DLG-Geflügeltagung 2025: Tierwohl und Gesundheit im Fokus
Motto: Gesunde Herde, erfolgreiche Haltung
Am 2. Dezember 2025 fand in Celle die DLG-Geflügeltagung unter dem Motto „Gesunde Herde, erfolgreiche Haltung“ statt.
Rund 120 Fachleute aus Wissenschaft, Praxis, Unternehmen der Geflügelwirtschaft, Beratung und Tierärzteschaft diskutierten aktuelle Herausforderungen und Innovationen für eine zukunftsfähige Geflügelhaltung.
Die Vorträge deckten ein breites Spektrum ab – von Tierwohl und Fütterung über Fleischqualität bis hin zu Seuchenprävention und Zuchtstrategien.
Strukturierung und Verhalten in der Mastgeflügelhaltung
Dr. Julia Malchow (FLI) präsentierte Ergebnisse eines Wahlversuchs zur Gestaltung erhöhter Ebenen für Masthühner. Mehr als 70 % der Tiere nutzten Plattformen täglich, besonders nachts ab der dritten Lebenswoche. Erhöhte Ebenen fördern Ruheverhalten und Thermoregulation. Für die Praxis empfiehlt Malchow perforierte Kunststoffgitter mit Rampen mit einer Neigung von max. 30 Grad und mindestens 10 % Stallfläche als erhöhte Ebenen.
Fleischqualität im Fokus
Dr. Dagmar Brüggemann (MRI) zeigte auf, dass Brustmuskelmyopathien wie White Striping und Wooden Breast einen Großteil der Masthühner betreffen, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß. Auffällige Fleischproben zeigten höhere Fett- und Wassergehalte sowie geringere Proteingehalte, was Auswirkungen auf die Vermarktung haben kann. Ursachenforschung und präventive Ansätze in Fütterung und Management sind dringend erforderlich.
Nachhaltige Proteinversorgung
Prof. Dr. Julia Hankel (TiHo) stellte Insektenmehle als Eiweißquelle für Geflügel vor. Sie bieten eine nachhaltige Alternative zu konventionellen Eiweißträgern und können die Kreislaufwirtschaft stärken. Im Projekt „sLowFeedChickIns“ bevorzugten Hühner Insekten gegenüber Algen. Herausforderungen bleiben aber Skalierbarkeit und Wirtschaftlichkeit.
Dr. Philipp Hofmann (LfL) präsentierte seinerseits Ergebnisse von Fütterungsstudien mit Luzernespitzen in der ökologischen Jung- und Legehennenfütterung. Rationen mit Luzernespitzen – mit im Vergleich zur Ganzpflanze verminderten harten Stängelanteilen – werden gerne gefressen und könnten somit als heimische Eiweißquelle in ökologischen Rationen eingesetzt werden. Die Gewinnung der Luzernespitzen ist allerdings technisch aufwändig, sodass hierfür geeignete Lösungen entwickelt werden müssen.
Vogelgrippe: Risiken und Strategien
Dr. Christian Grund (FLI) skizzierte die aktuelle Vogelgrippe-Situation: Seit Oktober 2025 wurden bisher 150 Ausbrüche in Geflügelhaltungen und über 1.700 infizierte Wildvögel gemeldet. Impfungen könnten künftig neben Biosicherheit vor allem für langlebiges Geflügel eine zusätzliche Säule der Prävention bilden, erfordern aber rechtliche Anpassungen. Erste Studien zeigen klinischen Schutz, jedoch nicht immer eine vollständige Unterbrechung der Übertragungskette.
Tierwohl bei Puten und Legehennen
Dr. Birgit Spindler (TiHo) präsentierte Erfahrungen zur Haltung von Puten mit intakten Schnäbeln. Beschäftigungsmaterialien und Strukturierungselemente verbessern das Tierwohl, verhindern aber Verletzungen nicht vollständig. Insbesondere in kritischen Phasen sind ein hoher Betreuungsaufwand und schnelle Intervention erforderlich. Digitale Frühwarnsysteme wie „RedAlert“ können unterstützen, befinden sich aber noch in der Erprobung.
Dr. Lisa Jung (WING) machte auf die hohe Prävalenz von Brustbeinschäden aufmerksam – ein systemisches Problem, das durch optimierte Mineralstoffversorgung, Zucht und Haltung gelöst werden muss. Als „auf dem richtigen Weg“ werden die Legehennenbestände beschrieben, in denen der Anteil der Brustbeinschäden unter 20 % liegt.
Zuchttrends für die Zukunft
Björn Andersson (Lohmann Breeders) zeigte auf, dass die Legehennenzucht aktuell auf Robustheit, längere Nutzungsdauer – bis über 100 Wochen bei Weißlegern – und Anpassungsfähigkeit in Alternativhaltungen setzt. Neben Eiqualität und Persistenz gewinnen Merkmale wie Nestgängigkeit, Befiederung und Mobilität weiter an Bedeutung. Technologische Innovationen wie Transponder-Nester und Verhaltensanalysen unterstützen die Selektion.
Fazit: Tierwohl, Tiergesundheit und Nachhaltigkeit bleiben zentrale Themen
Die Beiträge machten deutlich: Tierwohl, Gesundheit und Nachhaltigkeit bleiben zentrale Themen der Geflügelhaltung. Forschung und Praxis müssen gemeinsam Lösungen entwickeln – von strukturierten, tiergerechten Ställen über alternative Fütterungskonzepte, robuste Zuchtlinien und digitale Frühwarnsysteme bis hin zum Seuchenschutz.
Die DLG-Geflügeltagung bot erneut eine wichtige Plattform für den Austausch zwischen allen Akteuren der Geflügelwirtschaft.