Ackerbau plus Energiererzeugung

Agri-PV als klimafreundliches Geschäftsmodell

Acker mit Photovoltaik-Anlage
Ackerbau mit Stromerzeugung kombiniert: Die Photovoltaik-Anlage auf dem Betrieb der Obermayers. Foto: F. Obermayer

Auf der Suche nach weiteren Standbeinen rückt bei landwirtschaftlichen Betrieben zunehmend Agri-Photovoltaik in den Blickpunkt. Der zentrale Vorteil dieses Konzeptes liegt in der Kombination von landwirtschaftlicher Produktion und der Erzeugung von regenerativem Strom auf ein- und derselben Fläche. Auf den DLG-Feldtagen 2024 stellte ein junger Bio-Landwirt das Konzept für Agri-PV auf seinem Betrieb vor. 

Franz Obermayer führt in siebter Generation einen Bio-Betrieb in der Region Chiemgau. Zusammen mit seinem Vater bewirtschaftet er knapp 50 ha. Die Idee, eine Agri-PV-Anlage zu errichten, ist entstanden, als Vater und Sohn über die Notwendigkeit einer Schalldämmung gegen den naheliegenden Bahnverkehr diskutierten. So berichtete Obermayer während der Veranstaltung „Praxisblick“ bei den DLG-Feldtagen 2024 im Juni auf Gut Brockhof bei Erwitte (Kreis Soest, Nordrhein-Westfalen) von seinen Erfahrungen. Aus der Debatte entwickelte sich dann das heutige Konzept der Anlage. 

Agri-Photovoltaik bzw. Agri-PV stellt den Überbegriff für ein Konzept dar, bei dem eine Doppelnutzung von Landwirtschaft und Photovoltaik auf ein und derselben Fläche ermöglicht wird. Im Mai 2023 startete Franz Obermayer mit dem Bau seiner Anlage und damit der ersten in Bayern. Im März 2024 konnte er seine Anlage des Anbieters Next2Sunan das Stromnetz anschließen. 

Gute Anpassung an Betriebskonzept erforderlich 

Franz Obermayer erkannte schnell, dass die kombinierte Nutzung von Flächen zur Pflanzen- und Stromproduktion ein großer Vorteil für seinen Betrieb sein kann. Die Fläche unter der Anlage ist vier Hektar groß und aktuell wird dort Kleegras erzeugt. Ab Herbst wird als Folgekultur Winterweizen angebaut. Die bifacialen Solarmodule, die auf der Vorder- und Rückseite Strom erzeugen können, haben einen Reihenabstand von 10 bis 12 Metern und sind optimal angepasst an die Arbeitsbreiten der Maschinen auf Franz Obermayers Betrieb. Dadurch wird weiterhin eine effektive Bearbeitung der Fläche ermöglicht. Wichtig bei der Planung einer Agri-PV-Anlage auf einem Betrieb sei, dass der Abstand der Modulreihen an das Betriebskonzept und den vorhandenen Maschinenpark angepasst werden, so Obermayer. Im Allgemeinen kann der Reihenabstand einer Agri-PV Anlage zwischen 6 und 20 Metern betragen.
 

Photovoltaik-Anlage im Schnee.
Schnee beeinflusst den Betrieb der Agri-PV-Anlage nach Erfahrung von Landwirt Franz Obermayer nicht negativ. Foto: F. Obermayer

Nahezu alle Flächen geeignet

Für die Nutzung von einer Agri-PV Anlage eignen sich nahezu alle Flächen. Für Weidetiere oder Viehwirtschaft, Grünflächen, aber auch Ackerflächen eignen sich vor allem vertikale Anlagen. Im Gegensatz dazu sind im Bereich des Sonderkulturanbaus hoch geständerte Anlagen von Vorteil, da diese Verschattung und Schutz vor Hagel und Starkregen bieten.

Lebensmittelproduzent und Stromlieferant zugleich

Was als klarer Vorteil von Agri-PV gegenüber Freiflächen-PV gilt: Auf der betreffenden Fläche können sowohl Lebensmittel als auch Strom erzeugt werden. Der Strom kann entweder eingespeist oder direkt verkauft werden. Bei der Stromgewinnung ist die Höhe der angebauten Kulturen zu beachten. Wenn die Module überschattet werden, kann die Anlage nicht mehr in gewohnter Weise Strom produzieren und die Leistung geht zurück. Die Pflanzen sollten daher kein Wachstum über 1,20 Meter aufweisen. 
Die maximale Leistung der -Agri-PV-Anlage auf dem Betrieb der Obermayers liegt bei 736 kWh und einer Gesamtkapazität von 1.288 kWh. Von Vorteil sind dabei die bifacialen Solarmodule:  Auf deren Vorderseite kommt das direkte Sonnenlicht an und die Rückseite erreicht, je nach Neigung der Module, das reflektierte Sonnenlicht. Dadurch erhöht sich der Ertrag um ca. 30 Prozent.

