Betriebsführung

Herausforderung Mitarbeiter

Heute ist das Vorhandensein und die Verfügbarkeit von Mitarbeitern in nahezu jeder Branche ein entscheidendes Erfolgskriterium. Auch im Kuhstall wünschen wir uns optimierte Arbeitsabläufe für eine optimale Wettbewerbsfähigkeit. Dafür müssen landwirtschaftliche Unternehmer attraktive Arbeitgeber und idealerweise eine gute Führungspersönlichkeit sein, um eine gute Mitarbeiterführung und -motivation zu gewährleisten. Was alles dazugehört und wie das im Praxisbetrieb aussieht, wurde im Rahmen der DLG-Spitzenbetriebe-Konferenz 2024 von Johannes Kerler und Valerie Thierer, Mindelmilch KG, Matthias Holzeder, rwb GmbH, und Sibylle Möcklinghoff-Wicke, I-Team Milch, vorgestellt und diskutiert.

Kaum ein Bereich ist in gewachsenen landwirtschaftlichen Betrieben so wichtig wie die Mitarbeiterführung, denn kaum eine Unternehmerfamilie kann die tägliche Arbeit noch allein bewältigen.Foto: Viehweidhof

Kaum ein Bereich ist in gewachsenen landwirtschaftlichen Betrieben so wichtig wie die Mitarbeiterführung, denn kaum eine Unternehmerfamilie kann die tägliche Arbeit noch allein bewältigen. Die Suche nach Mitarbeitern ist zu einer ständig aktuellen Aufgabe geworden. Gerade bei der Frage, ob Mitarbeiter auch zumindest mittelfristig ans Unternehmen gebunden werden können, ist die Mitarbeiterführung von entscheidender Bedeutung. Immer wieder ist in Praxis zu beobachten, dass es nur unzureichende Strategien zur Gewinnung und zur Bindung qualifizierter Arbeitskräfte gibt. Regelmäßige Mitarbeiterschulungen finden kaum statt und auch Fortbildungsmöglichkeiten werden nur selten gewährt. So kommt es schnell zu unzufriedenen Mitarbeitern. Das wiederum hat weitreichende Folgen: meist sinkt die Herdengesundheit/die Leistung, damit die Rentabilität und die Arbeitsproduktivität – und am Ende geht der Mitarbeiter doch. Aus diesem Hamsterrad gibt es kaum ein Entkommen, wenn nicht gezielt und konsequent in der Mitarbeiterführung nachgebessert wird. 

Mitarbeiter kündigen nicht wegen der Arbeit oder dem Gehalt –  sie kündigen wegen dem Chef

Das beginnt bereits bei der Auswahl und der Einstellung von neuen Mitarbeitern und geht bis zu flexiblen Arbeitszeiten, um den Wünschen der Mitarbeiter entgegenzukommen. Und, wie häufig in der landwirtschaftlichen Praxis: die Führungspersönlichkeit entscheidet. Betriebsleiter, die in Mitarbeitern ein ärgerliches und unvermeidbares Hindernis sehen, die fest darauf beharren, dass „gute Leute“ nicht in der Landwirtschaft arbeiten wollen und dass sich „Fremde“ nicht um den Betrieb kümmern, müssen zunächst ihre Sichtweise auf die Produktionsressource „Mitarbeiter“ ändern. Ein Paradigmenwechsel ist eine entscheidende Grundlage für eine andere Sichtweise auf die Mitarbeiter. Wer erkennt, dass Menschen der Schlüssel zum Erfolg sind und dass Mitarbeiter kreativ und eine Quelle für neue Ideen sind, wird erleben, dass so (wert)geschätzte Mitarbeiter mit Engagement und Loyalität reagieren. Wer das erkennt, ist eine Führungskraft, die Mitarbeiter inspiriert, neugierig macht, motiviert und unterstützt. 

Beispiel aus der Praxis:  der Viehweidhof im Allgäu

Einblicke in den Arbeitsalltag und den Umgang mit Mitarbeitern in einem großen Milchviehbetrieb gaben Johannes Kerler und Valerie Thierer vom Viehweidhof im Allgäu.

