Kartoffelbau

Gemeinsam erfolgreich wirtschaften

Auf den Biohöfen Oldendorf liegt der Fokus auf Kartoffeln. Der Anbau von Speisekartoffeln und die Vermehrung von Pflanzkartoffeln bilden die wirtschaftliche Grundlage der Betriebsgemeinschaft von Reiner Bohnhorst und Per Morten Haram im Landkreis Uelzen. Der Betrieb setzt auf eine vielfältige Fruchtfolge und die Zusammenarbeit mit anderen Bioland-Erzeugern, um Nährstoffkreisläufe zu schließen.

Die Staubwolke weist schon von Weitem den Weg zum Kartoffelacker. Es ist Ende August, die Kartoffelernte auf den Biohöfen Oldendorf ist gerade erst angelaufen. Die Rodebedingungen sind schwierig: der Boden ist trocken und klutig, die Kartoffeln, gerade erst schalenfest, müssen vor Beschädigungen geschützt werden. Die Rodereinstellung ist eine He-rausforderung. Das gesamte Anbaujahr war nicht einfach. Nach dem nassen Winter und wassergesättigten Böden im Frühjahr kamen viele Kartoffeln erst spät in die Erde, mussten aber schon früh gegen Kraut- und Knollenfäule geschützt werden.

Auf dem Betrieb von Reiner Bohnhorst in Oldendorf II bei Uelzen hat der Kartoffelanbau eine lange Tradition. Schon sein Vater setzte auf die Vermehrung von Pflanzkartoffeln. Doch Reiner Bohnhorst schwebte eine andere Art von Landwirtschaft vor. Er studierte Ökolandbau in Witzenhausen und stellte 1996 den Betrieb auf eine ökologische Wirtschaftsweise um und trat dem Bioland-Verband bei. Sein Nachbar Per Morten Haram fand ebenfalls Gefallen am Bioanbau und stellte fünf Jahre später um. Seit 2010 wirtschaften beide Landwirte in einer GbR, der Biohöfe Oldendorf GbR. 
 

Weite Fruchtfolge für Qualitätskartoffeln

Heute bewirtschaften die Biohöfe Oldendorf rund 400 ha. Mit rund 100 ha Anbaufläche sind Kartoffeln die Hauptkultur. Je zur Hälfte werden Speisekartoffeln angebaut, die anderen 50 ha sind für die Vermehrung von biologischem Pflanzgut für das Zuchtunternehmen Europlant vorgesehen. „Wir achten auf eine weite Fruchtfolge. Kartoffeln stehen bei uns nur alle fünf Jahre auf den Flächen“, sagt Reiner Bohnhorst und hebt hervor, dass dadurch die Qualität der Kartoffeln gefördert wird. Der Betrieb arbeitet mit anderen Bioland-Erzeugern zusammen und tauscht Flächen, um den fünfjährigen Anbauabstand einhalten zu können. „Wir haben den Vorteil, dass es hier relativ viele Bioland-Betriebe gibt. Dadurch sind Kooperationen untereinander möglich.“ So liefern die Biohöfe Oldendorf an einen Mutterkuhhalter Stroh sowie Futterkartoffeln und bekommen Mist zurück, ein Bio-Hähnchenmäster bekommt Futtergetreide und liefert Hühnertrockenkot zurück. Dadurch werden Nährstoffkreisläufe über die Betriebsgrenzen hinaus geschlossen.

