„Die Zuckerrübe kann sich im Nordosten behaupten“

Matthias Sauer, Geschäftsführer Cosun Beet Company zum Kampagnenstart 2024/25

Die Vorzüge der Zuckerrüben gegenüber Getreide und Raps müssen Landwirte immer wieder neu bewerten. Wo die Rübe passt, ist sie ein wichtiges Fruchtfolgeglied. Im DLG-Interview spricht Mattias Sauer, Geschäftsführer von Cosun Beet Company in Anklam, über den Kampagnenstart 2024/25. Sauer ist Mitglied im DLG-Ausschuss Zuckerrüben. Im Sommer fand die Fachexkursion des Ausschusses in Anklam statt.   

DLG: In diesem Jahr hat die Rübenkampagne sehr früh begonnen. Was sind die Gründe?

Matthias Sauer: Ein früher Beginn der Rübenverarbeitung um den 10. September ist bei uns die Regel, später eigentlich nicht. Der Kampagnenstart kann in manchen Jahren bereits der 7. September sein, wie zum Beispiel im Jahr 2021. Hintergrund ist, dass die Kampagnen auf rund 130 bis 135 Tage ausgelegt sind und planmäßig Mitte Januar beendet werden sollten. Wobei frühe Frosteinbrüche die Kampagne in manchen Jahren um einen Monat verlängern können. 
 

Welche Entwicklung nimmt der Anbau von Zuckerrüben im Norden Deutschlands?

Bei uns im Nordosten ist die Zuckerrübenanbaufläche mit rund 23.500 ha in den vergangenen fünf Jahren recht stabil geblieben. Die Zuckererträge liegen im Durschnitt bei 13 t/ha oder, wie sich in diesem Jahr ankündigt, darüber. Die Rübenkampagne ist in Anklam in vollem Gange. Die Erträge im September haben im Durchschnitt bereits 74 t/ha Rüben bei 18 Prozent Zuckergehalt erreicht. Das entspricht einer Zuckermenge von 13,3 t je Hektar.

Die Zuckerrübenkrankheit Stolbur breitet sich von Süd nach Nord aus. Welche vorbeugenden Maßnahmen können die Anbauer ergreifen? 

Stolbur und SBR sind Rübenkrankheiten, die den Rübenanbau in seiner Existenz bedrohen. Es wird deshalb bekanntlich alles unternommen, um diese Bedrohung abzuwenden. Wir suchen und untersuchen seit 2023 in unserem Anbaugebiet verdächtige Rüben. Bisher waren alle Befunde negativ. Eigene Erfahrungen haben wir also nicht mit Stolbur oder SBR.
 

Die Zuckerpreise verlassen die Höchststände von 2023. Welche wirtschaftlichen Vorzüge hat der Rübenanbau auch bei niedrigeren Preisen gegenüber Getreide?

Seit dem Ende des EU-Quotensystems bei Zucker haben die Preisschwankungen auf dem Zuckermarkt stark zugenommen. Das führt zu entsprechenden Ausschlägen bei den Rübenpreisen – da unterscheidet sich die Zuckerrübe inzwischen nicht von anderen Feldfrüchten. Gleichzeitig ändern sich in vielfältiger Hinsicht die Anbaubedingungen. Dadurch wird es generell schwerer, gleichmäßig hohe Naturalerträge zu erzielen. Von steigender Bedeutung für die Anbauentscheidung sind daher hohe, stabile Erträge und niedrige Erzeugungskosten. Wo die Rübe hinpasst, ist es den Landwirtschaftsbetrieben im Nordosten gelungen, beide Ziele nachhaltig zu erreichen. Dort ist die Rübe ein wichtiges Fruchtfolgeglied, das sich gegenüber Getreide und Raps behaupten kann. 

Matthias Sauer. Foto: Cosun
Matthias Sauer. Foto: Cosun

Im Nordosten ist die Rübe ein wichtiges Fruchtfolgeglied.

Mit Applikationskarten den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Zuckerrübenanbau effizienter gestalten. Fotos: DLG
Mit Applikationskarten den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Zuckerrübenanbau effizienter gestalten. Fotos: DLG

Der DLG-Ausschuss Zuckerrüben

Der DLG-Ausschuss für Zuckerrüben ist ein vielseitiges Fachgremium, das sich aus Vertretern unterschiedlicher Interessensgruppen – Zuckerrübenanbau inklusive Verbände, Zuckerindustrie, Züchtungsunternehmen, Wissenschaft – zusammensetzt. Die Mitglieder diskutieren fachliche Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung der Zuckerrübenproduktion und beobachten und bewerten kritisch den technischen Fortschritt. Zu den Aktivitäten und Aufgabengebieten des Ausschusses gehören unter anderem eine jährliche Ausschusssitzung mit Fachexkursion in die Anbauregionen. In diesem Jahr ging die Fahrt nach Anklam in Mecklenburg-Vorpommern. Die Gäste besichtigten den Betrieb und die Flächen der Gutsverwaltung Klein Bünzow. Michael Engel, Abteilungsleiter Landwirtschaft der Cosun Beet Company Anklam, stellte den Besuchern das Anbaugebiet vor. Auf der Fachtagung am nächsten Tag sprachen Referenten zu Klimaschutz und einer nachhaltigen Entwicklung beim Anbau von Zuckerrüben. Jenny Stukenbrock, Nachhaltigkeitsmanagerin  von Cosun Beet, stellte am Beispiel der Zuckerfabrik Anklam die Entwicklung zu einer regionalen Bioraffinerie vor. In weiteren Vorträgen ging es um Zertifizierungssysteme zur Bodenkohlenstoffspeicherung, Pfade zur Treibhausgasneutralität und die Roadmap zur Treibhausgasneutralen Zuckerindustrie in Deutschland. 

Die Gäste besichtigten die Zuckerrübenflächen mit Minimalbodenbearbeitung der Gutsverwaltung Klein Bünzow.
Die Gäste besichtigten die Zuckerrübenflächen mit Minimalbodenbearbeitung der Gutsverwaltung Klein Bünzow.

Video: Pflanzenschutz in Zuckerrüben

Rübenanlieferung in Anklam. Foto: Cosun
Rübenanlieferung in Anklam. Foto: Cosun

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