Mob Grazing – Weidehaltung neu gedacht
Alternatives Konzept für gesunde Böden
Lange Regenerationszeiten für Weideflächen und quasi nebenbei der Aufbau von Humus und Erosionsschutz: Das steckt hinter Mob Grazing. Zwei Landwirte aus Steinfurt in Nordrhein-Westfalen zeigten auf den DLG-Feldtagen 2024, wie sie dieses Konzept der Weidehaltung aus Nordamerika auf ihrem Betrieb umsetzen.
Ursprünglich kommt der Ansatz des Mob Grazing aus Nordamerika. Die Idee dabei ist, dass eine Vielzahl von Tieren eng nebeneinander und in kurze Zeit auf einer Fläche stehen und sie beweiden. Anschließend ziehen die Tiere weiter und die Fläche bekommt eine lange Zeit der Regeneration. Das erläuterten die Geschäftspartner Rainer Westers und Steffen Waterkamp aus Steinfurt auf den DLG-Feltagen 2024 im Juni auf Gut Brockhof bei Erwitte (Kreis Soest, Nordrhein-Westfalen).
Die Rinder fressen in kürzerer Zeit den oberen nährstoffreichen Teil des Grasbestandes ab, der Rest, rund 30 bis 50 Prozent der Fläche, wird niedergetrampelt. Durch das Niedertrampeln und den Dung der Tiere entsteht eine Mulchschicht, die den Boden vor Austrocknung und Erosionen schützt. Langfristig entwickelt sich neuer Humus und die Bodenfruchtbarkeit wird gefördert. Dies sei ein großer Unterschied zu herkömmlichen Systemen, bei denen Weidereste eher als Verlust angesehen werden, erklärten die beiden Landwirte im Rahmen des Veranstaltungsformats Praxisblick auf den DLG-Feldtagen.
Seit 2021 halten die beiden Geschäftsführer aus Steinfurt eine Rinderherde nach diesem Prinzip. Um die Ruhe und Beweidungszeit optimal einhalten zu können, haben die beiden ein Rindermobil der Marke „Eigenbau“ entwickelt, wie sie weiter berichteten. Damit fiel vor drei Jahren die Entscheidung, auf die Mob- Grazing- Methode umzusteigen. Sie sehen dabei den größten Vorteil für Tier und Umwelt. Aus dem Publikum kam daraufhin öfter die Frage, wie genau das Mobil aufgebaut sei, damit man mit der Methode effizient arbeiten könne.
Wasserversorgung zentral
Die Tiere halten sich über den gesamten Zeitraum hinter dem Mobil auf, in einem Auslauf mit Gitterkombination. Rainer Westers erläuterte, dass es zudem ein Sonnensegel gebe, damit die Tiere sich schützen können. Außerdem seien am hinteren Teil der Konstruktion Tränken aufgebaut, sodass die Tiere kontinuierlich mit Wasser versorgt werden. Die ausreichende Wasserversorgung muss bei der Methode auf jeden Fall bedacht werden, so Westers und Waterkamp. Die beiden Landwirte erklärten, dass der Tank bei starker Hitze nach ca. 1 bis 2 Tagen leer sei.
Die Wuchshöhe der Fläche, auf der das Mobil stehen soll, sei nicht entscheidend. Auf den DLG-Feldtagen erläuterten die beiden Steinfurter Landwirte, dass das Gras teilweise Hüfthoch sei. Es könne aber auch schon mal bis zu 2 Meter wachsen, so Waterkamp. Durch die Gitter des Auslaufes werde ein Teil der Gräser schon im Vorfeld heruntergedrückt und die Tiere hätten folglich keine Probleme, dort zu grasen.
Publikumsmagnet Rindermobil
Was aber ist der Vorteil des Mob Grazing? Die Landwirte erzählten den Zuhörern, dass sie sichtbar mehr Humusaufbau im Boden hätten und auch ein stabiles Wachstum der Pflanzen zu beobachten sei. Der Boden könne deutlich mehr Wasser speichern und sei gesünder. Zudem sind die Tiere weniger häufig krank oder von Parasiten befallen. Der ständige Standortwechsel ist dafür ausschlaggebend.
Ihr Rindermobil ziehe viele Blicke auf sich , erzählten Wester und Waterkamp zudem. Die beiden Männer aus Steinfurt berichteten, dass häufig Spaziergänger stehen blieben und neugierig nach dem Mobil schauen würden. Durch ihre Direktvermarktung rentiere sich das ganze Modell sehr gut berichteten die Unternehmer.
Text: Lena Reichmeyer, DLG-Fachzentrum Landwirtschaft