Im Betrieb mit 360 ha LF und 1.050 Kühen arbeiten insgesamt 35 Personen, viele davon in Teilzeit, und sie erreichen im Team eine Leistung von über 12.000 kg/Kuh und Jahr. Trotz der besonderen Herausforderung Teilzeitkräfte sind die Zahlen zur Arbeitseffizienz herausragend mit 476 kg ECM/Akh und 81,2 Kühe/AK (inkl. Jungvieh). Wie das gelingt?

Für Johannes und seine Partnerin Valerie ist der erste wichtige Schritt, überhaupt als Arbeitgeber in der Region wahrgenommen zu werden. Dazu wurde ein Tag der offenen Tür zum 10-jährigen Bestehen veranstaltet, an dem knapp 10.000 Besucher einen Einblick in die moderne Landwirtschaft erleben konnten. Da ein „einmaliger“ Eindruck zwar wichtig, aber nicht genug ist, hat der Betrieb eine aktive Social-Media-Präsenz, die regelmäßig bedient wird. Besonders hier sieht die junge Betriebsleitergeneration große Vorteile, denn es ist schnell, es spricht die Zielgruppe der potenziellen neuen Mitarbeiter an, die ständig „online“ sind. Diese Art der Öffentlichkeitsarbeit ist unverzichtbar. Sie ermöglicht, den Betrieb als mögliche Arbeitsstelle zu präsentieren sowie das aktuelle Team vorzustellen, sodass potenzielle Bewerber sich auch direkt an die Mitarbeiter wenden können, um Fragen zu klären und Meinungen einzuholen, ohne dass die Betriebsleitung davon erfahren muss. Das bringt viele Initiativbewerbungen und wiegt den Nachteil auf, dass eine gute Social-Media-Präsenz auch zeitaufwendig ist.

Wenn im Betrieb neue Stellen zu besetzen sind, wird zuerst im Team gefragt, die Mund-zu-Mund-Propaganda angestoßen und auch im Pool der ehemaligen Mitarbeiter nachgefragt. Erst als letzte Möglichkeit wird eine offizielle Stellenanzeige in der Zeitung in Erwägung gezogen. Wer eine Stellenanzeige schreibt, muss im Vorfeld klar und eindeutig definiert haben, wer damit angesprochen werden soll, welche Altersgruppe soll erreicht werden und welche Aufgabenbereiche sollen vergeben werden. 

Auf dem Viehweidhof hat man bisher sehr gute Erfahrungen mit dem „Wir-Gefühl“ und dem Teamgedanken gemacht, denn besonders für junge Leute ist das „wir“ sehr wichtig. Das Team ist optisch an der einheitlichen, hochwertigen Betriebskleidung zu erkennen – hochwertig deshalb, weil die Mitarbeiter die Hemden oft auch in der Freizeit tragen und damit Werbung für den Betrieb machen. Neben all dem spielt nach der Einstellung eines neuen Mitarbeiters der gezielte Onboarding-Prozess (die Einarbeitung) eine wichtige Rolle. Hierbei kommt es den Verantwortlichen darauf an, die neuen Mitarbeiter zu Beginn nicht zu überfordern. So stehen meist klassische Routinearbeiten auf dem Arbeitsplan, die Schritt für Schritt erklärt werden (SOP). Das übernehmen, wenn möglich, bereits eingearbeitete Mitarbeiter, was wiederum das „Wir-Gefühl“ gleich zu Beginn fördert. Eine Besonderheit für einen Betrieb in der Größe ist auch, dass jeder Mitarbeiter und jeder Auszubildende alle Arbeiten im Stall ausführen können soll. Das gibt den Mitarbeitern einen flexibleren Arbeitstag und schafft natürlich auch Flexibilität in der Arbeitsplanung und der Einteilung der Mitarbeiter im Wochenplan und bei kurzfristigen Ausfällen oder Urlaubstagen. 

In Mitarbeiter investieren, ist unverzichtbar

Wer gute Mitarbeiter im Betrieb halten will, muss in sie „investieren“ und ihnen Vertrauen und Wertschätzung entgegenbringen. So ist es auf dem Viehweidhof schon lange Tradition, dass gemeinsam mit allen Mitarbeitern gefeiert wird – die Arbeit wird in dieser Zeit von Ehemaligen/Aushilfen erledigt – und langjährige Mitarbeiter bekommen eine besondere Auszeichnung mit einem Kurzurlaub o. Ä.

