Darum ist mobile Schlachtung die ideale Ergänzung 

Stärkung der regionalen Vermarktung und des Tierwohls 

Mann vor Anhänger bzw. Schlachtmobil.
Der bayerische Metzgermeister Alexander Hezner hält die teilmobile Schlachtung für die regionale Direktvermarktung aus der Landwirtschaft und füre eine moderne Weiterentwicklung des Metzgerhandwerks für wegweisend. Foto: A. Hezner

Viele Verbraucher empfinden eine Schlachtung direkt auf dem Betrieb als tierschutzgerechter. Dennoch taten sich bislang viele Landwirte mit mobiler Schlachtung eher schwer, unter anderem wegen den rechtlichen Rahmenbedingungen. Doch in der jüngsten Vergangenheit hat sich hier einiges zum Positiven verändert. Eine Auswertung der DLG-Fachzentrums Landwirtschaft zeigt, wo Chancen für die Landwirtschaft liegen, und nennt Beispiele, wie diese genutzt werden. Zudem bilden Direktvermarktung und Hofschlachtung einen Themenschwerpunkt auf der DLG-Leitmesse für Tierhalter weltweit EuroTier 2024, die vom 12. bis 15. November in Hannover stattfindet. 

Pro und Contra mobile Schlachtung

Obwohl die rechtlichen und behördlichen Anforderungen hoch sind, praktizieren in Deutschland bereits mehr als 120 Geflügel- und Rinderbetriebe die mobile Schlachtung. Auch ein sehr geringer Anteil Schweine wird so geschlachtet. Gerade für die Direktvermarktung kann mobile Schlachtung interessant sein: Aufwand und Kosten sind zwar hoch, doch es entstehen erhebliche Vorteile in der Vermarktung. Die Verkaufspreise mobil geschlachteten bei Suppenhühnern liegen etwa bei 12€ bis 16€ je Tier, bei Masthühnern und Puten werden häufig 27€ bis 60€. Allerdings sind die Schlachtgewichte mit 5-7 kg je Hähnchen deutlich höher.

Rechtliche Voraussetzungen für mobile Schlachtung

Damit die Veterinärbehörde einer mobilen Schlachtung zustimmt, braucht es unter anderem eine genehmigte Schlachteinheit sowie für Betäubung und Tötung qualifiziertes Personal. Bei der Variante teilmobile Schlachtung, muss der Schlachtkörper innerhalb kurzer Fristen zum Schlachthof gebracht werden. Jede Erlaubnis bleibt dennoch eine Einzelfallentscheidung. Blieb die Zahl der Anträge und Genehmigungen in der Vergangenheit niedrig, so hat sie durch eine neue Förderung des Bundeslandwirtschaftsministeriums seit 2023 deutlich zugenommen.
 

Mann mit Huhn auf dem Arm.
Alexander Kern aus Hessen hat 2022 das erste EU-zugelassene Geflügelschlachtmobil Deutschlands erworben. Foto: A. Kern

Immer mehr Direktvermarkter setzen bei Geflügel auf mobile Schlachtung

Im Geflügelbereich gibt es vollmobile Anhänger, in denen die Tiere geschlachtet, zerlegt und weiterverarbeitet werden. Ein externer Kühlanhänger ermöglicht das Herunterkühlen des Schlachtkörpers auf 4 °C nach den Vorgaben der Fleischhygieneverordnung. Werden weniger als 10.000 Tiere im Jahr geschlachtet und handelt es sich beim Verkauf um Direktvermarktung, brauchen die Geflügelschlachtmobile keine EU-Zulassung und sind auch von der Fleischbeschau ausgenommen (letzteres gilt nur im Geflügelbereich, nicht bei Schweinen oder Rindern). Das spart erheblich Kosten. Direktvermarkter, die das Fleisch zum Beispiel zu Wurst weiterverarbeiten oder an Betriebe der Lebensmittelerzeugung weitergeben wollen, kommen ohne die EU-Zulassung nicht aus.

Mobile Schlachtung interessant bei Schlachthofschließungen

Ein Experte für die mobile Schlachtung von Geflügel ist Landwirt Alexander Kern aus Hessen, der 2022 das erste EU-zugelassene Geflügelschlachtmobil Deutschlands erwarb. Grund dafür war eigentlich eine Notlage: Der letzte Geflügelschlachthof seiner Region schloss damals und er wollte den Tieren lange Transportzeiten ersparen. Kern schlachtet nicht nur eigene Tiere, sondern rund zur Hälfte seiner Auslastung auch Geflügel anderer Landwirte und Hobbyhaltern. Für einen Einsatz auf dem Betrieb braucht es mindestens 180 bis 200 Tiere, denn es dauert lange, bis das Schlachtmobil aufgebaut, extra gereinigt und wieder abgebaut ist. Laut Kern fragen immer mehr Direktvermarkter die mobile handwerkliche Schlachtung nach, weil diese als äußerst humane Schlachtmethode gilt. 
 

Teilmobile Schlachtung bei Rindern

Eine ähnliche Erfahrung machte der bayerische Metzger Alexander Hezner. Er bietet teilmobile Schlachtung bei Rindern an. Für ihn ist diese eine zukunftsweisende und ethisch verantwortungsvolle Schlachtmethode. Die Tiere könnten dabei in ihrer gewohnten Umgebung bleiben, was Stress und Leiden minimiere, so der Metzgermeister. Seiner Ansicht nach ermöglicht es die teilmobile Schlachtung, den gesamten Prozess transparenter zu gestalten. Außerdem könnte durch eine engere Zusammenarbeit mit dem Landwirt die regionale Wertschöpfung gesteigert und die lokale Landwirtschaft gestärkt werden. „Ich bin überzeugt, dass wir durch innovative Ansätze wie die teilmobile Rinderschlachtung nicht nur den Anforderungen der Verbraucher nach mehr Nachhaltigkeit und Tierwohl gerecht werden, sondern auch die Tradition des Metzgerhandwerks in eine moderne, verantwortungsvolle Richtung lenken können“, sagt Hezner. Um dabei allerdings die Arbeitsprozesse für alle Beteiligten zu vereinfachen, bräuchte es eine bundeseinheitliche Regelung.

Weitere erfolgreiche Beispiele zur mobilen Schlachtung

  • Hofgut Temme/ Gut Kerkow (Brandenburg): Mobile Schlachtung in Kooperation mit Gut Kerkow als Direktvermarkter für bis zu 4 Tiere in der Woche. 
  • Gerd Kämmer, Rinderbetrieb Bunde Wischen (Schleswig-Holstein): Ausschließlich mobile Rinderschlachtung, Direktvermarktung mit Hofladen

Förderprojekt zur mobilen Schweineschlachtung

Seit der jüngsten europaweiten Neuregelung der Hygieneverordnung dürfen bis zu sechs Schweine pro Schlachtvorgang mobil geschlachtet werden. Allerdings profitieren aktuell nur Hobbyhalter von dieser Lösung, denn selbst für kleine Schweinemastbetriebe sind sechs Schlachtungen pro Tag viel zu wenig. Die DLG hat im Frühjahr 2024 zusammen mit der Fördergemeinschaft Ökologischer Landbau Berlin Brandenburg der Universität Gießen und dem Haltungsverbund Berlin- Brandenburg ein Förderprojekt zur vollmobilen Schweineschlachtung eingereicht. Bei diesem Konzept können täglich 60 bis 100 Schweine geschlachtet werden, wodurch die mobile Schlachtung auch für Schweinehalter interessanter würde.  
 

Text: Agnes Michel-Berger, freie Autorin 

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