DLG-Unternehmertage 2025 - Nachhaltige Produktivitätssteigerung

Bieten höhere Haltungsstufen den erhofften Mehrwert?

Die DLG-Unternehmertage stehen in diesem Jahr unter dem Leitthema “Nachhaltige Produktivitätssteigerung: Betrieb, Markt, Umwelt”: In diesem Rahmen wird erstmals der neue Fortschrittsbegriff der Nachhaltigen Produktivitätssteigerung vorgestellt, den die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) vorschlägt. Im Vorfeld der Unternehmertage haben wir mit DLG-Vorstandsmitglied und Schweinehalter Philipp Schulze Esking darüber gesprochen, wie er Nachhaltigkeit, Produktivitätssteigerung, Ressourcenschutz und das Tierwohl auf seinem Betrieb unter einen Hut bringt.  
 

Das Leitthema der diesjährigen DLG-Unternehmertage ist die nachhaltige Produktivitätssteigerung. In welcher Form praktizieren Sie nachhaltige Produktivitätssteigerung und Ressourcenschutz auf Ihrem Betrieb? 

Philipp Schulze Esking: Der größte Hebel, um in der Schweinemast und wahrscheinlich auch in der gesamten Veredelungsbranche die Produktivität nachhaltig zu steigern, liegt im Bereich der Fütterung. Wir versuchen, als Eigenmischer unsere Tiere möglichst exakt am täglichen Bedarf zu füttern, um eine hohe Futterverwertung zu erreichen. Dabei greifen wir hauptsächlich auf unsere eigenen Feldfrüchte zurück. Potential besteht sicherlich noch im Bereich der Eiweißversorgung, wobei unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten genau betrachtet werden muss, ob in der Schweinemast heimische Eiweißalternativen dem Importsoja wirklich vorzuziehen sind. Was ich ausdrücken will, ist, dass zum Beispiel heimische Leguminosen nicht unbedingt nachhaltiger sind, wenn man Aspekte wie die Verdaulichkeiten oder auch Landnutzungseffekte mit einbezieht.
 

Durch eine fast vollständige Versorgung mit erneuerbarer Energie wollen wir Geld und CO2  einsparen. 

Philipp Schulze Esking


Durch eine Investition im Bereich Stromspeicher wollen wir in diesem Jahr eine fast vollständige Versorgung mit erneuerbarer Energie erreichen und sparen dadurch nicht nur Geld, sondern auch CO2. Die Arbeitsproduktivität versuchen wir zu steigern, indem wir möglichst viele Daten erfassen und auswerten, die die Mitarbeiter bei der Tierbetreuung unterstützen sollen. Auch der Einsatz von Waschrobotern kann mindestens indirekt die Arbeitsproduktivität erhöhen, indem den Mitarbeitern unliebsame Arbeiten abgenommen werden.

DLG-Vorstandsmitglied und Schweinehalter Philipp Schulze Esking.

Philipp Schulze Esking bewirtschaftet im nordrhein-westfälischen Billerbeck einen Landwirtschaftsbetrieb in 15. Generation. Sein Hauptstandbein ist die Schweinehaltung mit 7.000 Mastplätzen; hinzu kommen 270 ha Ackerbau, Energieerzeugung und Forstwirtschaft als weitere Betriebszweige. 

Wie groß sind aus Ihrer Sicht die Potenziale für eine nachhaltige Produktivitätssteigerung, wenn man den CO2-Fußabdruck der Tierhaltung betrachtet?

Die oben genannten Maßnahmen wirken sich allesamt positiv auf den CO2-Fußabdruck aus. Ein weiterer, wichtiger Aspekt, der uns sehr beschäftigt, ist die Lagerung und Ausbringung der Gülle. Es gilt, die Verluste der Klimagase Ammoniak und Methan möglichst gering zu halten. Eine technisch umsetzbare Lösung ist natürlich eine Abluftreinigungsanlage, die aber weder Produktivitätsfortschritte bringen würde, noch besonders nachhaltig wäre, wenn man den enormen Energieeinsatz betrachtet. Zudem ist mit dieser End-of-pipe-Lösung weder dem Tier durch eine verbesserte Emission an Schadgasen im Stall gedient, noch trägt diese Technik zur Verringerung der Ausbringverluste der Gülle bei. Die Lösung kann aus meiner Sicht nur in der Behandlung der Gülle liegen. Hier sind wir noch auf der Suche nach technisch gangbaren Wegen.

 

Eine Behandlung der Gülle ist aus meiner Sicht der effizienteste Weg, um Schadgase zu reduzieren.

Philipp Schulze Esking

 

 

Stichwort Tierwohl: In wie weit sind die Begriffe Tierwohl und Produktivitätssteigerung miteinander zu vereinbaren?

Hier geht es um die richtige Balance. Unsere Erfahrung mit der Haltungsformstufe 2 der Initiative Tierwohl zeigt, dass die Erhöhung des Tierwohlniveaus vornehmlich durch mehr Platz im Stall und organisches Beschäftigungsmaterial auch zu einer Erhöhung der Leistung der Tiere und damit wiederum zur Erhöhung der Produktivität geführt hat. Aus meiner Sicht kippt die Gleichung aber ab der Haltungsformstufe 3 ins Negative, insbesondere wenn wir über Ställe mit Auslauf reden: Diese können, unabhängig davon, wie hoch der Tierwohlfortschritt bewertet wird, den Produktivitätsrückgang nicht mehr ausgleichen.

 

Will man Tierwohl und Produktivitätssteigerung miteinander verbinden, gilt es, die richtige Balance zu finden.

Philipp Schulze Esking

 

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