhe beim Abladen unter 25 cm zu halten, um mit Verteilgeräten und ausreichend schweren, gut eingesetzten Verdichtungsfahrzeugen ein möglichst kleines Porenvolumen zu bekommen. Zusätzlich sind hochwertig erzeugte Silofolien je nach Art des Silageverfahrens sachgemäß anzuwenden, sodass nach der Versiegelung keine Luft an das Gärfutter gelangen kann. Bei hoher Lagerungsdichte bleibt die Silage in höchstmöglichem Maße lagerstabil und erwärmt sich nicht, wenn das Silo geöffnet wurde.

Zur Person:

Ing. Reinhard Resch ist Leiter der Abteilung für Analytik und Futterbewertung an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft (HBLFA) Raumberg-Gumpenstein, Österreich. Zudem ist er Vorsitzender des DLG-Ausschusses Futter- und Substratkonservierung.

Dr. Detlef Kampf. Foto: DLG/Iske
Dr. Detlef Kampf. Foto: DLG/Iske

Zur Person:

Dr. Detlef Kampf ist Fachgebietsleiter Tierernährung am DLG-Fachzentrum Landwirtschaft und Lebensmittel. Zudem leitet er als Geschäftsführer den DLG-Ausschuss Futter- und Substratkonservierung.

Effektive Landtechnik hilft, die Arbeitszeit für Prozesse zu verkürzen, so das Risiko für Witterungseinflüsse zu senken und die Landwirtinnen und Landwirte zeitlich sowie in punkto Arbeitsaufwand zu entlasten. 

Reinhard Resch

 

 

Werden Sie dieses Thema auf der EuroTier 2026 weiter ausbauen?

Resch: Ja, denn das Thema Grobfutterqualität ist natürlich nicht nur von der technischen Seite gesehen relevant, sondern auch inwieweit die Nutztiere das Grobfutter verwerten können. Alle technischen, chemischen und biologischen Prozesse von Ernte und Konservierung beeinflussen die Gärung. Beste Gärfutterqualität kann aber auch, sobald das Silo geöffnet wird, deutlich abnehmen, wenn die Silage nicht entsprechend stabil ist. Speziell Grassilagen mit hohen Restzuckergehalten sowie Maissilagen mit hohem Stärkeanteil sind grundsätzlich empfindlich für Nacherwärmung und somit leicht verderblich. Hier braucht es auch bei der Entnahme aus dem Silo eine entsprechende Technik, die die Anschnittfläche nicht zu stark auflockert. 

Darüber hinaus ist ein Vorschub bei der Entnahme von mindestens 2,5 m pro Woche entscheidend, damit sich Hefe- und Schimmelpilze nicht so weit vermehren können, dass es zu futterhygienischen Defiziten kommt. Stabile Silagen zeichnen sich dadurch aus, dass sie mehrere Tage lang keine Anzeichen von Erwärmung zeigen. Die mindestens einmal täglich frische Futtervorlage ist außerdem für die Tiere bezüglich Schmackhaftigkeit und guter Futteraufnahme ein entscheidender Aspekt, auf den wir auf der EuroTier 2026 verstärkt eingehen werden. 

 

Können Sie schon Einblicke geben, warum es sich für interessierte Landwirtinnen und Landwirte lohnt, zur EuroTier 2026 zu kommen, wenn sie das Thema Grobfutterversorgung im eigenen Betrieb stärker unter die Lupe nehmen wollen? 

Resch: Auf der EuroTier 2026 wird zur Futterwirtschaft die Neuauflage des DLG-Praxishandbuchs Futter- und Substratkonservierung vorgestellt. In diesem Standardwerk finden sich sämtliche Empfehlungen für die gute fachliche Praxis, um letztendlich durch optimales Management top Grobfutterqualität erreichen zu können. Die praxisorientierte Bewertung von konserviertem Grobfutter ist ein entscheidender Faktor der Eigenkontrolle zum Konservierungserfolg bei Silagen sowie Heu und liefert den Praktikerinnen und Praktikern die nötigen Hinweise zum Gebrauchswert ihres Grobfutters und damit zum richtigen Einsatz für ihre Nutztiere. 

Die Experten aus dem DLG-Ausschuss Futter- und Substratkonservierung, die die Erarbeitung des Praxishandbuches maßgeblich unterstützt haben, werden die verschiedenen Aspekte zur professionellen Produktion von hochwertigen Futterkonserven vorstellen und diskutieren. 

 

Große Futtermengen müssen, wenn sie im Silo ankommen, so effizient bearbeitet werden, dass eine höchstmögliche Verdichtung des Futters erfolgt.

Reinhard Resch

 

 

Was ist konkret geplant?

Dr. Detlef Kampf: Wir wollen den gesamten Ablauf aufzeigen: beginnend beim Grünland, also beim Futterbau, über die Ernte und Lagerung sowie Konservierung und Fütterung – und natürlich bis hin zur Konsequenz für Tier, Landwirte und Umwelt. Dabei orientieren wir uns am neuen Fortschrittsbegriff der DLG zur Nachhaltigen Produktivitätssteigerung. Konkret geht es uns darum, die wichtigsten Punkte herauszustellen: Wie erhalten wir die höchstmögliche Produktivität unter bester Berücksichtigung des Tierwohls bei unseren Milchkühen? Wie setzen wir unsere Ressourcen effizient ein? Und, nicht zuletzt: Wie bleiben wir wettbewerbsfähig?

Ganz gezielt werden wir dabei auf die Aspekte eingehen, die einen entscheidenden Einfluss auf die Futterqualität haben. Dazu werden wir beleuchten, wie die einzelnen Grundfutter, also die Grob- und Saftfutter in der Fütterung sowie Futtermittelzusätze wie Siliermittel sachlich richtig zur Konservierung einzusetzen sind. Das Thema Grobfutterqualität wird einen wesentlichen Teil des zur EuroTier 2026 geplanten „Milky Way“ bilden – dort werden Rinderhalter alles finden, was sie für eine erfolgreiche und dennoch nachhaltige und effiziente Milcherzeugung bzw. Milchkuhhaltung benötigen. In drei Hallen können interessierte Fachbesucherinnen und Fachbesucher den TopTierTreff, das Barn Robot Event sowie Spotlights zur Grobfutterproduktion und Melktechnik besuchen. Weitere Highlights im EuroTier Milky Way sind Fortschritte in Zucht und Genetik, die Tierhaltung und die Direktvermarktung. Zudem werden praxistaugliche Lösungen für aktuelle Herausforderungen der Branche präsentiert. Spotlights, Vorträge, Experten-Talks und geführte Rundgänge runden das Angebot ab.

 

Haben Sie vielen Dank für dieses Gespräch. 

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