Betriebsmanagement
Kosten im Pflanzenbau sparen
Hohe Preise für Betriebsstoffe und Dünger, sinkende Verkaufserlöse bei Getreide und Hackfrüchten sowie politische Auflagen bei Düngung und Pflanzenschutz belasten den wirtschaftlichen Erfolg vieler Betriebe. Daher gilt es, an vielen Schrauben zu drehen, um die Kosten im Pflanzenbau zu senken.
Das individuelle Betriebsmanagement ist eine komplexe Aufgabe für jeden Landwirt. Langfristig geht es um die Ausrichtung des Betriebs hinsichtlich der angebauten Früchte und Investitionen in die dafür notwendige Mechanisierung. Kurzfristig sind regelmäßig Entscheidungen zu treffen, welche die täglichen Arbeitsprozesse sowie die ökonomischen Belange betreffen, z. B. Einkauf von Betriebsstoffen, Dünger und Saatgut oder der Verkauf der geernteten Früchte. Alle diese Parameter in ein optimales Verhältnis zu setzen, entscheiden letztlich über den betrieblichen Erfolg.
Ausrichtung des Betriebs überdenken
Ist der Betrieb nach eigenem Ermessen hinsichtlich Struktur und Größe so aufgestellt, dass er wahrscheinlich noch über mehrere Jahre in bewährter Weise bewirtschaftet werden kann, ergibt sich daraus eine hohe Planungssicherheit hinsichtlich der angebauten Feldfrüchte, der notwendigen Mechanisierung und der Arbeitskräfteausstattung.
Anders sieht es aus, wenn eine Vergrößerung der Betriebsfläche geplant ist. Mit einer größeren Fläche einher gehen (bei unveränderter Mechanisierung) eine höhere Beanspruchung der Maschinen (höherer Verschleiß), ein höherer Verbrauch an Betriebsstoffen, ein höherer Zeitaufwand und gegebenenfalls längere Transportfahrten.
Letztlich hängt es von der individuellen Situation jedes Betriebs ab, wie auf Veränderungen der Struktur und Größe des Betriebs reagiert wird.
Wenn nur geringfügige Änderung der Größe ansteht, kommt man eventuell mit der bisherigen Strategie aus. Bei einer größeren Flächenausweitung sind aber unter Umständen gravierende Änderungen bei der Mechanisierung und der Arbeitsprozesse erforderlich. Wichtig ist in diesem Fall, dass hier frühzeitig reagiert wird. Notwendige Investitionen in neue Maschinen oder Traktoren sollten aus steuerlichen Gründen in der Regel nicht in einem Wirtschaftsjahr getätigt werden, sondern nach und nach.
Somit braucht die Vergrößerung eines Betriebs eine Zeit des Übergangs. Und während dieser Zeit sollte man in der Lage sein, flexibel zu reagieren. Geht es um Maschineninvestitionen, kann das zum Beispiel bedeuten, Prioritäten zu setzen – also welche Maschinen bei der Eigenmechanisierung auch in Zukunft eine wichtige Rolle übernehmen. Das betrifft zunächst Maschinen, die wetterbedingt oft nur in kleinen Zeitfenstern eingesetzt werden können. Also dort, wo Schlagkraft gefragt ist – zum Beispiel bei Einzelkornsämaschinen, Kartoffellegemaschinen oder Mähdreschern. Hier sind freilich nicht nur die einzelnen Maschinen in den Blick zu nehmen. Bei der Aussaat bzw. beim Pflanzen also auch die Bodenbearbeitung, bei der Ernte die zügige Abfuhr vom Feld.
