Ökolandbau überzeugt mit Gemeinwohlleistungen

Ertrag ist mehr als Dezitonnen je Hektar

Die Bedeutung der Ertragsleistung in der Landwirtschaft wächst. Der russische Angriffskrieg und die zunehmende Unsicherheit im internationalen Handel, ausgelöst durch die Zollpolitik der US-Regierung, haben die Versorgungssicherheit mit Agrarrohstoffen wieder in den Fokus gerückt. Doch die Herausforderungen in den Bereichen Arten-, Klima-, Boden-, Wasser- und Umweltschutz bleiben ungelöst. Die Landwirtschaft muss weiterhin Lösungen entwickeln, um Biodiversität und Umweltstandards zu verbessern.

Der Ökolandbau spielt hierbei eine zentrale Rolle, da er Agrarprodukte im Einklang mit Umweltzielen erzeugt. Sein ganzheitliches Zielbündel umfasst die Produktion von Bio-Agrarprodukten, den Schutz von Böden, Artenvielfalt, Oberflächengewässern und Grundwasser. Wie das Forum Ökolandbau auf der DLG-Wintertagung 2025 zeigte, erbringt der Ökolandbau umfassende Gemeinwohlleistungen.

Innovationen steigern Erträge im Ökolandbau

Die Erträge des ökologischen Landbaus sind oft geringer als die des konventionellen Landbaus. Denn der Ökolandbau verfolgt neben der Produktion gleichrangig Ziele im Umwelt-, Arten- und Wasserschutz. Dennoch birgt der Ökolandbau erhebliches Potenzial zur Ertragssteigerung, wie Prof. Knut Schmidtke von der Hochschule Technik und Wirtschaft (HTW) Dresden erläuterte. So stiegen die Bio-Weizenerträge in den neuen Bundesländern in den letzten Jahren um 0,59 dt/ha jährlich, während die Erträge im konventionellen Anbau stagnierten.

Laut Schmidtke ermöglichen konsequent biologische Innovationen zusätzliche Ertragssteigerungen im Öko-Landbau. Studien zeigen etwa, dass der Anbau von Spitzwegerich in Kleegras-Gemengen die Stickstoff-Fixierleistung verbessert. Der so gebundene Stickstoff erhöht die Erträge der nachfolgenden Kultur und reduziert Stickstoffverluste nach dem Umbruch von Futterbeständen.

Weitere Möglichkeiten bietet der Gemengeanbau, bei dem Mischkulturen wie Körnerleguminosen-Getreide oder Kleegras-Roggen zwischen 5 und 15 Prozent höhere Erträge erzielen. Neben der verbesserten Unkrautunterdrückung haben Gemenge positive Auswirkungen auf die Biodiversität.

Laut Prof. Knut Schmidtke ermöglichen konsequent biologische Innovationen zusätzliche Ertragssteigerungen im Ökolandbau. Fotos: DLG - Swen Pförtner

Der Ökolandbau birgt erhebliches Potenzial zur Ertragssteigerung.
Prof. Knut Schmidtke, HTW Dresden

Gemeinwohlleistungen sind Stärke des Ökolandbaus 

Der Ökolandbau erzielt geringere Erträge, erreicht aber ein deutliches Plus bei den Gemeinwohlleistungen, wie der Wissenschaftler ausführte. Laut einer Untersuchung des Thünen-Instituts übertrifft der Ökolandbau den konventionellen in Bereichen wie Wasser-, Boden- und Artenschutz sowie in der Ressourceneffizienz deutlich. Während der Ökolandbau eine Ertragslücke aufweist, sieht sich der konventionelle Landbau einer Gemeinwohllücke gegenüber, so Schmidtke.

rebio positioniert Leistungen am Markt

Die Landwirtschaft steht vor wachsenden Nachhaltigkeitsanforderungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, wie Daniel Schloz, Geschäftsführer der rebio, Regionale Bioland Erzeugergemeinschaft in Rottenburg am Neckar, betonte. Die Anerkennung und Inwertsetzung von Gemeinwohlleistungen wird deshalb zum Schlüsselfaktor für wirtschaftlichen Erfolg. Die rebio-Erzeugergemeinschaft mit ihren rund 170 Gesellschaftern setzt daher auf verschiedene Maßnahmen, um diese Leistungen am Markt zu positionieren:

  • Gemeinwohlbilanzierung: Sie dokumentiert Gemeinwohlleistungen gegenüber Geschäftspartnern und der Gesellschaft. Aktuell ist es eine Herausforderung, diese vollständig am Markt zu honorieren. Dennoch ist die Gemeinwohlbilanzierung bereits jetzt marktrelevant: Mit dem Gemeinwohlzertifikat erfüllt die rebio Nachhaltigkeits-Berichtspflichten gegenüber ihren Abnehmern.
  • Klimabilanzierung: Die rebio analysiert die Klimawirkung der gesamten Lieferkette – vom Landwirt bis zum Endkunden. Auf dieser Basis entwickelt die Erzeugergemeinschaft gezielte Maßnahmen zum Klimaschutz.
  • Projekt „Landwirtschaft für Artenvielfalt“: Im Projekt erhalten die Betriebe finanzielle Entlohnung für ihre Biodiversitätsleistungen.  

Die Ansätze helfen der rebio-Erzeugergemeinschaft, sich an Nachhaltigkeitsanforderungen der Wertschöpfungskette und der Banken anzupassen. Gleichzeitig verfolgt die rebio die wirtschaftliche Inwertsetzung der Umwelt- und Klimaleistungen. 

Der Ökolandbau bietet neben der Erzeugung von Bio-Rohstoffen zahlreiche Gemeinwohlleistungen. Die Herausforderung bleibt, eine angemessene Honorierung dieser Leistungen zu erreichen – ein Ziel, das Akteure der Biobranche mit vielfältigen Ansätzen aktiv verfolgen.  

Gleichzeitig verfolgt die rebio die wirtschaftliche Inwertsetzung der Umwelt- und Klimaleistungen.
Rebio-Geschäftsführer Daniel Schloz verfolgt die wirtschaftliche Inwertsetzung der Umwelt- und Klimaleistungen.

Anerkennung und Inwertsetzung von Gemeinwohlleistungen werden zum Schlüsselfaktor für wirtschaftlichen Erfolg.
Daniel Schloz, Geschäftsführer rebio, Rottenburg am Neckar

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