Global steigt die Nachfrage nach Schweinefleisch weiterhin an. Es gibt aber länderspezifische oder regionale Trends, die dieser Entwicklung entgegenlaufen. Bedingt durch deutliche Rückgänge im Verzehr von Schweinefleisch, aber auch durch gesellschaftliche und politische Veränderungen ergeben sich in Deutschland entgegen der globalen Schweinefleischproduktion andere Herausforderungen, die bewältigt werden müssen. Eine Kostenführerschaft in dem jeweiligen Produktzweig ist dabei die Basis für ein wirtschaftliches Arbeiten.
Um eine notwendige Kostenführerschaft zu erreichen, ist eine Kenntnis über die eigentliche Produktion die wesentliche Voraussetzung erfolgreicher Arbeit. Die von einer Reihe von Ausstellern bereits angebotene Datenvernetzung der verschiedenen im Stall verbauten Techniken wurde auch 2024 weiter vorangetrieben. Angefangen über die Klimasteuerung mit einem Monitoringsystem zur Früherkennung von eventuellen Atemwegserkrankungen, über die Fütterungstechnik mit einer Erfassung der Verbrauchsmengen bis hin zu einem optimierten Verkaufsmanagement in Verbindung mit einer Wiegeschleusentechnik oder Kamerasystemen ist bereits einiges machbar. Von verschiedenen Ausstellern werden Weiterentwicklungen bzw. zusätzliche Features angeboten, um die Produktionsprozesse abzubilden. Auch die Erfassung des Wasserverbrauches, die Steuerung der im Auslauf befindlichen Curtain-Systeme, die Nutzung einer Hochdruckkühlung oder die Steuerung von automatisierten Einstreusystemen ist mit diesen Datenverbund möglich. Mithilfe einfach gestalteter Bedienoberflächen in der Landessprache des Mitarbeiters wird die Bedienung intuitiv und benutzerfreundlich und kann die tägliche Arbeit erleichtern.
Problematisch bleibt, aus der Vielzahl der Daten die entscheidenden relevanten Werte für eine optimierte Produktion zu filtern. Hierbei spielen sogenannte „Alarmwerte“ ein wichtige Rolle. Diese müssen betriebsindividuell ermittelt und vorgeben werden. Mittels Kameratechnik und KI (künstliche Intelligenz) für die Tierbeobachtung ist der Ausbau der Digitalisierung für eine Früherkennung eventueller Caudophagie-Probleme bzw. optimierte Arbeitserledigung im Kommen.
Problematisch in diesem Zusammenhang ist der weitestgehende herstellerspezifische Ansatz bei der Digitalisierung. Eine Datenvernetzung über bereits bekannte herstellerübergreifende Lösungen wie ISOagriNET wird eine zentrale Aufgabe in der Zukunft sein, um die Vorteile der Digitalisierung zu beschleunigen.
Haltungstechnik bei Schweinen
Die Weiterentwicklung von automatisierten Einstreusystemen ist aufgrund der veränderten Rahmenbedingung in der Haltungstechnik besonders in Mittel- und Nordeuropa ein weiterer Trend der EuroTier 2024. Im Mittelpunkt stehen hier die Ballenvorlage und die daran anknüpfende Auflösetechnik und Ausbringtechnik der Einstreu. Die Vorlagerung größerer Mengen an Quader- oder Rundballen mit einer automatisierten Technik zum Entfernen der Bindegarns ist seit einiger Zeit zu beobachten. Die Hersteller erreichen mit diesen Innovationen eine verbesserte Arbeitsproduktivität.
Detailverbesserungen sind bei bekannten Verteilsystemen über Rohrseil- oder Rohrkettenanlagen mit einem unterschiedlichen Durchmesser des Förderrohres zu sehen. Auch bei den Dosierbehältern gibt es neue Entwicklungen, um die Einstreu besser zu verteilen. Bekannte Systeme, die unterschiedliche Einstreumengen individuell an bestimmte Positionen transportieren, setzen sich derzeit aus Kostengründen nicht unbedingt durch. Hier sind Innovationen durch den Einsatz von pneumatischen Ventilen zusammen mit einer entsprechenden Verteilung gefragt. Mithilfe einer App-basierten Steuerung kann eine entsprechende Einstreumenge individuell an die gewünschte Position innerhalb der Bucht gefördert werden. Alternativ werden Einstreumengen über eine Futterkurve dem Bedarf angepasst.
