Frauenpower aus Landwirtschaft & Agribusiness

Female Agri Fellows Summit 2025

Frauen lauschen Vorträgen auf dem Female Agri Fellows Summit powered by DLG. Foto: DLG/T. Jaworr
Inmitten von rund 140 engagierten Teilnehmerinnen auf dem Female Agri Fellows Summit 2025 fühlen sich die Protagonistinnen sehr wohl (im Vordergrund, v.l.n.r.): Livia Martins (CEBRA Talent), Freya von Czettritz (CEO DLG-Holding) und Ute Regina Voß (Frau & Vermögen). Foto: DLG / T. Jaworr

Der erste Female Agri Fellows Summit powered by DLG fand Mitte Mai im Factory Hotel in Münster statt: Rund 140 Frauen aus Landwirtschaft und Agribusiness nahmen an dem Networking-Event teil. Das neue Veranstaltungsformat ist nach Gründung des offenen Netzwerks der Female Agri Fellows im Jahr 2023 ein wichtiger strategischer Schritt für die DLG, um dem Netzwerk selbst und damit auch Frauen aus unterschiedlichen Bereichen der Branche zunehmend mehr Sichtbarkeit zu verschaffen und ihre Leistungen für die zukunftsfähige Gestaltung der Agrar- und Ernährungswirtschaft ins Rampenlicht zu rücken.

„24 bereichernde Stunden mit vielen besonderen Momenten, Inspiration und Spaß liegen hinter uns. Ich hoffe, dass in Zukunft noch viele weitere Frauen den Mut finden, in unser Netzwerk der Female Agri Fellows zu kommen.“ Diese Worte richtete Freya von Czettritz, CEO der DLG Holding GmbH, an die rund 140 Frauen aus Landwirtschaft und Agribusiness, die am ersten Female Agri Fellows Summit powered by DLG teilgenommen haben. Das Netzwerk der Female Agri Fellows diene dazu, Frauen in der Agrarbranche in ihren Talenten, Führungs- und Gestaltungsansprüchen zu stärken: „Wir Frauen im Agribusiness wollen gegenseitig unsere Sichtbarkeit erhöhen und uns Mut machen, selbstbewusst den Raum einzunehmen, der uns auch zusteht“, hatte die DLG-CEO bereits zu Beginn des Summits gesagt. „Wer eine Führungsrolle einnehmen und aktiv die Zukunftsfähigkeit unserer Branche gestalten will, braucht bei diesem wichtigen Schritt Unterstützung“, so von Czettritz weiter: „Diese Unterstützung wollen wir uns gegenseitig geben. Auch ich habe, als ich vor knapp zwei Jahren meine Führungsrolle bei der DLG übernommen habe, von einem unterstützenden Umfeld profitieren können – diese Erfahrung möchte ich gerne weitergeben.“

Dispruption der Branche gemeinsam gestalten

Keynote-Speakerin Friederike von Rundstedt, Mehrfachunternehmerin und gemeinsam mit ihrem Mann Gründerin des AgTech-Unternehmens RoBoTec PTC in Bremen, appellierte zu Beginn des Summits an den Mut der Teilnehmerinnen, fest an ihre individuellen Stärken und Kompetenzen zu glauben. Das sei erforderlich, um selbstbewusst die Zukunft der Landwirtschaft nach dem Motto „Female Future Farming“ zu gestalten. Von Rundstedt zeichnete ihren Karriereweg nach: Mit ihrem Team hat sie die weltweit erste und patentierte KI- und laserbasierte Roboterlösung für die sterile Pflanzenvermehrung entwickelt – auch gegen Widerstände und Skepsis. Die „Fs“ Fachwissen, Fortschritt, Forschung und Fantasie hätten sie angetrieben, aber auch Fehler habe sie gemacht – mit letzteren sei ein konstruktiver und positiver Umgang erforderlich. Die anwesenden Frauen ermunterte sie, ihre Ideen, Konzepte und Innovationen mit positiver Energie voranzutreiben: „Unsere Branche ist reif für Disruption, und die kommt nicht von außen, sondern von uns“, stellte von Rundstedt dazu fest.