Mit dem Roder mit Schwadaufnahme werden die Kartoffeln aufgenommen. Foto: Bohnhorst

Hacken gegen den Drahtwurm 

Neben Kartoffeln werden Winterweizen, Dinkel, Wintergerste, Roggen, Triticale und seit zwanzig Jahren auch Einkorn angebaut, ebenfalls zur Saatgutvermehrung. Verschiedene Leguminosen wie Erbsen, Ackerbohne und Soja ergänzen die Fruchtfolge. Hinzu kommen verschiedene Leguminosen in Zwischenfruchtmischungen, häufig mit Lupinen. „Allerdings sind uns hier Grenzen gesetzt, wir müssen aufpassen, dass sich im Boden keine Leguminosenmüdigkeit einstellt“, erklärt Bohnhorst. Zudem arbeiten die Bioland-Landwirte viel mit Untersaaten, um Stickstoff zu binden. Sie verzichten dabei aber in der Regel auf Kleegras, denn Bohnhorst vermutet im Kleegras den Treiber für die Probleme mit Drahtwurmbefall in Kartoffeln, die seit etwa 15 Jahren enorm zugenommen haben. „Für unseren Betrieb mit intensivem Kartoffelanbau ist der Drahtwurm ein Riesenproblem“, sagt er. Die Ertragsausfälle bei Kartoffeln können enorm sein. Bohnhorst sieht in einer intensiven Bodenbearbeitung den Schlüssel zur Reduzierung des Problems. „Wir hacken alle Kulturen, auch das Getreide, das in einer weiten Reihe steht. Durch die Bewegung des Bodens in der Reihe wird der Drahtwurm gestört und Larven und Eier geschädigt.“

Um die Schäden durch den Drahtwurm einzudämmen, beginnen Bohnhorst und Haram früh mit der Ernte, in diesem Jahr am 18. August. Der frühe Erntebeginn hilft auch, den Befall mit Rhizoctonia im Griff zu behalten. Der bodenbürtige Pilz Rhizoctonia solani ist nicht nur im Speisebereich ein Problem, sondern auch in der Pflanzgutvermehrung. „Auch ein Geringbefall gilt als Befall“, so Bohnhorst. Als Bioland-Erzeuger unterliegt er der freiwilligen Selbstverpflichtung, die einen maximalen Befall von 20 Prozent vorsieht. Ein Schutz der Kartoffeln durch Beizung ist im Biobetrieb nicht möglich. „Wir können nur vorbeugend arbeiten, indem wir einen sauberen Ackerbau betreiben und darauf achten, dass die organische Substanz im Boden gut verrottet. Auch die weite Fruchtfolge von fünf Jahren hilft.“ Und natürlich der Einsatz von gesundem Pflanzgut. 

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Krautfäule-resistente Kartoffelsorten halten länger durch

Neben Rhizoctonia und Drahtwurmbefall zählt die Kraut- und Knollenfäule zu den großen Herausforderungen im Bioanbau. „In diesem Jahr war die Krautfäule früh da“, so Bohnhorst. Ohne den Einsatz von Kupfer kommt auch er nicht aus – auch wenn er das Thema Kupfer sehr kritisch sieht. „Man muss Kupfer frühzeitig einsetzen, wenn es etwas bringen soll. In diesem Jahr hat die Witterung einige Spritzgänge erfordert.“ Bohnhorst sieht in der Sortenwahl einen entscheidenden Faktor, den Kupfereinsatz zu reduzieren. Er setzt gezielt auf Krautfäule-tolerante Sorten im Anbau. „Sie haben auch in diesem Jahr mit hohem Krautfäuledruck besser durchgehalten“, so seine Beobachtung. Die aktuellen Verbandsregeln von Bioland geben vor, dass jeder Kartoffelerzeuger, der Kupfer einsetzen will, auf zehn Prozent der gesamtbetrieblichen Kartoffelanbaufläche Sorten anbauen muss, die als überdurchschnittlich widerstandsfähig bzw. resistent gegen Krautfäule eingestuft sind. Bohnhorst begrüßt diese Regelung ausdrücklich: „Damit gelingt es uns, mehr resistente Sorten in die Breite zu bringen und für die Züchter auch einen Anreiz zu schaffen, sich damit zu beschäftigen.“

