Kräfte bündeln für den Naturschutz

KOMBi - Kollektive Modelle zur Förderung der Biodiversität

KOMBI – das steht für „Kollektive Modelle zur Förderung der Biodiversität“. Was genau sich dahinter verbirgt, erklärten Julia Vogel, Projektleiterin von KOMBI, WWF Deutschland und Prof. Dr. Uwe Latacz-Lohmann, Professur Landwirtschaftliche Betriebslehre an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, bei der DLG-Wintertagung 2025 im Februar in Münster. Im Kern will KOMBI Landwirte überbetrieblich vernetzen, um gemeinsam Naturschutzmaßnahmen umzusetzen. Dabei sind die Projekte standortangepasst und ergebnisorientiert angelegt – und die Landwirte können sowohl in der Verwaltung der Maßnahmen als auch in der Durchführung Synergien schaffen. 

Ein weißer Mann, mit Brille und kurzen braunen Haaren und in einem dunkelblauen Anzug hält ein Mikro in der Hand und redet zu einem Publikum. Im Hintergrund ein Plakat mit der Aufschrift:  KOMBI. Einfach gemeinsam machen.
Prof. Dr. Uwe Latacz-Lohmann stellt das Projekt KOMBI auf der DLG Wintertagung 2025 vor.

„Die Vielfalt unserer Ökosysteme sichert unsere Lebensgrundlage. Darum müssen wir das Nutzen und das Schützen der Agrarflächen, die Interessen von Landwirtschaft und Naturschutz zusammenbringen.“ So steht es auf der Website des KOMBI-Projektes. Vorbild hierfür ist das „Niederländische Model“. Dort helfen Zusammenschlüsse landwirtschaftlicher Betriebe bereits das Antragswesen für jede Art von Agrarnaturschutzmaßnahmen zu verschlanken. Auch lassen sich Maßnahmen des Umwelt- und Naturschutzes zielgenauer ausrichten. 

In Deutschland erprobt KOMBI in Modellregionen einen neuen Ansatz: den überbetrieblichen Agrarnaturschutz. Das Projekt organisiert kooperative Strukturen und Prozesse zwischen Landwirten und vernetzt Akteure für den Agrarnaturschutz. „Durch den kooperativen Ansatz können wir dem Rückgang der Biodiversität entgegenwirken“, so Julia Vogel, Projektleiterin von KOMBI, auf der DLG-Wintertagung. Aus den Erkenntnissen zur Wirksamkeit des kooperativen Ansatzes entwickelt KOMBI Empfehlungen für die Landes- und Bundespolitik, um die Förderinstrumente für den Agrarnaturschutz in Deutschland zu verbessern. 

Kooperativen zum gemeinsamen Naturschutz

In Deutschland verfolgt KOMBI den Ansatz, Landwirte und erfahrene Naturschutzberater zusammen zu bringen, gemeinsam Agrarnaturschutzmaßnahmen für ihre Region zu entwickeln und diese überbetrieblich umzusetzen. Vier Modellregionen in Baden-Württemberg, Brandenburg, Hessen und Sachsen beteiligen sich bereits an dem Projekt. Dabei hat jede Modellregionen unterschiedliche Fokusthemen und Maßnahmen. Nachfolgend eine Auswahl:

  • Hessen: Pflege und Erhalt von Streuobstwiesen, Erhalt artenreicher Grünlandbiotope, Braunkehlchenschutz im Lahn-Dill-Kreis
  • Brandenburg: Agroforstsysteme, Beweidung von Dauerkulturen, Feldvogelschutz und moorschonende Stauhaltung
  • Sachsen: Verbesserung von Feuchtlebensräumen und Sanierung von Stillgewässern
  • Baden-Württemberg: Blühende Rebgassen, artenreiche Rebböschungen, artenreiche Obstanlagen und blühende Wildkräuter im Ackerbau in 