Arbeitsprozesse optimieren
Eine nie endende Aufgabe ist es, die täglichen Arbeitsabläufe zu optimieren. Dies schafft zeitliche Freiräume, um sich auf die Kernaufgaben zu konzentrieren. Hier gibt es natürlich sehr große Unterschiede hinsichtlich der Schwerpunkte im Betrieb. Nimmt die Tierhaltung einen großen Teil der Arbeitskraft und der Arbeitszeit ein, muss die Arbeitszeit auf dem Feld umso effizienter genutzt werden. Das kann zum Beispiel bedeuten, dass ein Milchviehbetrieb für seine Fläche eine Drillmaschine mit 6 m Arbeitsbreite einsetzt. Ein reiner Ackerbaubetrieb mit größerer Fläche käme dagegen mit einer 3-m-Drillmaschine bestens zurecht, weil er einfach mehr Zeit zur Verfügung hat. Zeit für Transportfahrten fallen dann nicht mehr so stark ins Gewicht, und auch der Schlepper kann eine Nummer kleiner ausfallen. In dem Fall sind Zeit und Schlagkraft also die entscheidenden Faktoren, die gegeneinander abgewogen werden müssen.
Arbeitsabläufe analysieren
Der Faktor Arbeitskraft (AK) ist in der Regel der entscheidende Faktor auf landwirtschaftlichen Betrieben – ob es ein Familienbetrieb ist, der mit 1 bis 1,5 AK rechnet, oder ein Großbetrieb mit z. B. 5 AK und mehr. Letztlich geht es immer um die Frage, wie viele Arbeitskräfte stehen zur Verfügung, und wie kann ich danach meine Arbeitsabläufe und meine Mechanisierung ausrichten?
Tatsächlich ist diese Frage bei den Familienbetrieben – bezogen auf den Ackerbau – am größten. Eine zweite Arbeitskraft kann allein wegen der Zubringertätigkeit einen enormen Zeitgewinn erzeugen – der natürlich umso größer ist, je weiter die Feld-Hof-Entfernung ist. Solche Zubringerdienste sind in der Regel beim Düngerstreuen oder bei der Getreideaussaat von Belang. Nicht zufällig haben die Hersteller die Behältergrößen vergrößert, sodass sehr große Flächen gestreut bzw. eingesät und auf diese Weise Transportfahrten zum Betrieb für das neue Befüllen reduziert werden können. So werden zum Beispiel bei Düngerstreuern Baureihen mit Behälterinhalten von 1.500 bis 4.000 l angeboten. Je nach Hersteller und Baureihe kann das Fassungsvermögen (und damit die Reichweite) durch nachträglich montierte Aufsätze deutlich vergrößert werden. Hier ist aber die Hubkraft des Schleppers und die maximal erlaubte Hinterachsbelastung des Schleppers zu berücksichtigen.
Mechanische Anbaudrillmaschinen mit 3 oder 4 m Arbeitsbreite können heute mit Sätankvolumen von 2.800 l geliefert werden. Wer noch größere Mengen Saatgut mitführen möchte, muss in der Regel auf gezogene Drillmaschinen wechseln, die Behältergrößen von 4.000 l und mehr ermöglichen.
Digitalisierung nutzen
Managementprogramme sind heute gang und gäbe. Sie sollten aber auch regelmäßig aktualisiert werden, um die Möglichkeiten der Digitalisierung maximal nutzen zu können. Und natürlich sollten die Daten regelmäßig gepflegt werden, um bei Analysen von Kosten, Zeitaufwand usw. auch ein realistisches Bild vom eigenen Betrieb zu erhalten. Auf diese Weise erhält man schnell einen Überblick über die Betriebsabläufe und bekommt Entscheidungshilfen an die Hand, um gegebenenfalls Abläufe zu korrigieren oder zu optimieren. Die Datenpflege kann heute weitgehend automatisiert werden, sodass nicht jeder Arbeitsablauf oder jede Rechnung manuell in den Rechner eingegeben werden muss. So lassen sich zum Beispiel Rechnungen per Smartphone scannen und damit gleichzeitig in das Betriebssystem einpflegen. Zudem ist es möglich, Beratungsunternehmen (z. B. Buchhaltung, Steuerberater) den Zugriff auf diese Daten zu erlauben, was die Verarbeitung der Daten erheblich erleichtert und den Zeitaufwand für alle Seiten verringert.