Rund die Hälfte der für den eigenen Betrieb benötigten Pflanzkartoffeln werden ab Januar für sechs bis acht Wochen im Gewächshaus vorgekeimt. „Das macht zwar viel Arbeit, hat sich aber in diesem Jahr wieder bewährt“, berichtet Bohnhorst. Gerade unter den nicht immer optimalen Boden- und Wetterbedingungen in diesem Frühjahr haben sich die vorgekeimten Kartoffeln zügiger entwickelt. Zur Unkrautbekämpfung setzt der Bioland-Landwirt auf den Einsatz eines Treffler-Striegels und den langsamen Dammaufbau. „Das hat in diesem Jahr durch die Witterung nicht gut funktioniert. Wir hatten viel Zeitdruck.“ Dadurch seien die Dämme nicht immer optimal gelungen.
 

Alle Kartoffeln werden eingelagert

Das Sortenspektrum auf den Biohöfen Oldendorf hat sich im Laufe der vergangenen Jahre verschoben: frühe Kartoffeln wie Princess werden weniger angebaut, den Hauptanteil machen inzwischen spät reifende Sorten wie Belana, Allians, Linda, Agria, Laura, Nicola, Ramona, Ditta und Goldmarie aus. „Früher haben wir ein Viertel der Ernte direkt vom Feld verkauft. Heute lagern wir alle Kartoffeln ein.“ Die meisten Kartoffeln vermarkten Bohnhorst und Haram zum Saisonende, sodass es ohne ein Kühllager nicht geht. Die Biohöfe Oldendorf sind Mitglied in der Biokartoffel-
Erzeugergemeinschaft BKE, Bohnhorst ist Gründungsmitglied. „Die Vermarktung ist besser geworden, und die BKE trägt viel dazu bei. Sie stellt Marktinformationen bereit und hat den Markt für die Anbauer transparenter gemacht.“ Aber auch die Vermarktung hat sich verändert: Discounter vertreiben seit einigen Jahren Bio-Verbandsware, was Bohnhorst grundsätzlich begrüßt. Allerdings komme es auch vermehrt zu Konkurrenz zwischen den Verbänden, weil sich die einzelnen Handelsketten an die jeweiligen Verbände binden und ein Austausch von Verbandsware nicht mehr so leicht möglich ist. Auch die von den Handelspartnern geforderte Regionalität in der Vermarktung macht es für die Erzeuger nicht unbedingt leichter und macht eine professionelle Lagerung erforderlich.

Die Biohöfe Oldendorf vermarkten ihre Speisekartoffeln über das Ökokontor in Uelzen und lagern dort auch einen Teil der Ware ein, wenn der eigene Lagerraum auf den Höfen von Bohnhorst und Haram nicht ausreicht. „Bei schwankenden Erträgen ist man mit der Möglichkeit, Kartoffeln beim Vermarkter zu lagern, flexibler“, sagt Bohnhorst. Ob er in diesem Jahr auf das Fremdlager zurückgreifen muss, hängt vom Ertrag ab. 
 

Flexibel mit absetzigem Ernteverfahren 

Um 100 ha Kartoffeln zügig ernten zu können, ist eine schlagkräftige Technik erforderlich. Gerne nutzen die Biohöfe den zweireihigen Schwadleger Marke Eigenbau, der über eine extra lange Siebfläche für eine optimale Krauttrennung verfügt. Denn trotz Einsatz eines Krautschlägers und Abflammen zur Reifeförderung kann im Bioanbau der Kartoffelkrautbesatz beim Roden höher sein. Ein Kartoffelroder mit Schwadaufnahme nimmt die Kartoffeln auf. „Wir nutzen das absetzige Verfahren vor allem für die Kartoffeln, die ins Lager ohne aktive Kühlung gehen. Sie sind durch die Ablage im Schwad trockener“, erklärt Bohnhorst. Der zweite Roder, ein Zweireiher, rodet aus dem Damm. Diese Kartoffeln gehen zum Abtrocknen direkt ins Kühllager. „Eine vernünftige Lagerung gehört dazu, sowohl für die Speise- als auch für die Vermehrungskartoffeln.“ Denn auch die Erzeuger, die Bio-Pflanzkartoffeln bei den Biohöfen Oldendorf kaufen, holen die Ware meist erst Anfang April. 

