CO2-Fußabdruck, neuer Zuchtwert und Blick nach Schweden

Tagung Forum der DLG-Spitzenbetriebe Milcherzeugung 2024

Ein Modell für eine außerfamiliäre Hofübergabe, Gedanken und moralische Leitplanken für selbstbestimmtes Handeln, neue Zuchtwerte sowie Besichtigungen verschiedener Betriebe: Diese und andere Punkte hatten führende Milcherzeuger und Milcherzeugerinnen sowie Beraterinnen und Berater auf der Agenda bei der jährlichen Tagung des Forums der DLG-Spitzenbetriebe Milcherzeugung. Das diesjährige Treffen fand unter dem Titel „Mensch, Tier, Technik, Klima“ kürzlich in Hohenroda statt.

Den Auftakt der Tagung am 23. und 24. Februar bildete der jährliche Betriebsvergleich auf Vollkostenbasis, an dem sich rund 280 Betriebe mit ihren Betriebszweigauswertungen beteiligen. Hier konnten sich die rund 260 teilnehmenden Betriebe ökonomisch einordnen und Reserven zur Optimierung ihrer Betriebe erkennen. Eine ausführliche Darstellung der ökonomischen Ergebnisse erschien in der Mai-Ausgabe (5/2024) der DLG-Mitteilungen.

Intensiver Austausch in den Arbeitskreisen

In sieben Arbeitskreisen tauschten sich Landwirtinnen und Landwirte sowie Beraterinnen und Berater intensiv zu Themen der CO2-Emissionsminderung, Sensortechnik, Mitarbeiterbindung, dem Einsatz von Spezialfuttermitteln, der Beantragung der Betriebsprämie, neuen Stallbausystemen für Kälber und zur Holsteinzucht als Wirtschaftsfaktor aus.

Neuer Zuchtwert Futtereffizienz

In der Holsteinzucht lagen die Schwerpunkte in der Zuchtwertschätzung bisher hautsächlich in der Verbesserung von Exterieur-, Leistungs- und Gesundheitsmerkmalen. Nun kommt ein neuer Zuchtwert hinzu, der erstmalig den Fokus auf die Effizienz legt und zwar der Zuchtwert auf Futtereffizienz. Dr. Stefan Rensing von Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung (vit) berichtete über die Hintergründe dieses ab April geltenden neuen Zuchtwertes, der mit RZFutterEffizienz betitelt wird. Der Zuchtwert betrachtet vereinfacht gesagt die eingesparte Futtermenge im Verhältnis zur erwarteten Futtermenge. Eine Steigerung der Futtereffizienz spart Futterkosten, reduziert die Güllemenge und senkt die CO2-Emissionen pro kg Milch und bringt damit sowohl ökonomische als auch ökologische Verbesserungen mit sich.

Außerfamiliäre Hofübergabe – auch eine Besonderheit in Schweden

Unter welchen Herausforderungen schwedische Betriebe wirtschaften, berichtete Dag Arvidsson Betriebsinhaber der Lövasa Farm in Götene im Süden Schwedens. Er gab den Tagungsteilnehmern sowohl Einblicke in die schwedische Milchbranche, als auch in seinen Betrieb. Auf seinem 460 Kuhbetrieb mit Jungviehaufzucht und Mastschweinehaltung produziert er seit dem Jahr 2000 Biomilch. Die Herausforderungen für schwedische Milchviehbetriebe liegen unter anderem in den hohen Produktionskosten. Lediglich die Flächenpacht ist günstiger als in Deutschland. Kompensiert werden die hohen Kosten durch hohe Milchleistungen (10.662 kg ECM auf der Lövasa Farm) sowie hohe Erlöse und Betriebsprämien. Eine Besonderheit des Betriebs, auch für schwedische Verhältnisse, ist die Hofübergabe an zwei Mitarbeiter in Anlehnung an das neuseeländische Share Milking. Das funktioniert wie folgt: Aus den entstehenden Gewinnen zeichnen die Mitarbeiter zunehmend Anteile am Betrieb. Der Prozess ist auf zehn Jahre ausgelegt.

Ein längliches Bild. Es zeigt den Fressgang eines Kuhstalls. Mehrere Kühe haben ihren Kopf durch das Fanggitter gestreckt und essen.
Die Fütterung bietet zentrale Stellschrauben für den CO2-Fußabdruck in der Milchviehhaltung. Foto: Countrypixel.de – stock.adobe.com

Betriebsbesichtigung und Betriebsvorstellung im Rahmenprogramm

Im Anschluss an die Tagung wurde eine Betriebsvorstellung und eine Betriebsbesichtigung zweier leistungsstarker Milchviehbetriebe angeboten: In Hohenroda stellte Christof Kästner, Geschäftsführer der Nessetal Milch GmbH in Thüringen, den 800-Kuh-Betrieb vor. Seine Vorstellung führte er mit den Worten ein „Wir machen Vieles anders“. Dazu gehört nach seinen Informationen die voll automatische Viehtriebeinrichtung, eine Kompostierung und Hygienisierung des Gärrestes aus der Biogasanlage und die mit weiteren Betrieben aufgebaute Vermarktung der Milch. Die Herde leistet 12.100 kg Milch pro Kuh und Jahr und der Betrieb ist intensiv in der Holsteinzucht engagiert.

Für eine weitere Besichtigung öffnete der Betrieb Jochen Metz in Stadtallendorf bei Marburg seine Stalltür. Seit 2008 produziert die Familie Metz mit ihren nun 220 Kühen Biomilch. Kürzlich investierten sie in einen Neubau mit einem 2x20 DairyMaster Melkstand. Die Herde leistet rund. 10.141 kg Milch pro Kuh und Jahr.

Wertebasiertes Miteinander

Fester Programmpunkt bei den jährlichen Tagungen des Forums der DLG-Spitzenbetriebe Milcherzeugung ist ein Blick über den Tellerrand der Agrarbranche hinaus. Beim diesjährigen Treffen regte Bruder Paulus Terwitte, Kapuziner aus München, das Auditorium zum Nachdenken an: Er stellte heraus, dass jeder Mensch die Freiheit und Verantwortung hat, bewusst und selbstbestimmt zu handeln. „Die Wahrheit wird nicht mit Mehrheiten abgestimmt“, lautet eine seiner Thesen. Bruder Paulus empfahl daher, regelmäßig Zeit mit wahren Freunden zu verbringen und mit ihnen ehrliche Gespräche zu führen. Auch Zeit für sich selber zu finden, um sein Leben reflektieren zu können, ist nach seiner Auffassung wichtig.


Autorin: Nicola Bock, Fachzentrum Landwirtschaft / Redaktionelle Bearbeitung: DLG-Newsroom

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