Trotzdem ist der bürokratische Aufwand enorm. Und nicht jedem liegt diese Arbeit in einem papierlosen Büro. In dem Fall können diese Arbeiten an einen Dienstleister abgegeben werden, der dann regelmäßig Analysen des Betriebs liefern kann. Möglich ist auch, sich die Büroarbeit mit einem anderen Betrieb zu teilen. Dies kann den Zeitaufwand und auch die Kosten für die Büroausstattung deutlich senken.
Kooperationen senken Kosten
Kooperationen zwischen zwei und mehr Betrieben sind nichts Neues. Sie können auf vielfältige Weise realisiert werden. Zum Beispiel beim Einkauf von Betriebsstoffen, Dünger und Saatgut, um bei der Abnahme größerer Mengen Rabatte zu erzielen.
Maschinengemeinschaften senken einmal die Kosten beim Einkauf, aber auch für die Nutzung der Maschine. Hinzu kommt, dass gegebenenfalls eine leistungsfähigere Maschine gekauft werden kann. Dies erhöht wiederum die Schlagkraft. Und schließlich gibt es noch die Möglichkeit, dass bestimmte Arbeiten, z. B. bei der Bestellung oder der Ernte, gemeinsam ausgeführt werden.
Lohnunternehmen einbeziehen
Nicht immer zahlt es sich aus, alle Arbeiten selbst auszuführen, sei es weil der Arbeitsaufwand für eine Person zu groß ist oder die Maschinenkosten zu hoch sind. Hier kommen Lohnunternehmen und Maschinenringe ins Spiel. Arbeiten wie zum Beispiel das Gülleausbringen, Kartoffelpflanzen, Strohpressen oder der Mähdrusch sind von der Maschinenausstattung so kostenintensiv, dass sich die Anschaffung eigener Maschinen oft nicht lohnt und bei knapper Arbeitskräfteausstattung kaum zu bewältigen sind.
Dennoch gibt es natürlich Arbeiten, die selbst ausgeführt werden sollten. Das betrifft vor allem die Bereiche Düngung und Pflanzenschutz. Hier muss, nicht zuletzt wetterbedingt, flexibel reagiert werden können. Somit gehören Düngerstreuer und Feldspritze in der Regel zur Grundausstattung des Maschinenbestandes.
Technischen Fortschritt nutzen
Die wahrscheinliche Nutzungsdauer einer Maschine ist eine der wichtigsten Parameter beim Neukauf. Geht man zum Beispiel von einer Nutzungsdauer von acht Jahren aus, bedeutet dies jedoch, dass man technisch auf dem Stand bleibt, den die Maschine beim Neukauf hatte. Gerade im Bereich der Maschinensteuerung sollte man darauf achten, dass die Software des Bedienterminals in den nächsten Jahren noch Updates erlaubt. Auch in anderen Bereichen sollten gegebenenfalls Modernisierungen oder Nachrüstungen der Maschine möglich sein. Das betrifft zum Beispiel Erweiterungen von Behältergrößen bei Düngerstreuern oder die Nachrüstung einer Reifendruckregelanlage bei Schleppern.
Anbauverfahren überdenken
Höhere Kosten bei Betriebsstoffen, Diesel, Dünger oder Saatgut zwingen jeden Betriebsleiter, die Anbauverfahren der Feldfrucht zu überdenken, um die Kosten im Griff zu behalten. Möglichkeiten sind, Arbeitsgänge einzusparen oder zu verändern. Hier sind wiederum Wechselwirkungen zu berücksichtigen, die vor einer Änderung des Anbauverfahrens aber nicht vorauszusehen waren. Zwar geht der Trend heute dahin, dass der Boden möglichst wenig und auch nur flach bearbeitet werden sollte. Dem entgegen steht wiederum, dass Bodenverdichtungen beseitigt werden müssen oder der Unkrautdruck wächst. Letztlich bedeutet das für den Betriebsleiter, dass er heute gängige Anbauverfahren jedes Jahr neu überdenken und flexibel reagieren muss.
Gerd Theißen
freier Journalist
Erkelenz
gerd.theissen@t-online.de