Vier Tage - vier Länder - acht Betriebe und 2.000 km
Junge DLG auf Exkursion in Zentraleuropa
Vom 19. bis 22. Juni 2025 waren wir als Junge DLG – Team Triesdorf in Zentraleuropa auf Exkursion. Mit insgesamt 48 Studenten aus den Bereichen Landwirtschaft, Agrartechnik und Ernährung sind wir Richtung Österreich gestartet.
Vom 1. bis zum 5. Juni 2025 unternahm der Arbeitskreis der Jungen DLG eine spannende und lehrreiche Exkursion nach Ungarn. Die Reise bot nicht nur tiefe Einblicke in die ungarische Landwirtschaft, sondern auch in Geschichte, Kultur und persönliche Lebenswege von Auswanderern, die vor Ort erfolgreiche Betriebe aufgebaut haben. Im Zentrum der Reise standen der fachliche Austausch, innovative Betriebsstrukturen und eindrucksvolle Beispiele moderner Landwirtschaft.
Tag 1: "Lomo Alto” und Biohof Anzböck
Der erste Programmpunkt „Lomo Alto“, ein biologisch wirtschaftender Milchviehbetrieb im österreichischen Mühlviertel, hat sich auf die Mast, Schlachtung und Vermarktung von Altkühen spezialisiert. Der Fokus liegt auf der Produktion von Premiumfleisch mit intensiver Marmorierung und langen Reifezeiten. Im direkten Speckgürtel rund um Linz vermarktet das Ehepaar Steak- und Grillprodukte sowie eigene Salami und eingekochte Fleischerzeugnisse in einem eigenen Verkaufswagen. Ein weiteres Standbein des Betriebes ist mit dem „KUHlinarium“ ein spezielles gastronomisches Angebot für Besuchergruppen. In Kombination mit Betriebsführungen werden dort Verkostungen von Salami, Wurst und Schinken sowie „Tapas von der alten Kuh“ und Kochabende an einem offenen Holzkohlegrill angeboten.
Gespräch zur Führung von Mitarbeitern
Nach dem Mittagessen bei „Lomo Alto“ haben wir den Gemüsebaubetrieb „Biohof Anzböck“ in der Nähe von Wien besichtigt. Aus einem Ein-Mann-Betrieb ist in den letzten 20 Jahren ein breit aufgestellter Landwirtschaftsbetrieb gewachsen. Auf 450 ha werden Zwiebeln, Kartoffeln, Süßkartoffeln und Rote Rüben angebaut. Der Bio-Betrieb arbeitet mit Zwischenfrüchten, um die Gemüse-Getreide-Fruchtfolge aufzulockern, und hat eine eigene Kompostierungsanlage zur Rückgewinnung von Nährstoffen. Das Gemüse wird auf dem Hof gelagert und für „Spar“ abgepackt. Weiterhin wurde vor einigen Jahren eine Kartoffel-Schälerei gebaut. Im Gespräch haben die Betriebsleiter über zukünftige und aktuelle Herausforderungen in der Mitarbeiterführung gesprochen. Ein sehr interessanter Einblick.
Den ersten Tag haben wir bei bestem Wetter in Wien am Donauufer und im Prater ausklingen lassen.
Tag 2: „BOA Farm“ und moderne Landwirtschaft in der Slowakei
Am Freitag startete der Tag mit einer Betriebsbesichtigung bei „BOA Farm“. In einer extremen Trockenregion in Niederösterreich hält die Betriebsleiterin 200 Angus-Mutterkühe auf 300 ha arrondierten Wiesen. Das Betriebskonzept ist stark von Kanada geprägt, und neben der Fleischvermarktung liegt der Fokus des Betriebs auf der Rinderzucht mit kanadischer Genetik. Die Schlachttiere werden auf der Weide geschossen, im hofeigenen Schlachthof zerlegt und über verschiedene Standbeine vermarktet.
Nach einem Mittagessen mit Rindergulasch und Bier haben wir Österreich verlassen und uns einen modernen Ackerbaubetrieb in der Slowakei angeschaut. Der Betrieb setzt neben einer vielfältig aufgestellten Fruchtfolge mit Nischenkulturen wie Sorghum, Buchweizen und Lein auch auf die Arbeit mit Drohnen und Applikationskarten. Der Betriebsleiter berichtete, wie man auch mit teils älteren Maschinen zum Kalkstreuen teilflächenspezifische Konzepte umsetzen kann. Da der Standort mit stark schwankenden Niederschlagsmengen zu kämpfen hat, werden teilweise Sommergetreidesorten bereits im Herbst ausgesät, und es werden Versuche mit Direktsaat unternommen.
Als weiteres Standbein hat sich der Betrieb eine Ölpresse angeschafft. Aus den eigenen 30 ha Lein wird Leinöl gepresst, und Leinsamen sowie Leinsamenmehl werden abgepackt.
Den zweiten Abend haben wir in der slowakischen Hauptstadt Bratislava verbracht.
Tag 3: Stekovics und „Magyar Dagra KM.“
Der Samstagmorgen startete bei Erich Stekovics – eine Ikone im österreichischen Gemüsebau. In direkter Umgebung von Wien und dem Neusiedler See baut er auf 65 ha Bio-Knoblauch an. Während unseres Besuchs war die Knoblauchernte in vollem Gange, und wir konnten die Erntetechnik im Einsatz erleben. Weitere Standbeine des Betriebs sind die eigene Saatgutvermehrung, 2 ha Erdbeeren der alten Sorte „Mieze Schindler“ sowie der Anbau von Tomaten. Über 1000 verschiedene Sorten wachsen ohne Beregnung in seinem Schaugarten und werden über den Sommer im Rahmen vierstündiger Führungen verkostet. Seine Begeisterung für die Pflanzen war dabei eine echte Inspiration für uns.