Die Fortentwicklung von aus der Rinderhaltung bekannten schienengebundenen Systemen findet auch bei der Einstreutechnik in der Schweinehaltung intensiven Zugang. Der Vorteil bei diesen Systemen liegt in einer buchtenindividuell möglichen Einstreumenge. Dazu sind in einem definierten Abstand Marker auf der Laufbahn montiert, die durch einen induktiven Sensor erfasst werden. Dadurch weiß der Roboter, an welcher Position auf der Bahn er sich befindet. Je nach Hersteller ist eine unterschiedliche Anzahl an Markern möglich. Ausgehend von der Parkstation erfasst ein interner Positionszähler die Anzahl der passierten Marker. Im Steuerungsprogramm gibt es zudem die Möglichkeit, einen Marker mit einer bestimmten Aktion zu verknüpfen. So kann neben dem eigentlichen Einstreuen beispielsweise auch ein Spurwechsel mit einer elektrischen Weiche programmiert werden. Bedingt durch eine andere Kubatur gegenüber der Rinderhaltung sind für die Schweineställe Einstreuroboter mit unterschiedlichen Größen bzw. Ladekapazitäten durch die Hersteller entwickelt worden. Auch mit diesen Systemen ist die Arbeitszeitersparnis zum Einbringen der Einstreu sehr hoch. Zudem senkt ein automatisches, genau dosierte Einstreusystem den Strohverbrauch um bis zu 30 %.
Bei angeschleppten Ausläufen der Tierhaltungsstufen 3, 4 und 5, aber auch bei Zuchtsauen, ist die Übersichtlichkeit und gleichzeitig die Tierkontrolle erschwert. Bei eingestreuten Ausläufen, die mit einem Radlader oder etwas Vergleichbarem entmistet werden, müssen die Tiere während des eigentlichen Arbeitsvorganges weggesperrt werden. Der überwiegende Anteil der bislang angebotenen Türsysteme hat keinen automatisierten Verschlussmechanismus. Hierzu werden auf der EuroTier Fortentwicklungen gezeigt, die eine Zeitersparnis bei gleichzeitig mehr Sicherheit für das Stallpersonal bringen sollen. Bei der selbstschließenden Pendeltür wird die Durchgangsrichtung für eine Seite durch einen Pneumatik-Zylinder mit einem Sperrbolzen gesperrt. Damit sollen die Schweine bei der aktiven Richtungssperre nur noch vom Auslauf in den Stallinnenbereich gelangen. Die Tierbewegung von innen in Richtung Auslauf soll möglichst unterbunden werden. Um den Arbeitsgang des Entmistens deutlich zu verkürzen, soll die händische Arbeit zum Verschließen der Buchten damit vermieden werden. Über eine Zeitschaltuhr ist eine entsprechende Aktivierung der Sperrrichtung bzw. auch wieder die Freigabe nach dem Entmisten möglich.
Ein Nachrüstsystem zum vollautomatischen kamerabasierten Besprühen des Schwanzbereichs für Mastschweine ist als Fortentwicklung ausgestellt. Das aus dem Humanbereich kommende Vergällungsmittel soll durch eine regelmäßige Anwendung Caudophagie-Problemen vorbeugen und die Chance zum intakten Ringelschwanz erhöhen.
Eine weitere Entwicklung beschäftigt sich mit der Reduzierung des Ammoniakgehaltes in der Stallluft. Um die Luftqualität im Stall zu verbessern, wird das Stallklima durch digitale Ammoniaksensoren überwacht. Beim Überschreiten der Grenzwerte für Ammoniak wird über einen Schubboden bzw. Förderbandsystem der Kot aus der Bucht bzw. dem Stall entfernt, um die Emissionen entsprechend zu minimieren.
Durch Futtersäure und/oder gleichzeitig hohe Beanspruchung beschädigte Betonspaltenböden sind ein bekanntes Thema. Ein Aussteller hat als eine praktikable Alternative ein Reparaturkit zum Austausch der Betonspalten entwickelt. Das Reparaturkit gibt es in einer Ausführung, bei der in 4-Millimeter-Aluminiumprofile eine Zementbeschichtung eingegossen wird. Alternativ werden flache Aluminiumprofile angeboten, die auf eine Beschichtung geklebt werden. Das Aluminiumprofil ist in vielen gewünschten Formen und Größen erhältlich. Parallel ermöglicht es, die Schlitzbreite dauerhaft zu gewährleisten, was den Kotdurchlass und damit die Trockenheit des Bodens maximiert.
