Erfolgreich am Milchmarkt

Im internationalen Wettbewerb bestehen

Milchtropfen auf dunklem Hintergrund.
Die Milch macht's - zumindest global betrachtet wächst die Nachfrage nach Milcherzeugnissen. In Deutschland ist die Herausforderung an Milcherzeuger, Effizienzgewinne zu generieren. Foto: Myriams Fotos auf Pixabay

Weltweit wächst die Nachfrage nach Milchprodukten, wogegen der Markt in Deutschland stagniert. Die Anforderungen für deutsche Milchviehhalter hinsichtlich Tierwohl und Umweltschutz sind enorm. Für Tierhalter, die auf klimafreundlichere und nachhaltigere Produktionsmethoden umstellen, können Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) Wettbewerbsvorteile bieten.

Eine wachsende Weltbevölkerung, steigende Kaufkraft in Schwellenländern und veränderte Essgewohnheiten führen global zu einer steigenden Nachfrage nach Milchprodukten. Laut eines Berichts des US-Landwirtschaftsministeriums vom Juli 2024 wuchs der Verbrauch von Flüssigmilch zwischen 2019 und 2024 um fast 11 Mio. Tonnen sowie von Käse und Butter um jeweils über 1 Mio. Tonnen. Während der Milchmarkt global von einem stetigen Wachstum geprägt ist, kämpft er hierzulande mit wirtschaftlichen Herausforderungen. Entgegen dem weltweiten Trend stagniert das Milchaufkommen in Deutschland auf dem Niveau von 2017. Einen Trend geht Deutschland aber mit: Es gibt immer weniger Milchviehbetriebe, die jedoch immer mehr Kühe halten.

Faktoren, die den Milchmarkt in Deutschland beeinflussen

Die Witterung und damit die Grundfutterversorgung bleibt ein entscheidender Einflussfaktor für die Entwicklung des Milchmarktes. Hier wachsen durch den Klimawandel die Schwankungen und damit die Risiken für Milchviehhalter. Doch auch politische Faktoren spielen wichtige Rollen. Die EU-Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD-Richtlinie) führt dazu, dass nicht nur für Industrie und Handel, sondern auch in der Landwirtschaft immer mehr Nachweise zur Nachhaltigkeit erbracht werden müssen. Das bedeutet neue Berichtskosten, kann aber auch zu neuen Kapitalflüssen führen, wenn Unternehmen zur Erfüllung ihrer EU-Vorgaben zum Beispiel in landwirtschaftliche Projekte zum Artenschutz investieren.

Ähnlich zweischneidige Entwicklungen können durch politische Forderungen nach Schutz bzw. der Wiedervernässung von Mooren entstehen. Einerseits müssen Betriebe in Moorgebieten bestimmte Bewirtschaftungsformen möglicherweise entschädigungslos aufgeben. Andererseits können sich neue Chancen durch Förderung extensiver Weidehaltung ergeben. In die gleiche Richtung geht der Trend zu höheren deutschen Tierwohlstandards. Kosten für Landwirte steigen, zugleich könnten sich Absatzwege mit höherer Wertschöpfung entwickeln. 

Herausforderung Tierwohl: Deutsche Milchviehhalter müssen hohe Auflagen erfüllen. Foto: Petra Bosse / Pixabay

Chancen durch Digitalisierung

Themen wie Tierwohl, Nachhaltigkeit, Klimaschutz und Transparenz bedeuten für Tierhalter in der Regel mehr Aufwand. Betriebsergebnisse werden dauerhaft aber nur durch mehr Effizienz besser. Entscheidend dafür, ob die deutsche Milchviehhaltung von globalen Chancen profitieren kann, ist also, ob es gelingt, zusätzliche Zeitaufwände durch Effizienzsteigerungen zu kompensieren. Hier spielen Digitalisierung, zum Beispiel durch Sensorüberwachung, und Künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle. Sie ermöglichen es, betriebliche Prozesse transparent zu machen, Arbeitskräfteeinsatz zu reduzieren, Tiere besser zu versorgen und Probleme noch frühzeitiger zu erkennen. Verbraucher profitieren von mehr Hightech in den Ställen, da der verbesserte Informationsfluss entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu mehr Transparenz und einer besseren Rückverfolgbarkeit von Produkten führt.

Wie können Betriebe trotz Fachkräftemangel wachsen?

Der Fachkräftemangel stellt eine große Herausforderung für die Betriebsentwicklung in der Milchwirtschaft dar: Qualifiziertes Personal ist für die Erledigung wichtiger Aufgaben wie Tierpflege, Melken und Fütterung unverzichtbar. Zudem sind gute Mitarbeiter in der Einhaltung von Hygiene- und Qualitätsstandards geschult, was sich auf die Qualität der Milchproduktion auswirkt. Technologien wie automatische Melksysteme, Fütterungsroboter und digitale Managementsysteme können helfen, den Arbeitskräftemangel zu kompensieren und die Arbeit mit weniger Personal zu stemmen. Außerdem tragen sie dazu bei, durch Hightech den Beruf für die jüngere Generation wieder interessanter zu machen.

Diese Rolle spielen Experimentierfelder wie CattleHub oder DigiMilch

Um den Einzug digitaler Technik wie der Robotik in die Rinderhaltung zu unterstützen, wurden Experimentierfelder wie CattleHub oder DigiMilch ins Leben gerufen. CattleHub will die Frage „wie geht es der Kuh“ beantworten und durch die Verbindung von Sensoren, Tracking, Funkvernetzung der Datenquellen sowie die Analyse von Daten und Geschäftsprozessen dem Tierhalter konkrete Handlungsvorschläge machen. DigiMilch prüft den Einsatz von arbeitssparenden Technologien wie z.B. Fütterungsrobotern in der Praxis. Professor Wolfgang Büscher von der Uni Bonn und Sprecher von CattleHub erklärt: „Unser Auftrag besteht […] darin, aktiv an die Tierhalter heranzugehen und sie über die Vorteile und möglichen Schwächen dieser Technologien zu informieren, damit sie eine objektive Investitionsentscheidung treffen können.“

Text: Agnes Michel-Berger, freie Autorin 

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