Während unserer Gespräche wurde das Kaufverhalten in Bezug auf landwirtschaftliche Produkte in unserer Gesellschaft thematisiert, und wir haben viel über die Zukunft der Landwirtschaft gesprochen. Nach einem kurzen Einkauf in dem Hofladen, in dem viele verarbeitete Tomaten- und Erdbeerprodukte verkauft werden, sind wir zu einem Mittagsimbiss am Neusiedler See aufgebrochen.
Am Nachmittag sind wir über die Grenze nach Ungarn gefahren und haben „Magyar Dagra KM.“ besucht. Der Betrieb gehört einem niederländischen Ehepaar, das Ende der 90iger-Jahre den Schritt gewagt hat, nach Ungarn auszuwandern.
Mittlerweile bewirtschaften sie einen modernen Ackerbaubetrieb mit 1.200 ha.
Neben einem Vortrag über Auswandern und Existenzaufbau haben wir den Hof mit eigener Getreidelagerung und -aufbereitung besichtigt und im Anschluss sind wir zum Sojabohnenfeld mit Kreisberegnung gegangen. Arina und Wil haben viele persönliche Einblicke gegeben und Mut gemacht für Erfahrungen im Ausland.
Tag 4: Viehweidhof und Biohof Reiner
Nachdem wir am Samstagabend von Ungarn aus bis in die österreichischen Alpen gefahren sind, haben wir Sonntag früh morgens ein letztes Mal die Koffer in den Bus geladen und sind ins Allgäu auf den Viehweidhof gefahren. Der Betrieb in Salgen ist ein konventionell geführter Milchviehbetrieb mit rund 1000 Holstein-Kühen, der familiär geführt wird. Bei unserer Ankunft bekamen wir einen direkten Einblick in den Arbeitsalltag: Gemolken wird dreimal täglich im 60er-Melkkarussell, gefüttert wird vorrangig mit betriebseigenen Futtermischungen. Zur Zeit unseres Besuchs wurde gerade GPS gehäckselt und einsiliert.
Die Tiere sind auf mehrere große Laufställe aufgeteilt, normalerweise getrennt nach Alter und Leistung. Im Moment wird jedoch die Herde aufgrund verstärkten Auftretens von Staphylococcus aureus „saniert“. Besonders auffällig war die klare Arbeitsorganisation – jede Aufgabe, von Fütterung bis Tierkontrolle, ist genau strukturiert und unterschiedlichen Personen zugeteilt. Der Hof zeigt, wie ein Familienbetrieb durch Spezialisierung und effiziente Abläufe erfolgreich wachsen kann. Zusätzlich zur Milchviehhaltung wird eine Biogasanlage mit Methaneinspeisung betrieben, die große Teile der tierischen Ausscheidungen energetisch nutzt.
Letzter Tag – Bio-Gemüsebaubetrieb und Abschlussabend
Auf dem Weg zu unserer letzten Betriebsbesichtigung haben wir in einem Biergarten ein Mittagessen bekommen und anschließend unseren Kommilitonen Korbinian zu Hause auf dem Bio-Gemüsebaubetrieb seiner Familie besucht. Auf stark variierenden Böden baut die Familie Kartoffeln, Zwiebeln, Gemüse, Getreide sowie Zwischenfrüchte an. Im Kartoffelanbau setzen sie auf festkochende Sorten und bauen einen Teil als vorgekeimte Frühkartoffeln unter Vlies an.
Für den Zwiebelanbau nutzt der Betrieb einen FarmDroid – einen Feldroboter, der sowohl die Aussaat als auch Pflegemaßnahmen während der gesamten Vegetationszeit übernimmt. Als viehloser Biobetrieb setzt die Familie neben Gärresten aus einer Biogasanlage und Pferdemist aus der Umgebung auf eine breit aufgestellte Fruchtfolge mit starken Zwischenfrüchten, um die Nährstoffversorgung der Böden zu sichern.
Vor einigen Jahren hat der Betrieb in eine Getreidelageranlage investiert und kann dort für den Verband insgesamt 2000 t Getreide in 18 unterschiedlichen Silos lagern. Ein wichtiges Standbein ist die Direktvermarktung von eigenem Bio-Gemüse sowie zugekauftem Gemüse auf insgesamt acht Wochenmärkten.
Zum krönenden Abschluss der Exkursion wurde uns ein Fass Bier spendiert, und wir haben den letzten Abend bei guten Gesprächen ausklingen lassen. Unsere bunt zusammengewürfelte Gruppe aus Bachelor- und Masterstudierenden aller Jahrgänge hat viel Freude gemacht. Im Bus wurden Freundschaften geknüpft, Musik gehört, Bier getrunken und getanzt. Ein Highlight waren die Bayern-1-Sendungen der „Junge-DLG-Edition wie Blaue Couch und das Musik-Quiz.
Als Dankeschön für die spannenden Einblicke erhielt jeder Betrieb einen Geschenkkorb mit Triesdorfer Produkten wie Schnaps, Rapsöl und Apfelchips. Außerdem überreichten wir einen Weißwein aus Mittelfranken und fränkische Kartoffelchips von „Grischberli“.