Automatisierte Konditionskontrolle und Haltungstechnik bei Sauen
Die Futterkondition der Sauen ist ein wichtiger Faktor für den wirtschaftlichen Erfolg eines Ferkelerzeugers. Dabei ist es nur wenig aussagekräftig, einzig das Gewicht der Sau zu ermitteln. Zielführender ist die parallele Messung der Rückenspeckdicke über die bekannten Verfahren bzw. Messtechniken. Hilfsweise kann über den Body-Condition-Score (BCS) eine Beurteilung vorgenommen werden. Je nach Auge des Betrachters bzw. des Stallpersonals ist diese Einschätzung eher subjektiv. Verschiedene Hersteller bieten zur EuroTier weiterentwickelte automatisierte Konditionsbeurteilungen an. Diese Systeme sollen eine konditionsangepasste Fütterung ermöglichen. Bei diesen Techniken handelt es sich um kamerabasierte Systeme, die in der elektronischen Abruffütterungsstation, einer Selektionsstation oder als Stand-alone-Gerät zum Einsatz kommen. Durch die Kamera wird das Tier aufgenommen. Anschließend werden das bzw. die Bilder analysiert und damit die Kondition des Tieres bestimmt. Die KI-unterstützte Analyse der Bilder basiert auf einer durch viele Praxismessungen berechneten Basis bzw. einem Idealwert. Beim Einsatz der Technik in einer Abrufstation kann eine kontinuierliche Messung des Konditionsverlaufs vorgenommen werden. Somit können frühzeitig (automatische) Anpassungen an der Futterkurve der tragenden Sauen durchgeführt werden. Allerdings muss hierbei die notwendige Schnittstelle zwischen Messgerät und Abrufstation definiert sein. Auch in herkömmlichen Selbstfangfressliegebuchten ist der Einsatz vergleichbarer Systeme möglich. Eine Änderung der entsprechenden Futtermengen bzw. -kurven muss hier jedoch zumeist händisch erfolgen. Mit einer Stand-alone-Station kann auf dem Weg zwischen den verschiedenen Haltungsabschnitten (Deckzentrum, Wartesauenstall, Abferkelstall) eine Bewertung vorgenommen werden. Die Bildung homogener Gruppen besonders im Wartestall an Kurzfressständen oder Selbstfangfressliegebuchten wird dadurch erleichtert.
Abferkelstall
Von den international agierenden, aber auch regionalen Ausstellungsfirmen sind Verbesserungen bzw. Weiterentwicklungen der bestehenden Systeme zu sehen. Bedingt durch die deutschen Vorgaben zur Schaffung einer weichen Liegefläche im Bereich der Abferkelbucht präsentieren mehrere Aussteller Weiterentwicklungen auf dem Gebiet der Bodengestaltung. Dies zeigt sich in Weiterentwicklungen bei der Rostgestaltung mit einer „Sauenmatratze“. Diese weiche Oberflächenpolsterung soll Schulterverletzungen verhindern und eine verbesserte Trittsicherheit geben. Aussagen zur Haltbarkeit von diesen teilweise bereits bekannten Systemen liegen noch nicht vor.
Bei anderen Systemen wird auf einer überwiegend geschlossen Liegefläche durch eine Einstreu aus Sägespänen oder Langstroh zunächst das Nestbaumaterial zur Verfügung gestellt. Um das Einstreumaterial länger zu nutzen, soll eine Wölbung der nach außen rund geformten Muldenkante ein sicheres Verbleiben gewährleisten. Auch nach dem Nestbau verbleibt eine weiche gummiartige Oberfläche. Eine spezielle Mechanik erleichtert das Herausnehmen der faserverstärkten, allerdings nicht deformierbaren Matte zur Reinigung. Alle Ansätze sollen das Wohlbefinden der Sauen unterstützen und für eine Reduktion von Schulterläsionen sorgen.