Einen weiteren Vorteil sieht Obermayer in der Förderung der Biodiversität auf seiner Fläche. Direkt unterhalb der Module ist ein ca. ein Meter breiter Pflegestreifen mit einmaliger Mahd angelegt, der auf die ökologischen Erfordernisse angepasst wird nach Aussage des Landwirts zur Biodiversität beiträgt. Diese Dreifachnutzung ist für Franz Obermayer und seinen Vater von großer Bedeutung und ein ausschlaggebender Vorteil für eine Agri-PV-Anlage auf seinem Acker. 
 

Zwei Männer auf Bühne, davor Zuschauer.
Dr. Bruno Görlach (links), Bereichsleiter Pflanzenbau im DLG-Fachzentrum Landwirtschaft, im Gespräch mit Landwirt Franz Obermayer auf der Expert-Stage bei den DLG-Feldtagen 2024. Foto: DLG / L. Reichmeyer

Großes Interesse bei Berufskollegen

Ob Staub oder Schnee den Betrieb der Anlage negativ beeinflussen würden, verneint Obermayer. Er erläuterte, dass durch die Niederschlagsereignisse im Verlauf der Vegetationsperiode, die Anlage gut gereinigt werde und bisher keine negativen Effekte aufgetreten seien. Aufgrund des vertikales Aufbaus bestehe auch keiner Gefahr der Schneebedeckung im Winter.

Nicht nur Spaziergänger und Anwohner nehmen das Konzept positiv wahr, sondern auch seitens der Berufskollegen steigt das Interesse, bilanziert der Landwirt: „Die Leute sehen: Ich kann hier sinnvoll Ackerbau und nachhaltige Stromerzeugung kombinieren.“ Obermayer erzählte, dass zahlreiche Berufskollegen seine PV Anlage besichtigen und sich über das Vorhaben informieren würden. Dabei erhalte er viele positive Rückmeldungen. 

Knackpunkt Zugang zum Stromnetz

Ein großer Standortvorteil ist bei seinem Betrieb der gute Anschluss an das Stromnetz. Obermayer erzählte, dass der Zugang zum Stromnetz oft ein Knackpunkt beim Bau einer Agri-PV Anlage sei. Der teilweise schlechte Anschluss an das regionale Stromnetz könne einem bei der Planung zum Verhängnis werden. Eine stabile Netzanbindung für den Stromtransport ist nämlich Voraussetzung für den Bau einer Anlage. Wichtig für die Wirtschaftlichkeit der Anlage ist auch die Entfernung zum Netzverknüpfungspunkt, an dem der Strom in das öffentliche Netz eingespeist wird. Die Kosten für den Bau einer neuen Leitung, bis hin zu dem Netzwerkverbindungspunkt, muss der Betreiber selber tragen. 

Auch die bürokratischen Anforderungen können nach Angaben von Obermayer zu einer Herausforderung werden. Unter anderem müssen nähere Informationen zum Standort sowie Größe und Leistung der geplanten Anlage übermittelt werden. Die Voraussetzungen zum Bau einer Anlage können in den jeweiligen Bundesländern jedoch abweichen. Trotzdem sieht der junge Landwirt mehr Vorteile als Nachteile in seinem Projekt. 
Zum Schluss seines Beitrages hatte er allen noch etwas mitzugeben und meinte: „Beschäftigt euch mit Agri-PV, es kann ein interessantes Standbein sein.“

Mehr Informationen zu den DLG-Feldtagen 2024 finden Sie hier


Text: Lena Reichmeyer, DLG-Fachzentrum Landwirtschaft 
 

Ähnliche Beiträge

Nachhaltigkeit

Mit Batteriespeichern und Power-to-X auf dem Weg in eine fossilfreie Zukunft

 Treiber der Energiewende
Tierhaltung

Wieviel Hightech Landwirte nutzen.

Fortschritt im Geflügelstall
Pflanzenbau

Bio-Gemengeanbau mit Körnerleguminosen

Gewinnbringende Partnerschaft
Pflanzenbau

Zeitpunkt, Zinkenform und Frequenz: Erfolgsentscheidende Faktoren bei der Hack- und Striegeltechnik.

Mechanische Unkrautregulierung
Messe

Das Konzept zur Weidehaltung aus Nordamerika trägt zur Humusbildung und zum Erosionsschutz bei.

Mob Grazing
Pflanzenbau

Technik im Einsatz auf den DLG-Feldtagen 2024

Besuchermagnet Maschinenvorführungen