Vielfalt, Innovation und Austausch

Arbeitskreis Junge DLG auf Exkursion in Ungarn 

Vom 1. bis zum 5. Juni 2025 unternahm der Arbeitskreis der Jungen DLG eine spannende und lehrreiche Exkursion nach Ungarn. Die Reise bot nicht nur tiefe Einblicke in die ungarische Landwirtschaft, sondern auch in Geschichte, Kultur und persönliche Lebenswege von Auswanderern, die vor Ort erfolgreiche Betriebe aufgebaut haben. Im Zentrum der Reise standen der fachliche Austausch, innovative Betriebsstrukturen und eindrucksvolle Beispiele moderner Landwirtschaft.

Eintauchen in die Geschichte Budapests

Den Auftakt unserer Reise bildete eine Stadtführung durch Budapest. Die erfahrene Stadtführerin Ildikó brachte uns die wechselvolle Geschichte der ungarischen Hauptstadt näher – von der römischen Siedlung Aquincum über die osmanische Besetzung und den Habsburger Wiederaufbau bis zur Vereinigung von Buda, Pest und Óbuda im Jahr 1873.

Beim Rundgang durch das Stadtzentrum beeindruckte besonders das prächtige Parlamentsgebäude am Donauufer. Ebenso besuchten wir die imposante St.-Stephans-Basilika, die große Synagoge – zweitgrößte ihrer Art weltweit – und die geschichtsträchtige Gedenkstätte am Freiheitsplatz. Nach dem kulturellen Einstieg ließen wir den Abend bei einem gemeinsamen Essen ausklingen.

Moderne Landwirtschaft in Westungarn

Früh am nächsten Morgen ging es mit dem Bus Richtung Westen. Auf der Fahrt stand ein aktuelles Thema im Fokus: die Maul- und Klauenseuche (MKS). In einem Kurzreferat wurden die Symptome, Übertragungswege und Schutzmaßnahmen dieser hochansteckenden Tierseuche diskutiert – ein besonders relevantes Thema angesichts der aktuellen Fälle in Ungarn und der Slowakei.

Erster Stopp des Tages war ein vielseitiger Betrieb, der durch innovative Verfahren im Pflanzenbau und professionelle Tierhaltung beeindruckte. Besonders eindrucksvoll war der Einsatz digitaler Technologien für Ertragsprognosen und Düngung ebenso wie das durchdachte Management in der Milchviehhaltung. Strenge Biosicherheitsmaßnahmen, unter anderem durch Desinfektionsbecken, das Einhalten von Abstand zu den Tieren und zum Futter sowie das Tragen von Schuhüberziehern, die von der Firma MS Shippers zur Verfügung gestellt wurden, ermöglichten uns eine Besichtigung vor Ort.

Anschließend besuchten wir einen weiteren Ackerbaubetrieb, der von einem niederländischen Ehepaar aufgebaut worden war. In einem sehr persönlichen Vortrag schilderte Arina van Schaik die Herausforderungen des Auswanderns und den Weg von einer kleinen Anfangsfläche hin zu einem erfolgreichen, arrondierten Betrieb. Ihr Zitat „Echte Auswanderung ist wie ein Unfall – in deiner eigenen Kultur kannst du schon einen Marathon laufen, in einer Neuen muss man erst wieder gehen lernen“ blieb vielen im Gedächtnis.

Abends trafen wir uns zum gemeinsamen Essen mit weiteren Landwirtinnen und Landwirten aus der Region, darunter Vertreter*innen des Netzwerks AGRIA. Fachlicher Austausch und persönliche Gespräche machten den Abend zu einem Höhepunkt des Tages.

Vielfalt am Balaton-See und Saatgutvermehrung

Der nächste Tag startete mit einem Besuch bei einem vielseitigen Betrieb nahe des Balatons. Dort beeindruckten nicht nur die weitläufigen Flächen, sondern auch das Konzept der Direktvermarktung unter der Marke „Terra Pannonia Fleisch“. Hochwertiges Rindfleisch wird in Restaurants und über eine regionale Burgerkette vermarktet – mit Fokus auf Herkunft, Qualität und Regionalität.

Besonders spannend war der Einblick in die Saatgutvermehrung von Hybridweizen und Mais bei einem weiteren Landwirt, der ebenfalls über langjährige Erfahrung in Ungarn verfügt. Neben den Saatgutbeständen konnten wir auch die Mastbullenhaltung auf dem Betrieb kennenlernen.

Den Abend verbrachten wir wieder am Balaton – einige nutzten das angenehme Wetter für ein erfrischendes Bad, andere für Gespräche über das Gesehene.

Tihany, Ackerbau und Weinberge

Tihany, Ackerbau und Weinberge

Nach einem Zwischenstopp mit Gruppenfoto über dem Balaton und einer kurzen Fährfahrt erkundeten wir die landschaftlich reizvolle Halbinsel Tihany. Die barocke Abtei und die Aussicht über den See boten eine schöne kulturelle Abwechslung.

Weiter ging es nach Baja, wo wir einen weiteren beeindruckenden Ackerbaubetrieb besichtigten. Neben klassischen Kulturen wie Weizen und Mais wurden auch Sonnenblumen und Erbsen angebaut. Besonders interessant war die Düngungstechnik mit flüssig aufgemischten Feststoffen sowie die hohe Professionalität in der Lager- und Erntelogistik.

Am Nachmittag besuchten wir auch das Weingut des Betriebsleiters. Eine Führung durch die Weinberge mit anschließender Verkostung rundete den Besuch kulinarisch ab. Bei Gulasch und Wein wurde viel gelacht und diskutiert – ein gelungener Abschluss des vorletzten Tages.

Einblicke in die Hunland-Gruppe

Am letzten Tag stand der Besuch bei einem der bedeutendsten Agrarunternehmen Ungarns auf dem Programm. Die Hunland-Gruppe verbindet Tierhandel, Ackerbau und Logistik auf beeindruckende Weise. In einer Präsentation wurden uns die unterschiedlichen Geschäftszweige vorgestellt – von internationalen Tiertransporten bis hin zu Forschungsprojekten zur nachhaltigen Güllenutzung mit Schafwolle.

Auch die Besichtigung eines Milchviehbetriebs und eines weiteren Standorts mit Rinder- und Lämmermast gaben Einblicke in moderne Tierhaltungssysteme. Besonders spannend war das Gespräch mit Gründer Jos Janssen, der seit den 1990er Jahren in Ungarn lebt und arbeitet. Er berichtete von einem neuen Projekt zur Entwicklung eines landwirtschaftlichen Betriebs in Ruanda – ein Vorhaben, das bei uns intensive Diskussionen über Ethik und Entwicklungshilfe auslöste.

Impulse für die eigene Arbeit

Die Exkursion nach Ungarn war geprägt von Vielfalt: kulturell, fachlich und menschlich. Wir haben Betriebe gesehen, die mit modernster Technik arbeiten, Pionierleistungen vollbracht haben oder sich mutig neuen Märkten öffnen. Auch kritische Themen wie Tierwohl, Migration und Nachhaltigkeit kamen nicht zu kurz.

So bleiben nicht nur spannende Eindrücke, sondern auch viele Impulse für die eigene Arbeit – und die Erkenntnis, dass Landwirtschaft in Europa viele Gesichter hat.


Text: Arbeitskreis Junge DLG und Catharina Thordsen, Projektleiterin Ökonomie & Nachhaltigkeit 
Fotos: Teilnehmer der Reise