Landwirt Wil Derks:

„Wir wollen den Boden langfristig produktiv erhalten“

Arina van Schaik und Wil Derks bewirtschaften einen Betrieb in Ungarn. Fotos: privat

Landwirt Wil Derks bewirtschaftet in Ungarn 1.200 ha. Der gebürtige Niederländer setzt auf eine teilflächenspezifische Düngung. Dazu greift er auf jahrelange Messdaten zurück. Schwache und bessere Standorte werden individuell mit Nährstoffen versorgt. Derks investiert in Grunddüngung und Tiefenlockerung, um das Ertragspotenzial zu verbessern und längere Trockenperioden zu überstehen. Die Familie engagiert sich im sozialen Dorfleben und hat ein vertrauensvolles Verhältnis zu seinen zehn Mitarbeitern. Im DLG-Interview spricht er über seine Maßnahmen zur langfristigen Erhaltung der Ressource Boden. 

Zur Person

Landwirt Wil Derks ist seit 20 Jahren DLG-Mitglied. Der gebürtige Niederländer bewirtschaftet seit 1998 zusammen mit seiner Ehefrau Arina van Schaik einen Betrieb im ungarischen Egyházasrádóc in Ungarn. Der 1.200 Hektar-Betrieb liegt in der Nähe der österreichischen Grenze. Zu den wichtigsten Anbauprodukten zählen Weizen, Raps, Gerste, Mais, Soja und Kürbisse. Derks investiert ständig in Bodenbearbeitung und in die Grunddüngung mit Kalk. Moderne Technologien wie Erntemengenkartierung, Satellitenbilder, N-Sensor sowie ein langjähriges kompetentes Beraterteam ergänzen seine langjährige landwirtschaftliche Erfahrung.

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Der Betrieb Derks liegt in Ungarn nahe der Grenze zu Österreich.

DLG: Herr Derks, wie kombinieren Sie die Erkenntnisse der Messdaten mit Ihrer langjährigen Erfahrung und den Ratschlägen kompetenter Berater? 

Wil Derks: Die Felder, die wir in unserem Betrieb bewirtschaften, wurden jahrelang vernachlässigt, und die ersten größeren Verbesserungsmaßnahmen wie Egalisierung und Unkrautbekämpfung erforderten keine ausgefeilte Messtechnik. Seit mehr als zehn Jahren setzen wir jedoch neu verfügbare Techniken ein, um Produktionsvariationen innerhalb der oft großen Parzellen zu dokumentieren und deren Ursachen zu untersuchen. Wir wollen gerne so bestmöglich arbeiten. Auf 1.200 Hektar ist die Technologie eine nützliche Ergänzung zu den Beobachtungen der Mitarbeiter auf dem Traktor und von mir selbst.

Wir arbeiten nur mit bekannten, zuverlässigen Landwirten in der Region zusammen. 

Wie haben moderne Messtechniken wie die Erntemengenkartierung Ihre landwirtschaftlichen Praktiken verändert? 

Wir haben unsere Bodenuntersuchungen sowohl im Ober- als auch im Unterboden auf die Ertragskartierung übertragen. Mein Ziel ist es, die schwachen Stellen auf dem Feld zu verbessern und gleichmäßigere Parzellen zu schaffen. Die Untersuchungen in unserem Betrieb haben gezeigt, dass manche schlechteren Stellen nicht verbessert werden können, aber die besseren Standorte lassen sich schon noch optimieren. Die Ursache liegt in den Variationen im Unterboden. Das heißt, wir setzen auf der einen Seite Maßnahmen wie eine zusätzliche Düngung sowie eine Tiefenlockerung des Bodens ein, um das durchschnittliche Ertragspotenzial zu verbessern. Auf der anderen Seite reduzieren wir den Einsatz von Betriebsmitteln und Überfahrten an den hoffnungslosen Stellen.

Der N-Sensor hilft bei der besseren Verteilung von Düngern. Dadurch haben wir eine gleichmäßigere Qualität beim Weizen, unserer wichtigsten Frucht. Satelliten-Bilder helfen, bessere und schlechtere Stellen zu lokalisieren. Auf der Basis von persönlichen Wahrnehmungen können wir dann die besten Entscheidungen treffen. Daraus leiten wir den optimalen Zeitpunkt zur Düngung sowie zur Ernte ab.

Zum Schluss sind kompetente Berater sehr wichtig. Sie halten uns mit ihrem Expertenblick auf dem Laufenden. Sobald man nichts mehr zu verbessern weiß, ist man nicht mehr gut unterwegs als Unternehmer. Wir haben sowohl von Hanse Agro als auch von NU Agrar sehr gute kenntnisreiche Berater aus Ungarn gestellt bekommen. Diese Zusammenarbeit hat uns viel gebracht.

Wie wichtig ist die Zusammenarbeit mit lokalen Bauern, von denen Sie Getreide und Ölsaaten kaufen? 

Unser Motto ist eine langfristige und angenehme Zusammenarbeit mit allen unseren Partnern. Also mit unseren Mitarbeitern, Lieferanten und Abnehmern. Bei uns steht die eigene Produktion im Vordergrund, aber durch den Zukauf von Produkten nutzen wir unsere Infrastruktur besser aus und sind ein größerer und damit interessanter Partner im Vertrieb.

