Eine gleichbleibend hohe Herdengesundheit ist ein Garant für die Wirtschaftlichkeit eines Milchviehbetriebs. Insbesondere die Vermeidung von Euterinfektionen ist hier entscheidend, denn eine Mastitis kann zu hohen finanziellen Einbußen führen. DLG-geprüfte Euterhygienemittel sind ein wichtiger Baustein im System.
Jeder Milchviehbetrieb verkauft regelmäßig Kühe und ersetzt diese durch Jungtiere, in der Regel aus eigener Nachzucht. Wünschenswert für den Milchviehhalter ist es dabei, bewusst möglichst gesunde, alte Kühe am Ende der Laktation verkaufen zu können. Solche freiwilligen bzw. geplanten Abgänge sind Managemententscheidungen, mit denen über die bei der Nachzucht erreichten Züchtungserfolge, wie höhere Milchleistung, besseres Fundament oder eine robustere Gesundheit, der Status der Herde insgesamt verbessert werden soll. In der Realität dominieren leider allzu oft unfreiwillige Abhänge. Die häufigsten Ursachen hierfür sind Unfruchtbarkeit und Erkrankungen von Klauen und Gliedmaßen sowie Eutererkrankungen. Neben dem Verlust selbst ist der Zeitpunkt unfreiwilliger Abgänge ärgerlich, denn gerade bei Verletzungen bzw. Erkrankungen liegt dieser oft vor dem 60. Laktationstag als Höhepunkt der Milchleistung.
Krankheiten sind Managementaufgabe
Die Herdengesundheit ist erfahrungsgemäß deutlich abhängig vom Bestandsmanagement. Will man die Situation in der Herde auf Dauer verbessern, liegt die erste Aufgabe darin, die Abgangsursachen möglichst genau festzustellen und zu dokumentieren. Dies kann durchaus schwierig sein, denn nicht immer lässt sich ein Abgang auf eine eindeutig bestimmbare Ursache zurückführen. In der Praxis verstecken sich beispielsweise hinter „geringer Leistung“ nicht selten Stoffwechselstörungen aufgrund nicht optimaler Fütterungsrationen. Eutererkrankungen zählen zu den sogenannten Faktorenkrankheiten, d. h. verschiedene Faktoren wie beispielsweise Stall- und Melkhygiene, Klima, Fütterung oder Melktechnik können Ursache sein, häufig auch in Kombination. Da Eutererkrankungen häufig nur subklinisch auftreten, ist es unerlässlich, die Eutergesundheit der Herde im Blick zu behalten und regelmäßig den Anteil der eutergesunden Tiere in der Herde als Gradmesser für die Eutergesundheit des Betriebs zu bestimmen.
Spätestens, wenn ein Anteil von 25 % der Tiere Zellzahlen von über 100.000 Zellen/ml erreicht, ist die besondere Aufmerksamkeit des Betriebsleiters gefragt. Hintergrund sind zunächst subklinische Mastitiserkrankungen. Ab 100.000 Zellen/ml steht zu befürchten, dass ein Tier bereits eine solche subklinische Euterentzündung in einem oder mehreren Vierteln entwickelt hat. Steigen die Zellzahlen über 200.000 Zellen/ml, führt dies bereits – neben einer in der Regel dringend erforderlichen Behandlung – zu einem deutlichen Rückgang der Milchleistung. Noch höhere Zellgehalte von 400.000 Zellen/ml oder mehr können sich sogar in der Zellzahl der Herdensammelmilch bemerkbar machen, was letztlich die Lieferfähigkeit insgesamt in Gefahr bringt.
Die Kosten im Blick behalten
Unter den durch Eutererkrankungen verursachten Kosten sind folgende Punkte besonders relevant: Bei klinischen Mastitisfällen sind zunächst auf der Ausgabenseite Medikamenten- und Tierarztkosten sowie der erhöhte Arbeitsaufwand zu nennen. Auf der Einnahmenseite entfällt die Milch des erkrankten Tieres durch die Ablieferungssperre vom Auftreten der klinischen Erkrankung bis zum Ende der Ausscheidung der verabreichten Medikamente. Hinzu kann im Nachgang einer überstandenen Mastitis eine dauerhafte Beeinträchtigung der Milchleistung auftreten – die bis zur Merzung des Tieres führt. Pro Tier und Laktation sind hier Verluste von 450 bis 500 Euro anzusetzen. Im Fall subklinischer Mastitiden, d. h. zellzahlerhöhender Euterprobleme, schlägt neben einer Veränderung der Milchzusammensetzung im Hinblick auf die Käsereitauglichkeit sowie einer Beeinträchtigung der hygienischen Wertigkeit der Milch vor allem die oft erhebliche Milchminderleistung ins Kontor. Legt man Minderleistungen von 4 bis 10 % bei Zellzahlen über 250.000 Zellen/ml oder bis zu 18 % ab 500.000 Zellen/ml zugrunde, muss man hier pro Fall von Kosten in Höhe von 150 bis 250 Euro pro Laktation ausgehen. Hinzu kommt die Häufigkeit, denn die subklinische Mastitis tritt zwischen 20- und 50-mal häufiger auf als die klinische Form, sodass die finanziellen Auswirkungen auf den Betrieb enorm sein können. Erhöht dies dann noch die Merzungsrate von Jungkühen, können diese unter Umständen noch nicht einmal ihre Aufzuchtkosten von circa 1.500 Euro erbringen, was bei einem Milchauszahlungspreis von 35 ct/kg erst nach mehr als 2,5 Laktationen der Fall wäre.