Regelmäßige interne Mitarbeiterschulungen sowohl durch die Betriebsleiter als auch durch externe Fachleute stehen fest im Plan (Melken, Fütterung, Kälberversorgung etc.); aber auch die Betriebsleiter bilden sich regelmäßig weiter, betreiben unter Anleitung Selbstreflexion und lassen sich schulen in der Mitarbeiterführung. Wer nicht als Führungspersönlichkeit geboren ist, kann an sich arbeiten und lernen, es gibt viele Leitfäden und Anleitungen, aber es ist ein kontinuierlicher Prozess, der nie aufhört.

Wie in der Mehrzahl der Betriebe sind auch im Team des Viehweidhofes Mitarbeiter, die nicht Deutsch sprechen oder verstehen können. Dafür gibt es betriebsinterne Dolmetscher und es gibt immer wieder Angebote von Sprachkursen, um die Sprachbarriere zu durchbrechen. Für die ausländischen Mitarbeiter werden eine Wohnung dicht am Betriebsstandort und ein Jobrad gestellt.

Öffentlichkeitsarbeit ermöglicht, den Betrieb als mögliche Arbeitsstelle zu präsentieren sowie das aktuelle Team vorzustellen.
Fotos: Möcklinghoff-Wicke
15 „Glaubenssätze“ zu Mitarbeitern … und ihre Lösung
GlaubenssatzMentalitätswechsel
1: „Arbeit ist ein Kostenfaktor, den ich reduzieren muss.“#1 „Arbeit ist eine Investition in unsere Zukunft.“
2: „Wenn die Mitarbeiter so wären wie ich, würde der Betrieb reibungslos laufen.“#2 „Ich muss das Team führen, das ich habe, nicht das, das ich mir wünsche.“
3: „Ich brauche keine Beurteilungen – ich spreche jeden Tag mit meinen Mitarbeitern.“#3 „Ich muss wissen, was mein Team über den Betrieb denkt und fühlt.“
4: „Junge Menschen/Mitarbeiter werden nicht die geforderten Arbeits-stunden leisten.“#4: „Wir sollten Arbeitsstunden, die von den Mitarbeitern erwartet werden, reduzieren.“
5: „Wir wollen nicht, dass die Leute von uns wissen.“#5: „Wir müssen die Öffentlichkeit darüber aufklären, was wir tun.“
6: „Die Mitarbeiterführung ist meine größte Herausforderung.“#6 „Die Mitarbeiter sind das größte Kapital in meinem Unternehmen.“
7: „Es macht keinen Sinn, in Schulungen zu investieren.“#7: „Wenn ich in die Ausbildung meines Teams investiere, ist es wahrscheinlicher, dass sie bleiben.“
8: „Milchviehhaltung ist ein schmutziger Job – das können wir nicht 
ändern.“
#8 „Gute Arbeitsbedingungen wirken sich direkt auf die Leistung des Betriebs aus.“
9: „Die Unterbringung meiner Mitarbeiter ist umständlich und teuer.“#9: „Die Unterstützung bei der Unterbringung schafft Stabilität und Loyalität.“
10: „Gesundheit und Sicherheit sind für unsere Arbeit unverständlich.“#10 „Die Schaffung eines sicheren Umfelds beginnt mit dem Führungsteam.“
11: „Ich brauche nur Leute mit Erfahrung, um die Arbeit zu erledigen.“#11 „Gute Mitarbeiterbindung beginnt mit guter Personalrekrutierung.“
12: „Selbstständige sind einfacher und billiger.“#12: „Ich sollte den Beschäftigungsstatus meiner Mitarbeiter festlegen, um sie und mein Unternehmen zu schützen.“
13: „Ich brauche keinen Arbeitsvertrag.“#13 „Ein Vertrag schafft Klarheit zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber.“
14: „Irgendwann komme ich dazu, den Hof aufzuräumen.“#14 „Der erste Eindruck zählt.“
15: „Ich bin zu beschäftigt, um Zeit in mich selbst zu investieren.“#15 „Ich werde mir Zeit nehmen, um in mich zu investieren.“