Ich habe schon immer gerne gehandelt, das ist mit ein Grund für den Zukauf. Wir arbeiten nur mit bekannten, zuverlässigen Landwirten in der Region zusammen, mit denen wir über Sortenauswahl oder auch Düngung während der Saison in Kontakt stehen. Alle Produkte, die bei uns auf dem Hof ankommen, werden gewogen und auf ihre Qualität geprüft. 

Wie integrieren Sie die Arbeit mit Studenten in der täglichen Praxis? Was sind die Hauptziele Ihres Praktikumsprogramms?

Im Laufe der Zeit haben wir mehr als 25 Auszubildende aus den Niederlanden, Ungarn und Österreich eingestellt. Von der Berufsschule bis zur Universität. Unser Betrieb braucht nicht wirklich zusätzliche Arbeitskräfte, wir haben festes Personal und hätten auch Aushilfen, um Spitzen zu bewältigen, was einfacher ist als Praktikanten. 

Wir möchten jedoch interessierten jungen Menschen die Landwirtschaft, unser Unternehmen, uns selbst, und wenn sie Ausländer sind, das Land Ungarn vorstellen und erfahren lassen. Das Kommunizieren steht immer im Vordergrund, wir sind bereit, unsere eigene Energie dafür einzusetzen. Je mehr Interesse besteht, desto mehr Informationen erhält man. Die meisten verstehen das und sind froh darüber. Aber es ist auch schon mal vorgekommen, dass es nicht geklappt hat, dass der Praktikant hauptsächlich nur an vielen Traktorstunden oder am Netflixen im Zimmer interessiert war und nicht am Rest. Das finde ich immer sehr bedauerlich. 

Seit zwei Jahren haben wir keine Praktikanten mehr, weil wir die Geschäftsleitung teilweise übergeben und uns zu 100 Prozent darauf konzentrieren wollen.
 

Wie messen Sie den Erfolg Ihrer Bemühungen in Bezug auf Nachhaltigkeit? 

Was die Nachhaltigkeit betrifft, wollen wir unseren Boden so erhalten, dass er langfristig produktiv bleibt. Also eine verantwortungsvolle Fruchtfolge, nicht auf dem Feld bei ungünstigen wie nassen Bedingungen Nährstoffe auffüllen, wo es einen Mangel gibt, auch auch wenn es nicht günstig ist. Wir lassen Ernterückstände so viel wie möglich auf dem Feld für den Humusaufbau und setzen tierische Wirtschaftsdünger ein. Die Auswirkungen unserer Bemühungen auf den Boden sehen wir daran, dass unsere Erträge deutlich höher sind als in unserer Umgebung. Auch stellen wir fest, dass die Pflanzen auf den intakten Böden bis zu zwei Wochen länger mit Stress umgehen können. 

Wir übernehmen auch gerne gute Erfahrungen aus dem ökologischen Landbau mit dem Ziel, so wenig Pflanzenschutzmittel wie möglich einzusetzen. Deshalb haben wir zum Beispiel den Reihenanbau von Raps, Mais, Soja, Kürbis und Lupinen auf 50 cm umgestellt. Dies ermöglicht eine mechanische Unkrautbekämpfung und Bandspritzungen.
 

Wie übernehmen Sie soziale Verantwortung?

Im Hinblick auf die soziale Verantwortung  konzentrieren wir uns einerseits auf unsere Mitarbeiter, einschließlich der bereits erwähnten Praktikanten. Wir haben etwa zehn Mitarbeiter. Das ist eine Anzahl mit der man eine persönliche Beziehung aufbauen kann. Das fängt damit an, dass man die ungarische Sprache gut genug spricht, dass wir selbst vor Ort wohnen und im Unternehmen präsent sind. Wir essen gemeinsam in der Kantine. Das Personal wird gut bezahlt einschließlich Arbeitskleidung und Diensttelefon. Wir zeigen Interesse an ihrer Arbeit und haben Vertrauen zu unseren Mitarbeitern. Wir fördern ihre Entwicklung und bieten attraktive Arbeitsplätze in einem zukunftsgerichteten Unternehmen einschließlich technologischen Innovationen, Exkursionen und vielem mehr. Unsere Gruppe ist stabil. Darunter sind Mitarbeiter, die seit zehn Jahren oder länger hier arbeiten. Dies zeigt ein hohes Maß an Zufriedenheit. 

Ein weiterer Punkt ist der Fokus auf das Dorf und die Umwelt. Wir investieren in die Instandhaltung der Infrastruktur, pflegen Feldwege und übernehmen die Entwässerung und die Schneeräumung im Winter. Wir engagieren uns als Betrieb im sozialen Bereich. Wir unterstützen finanziell Kinderfreizeiten, die Schule und Dorffeste. Und wir beteiligen uns persönlich an der örtlichen Verwaltung. Wir haben die großartige Chance erhalten, unser Geschäft hier aufzubauen und die Gemeinde soll auch davon profitieren.
 

Welche Aspekte der DLG-Mitgliedschaft sind besonders wertvoll? Welche DLG-Messen besuchen Sie?

Die DLG-Mitteilungen haben mich als Fachzeitschrift immer sehr begeistert. Die Beiträge sind umfangreich und informativ und berichten über vieles mehr als niederländische Zeitschriften. Die AGRITECHNICA steht immer auf dem Programm. Ich treffe dort alte und neue Bekannte und komme mit neuen Ideen zurück. 

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