Euterhygiene ist A und O
Mastitiden werden durch Erreger verursacht, die sich entweder im Euter infizierter Kühe (kuhassoziiert) oder in der Stallumwelt (umweltassoziiert) befinden. Wichtig zur Vermeidung von Mastitiden durch Umweltkeime sind die Hygiene der Liegeflächen, saubere und geschmeidige Euter, an denen Keime schlecht haften können und die Zitzenreinigung vor dem Melken. Mit einer guten Eutervorreinigung kann man Keimeinträge bereits dadurch verringern, dass potenzielle Erreger schon vor dem Melken von Euter und Zitzen entfernt werden. Neben der Nutzung frischer Eutertücher oder -papiere für jede Kuh sollten hierbei ggf. auch Mittel zur Zitzenreinigung verwendet werden, um eine Übertragung von Keimen zwischen den Tieren zu verhindern. Kuhassoziiierte Keime werden während des Melkens über Melkzeuge, aber eben auch durch Hände oder unsachgemäß benutzte Eutertücher von Kuh zu Kuh verbreitet. Insbesondere in der kalten Jahreszeit treten vermehrt raue und rissige Hautveränderungen am Euter auf. Die Anwendung von Euterhygienemitteln mit einem ausreichenden Anteil an pflegenden Substanzen schützt die Haut vor dem Austrocken und hält die Zitzen geschmeidig. Verschmutzungen können schlechter anhaften, womit der Keimdruck an Euter und Zitzen deutlich sinkt, und die Zitzen sind widerstandsfähiger gegen die mechanische Belastung durch das Melken. Dippmittel verhindern nach dem Melken einen Keimeintritt durch den geöffneten Strichkanal. Neben desinfizierenden Eigenschaften haben diese Produkte einen hohen Pflegeanteil, um die beanspruchte Euterhaut zu schützen und zu pflegen. Und letztlich ist es wichtig, auch zwischen den Milchkontrollen die Zellzahl zu bestimmen. Leitfähigkeitsmessungen können hier zwar Hinweise geben, ihre Ergebnisse sind aber aufgrund der vielfältigen Einflussmöglichkeiten auf die Messung ggf. durch Milchzelltests zu verifizieren.
DLG-geprüfte Produkte geben Sicherheit
Mit einer erfolgreich bestandenen DLG-Prüfung wird einem Euterhygienemittel bestätigt, dass es die hohen Qualitätskriterien erfüllt, die eine neutrale und unabhängige DLG-Prüfungskommission aus ehrenamtlich tätigen Experten in einem Prüfrahmen festgelegt hat. Hierbei kommt es insbesondere darauf an, dass eine gute Hautpflegewirkung erreicht wird. Euterhygienemittel mit DLG-Qualitätssiegel dürfen außerdem keine Mastitiserreger weiterverbreiten, keine Hemmstoffe in der Milch verursachen und auch keine unerwünschten Stoffe enthalten. Die DLG-geprüften Milchzelltests müssen dieselben Ergebnisse liefern, wie sie mit der Routinemethode aus der Milchgüteprüfung gefunden werden. Aktuell hat die DLG insgesamt 76 Produkte von 22 Unternehmen in der kontinuierlichen Produktüberwachung. Dies bedeutet: Nach einer vollumfänglichen Verleihungsprüfung für ein DLG-Qualitätssiegel werden mindestens einmal jährlich Proben dieser Produkte beim Hersteller genommen oder im Markt gekauft und auf ihre qualitätsrelevanten, wertbestimmenden Merkmale hin untersucht. So kann sich der Landwirt bei den sieben Melkfetten und Melkemulsionen von sechs Herstellern sowie den 69 DLG-geprüften Zitzentauchmitteln von 19 Herstellern auf eine gleichbleibend überdurchschnittliche Produktqualität verlassen. Zusammen mit den genannten Managementmaßnahmen kann man so den wirtschaftlichen Erfolg seines Betriebs steigern.