„Stall der Zukunft – Modern. Attraktiv. Effizient?“
Experten geben Innovationsimpulse auf den DLG-Unternehmertagen 2024.
Die hohen gesellschaftlichen Anforderungen und ein wirtschaftliches Korsett, das immer noch enger zu werden droht, führen dazu, dass die Tierhaltung komplett neu gedacht werden muss. Im Kern wird es dabei – unabhängig von der Art der gehaltenen Nutztiere – um gesamtbetriebliche Haltungskonzepte gehen.
Auf den DLG-Unternehmertagen am 11. September 2024 in Oldenburg geht es im Impulsforum Tierhaltung um den Stall der Zukunft. Andreas Pelzer, Leiter des Versuchs- und Bildungszentrums Landwirtschaft Haus Düsse, Ilka Steinhöfel vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie sowie Dr. Falko Kaufmann von der Hochschule Osnabrück geben im Rundruf Auskunft zu Projekten von Versuchsställen.
Dr. Ilka Steinhöfel: Bezogen auf die Stallkonzepte des „Gesamtbetrieblichen Haltungskonzepts Rind“ erfüllen diese alle aktuellen gesetzlichen Anforderungen, besitzen einen hohen Tierwohlstandard und wurden auch bezüglich der Bewirtschaftung optimiert. Offen bleibt jedoch, wie ein Stallsystem als Objekt in den ländlichen Raum passt. Standortbedingungen, Bürgerbeteiligungen, Anforderungen durch Naturschutz und TA Luft können schon zu Hürden werden, die in der Lage sind, auch das tollste Stallkonzept stark auszubremsen. All diese für eine Baugenehmigung notwendigen Kriterien sollten im Vorfeld abgeschätzt und geprüft werden. Ein guter Draht zur Dorfbevölkerung und die Möglichkeit, über das Vorhaben mit den Nachbarn zu diskutieren, kann helfen, spätere Klagen zu vermeiden.
Andreas Pelzer: Vor dem Hintergrund der sich ständig verändernden Anforderungen haben die Milchviehhalter die baulichen, technischen Bedingungen und das Management der Milcherzeugung immer wieder proaktiv angepasst. Die meisten innovativen Veränderungen wurden von ihnen zukunftsorientiert mit dem Fokus auf die Nachhaltigkeit und das Tierwohl entwickelt und umgesetzt.
Generell stellt sich die Frage: „Was ist der Stall der Zukunft?“ Orientiert man sich an den Ergebnissen der bundesweiten Expertengruppe zu den „Gesamtbetrieblichen Haltungskonzepten – Milchkühe“, wird deutlich, dass die aktuellen Haltungs- und Ausstattungssysteme in der Milchviehhaltung schon heute vielen Anforderungen einer zukunftsorientierten Milcherzeugung entsprechen. Soll dieser Prozess erfolgreich weiterentwickelt werden, sind von der Politik und den Genehmigungsbehörden endlich konkret anzusteuernde Ziele für die gesamte Wertschöpfungskette zu formulieren. Diese könnten Planungssicherheit geben und betriebsindividuelle Strategien entwerfen und umsetzen lassen.
Dr. Falko Kaufmann: Die Umsetzung oder Realisierung eines Stalls der Zukunft ist von vielen Faktoren abhängig. Zum einen müsste der Zeithorizont definiert werden, bis wann ein Stall in der Zukunft noch innovativ sein soll, zum anderen fehlt leider die Glaskugel, um vorhersagen zu können, wie in dieser zu definierenden Zeitlinie die Rahmenbedingungen einer konkurrenzfähigen Geflügelhaltung aussehen. Mit dem aktuellen Know-How und dem Stand der technologischen Innovationen ist es sicherlich möglich, einen entsprechenden Stall zu konzipieren und zu bauen, der mittelfristig zukunftsfähig ist, weil die klassischen Hot-Spots wie Tierwohl, Umweltwirkungen und Lebensmittelsicherheit der tierischen Produktion nachhaltig adressiert werden können. Dennoch müssen hier klassische und zeitintensive Planung- und Genehmigungsverfahren durchlaufen werden, welche aber durch eine flexible und proaktive Herangehensweise aller Stakeholder beschleunigt werden könnten.