 

Frau spricht vor Leinwand: Friederike von Rundstedt
AgTech-Unternehmensgründerin Friederike von Rundstedt ruft die Teilnehmerinnen beim Female Agri Fellows Summit 2025 auf, die Disruption der Branche zu gestalten. Foto: DLG / T. Jaworr

Um den Teilnehmerinnen beim ersten Female Agri Fellows Summit persönliches und strategisches Know-how für ihre beruflichen Karrieren mit auf den Weg zu geben, standen an den beiden Summit-Tagen fünf Workshops zur Wahl: Im Workshop Leadership: Durchsetzen in Männerdomänen zeigte die freiberufliche Trainerin Janina Tiedemann, in welcher Weise bewusste oder unbewusste Machtspiele männlich dominierte Runden und berufliche Umfelder prägen. Wie diese Codes der vertikalen, auf Status und Macht basierenden Kommunikation funktionieren, und wie sich Frauen dazu souverän verhalten können, dazu klärte Tiedemann auf und gab Empfehlungen für souveränes Kontern und Sich-Behaupten.

Ein einfaches Beispiel aus dem Berufsalltag: Auch bei übervollem Terminkalender nicht buchstäblich von einem Meeting zum anderen rennen, sondern gelassen und aufrecht von A nach B gehen – frei nach dem Motto „Wer Macht hat, lässt sich nicht hetzen.“ Und: „Kollege Schaumschläger“ in Meetings nicht mit platter Gegenrede auf neue Ideen à la „So funktioniert das draußen einfach nicht“ davonkommen lassen – sondern mit einem entschiedenen „Dann müssen wir gemeinsam dafür sorgen, dass das künftig draußen funktioniert“ kontern.

Intrapreneurinnen werden und eigene Stärken entdecken

Im Workshop Zukunftskompetenzen für nachhaltigen Erfolg: Potenzial entfalten, Wandel gestalten und Chancen nutzen unterstützten die Referentinnen Livia Martins und Marielen Winter, Gründerinnen des Beratungsunternehmens CEBRA Talent, die Teilnehmerinnen darin, ihre individuellen Stärken und Zukunftskompetenzen zu entdecken. Denn das sei Grundvoraussetzung dafür, um als Intrapreneurinnen in ihrem jeweiligen Umfeld Veränderungen erfolgreich zu gestalten.

Eine Intrapreneurin oder ein Intrapreneur ist eine Person, die in ihrem Unternehmen oder ihrer Organisation neue Projekte und Ideen anstößt und verwirklicht. Intrapreneurinnen, egal, wo sie im Einzelfall wirken, haben laut Martins und Winter folgende Gemeinsamkeit: Sie besitzen Klarheit über ihre persönlichen Werte und Visionen, sie können in ihrem Umfeld Schlüsselpersonen für ihre Ideen gewinnen, sie navigieren souverän durch komplexe System und können ihre eigene Energie steuern und Resilienz aufbauen.

 

Frauen in Workshop-Situation auf dem Female Agri Fellows Summit 2025. Foto: DLG / T. Jaworr
Wie setzt frau sich durch in männlich dominierten Runden? Das war Thema des Workshops von Trainerin Janina Tiedemann auf dem Female Agri Fellows Summit 2025. Foto: DLG / T. Jaworr

In ihrem Workshop-Format Mit starken Wurzeln wachsen und Aufblühen: Mentale Stärke für Frauen in der Landwirtschaft gaben Bettina Tittel, Gründerin und Inhaberin, Akademie für mentale Gesundheit, und Friederike Reilmann-Lollies, Hochschuldozentin und Psychologin im Zentrum für Sozialpsychiatrie, LWL-Klinik Lippstadt, Rüstzeug an die Hand, um für den stressigen Betriebs- und Berufsalltag die innere Balance zu stärken. Interaktive Übungen halfen den Teilnehmerinnen dabei, ihre vier Grundbedürfnisse – Inspiration, Verbundenheit und Harmonie, Einfluss und Autonomie sowie Orientierung und Struktur – zu erkennen und in ihrer jeweiligen Ausprägung einzuordnen. Denn: Hinter jedem negativen Gefühl steckt ein unerfülltes Bedürfnis.