„Durch die Kooperationen der Landwirte miteinander, werden Verbundstrukturen geschaffen. Statt sogenannter Trittstein-Biotope haben wir linienhafte Verbindungen der einzelnen Biotope untereinander“, erklärt Vogel. Anders ausgedrückt: Statt mehreren, voneinander separierten Biotope, sind die Biotope – im Idealfall – im Rahmen einer Kooperative miteinander vernetzt. So ist der Nutzen für die Biodiversität deutlich erhöht. Zusätzlich können Kooperativen dabei helfen, den Verwaltungsaufwand für die Betriebe und Behörden zu senken. Gleichzeitig lässt sich das Sanktionsrisiko minimieren, einen Wissenstransfer zwischen den Betrieben stärken und Technik gemeinsam nutzen. „Das geballte Wissen, das in Kollektiven vorhanden ist, ist unglaublich und kann für ein gemeinsames Ziel genutzt werden“, sagte Uwe Latacz-Lohmann, Professur Landwirtschaftliche Betriebslehre an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. 

Die Bezahlung in einer Kooperative

Überlegungen wie die Bezahlung in einer Kooperation am effizientesten gestaltet sein kann, gibt es viele. Latacz-Lohmann stellte u.a. die Möglichkeit der ergebnisorientierte Zahlungen vor. Hierfür nutzte er als Beispiel den Schutz des Wiesenvogels. „Statt feste Prämien pro Hektar Maßnahmenumfang auszuschütten ist es effektiver die Prämien ergebnisorientiert zu verknüpfen“, erklärte Latacz-Lohmann. Zum Beispiel könnte die Anzahl der Gelege, also die Nester, eines Wiesenvogels pro Hektar Fläche gezählt werden. Das schafft Anreize für Eigeninitiative. Beim Zählen der Gelege könnten dann beispielsweise auch Kinder mit eingebunden werden, was zusätzlich einen sozialen und pädagogischen Effekt hätte. „So wird langfristig in die Umweltbildung investiert“, so der Fachmann. In einem begleitenden Forschungsprojekt untersucht Latacz-Lohmann, inwieweit ergebnis- oder maßnahmenorientierte Entlohnungs- bzw. Bezahlsysteme für Kooperativen vorteilhafter sind.

Große Nachfrage bei den Landwirten

Dr. Olivia Kummel vom Verein für Landschaftspflege Potsdamer Kulturlandschaft e.V berichtete von ihren Erfahrungen mit Kooperativen. „Wir setzen uns unter anderem für den Schutz von Kiebitzen ein“, sagte Kummel. Dabei habe sie positive Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit anderen Landwirten gemacht: „Landwirte die dem Projekt erst kritisch gegenüber stehen, wollen jetzt mit einsteigen, wenn sie sehen, dass das Vorhaben erfolgreich ist. Oder teilnehmende Landwirte die sich bereits in einer Kooperation engagieren, überzeugen andere Landwirte und wirken so als Multiplikatoren.“ 

Johannes Koch, Landwirt aus dem Rheinland, berichtete von seinen Erfahrungen: Er bewirtschaftet sowohl Flächen in Deutschland als auch in den Niederlanden. Dort ist er in einer sogenannten Agrarumwelt-Collective engagiert. Auslöser für sein Engagement war der Einsatz zum Schutz des Hamsters. „Anfangs wird man oft belächelt, am Ende gibt der Erfolg einem aber Recht.“

Das KOMBI-Projekt im Überblick

Im Projekt KOMBI engagieren sich zehn Partner mit breiter Expertise:

WWF Deutschland als Gesamtprojektleitung, die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG e.V.) als Schnittstelle zu den Landwirten und den Deutschen Verband für Landschaftspflege (DVL e.V.) als Koordinierungsstelle für die Landschaftspflegeverbände in den Modellregionen. Dort setzen der Verein für Landschaftspflege Potsdamer Kulturlandschaft e.V., der Landschaftserhaltungsverband Breisgau-Hochschwarzwald e.V., die Landschaftspflegevereinigung Lahn-Dill e.V. und der Landschaftspflegeverband Sächsische Schweiz-Osterzgebirge e.V. das Projekt in der Praxis um. Die agrarökologische, agrarökonomische und sozioökonomische Begleitforschung führen die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF e.V.) durch. 

KOMBI wird mit rund 9,2 Millionen Euro im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. Kofinanziert wird es vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, dem Baden-Württembergischen Ministerium für Umwelt, Klimaschutz und Energiewirtschaft und dem Sächsischen Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft. 

Mehr Informationen zum Projekt finden Sie hier:

kombi-agrar.de

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