
Wandel und schnelle Veränderung prägen unsere Erfahrungswelt – und mit ihr unsere beruflichen Karrieren. In einer Welt, die sich immer schneller dreht, brauchen wir Zukunftskompetenzen, um erfolgreich zu bestehen. Damit ist nicht nur Versiertheit im Umgang mit KI und anderen digitalen Tools gemeint. Zukunftskompetenz fängt da an, wo wir unsere Stärken und unsere innere Wirksamkeit erkennen – und diese selbstbewusst nach außen tragen. Das vermitteln die Gründerinnen Livia Martins und Marielen Winter von CEBRA Talent auf dem Female Agri Fellows Summit der DLG am 13. und 14. Mai in Münster. Einen kleinen Vorgeschmack gibt Livia Martins hier im Interview.
DLG-Newsroom: Was ist mit Zukunftskompetenzen gemeint?
Livia Martins: Wir bei CEBRA Talent definieren Zukunftskompetenzen als Fähigkeiten, die uns helfen, sich in einer schnell wandelnden Welt gut zurechtzufinden und erfolgreich zu sein. Und damit meinen wir nicht bloß technisches Know-how: Viele Menschen denken bei Zukunftskompetenzen sehr schnell an Künstliche Intelligenz, also an KI. Das zählt auf jeden Fall zu den Zukunftskompetenzen, ist aber bei weitem nicht alles.
Was gehört denn außer KI und anderem digitalem Know-how dazu?
Mit Zukunftskompetenzen sind vor allem überfachliche Fähigkeiten gemeint, also Fähigkeiten, die es uns ermöglichen, mit Unsicherheit umzugehen, in zunehmend komplexeren Systemen zurechtzukommen, Chancen in Veränderungen zu erkennen. Dazu gehören zum Beispiel Selbstreflektion und Lernfähigkeit, also die Fähigkeit, sich selbst weiterzuentwickeln. Wir bei CEBRA Talent haben dazu ein spezielles Trainingsprogramm entwickelt, das Talenten hilft, sich in diesen zunehmend komplexeren Systemen zurechtzufinden und Veränderungen in ihren Unternehmen voranzutreiben. Dabei bringen wir unseren Talenten unter anderem bei, wie sie sich mit ihren eigenen Stärken auseinandersetzen können, wie sie ihre eigenen Stärken einbringen können in Systeme, die sich schnell verändern – und dazu zählen neben unserer Welt als solche natürlich auch die Mikrosysteme Unternehmen, Organisationen und Netzwerke, in denen wir uns bewegen.
Wie funktioniert das konkret?
Wir müssen zunächst unsere Leidenschaften, unser eigenes individuelles Wirkungsfeld erkennen. Im zweiten Schritt fragen wir uns dann ‚Wie kann ich tatsächlich aktiv mit meinen Stärken Wirkung entfalten und Veränderungen vorantreiben, damit ich in dem zunehmend komplexen System, in dem ich mich bewege, erfolgreich sein kann?‘ Wir bestärken die Talente, mit denen wir arbeiten, erst einmal in ihren eigenen Stärken und Fähigkeiten und darin, an sich und ihre Wirksamkeit zu glauben. Und dann helfen wir ihnen, ihr individuelles Skillset zu schärfen.

Sind Zukunftskompetenzen so etwas wie Change Management – oder wie würdest Du beides voneinander abgrenzen?
Ich würde sagen, Zukunftskompetenzen sind ein Teil von Change Management, sie werden auf jeden Fall benötigt, wenn Du im Rahmen von Change Management Prozessen Veränderungen gestalten möchtest. Aber Zukunftskompetenzen sind mehr als nur Change Management. Neben der bereits erwähnten Selbstreflexion und Lernfähigkeit gehören auch noch Kollaboration, Netzwerken, kritisches Denken, Fähigkeit zur Problemlösung, Mut und vor allem Storytelling dazu.
Was ist mit Storytelling in dem Zusammenhang gemeint?
Storytelling ist ein enorm wichtiger Teil unseres Trainingsprogramms, denn Wirkung entsteht nicht nur durch gute Ideen, sondern auch durch die Art, wie wir sie vermitteln. Nachdem du dein inneres System verstanden hast, also weißt, wie deine Stärken und dein Wirkungsfeld zusammenspielen, geht es darum, deine Wirksamkeit im Außen, also beispielsweise in deinem Unternehmen, zu entfalten. Und da kommt Storytelling ins Spiel – indem Du Dich fragst: Welche Veränderung will ich genau vorantreiben, und wie erzähle ich dazu eine überzeugende Geschichte, um die Menschen in meiner Umgebung dafür zu gewinnen. Du überlegst Dir zunächst: Welches Problem habe ich erkannt, und wie will ich es lösen? Dann fragst Du Dich: Welcher Erzählstil passt zu mir – und wofür sind die Menschen, die ich überzeugen möchte, empfänglich?