Sehr wichtig für die Mitarbeiterzufriedenheit sind flexible Arbeitszeitmodelle für die Teilzeitkräfte. Da die Betriebsphilosophie darauf beruht, dass jeder Mitarbeiter alles im Stall können soll, ist der Arbeitsplan nach Aufgabe und nicht nach Mitarbeiter zusammengestellt. Durch die zahlreichen Teilzeitkräfte (35 Mitarbeiter, aber nur 16 Voll-AK) ist der Aufwand für die Erstellung der Schichtpläne zwar groß, aber im Umkehrschluss bietet er die größtmögliche Flexibilität bei Arbeitszeitwünschen. Auch die Vollzeitkräfte haben die Wahl auf eine Vier- oder Fünf-Tage-Woche im Wechsel. Jeder hat einmal am Wochenende Dienst, was ca. einem Arbeitstag entspricht, der dann unter der Woche mit einem freien Tag ausgeglichen wird. Ein weiterer Aspekt der Mitarbeitermotivation ist, die Mitarbeiter bei Fragen der technischen Ausstattung miteinzubinden, und es ist gleichermaßen wichtig, moderne Technik einzusetzen, um die Attraktivität des Arbeitsplatzes aufrechtzuerhalten.

Besonders die Ausbildung des Nachwuchses liegt den Verantwortlichen des Viehweidhofes am Herzen. Auszubildende machen oft viele Stunden, aber dafür wird ihnen auch viel geboten. Jährlich gibt es zu Beginn eines neuen Ausbildungsjahres eine dreitägige Lehrlingsfahrt gemeinsam mit den Ausbildern für das gegenseitige Kennenlernen und zur Teambildung. Auszubildende können im Betrieb viel lernen, auch über die Ausbildungsinhalte hinaus, und eine gemeinsame Fahrt schweißt zusammen und ist ein riesiger Motivationsschub für alle Beteiligten. Das Modell zahlt sich aus, denn im Betrieb arbeiten heute mehrere ehemalige Auszubildende als Angestellte, die spezielle Teilbereiche, wie z. B. die Klauenpflege, eigenständig übernommen haben.

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Trotz viel Engagement und Weitsicht findet auch auf dem Viehweidhof eine Mitarbeiterfluktuation statt, zum Teil gewollt, zum Teil auch ungewollt. Oberstes Ziel ist es, auch den möglichen Rückkehrern einen attraktiven Arbeitsplatz anbieten zu können. Wenn man feststellt, dass ein Mitarbeiter nicht ins Team passt, müssen Kündigungsgespräche offen geführt werden und auch bei Krisengesprächen kann man sich an Leitfäden orientieren. Oberstes Gebot: „Unter vier Augen und nicht laut werden“, so die Erfahrung von Johannes Kerler. Als „Personalverantwortlicher“ muss man erkennen, ob ein Mitarbeiter teamfähig ist und zum Team passt oder nicht. Einzelpersonen, die nicht ins Team passen, müssen auch entlassen werden, bevor sie das Team ‚gesprengt‘ haben. Und – was oft noch viel besser funktioniert als die „Schelte“ – das Lob an die Mitarbeiter, denn nichts motiviert Menschen besser als Lob und Anerkennung!

