
Um den Wald zukunftsfest aufzustellen, muss die Forstbranche sich proaktiv Veränderungsprozessen stellen. Dazu gehört neben digitalen Tools in erster Linie der Mensch, der mit kreativem Handeln Entscheidungen für Innovationen trifft. Zudem müssten im Wald über das Produkt Holz hinaus marktfähige Güter entwickelt werden. Das waren einige der Kenntnisse auf dem Podiumsdiskussion zur Eröffnung der DLG-Waldtage 2025l, die unter dem Leitthema „Vision. Innovation. Zukunft,“ standen.
Oliver Hilpold, CEO von dem Lösungsanbieter für intelligente Aufforstung The Lieco Company, betonte in einem Impuls zur Podiumsdiskussion anlässlich der Eröffnungsfeier der DLG-Waldtage 2025 am 12. September in Lichtenau die Notwendigkeit, Veränderung zu gestalten: „Agilität bedeutet, dass wir uns nicht reaktiv zu Veränderungsprozessen stellen, sondern proaktiv.“ Er stellte in dem Zusammenhang die rhetorische Frage in den Raum, warum „wir als Unternehmen uns manchmal erst bewegen, wenn es gar nicht anders geht.“ Im späteren Verlauf der Diskussion mahnte Hilpold zu Pragmatismus, um mehr Innovationsgeist in der Branche zu verbreiten. Auch skizzierte er die Idee einer „Gesamt-Vision“ für die Forstwirtschaft, die „Innovationsschübe“ auslösen könne.
Christoph Ewers, Vizepräsident des Deutschen Forstwirtschaftsrat (DFWR), beschrieb zu Beginn der Diskussion eine Zukunftsvision für den Wald: „Wenn ich 30 bis 50 Jahre in die Zukunft schaue, hoffe ich, dass es uns allen miteinander gelingt, einen klimaresilienten Wald aufzubauen.“ Zudem sieht Ewers Perspektiven darin, weitere marktfähige Produkte neben Holz zu entwickeln, darunter auch Ökosystemleistungen.

Auf Social Media selbstbewusst für Gemeinwohl-Leistungen werben
Vera Butterweck-Kruse, Geschäftsführerin des Unternehmens Butterweck Rundholzlogistik und Vorsitzende des Deutschen Forstunternehmerverbandes, wies in ihren Redebeiträgen zum einen darauf hin, dass Transformation im Forst regional angepasst gestaltet werden müsse. Zum anderen betonte sie, dass die Unternehmen der Forstwirtschaft schon viele Transformationsleistungen erbracht haben: von der Digitalisierung der Prozesse über die Nutzung immer leichterer und effizienterer Maschinen. Butterweck-Kruse appellierte außerdem an die Unternehmen der Forstwirtschaft, Social Media zu nutzen, um mit Stolz für die Leistungen zu werben, die sie für die Gesellschaft erbringen: „Der Wald hat für die Gesellschaft einen unheimlich hohen emotionalen Wert - und wir beschützen diesen Wert.“
Eberhard von Wrede, Vorsitzender des Waldbauernverbandes NRW, betonte: „Forstwirtschaft 4.0 heißt für mich: nach vorne schauen und sich verändern.“ Von Wrede machte deutlich, dass Innovation nicht nur von Technik und Tools abhänge, sondern in erster Linie vom Menschen: Es sei der Mensch mit seinem kreativen Handeln, der für erfolgreiche Innovation entscheidend sei.
Ressourcenschutz voranbringen und gleichzeitig Ressourcen schonen
DLG-Hauptgeschäftsführer Dr. Lothar Hövelmann ging auf die Bedeutung des Leitbilds „Nachhaltige Produktivitätssteigerung“ der DLG für den Forst ein: „Wir brauchen weltweit eine nachhaltige Produktivitätssteigerung in der Land- und Forstwirtschaft. Auch im Wald können wir mit innovativen Technologien unsere Ressourcen optimal und effizient nutzen – und können so bei gleichzeitigem Ressourcenschutz die Produktivität steigern.“ Der DLG-Hauptgeschäftsführer betonte zudem: „Im Wald werden organische Rohstoffe für die Bioökonomie erzeugt, außerdem ist der Wald ein CO2-Speicher: Wir produzieren im Wald lebensnotwendige Dinge.“
Thomas Kämmerling, Leiter bei Wald und Holz NRW, betonte unterdessen, wie zentral die Rolle der Gesellschaft für die zukunftsfeste Positionierung der Wälder sei: „Unser Wald steht im Zentrum großer Herausforderungen – und ist gleichzeitig unsere Lebensgrundlage und Garant für Lebensqualität. Das Waldökosystem im Dreiklang der Nachhaltigkeit – ökonomisch, ökologisch und sozial – zu erhalten, verlangt innovatives Denken und Verantwortung. Deswegen verstehen wir Innovation nicht nur technisch, sondern auch gesellschaftlich.“ Daher suche Wald und Holz NRW den Dialog mit den Bürgern bei der Wanderausstellung „Klimaheld Wald“: Die Ausstellung sei eine Maßnahme, der Entfremdung vom Wald in der Gesellschaft entgegenzuwirken und gleichzeitig dafür zu sensibilisieren, wie ernst die Bedrohung durch den Klimawandel für den Forst sei,
Den Klimawandel zählte Kämmerling entsprechend zu den größten Veränderungstreibern im Forst: Die nordrhein-westfälischen Wälder hätten in den vergangenen Jahren „viel Fichte verloren:“ Das stellte die Branche insofern vor Herausforderungen, als die Holzverarbeitung stark auf die Fichte ausgerichtet sei.
Digitalisierung bei Kartierung, Ernte und Zustandserfassung
Um die Herausforderung des Klimawandels zu meistern und den Forst nachhaltiger und effizienter zu bewirtschaften, machte Ewers auf die Potenziale der Digitalisierung aufmerksam, insbesondere in den Bereichen Kartierung, Zustandserfassung und auch bei der Ernte. Wald und Forst NRW nutze digitale Tools bereits bei Waldinventuren, so Kämmerling: Drohnendaten, Satellitenaufnahmen und Laserscan-Daten würden dabei über KI-Prozesse ausgewertet. Über die Plattform „Waldinfo“ sei jeder Quadratmeter Wald in NRW abgebildet mit Empfehlungen zur Bewirtschaftung.
Text: DLG-Newsroom / Stefanie Pionke