EuroTier 2024: Impulse für innovative Tierhaltung

DLG-Präsident Hubertus Paetow zur Bedeutung der Weltleitmesse EuroTier 2024 

„We innovate animal farming”: Unter diesem Leitthema öffnet die EuroTier 2024 vom 12. November bis 15. November ihre Tore auf dem Messegelände in Hannover. Dieses Motto trifft die Aufgabe, die sich Tierhalterinnen und Tierhaltern weltweit stellt, auf den Punkt. Neben Tierwohl und Nachhaltigkeit finden auch die Themen Ernährungssicherung und Wirtschaftlichkeit wieder Einzug in die politische Agenda zur Tierhaltung in Deutschland und anderen Nationen Westeuropas. Hier deutet sich eine grundsätzliche Neuausrichtung an, und die EuroTier 2024 bietet eine herausragende Gelegenheit, diesen Paradigmenwechsel zu nutzen. Das ist auch deshalb geboten, weil global mit der Weltbevölkerung die Nachfrage nach tierischen Proteinen wächst. Überall auf der Welt sind die Nutztierhalter aber weiterhin gefordert, sich an den Klimawandel anzupassen.  

Mehr als  2.200 Aussteller aus 52 Ländern werden auf der EuroTier Antworten auf diese zentralen Fragen liefern. Das zeigt vor allem eines: Die Aufgaben sind groß, aber mit Offenheit für Fortschritt, wissenschaftliche Erkenntnisse und Innovationen sowie einem unterstützenden politischen Umfeld sind sie zu bewältigen.  

Die Tierhaltung nimmt eine Schlüsselrolle ein, wenn es darum geht, die Agrar- und Ernährungswirtschaft nachhaltig für die Zukunft zu positionieren. Nachhaltig, weil wir die globale Tierhaltung brauchen, um eine wachsende Weltbevölkerung sicher ernähren zu können. Dass Ernährungssicherung ein existenzielles Thema ist, haben uns die vielfältigen globalen Krisen der letzten Jahre eindrücklich vor Augen geführt. Hinzu kommt, dass erst die Tierhaltung eine echte Kreislaufwirtschaft in der Landwirtschaft ermöglicht. Nur mit der Tierhaltung entsteht Wirtschaftsdünger, der synthetischen Dünger zumindest in Teilen substituieren kann und der für die Ernährung der Nahrungsmittelpflanzen benötigt wird. Nachhaltig außerdem, weil  Reststoffe aus der Tierhaltung beispielsweise in Biogasanlagen zu regenerativer Energie umgewandelt werden: Hier schließt die EuroTier thematisch den Bogen zu der parallel stattfindenden Messe EnergyDecentral für Entscheider aus dem Erneuerbare-Energien-Sektor. Und nachhaltig nicht zuletzt, weil Tierhaltungsprofis unermüdlich daran arbeiten, das Tierwohl weiter zu verbessern. 

Smarte Technologien lösen mehrere Aufgaben auf einmal

Die EuroTier greift den zukunftsgerichteten und fortschrittsorientierten Spirit der internationalen Tierhaltungsprofis auf den Betrieben sowie im Agribusiness auf: Wegweisende Innovationen aus dem Bereich des digitalen, KI-gestützten Herdenmanagement etwa beantworten gleich mehrere Fragen auf einmal: Sie helfen dabei, die Betriebe in Zeiten des Fachkräftemangels effizient zu organisieren. Sie verbessern Tierwohl, Tiergesundheit und Biosicherheit, indem sie auf Einzeltierbasis Auffälligkeiten im Verhalten von Rindern, Schweinen oder Geflügel 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche feststellen. Mit diesen Informationen können Betriebsleiter als hochqualifizierte Profis Entscheidungen treffen und weitere Schritte einleiten – egal, ob sie sich gerade im Büro, im Stall, auf dem Hof oder unterwegs befinden. Tierwohl und Tiergesundheit profitieren dabei von einer frühzeitigeren Erkennung von Krankheiten oder Unwohlbefinden, als sie die allein menschliche Kontrolle gewährleisten könnte. 

Ein weiteres drängendes Thema für die Tierhalter auf der ganzen Welt ist die Anpassung an Temperaturveränderungen im Zuge des Klimawandels. Das hat die jüngste Befragung DLG-Agrifuture Insights unter mehr als 3.000 internationalen Tierhaltern gezeigt. Passend dazu wird die EuroTier neue Systeme zur Temperaturregulierung im Stall und am Tier präsentieren, die beispielsweise Hitzestress bei Milchkühen effektiv entgegenwirken. Das Tierwohl spielt zudem eine herausragende Rolle bei innovativen Stallsystemen mit besonderem Fokus auf die Tiergerechtheit. 

Vielschichtiger Know-how-Transfer 

Das Fachprogramm zur EuroTier mit seinen mehr als 400 Veranstaltungen in vielfältigen Formaten schafft unterdessen eine weitere und ganz entscheidende Voraussetzung dafür, die Tierhaltung neu zu denken, in Teilen neu zu erfinden und auf diese Weise zukunftsfest aufzustellen: den Wissenstransfer. Ob Spitzengenetik in der Zucht, den Perspektiven von KI, Robotik, Digitalisierung und Automatisierung im Geflügel-, Rinder- oder Schweinebetrieb, oder auch innovative Ansätze in der Vermarktung, es werden alle wesentlichen Zukunftsfelder aufgegriffen, diskutiert und aufbereitet für den weiteren Dialog. 

Dass Tierhalterinnen und Tierhalter, Wissenschaft und Wirtschaft offen sind für Neues und nach vorne denken, zeigt das neue Format „Inhouse Farming Feed & Food Show“. Ob alternative Proteine aus Insekten, Aquakultur oder technologische Innovationen rund um die Controlled Environment Agriculture, also die Landwirtschaft unter kontrollierten Bedingungen: All diese Konzepte gehören bei der Etablierung eines zukunftsfesten Agrar- und Ernährungssystems im Rahmen der planetaren Grenzen dazu. Darüber hinaus können sich im vielfältigen Universum des Inhouse Farming für Landwirtinnen und Landwirte neue Geschäftsfelder auftun.

Zukunftsgerichtete Impulse an die Politik

Die EuroTier und mit ihr die Tierhaltungsprofis weltweit sind Vorreiter für ein zukunftsfähiges, fortschrittliches Agrar- und Ernährungssystem. Kommende Woche in Hannover werden sie den Beweis erbringen, wie viel Innovationskraft in der Tierhaltung steckt. Damit diese leistungsstarke und vielfältige Branche ihr Erfolgspotenzial voll entfalten kann, braucht sie ein unterstützendes politisches Umfeld mit praxistauglicher Regulatorik und Offenheit für Innovationen. Ich hoffe sehr, dass die politischen Entscheidungsträger die zukunftsgerichteten Impulse, die von der EuroTier ausgehen, entsprechend aufgreifen werden. 

Ich freue mich auf den Austausch mit Ausstellern, Fachbesucherinnen und Fachbesuchern nächste Woche in Hannover!

Ihr DLG-Präsident Hubertus Paetow 

DLG-Präsident Hubertus Paetow. Foto: DLG

Das Fachprogramm zur EuroTier schafft eine  Voraussetzung dafür, die Tierhaltung neu zu denken, in Teilen neu zu erfinden und auf diese Weise zukunftsfest aufzustellen: den Wissenstransfer."

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