Als sehr hilfreich haben sich Standardarbeitsanweisungen im Betrieb erwiesen und für Valerie Thierer ist klar, dass dieses Hilfsmittel vor allem auch für einen guten Onboarding-Prozess noch weiter ausgebaut werden muss. Aktuell arbeiten alle gemeinsam an einer Betriebsmappe mit den Standard Operating Procedures (SOPs), die dann jedem neuen Mitarbeiter und Auszubildendem an die Hand gegeben wird. Das wird dem Mitarbeiter helfen und es hilft der Betriebsleitung bei Disziplinierungsgesprächen, weil bei unsachgemäßer Arbeitserledigung auf die SOPs verwiesen werden kann. Mit den SOPs sind auch Zeitvorgaben hinterlegt, sodass Arbeitszeiten definierbar sind. Selbstverständlich muss ein Betrieb mit Mitarbeitern ein gutes Zeit-erfassungssystem und ein konsequentes Bezahlmodell haben. Fest angestellte Mitarbeiter bekommen ein Festgehalt und die Teilzeitkräfte arbeiten auf Stundenlohn im Betrieb. Besondere Bonuszahlungen gibt es nicht, stattdessen gibt es einmalige Gratifikationen oder Vergünstigungen für die Mitarbeiter. Einstiegsgehälter können nach einem halben Jahr nachverhandelt werden und bereits beim Einstellungsgespräch werden die Ziele kommuniziert, die erreicht werden sollen, um das Gehalt später anzupassen. Ein weiteres ungewöhnliches Hilfsmittel für spätere Gehaltsverhandlungen ist, dass die Notizen vom Vorstellungsgespräch an den Bewerber zurückgegeben werden. Hier ist bereits über Aufstiegsmöglichkeiten und Gehaltsentwicklung gesprochen worden, sodass spätere Gespräche oft einfacher zu führen sind. 

Ausblick 

Die Herausforderungen in der Zukunft sind für Johannes Kerler und Partnerin Valerie Thierer vor allem im Bereich der Kommunikation mit allen Beteiligten. Dazu zählt auch die familieninterne Kommunikation, denn die Betriebsübergabe ist für alle Beteiligten eine besondere Situation. Wenn die Eltern sich weiter aus dem aktiven Geschehen zurückziehen, muss eine mittlere Führungsebene etabliert sein. In allen Bereichen positiv ist, wenn die SOPs im Betrieb weiter ausgebaut werden, auch um so den Onboarding-Prozess weiter zu optimieren.

„Jeder bekommt die Mitarbeiter, die er verdient“

Im Rahmen des Arbeitskreises wurde sehr deutlich, dass es auch in der landwirtschaftlichen Praxis darauf ankommt, sich mit Themen aus dem „Human Resource Management“ weiterzubilden. Hierbei geht es nicht um die Person als Arbeitskraft (das ist das Personalmanagement), sondern vielmehr geht es um die Fähigkeiten, das Wissen und die Motivation des einzelnen Mitarbeiters. Die Aufgabe der Mitarbeiterführung ist es, das Wissen, die Fähigkeiten und die Motivation, die in einem Unternehmen in Form von Arbeitskraft (Human Resource) zur Verfügung stehen, optimal zu nutzen.

Das „Personal Resource Management“ besteht aus dem klassischen Personalmanagement, aber es geht auch um Bereiche des strategischen Managements, den Arbeitsbeziehungen und der Organisation im Unternehmen. Die Fragen der Arbeitsorganisation im Milchviehbetrieb sind wichtig und sie sind komplex, denn es geht um weit mehr, als Mitarbeiter zu finden und einzustellen. Wer einen Mitarbeiter gefunden hat, muss Sorge dafür tragen, dass er auch gut „ankommt im Betrieb“, und das geht nur mit einem guten Einarbeitungsprogramm, einem Onboarding-Prozess“, der die Mitarbeiter in der Anfangsphase unterstützt und immer wieder bei der Aufgabenerledigung begleitet. Der Glaubenssatz (Paradigma), dass sich Mitarbeiter nicht kümmern, führt dazu, dass die Betriebsleitung sie nicht nach ihrer Meinung und ihren Ideen fragen wird und ihnen am Ende auch keine Verantwortung übertragen wird. Das wiederum kann bei dem Mitarbeiter dazu führen, dass er der Betriebsleitung/dem Management misstraut und sich von ihr/ihm isoliert – und wieder kündigt.

Umgekehrt wird ein Paradigma, das die Arbeitnehmer als fürsorglich und engagiert für das Unternehmen ansieht, dazu führen, dass die Führungskräfte ihnen vertrauen und sie bei wichtigen Entscheidungen um ihre Meinung bitten. Das Ergebnis ist eine vertrauensvolle Kultur und gegenseitiger Respekt.

Sibylle Möcklinghoff-Wicke
Innovationsteam Milch Hessen

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