Der Gemengeanbau mit Körnerleguminosen trägt zur Ertragsstabilität bei und unterdrückt Unkräuter. Stephan Gehrendes vom Anbauverband Bioland verrät Tipps und Tricks beim Anbau von Gemengen.
Bio-Gemengeanbau in der Praxis
Der Begriff Gemenge bezeichnet in der Landwirtschaft: mehrere auf demselben Acker gleichzeitig angebaute Nutzpflanzen. Ziel des Gemengeanbaus ist es, Unkräuter zu unterdrücken und Ertragsrisiken zu streuen. Potenzial bieten dabei Getreide-Körnerleguminosen-Gemenge. Mögliche Kombinationen von Kulturen sind die Ackerbohne und der Hafer, sowie die Erbse und Gerste. Das erläuterte Stephan Gehrendes, Berater beim Anbauverband Bioland, auf den DLG-Feldtagen 2024 im Juni auf Gut Brockhof bei Erwitte (Kreis Soest, Nordrhein-Westfalen).
Der Getreidepartner sorgt im Gemenge für dichte Bestände, die zu schneller Bodenbedeckung führen und Unkräuter unterdrücken. Darüber hinaus sorgt das Getreide zu höherer Standfestigkeit der Leguminose. Die Leguminosen binden den Luftstickstoff und fungieren als Stickstofflieferant für den Gemengepartner. Es wird deutlich, wie sehr sich die beiden Kulturen unterstützen und voneinander profitieren.
Die Mischungsverhältnisse der Gemengepartner hängen ab von der angestrebten Verwertung der Ernte und den Standortbedingungen. Gehrendes wies darauf hin, dass es sinnvoll sei, den Anbau mit dem örtlichen Anbauberater zu planen, um das Erntegut am Ende vollständig vermarkten zu können.
Kompatibler Erntezeitraum
Die Kombination der Mischpartnerkann jedoch nicht beliebig gewählt werden. Stephan Gehrendes betonte, wie wichtig ein gleicher Abreifezeitraum der Kulturen sei. Wenn eine der beiden Gemengekulturen zu viel Restfeuchte hätte, erschwere dies die Ernte und es könne bei der Lagerung Schimmel auftreten. Deshalb sei ein gleicher Zeitraum für die Ernte von großer Bedeutung.
Sofern das Erntegut nicht selbst, beispielsweise in der Fütterung, verwertet wird, ist es sinnvoll, sich mit dem Abnehmer abzusprechen. Es wird geschaut welche Gemenge am Markt gefragt sind. Bei der Verwertung als Speiseware ist die Trennung der Gemengepartner notwendig. Sofern die erforderlichen Maschinen und Geräte nicht auf dem Hof vorhanden sind, sind entsprechende Dienstleister unverzichtbar. Teils übernehmen aber auch die Handelspartner das Gemenge für die weitere Vermarktung. Auch hier ist ein Vorab-Gespräch mit dem Vermarktungspartner zu empfehlen.
Von Risikoverteilung bis Bodenbedeckung
Ein großer Vorteil bei der Ernte von Gemengen ist die höhere Ertragsstabilität dank der Risikoverteilung auf zwei Kulturen. Ist die eine Kultur von Schädlingen befallen, so kann die andere noch den gewünschten Ertrag bringen und es ist nicht die gesamte Ernte betroffen. Dafür ist der Aufwand beim Säen der verschiedenen Kulturen größer. Entweder ist eine Mischung des Saatgutes erforderlich, oder es wird eine Sämaschine mit mehreren Saatkästen verwendet.
Bemerkenswert bei dem Anbauverfahren mit Gemengen ist auch, dass die Windunterdrückung deutlich besser funktioniere als bei anderen Verfahren, so Gehrendes. Der Wind weht auf Grund der dichten Bodenbedeckung weniger stark durch den Bestand. Folglich werden weniger Schäden an den Kulturen verursacht. Auch die Wasserverdunstung nimmt durch die Bedeckung ab. Die Sonneneinstrahlung ist weniger stark, was ebenfalls zu geringerer Verdunstung führt.
Text: Lena Reichmeyer, Fachzentrum Landwirtschaft