Bohnhorst und Haram stellen die Ausrichtung ihres Betriebes beziehungsweise die Kulturen immer wieder auf den Prüfstand. „Die Betriebsergebnisse sind seit zehn Jahren gleich geblieben, die Kosten aber gestiegen“, bringt es Bohnhorst auf den Punkt. Bis vor drei Jahren wurde beispielsweise Frischmarktgemüse angebaut: Brokkoli, Blumenkohl, Spitzkohl, Porree, Kohlrabi und Sellerie. „Zum Schluss haben wir 30 ha Gemüse angebaut und just in time vermarktet. Der Arbeitsaufwand ist enorm gestiegen und wir hätten in ein Lager investieren müssen. Das Risiko war uns letztlich zu groß, weil die Vermarktung nicht sicher genug war“, blickt Bohnhorst zurück. Auch der Quinoa-Anbau wurde nach sieben Jahren wieder aufgegeben. „Eine spannende Frucht, aber leider auf Dauer nicht wirtschaftlich. Die Erträge sind zu gering, der Weltmarktpreis aktuell schlecht. Zudem muss Quinoa aufwendig getrocknet und gereinigt werden.“

Kartoffeln werden online vermarktet

Die Biohöfe Oldendorf vermarkten ihre Speisekartoffeln auch online über ihren Onlineshop www.biokartoffeln-shop.de. „Ökologisch angebaut, handverlesen und mit Liebe verpackt!“ steht in der Beschreibung ihres Shops geschrieben. Der Käufer kann zwischen verschiedenen Sorten wählen, die je nach Jahreszeit variieren: Princess, Linda, Agria, Allians, Laura, Belana, Nicola, Ditta und Goldmarie. Jede Sorte wird hinsichtlich ihrer Kocheigenschaft und möglichen Verwendung erklärt, auch verschiedene Rezepte sind über die Homepage abrufbar.

„Wir betreiben die Online-Vermarktung seit sechs Jahren“, erklärt Bohnhorst. „Der Shop läuft gut, wir verschicken die Kartoffeln an Kunden in ganz Deutschland. Bisher haben wir keine Werbung gemacht, könnten aber sicher noch mehr Kartoffeln verkaufen, wenn wir den Onlinehandel forcieren würden.“ Doch dafür fehlte aktuell die Zeit. Die Idee für den Shop wurde geboren, als viele Feriengäste, die Kartoffeln auf dem Hof gekauft haben, nachfragten, ob sie die Kartoffeln auch für zu Hause bestellen können. In der Regel werden die Kartoffeln in 12,5-kg-Säcken abgepackt und zweimal wöchentlich in einer professionellen Verpackung mit Gogreen von DHL versendet. 

Bevor die Kartoffeln in Holzkisten ins Lager gehen, werden sie noch einmal sortiert.
Zweimal wöchentlich verschicken die Biohöfe Oldendorf die Kartoffeln, die über den Online-Shop verkauft werden, per Post. Fotos: Brammert-Schröder

Erfolgreich im Team

Heute setzen die beiden Bioland-Landwirte wieder auf die klassischen Kulturen Kartoffeln, diverse Getreidearten und Leguminosen. Zudem übernehmen sie die Pflegearbeiten für 100 ha Mais eines anderen Betriebes in Lohn. Den Zusammenschluss zu einer Betriebsgemeinschaft mit seinem Nachbarn Per Morten Haram beurteilt Reiner Bohnhorst nach wie vor positiv: „Wir sind miteinander erfolgreich und können uns gegenseitig vertreten oder in Urlaub fahren.“ Ein enormer Vorteil. Zudem ergänzen sechs Mitarbeiter das Team.

Imke Brammert-Schröder

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