Eigene Bedürfnisse reflektieren und gestärkt den Betriebsalltag meistern

„Ich habe hier vielfältige Anregungen bekommen, um meine mentale Stärke zu festigen. Die kann ich gut gebrauchen, um für die Anforderungen meines Betriebsmanagements und der Familie gewappnet zu sein“, sagte Annette, die einen Mischbetrieb mit Ackerbau, Tierhaltung und erneuerbaren Energien leitet. Milchviehhalterin Anna wiederum nimmt als Anregung aus dem Workshop mit, eine Erkenntnis ganz besonders in ihrem Alltag zu reflektieren: „Ich nehme mir vor, mir immer wieder bewusst zu machen, dass unangenehme Emotionen auf nicht erfüllte Bedürfnisse zurückzuführen sind. Ich will dies reflektieren und mich fragen, was für ein Bedürfnis ich gerade habe, wenn es mir einmal nicht gut geht oder ich mich gestresst fühle.“

 

Frauen beim Tanzen. Foto: DLG / T. Jaworr
Networking mal anders: Beim Workshop "Tanz Dich glücklich!" kamen die Teilnehmerinnen des Female Agri Fellows Summit der DLG auf intensive und fröhliche Weise miteinander in Kontakt. Foto: DLG. / T. Jaworr

Zahlreiche Teilnehmerinnen des Female Agri Fellows Summit 2025 fühlten sich vom Workshop-Thema Starke Frauen, starke Höfe: mit Leidenschaft und Wissen zur erfolgreichen Hofübernahme! angesprochen. Den Teilnehmerinnen riet Metta Steenken, Expertin für Organisationsentwicklung im entra Beratungsteam, vor dem Schritt in die Hofübernahme folgende Überlegungen zu treffen: „Um den Betrieb erfolgreich zu führen und eure eigene Rolle zu finden, solltet ihr bei euch selbst anfangen und euch fragen: Was will ich erreichen? Was sind meine Bedürfnisse? Unter welchen Bedingungen kann die Betriebsführung für mich attraktiv werden?“ Das sei der erste Schritt, um die eigenen Interessen mit denen aller Beteiligten – Familienmitglieder und Mitarbeitenden – in einen guten Ausgleich zu bringen und damit die Hofübernahme erfolgreich zu gestalten. „Die emotionalen Aspekte fallen mir schwerer als die steuerlichen und betriebswirtschaftlichen Vorgänge“, schilderte passend dazu auch eine Teilnehmerin ihre Erfahrungen.

 

Die rosarote Brille gegen die klare blaue tauschen

Finanzmanagerin und Anlageberaterin Ute Regina Voß sensibilisierte die Teilnehmerinnen in ihrem Workshop Dagoberta macht Kasse! Warum Frauen weniger Geld haben als Männer – und was sie konkret dagegen tun können! dafür, wie wichtig es ist, in Finanzangelegenheiten autonom zu sein. „Augen auf bei der Partnerwahl“, lautete ein sehr grundsätzlicher Ratschlag von ihr: „Wenn ihr einen Mann kennenlernt, den ihr heiraten wollt, tauscht die rosarote Brille gegen die klare blaue und fragt euch kritisch selbst: Will ich mit dem Typen eine Familie gründen und kann ich mit dem offen über Geld reden?“, sagte Voß. Frauen, die in landwirtschaftliche Betriebe einheiraten, empfahl sie zudem: „Ehevertrag aufsetzen und gegenchecken lassen; Finanzen offenlegen lassen – sonst heiratest Du in eine Blackbox ein, die womöglich noch schuldenbehaftet ist“, sagte die Finanzberaterin und ergänzte: „Ich habe schon Eheverträge gesehen, bei denen es der Hofhund besser hat als die zukünftige Ehefrau.“ 

Zum Thema

Forschung

DLG-Podcast "ESG to Go" Episode 18

Nachhaltigkeit und Forschung
Kommunikation

Money Matters – Frauen, Finanzen, Freiheit

DLG-Podcast Female Agri Fellows – Episode 03
Karriere

Mit Strategie und der richtigen Technik zum Verhandlungserfolg

Deal or No Deal?
Agrarpolitik

Die DLG legt den Fokus auf Diversität in der Wertschöpfungskette

Female Empowerment für eine zukunftsgerichtete Landwirtschaft
Tierhaltung

Neue Wege in der Tierhaltung mit Inhouse Farming

Zukunftsmodelle Insektenmast und Algenproduktion
DLG-Podcast "ESG to Go" Episode 19
Ländliche Räume

Beraterin Metta Steenken über starke Frauen und starke Höfe

Erfolgreich mit klarer Arbeitsteilung
Kommunikation

Ein Förderpreis von DLG und dem Women in Ag Magazine.

Women in Ag Award 2024: Siegerinnen stehen fest