Female Agri Fellows Summit 2025
Beim Female Agri Fellows Summit 2025 am 13. und 14. Mai in Münster triffst Du auf Frauen aus der gesamten Agrarbranche. Du lernst spannende Persönlichkeiten kennen, die Deine Leidenschaft für Landwirtschaft und Agribusiness teilen. Die zweitägige Veranstaltung bietet Dir einen Raum, um Dich mit Gleichgesinnten über Herausforderungen und Chancen auszutauschen, die speziell Frauen in der Landwirtschaft und im Agribusiness begegnen. Dazu erwartet Dich ein abwechslungsreiches Programm mit Workshops und Betriebsbesichtigungen sowie vielfältigen Networking-Gelegenheiten.
Wenn ich nicht so gerne auf großen Bühnen spreche und eher in kleinen Kreisen überzeuge…
…würdest Du eher in kleinen Runden mit Kolleg:innen sprechen oder in der Teeküche informell. Und Du fragst Dich außerdem: Wie gewinne ich mein Gegenüber für meine Sache? Tickt er oder sie eher auf der Ebene von Zahlen, Daten, Fakten – dann verpackst Du Deine Geschichte in eine Powerpoint-Präsentation oder ähnliche Formate. Wer eher Bauchgefühl-Entscheidungen trifft, dem erzählst Du lieber lebendig, mit konkreten Beispielen und skizzierst Visionen…
Wer nimmt eigentlich euer Training klassischer Weise in Anspruch?
Wir arbeiten schwerpunktmäßig mit Nachwuchstalenten in Unternehmen zusammen. Wir finden erst einmal heraus, welchen Herausforderungen sich die jeweiligen Unternehmen stellen und welchen Beitrag zur Lösung dieser Herausforderung Nachwuchstalente als Führungskräfte von Morgen leisten können. Dazu müssen die Nachwuchstalente selbst ihr volles Potenzial erkennen und auch die Unternehmen das volle Potenzial und die volle Wirkungskraft der Nachwuchstalente anerkennen. Dafür arbeiten wir intensiv mit Nachwuchstalenten und Führungskräften in Reverse-Mentoring-Ansätzen zusammen.
Zu Person und Unternehmen
Livia Martins ist Mitgründerin von CEBRA Talent, dessen Mission es ist, Talente mit zukunftsrelevanten Skills und einem Impact-Mindset auszustatten, um sie als sogenannte Intrapreneure zu befähigen, Unternehmen von innen heraus zu transformieren. Sie bringt mehrjährige Erfahrung im Bereich Talent & Leadership Development bei PwC Schweiz mit, wo sie mit einer Vielzahl von Kunden an Themen wie Upskilling, Führungskräfteentwicklung und ganzheitlichen Talentstrategien gearbeitet hat. Ihr Fokus liegt darauf, ungenutztes Potenzial zu entfalten und Talente zu befähigen, nachhaltigen Wandel in Organisationen voranzutreiben.
Was ist das: Reverse-Mentoring?
Beim klassischen Mentoring bringt eine erfahrene Person typischerweise einer jüngeren Person etwas bei. Beim Reverse Mentoring ist es genau andersherum: Berufseinsteiger schlüpfen in die Mentorenrolle und vermitteln Personen mit mehr Berufserfahrung, z. B. ihren Führungskräften, ihr Wissen und unterstützen sie bei Fragen und Herausforderungen.

Fokus auf Mütter und Töchter
Die Diskussion um den Generationenwechsel auf landwirtschaftlichen Betrieben wird viel zu sehr durch Vater-Sohn-Konflikte geprägt. Das stellt Agrarunternehmerin und DLG-Vorständin Dr. Anna Catharina Voges fest. Sie fordert eine stärkere Fokussierung auf die Rolle von Müttern als Vorbild in diesem Prozess. Dr. Anna Catharina Voges ist Patin des Workshops Starke Frauen, starke Höfe: mit Leidenschaft und Wissen zur erfolgreichen Hofübernahme! auf dem Female Agri Fellows Summit am 13. und 14. Mai 2025 in Münster. Im Interview hier im Magazin auf dlg.org teilt sie ihre persönliche Sicht auf das Thema.
Wie ist der Zusammenhang von Zukunftskompetenzen und Female Empowerment?
Ich glaube, da haben wir als Frauen eine ganz, ganz besondere Aufgabe. Wir Frauen haben häufig ein Skillset, in dem Empathie, Selbstreflexion und Kommunikationsstärke schon gut ausgeprägt sind. Wir haben daher einen leichteren Zugang zu den Zukunftskompetenzen, die überall so stark gefragt und erforderlich sind. Es geht also vor allem darum, dass wir Frauen diese Stärken als wichtige Stärken begreifen – und auch den enormen Mehrwert erkennen, den diese Stärken für unsere Unternehmen, unsere Berufswelt bringen.
Worauf können sich die Teilnehmerinnen in eurem Workshop ‚Zukunftskompetenzen für nachhaltigen Erfolg: Potenzial entfalten, Wandel gestalten und Chancen nutzen‘ freuen?
Der Workshop bietet den Teilnehmerinnen die Chance, Klarheit über ihren eigenen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft zu gewinnen – und diesen wirkungsvoll nach außen zu tragen. Wir entwickeln dafür zunächst gemeinsam das individuelle Wirkungsfeld der Teilnehmerinnen. Das heißt: Wir helfen ihnen, ihr inneres Feuer zu erkennen – also herauszufinden, wofür brenne ich? Was ist meine Passion? –, und in diesem Zusammenhang auch zu reflektieren, was möchte ich in meinem Betrieb, in meinem Unternehmen bewirken und verändern?
Anschließend widmen wir uns dem Thema Storytelling: Wie kann ich meine Vision und meine Ziele durch eine gute Geschichte vorantreiben und meine Story sichtbar machen?