Abgesenkte Ferkelnester sind bereits länger bekannt. Allerdings gab es bei vielen Systemen Probleme mit der Hygiene im Ferkelnest. Bei einer Weiterentwicklung bestehender Rostsysteme wurde der Ansatz neu aufgegriffen. Durch die teils perforierte und abgesenkte Oberfläche können eventuelle Flüssigkeiten ablaufen, um ein trockenes Ferkelnest zu gewährleisten. Das mit einer Fußbodenheizung versehene Ferkelnest kann durch die abgesenkte Form gut mit einem Einstreupulver und zusätzlich beispielsweise mit Hobelspänen dem Ferkel ein hygienisch optimierte Rückzugsmöglichkeit bieten.
Um Erdrückungsverluste zu mindern, ist die Temperaturstabilität der Ferkel ein wichtiger Einflussfaktor. Besonders bei Abferkelbuchten, die für eine freie Abferkelung ausgelegt sind, besteht die Herausforderung, die neugeborenen Ferkel unverzüglich in das gewärmte Ferkelnest zu leiten. Hierzu werden Weiterentwicklungen auf der Messe präsentiert, die über eine patentierte, einfach aufgebaute Vorhangarretierung mit einer Wärme-Leitfunktion entsprechende Vorteile bieten. Parallel dazu kann mit einem multifunktionalen Absperrbrett die Wärme geleitet und ein Absperren des Nestes vorgenommen werden.
Eine Reihe von Weiterentwicklungen ist in den unterschiedlichen Haltungssystemen des Abferkelstalles zu sehen. So gibt es logische und gut durchdachte Evolutionen bei Bewegungs- oder Freilaufbuchten im Abferkelbereich.
Aufgrund veränderter Haltungsvorgaben durch die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung haben verschiedene Hersteller die Systeme zur Gruppenhaltung laktierender Sauen weiterentwickelt. Durch veränderte Türsysteme mit einer Selbstfang- bzw. Arretierungsfunktion soll neben einer erhöhten Arbeitssicherheit bei notwendigen Arbeiten innerhalb der Bucht auch eine mögliche Zeitersparnis erreicht werden. Die Selbstfangfunktion zeichnet sich durch einfache und intuitive Bedienung über einen Computer oder einen Abteiltaster aus. Damit sollen die Mitarbeiter im Stall sicherer und arbeitsoptimierter im Stall arbeiten.
Fütterungstechnik
Besonders für die Haltung von unkupierten Tieren werden Trockenfütterungen vermehrt eingesetzt, um eine verlängerte Futteraufnahme und damit intensivere Beschäftigung zu gewährleisten. Bei den Trockenfütterungen mit einem Tier-Fressplatz-Verhältnis von 1:1 werden weiterentwickelte Verteiltechniken gezeigt. Parallel dazu können zwischenzeitlich weiterentwickelte Sensoren (waagerecht montierte Langtrog-Sensoren) die Futtermengen im Trog nicht nur punktuell, sondern großflächig messen. Die auch nachzurüstende Sensorik ist dabei unempfindlich gegenüber den Aktivitäten der Tiere bzw. Feuchtigkeit.
Auch bei den bekannten Systemen zur Portionsfütterung bei Sauen gibt es Fortentwicklungen. Um die automatisierte Befüllung der Volumenbehälter oberhalb der Portionsdosiere zu gewährleisten, wurden Softwareänderungen vorgenommen.
Für Kipptröge im Abferkelstall wurde eine effiziente Reinigung mit einem Wasserspülsystem entwickelt. Durch den innovativen Ansatz soll das etwaige Entfernen von Futterresten vereinfacht werden. Allerdings verbleiben bei hohen Restmengen die Futterreste auf dem Rostboden und müssen in einem weiteren Arbeitsgang entfernt werden, um eine Maden- und Fliegenbildung zu vermindern.
Bei den Fütterungsanlagen im Saugferkelbereich werden Fortentwicklungen vorgestellt, die einen verbesserten Hygienestatus gewährleisten sollen. Auch bei den Anfutterschalen im Abferkelstall haben sich Weiterentwicklungen ergeben. Durch quer geteilte Schale sollen Wasser und Futter separat angeboten werden und eine erhöhte Wurfqualität nach sich ziehen. Mit einem weiteren Anfütterungssystem können Larven der Soldatenfliege den Ferkeln als Beschäftigung und Belohnung, aber auch zur Ernährungsförderung angeboten werden.
Autor: Wilfried Brede, Geschäftsführer STA-Serviceteam Alsfeld GmbH, Alsfeld