Kann ein Assistenzsystem mit seinen hinterlegten Messdaten und Algorithmen ein Traktor-Grubber-Gespann besser einstellen als ein erfahrener Traktorfahrer? Das DLG-Testzentrum hat die Empfehlungen des Claas-CEMOS-Assistenzsystems und die manuelle Einstellung im Hinblick auf den spezifischen Kraftstoffverbrauch und die Flächenleistung verglichen.
Das mehrfach als Innovation prämierte „Claas elektronisches Maschinen-Optimierungs-System“, kurz Cemos, wurde von Claas 2011 für die elektronische Maschinenoptimierung beim Mähdrescher eingeführt und unterstützt den Fahrer darin, seine Maschine mit den optimalen Einstellungen zu fahren. Mit den Jahren wurde der Assistenz-Gedanke aber auch auf andere Maschinengattungen ausgeweitet. Im Feldhäcksler Jaguar Cemos Auto Performance genannt, passt das Assistenzsystem beispielsweise die Leistung an den aktuellen Bedarf über veränderte Motorkennlinien an. Und nachdem es bereits im Rahmen der AGRITECHNICA 2017 mit einem Innovation-Award in Silber prämiert wurde, ist das Cemos-Assistenzsystem nun auch für alle Claas-Traktoren der Baureihen Arion 500 bis Axion 900 erhältlich. Zusätzlich zu den Einstellungen des Traktors kann der Fahrer im Dialog mit seinem elektronischen Beifahrer hier auch die Einstellungen des Anbaugeräts optimieren. Das Cemos-Assistenzsystem ist in das „Claas elektronisches Bord-Informations-System“ Cebis eingebunden, über dessen Terminal mit 12″-Touch-Farbdisplay der Zugriff auf diverse elektronische Steuergeräte sowie deren Priorisierung und erweiterte Automatisierungsfunktionen möglich sind.
Einfacher Dialog zur Einstellung
Zu Beginn der Arbeiten fragt das Assistenzsystem über das Cebis-Bedienterminal alle nötigen Rahmenbedingungen ab. Dies sind natürlich die technischen Daten des Grubbers einschließlich angestrebter Arbeitstiefe, aber auch Bodenfeuchte und Bodentyp. Der Fahrer kann aber auch festlegen, ob er die Traktor-Anbaugeräte-Kombination auf eine hohe Flächenleistung oder eine optimale Kraftstoffeffizienz hin optimieren will. Aus diesen Rahmendaten sowie den hinterlegten Spezifikationen der Traktorreifen ermittelt das System zunächst Empfehlungen für eventuell notwendigen Zusatzballast, sowohl für Front- als auch für Heck-und Radgewichte. Der Fahrer teilt dem System anschließend die tatsächlichen Werte mit, die dann im späteren Optimierungsdialog und bei der Reifendruckempfehlung berücksichtigt werden, auch wenn sie von den Empfehlungen abweichen. Während der Arbeit kann der Fahrer jederzeit den Optimierungsdialog aufrufen. Das System stellt den Ist-Zustand fest und leitet den Fahrer anschließend gemäß seiner Vorgaben durch verschiedene Optimierungsvorschläge. Das Ergebnis – positiv oder negativ – der geänderten Einstellungen wird direkt angezeigt und der Fahrer kann so entscheiden, ob er die Änderung beibehält oder zur vorherigen Einstellung zurückkehren wil
Praktiker vs. Assistenzsystem
Bei der DLG-Prüfung wurden auf zwei abgeernteten Weizenflächen in Sachsen-Anhalt eine tiefe Bodenbearbeitung von 23 cm nach Stoppelsturz und eine flache Bodenbearbeitung ohne vorherige Maßnahmen durchgeführt. Zum Einsatz kamen zwei voreingestellte, aufgesattelte Grubber mit Tiefenführungsrädern und einer U-Profil-Doppelwalze als Nachläufer, deren Einstellungen im Test nicht verändert wurden. Der dreibalkige Grubber für die tiefe Bodenbearbeitung hatte eine Arbeitsbreite von 4,6 m und war mit 17 Spitzscharen ausgestattet. Die flache Bodenbearbeitung wurde mit einem vierbalkigen Gerät mit 25 Spitzscharen und einer Arbeitsbreite von 7 m durchgeführt. Als Zugmaschinen standen gleich zwei Claas Axion 870-Traktoren zur Verfügung, die sich ausschließlich darin unterschieden, dass an einem Traktor Radgewichte von 800 kg verbaut waren. So konnte – falls nötig – diese Art der Ballastierung genutzt werden, ohne Zeit für die Montage zu verlieren. Die zehn Testfahrer hatten umfassende Erfahrung mit der Bodenbearbeitung, waren vertraut mit der im Test eingesetzten Zugmaschine, aber nutzten das geprüfte Assistenzsystem Claas Cemos bislang nicht selbst. Sie führten die Bodenbearbeitung in mehreren Versuchsreihen immer vergleichend zwischen einer manuell selbst gewählten Einstellung und mittels Unterstützung des Claas Cemos-Assistenzsystems durch. Bei den eigens gewählten Einstellungen konnten die Fahrer die Ballastierung, Reifenluftdruck, Motordrückungswert, Fahrgeschwindigkeit, Stellung der Unterlenker und Getriebebeschleunigungswert variieren sowie über die Nutzung von Allrad und Differenzialsperre entscheiden. Neben der Erfassung von Kraftstoffverbrauch und Flächenleistung wurde auch die Arbeitsqualität bewertet, d. h. Strohauflage, Oberflächeneinebnung, Krümelwirkung und Stroheinmischung.
Assistent mit Nase vorn
In Bezug auf den spezifischen Kraftstoffverbrauch konnten bei der tiefen Bodenbearbeitung durch die Empfehlungen des Claas Cemos-Assistenzsystems Einsparungen von bis zu 16,8 % erreicht werden, was im Versuch einer Einsparung von 2,6 l/ha entsprach. Im Mittel über alle 10 Testfahrer sowie alle Arbeits- und Einstellungsbedingungen wurde eine Kraftstoffeinsparung von 6 % erzielt. Bei der flachen Bodenbearbeitung fiel der Effekt erwartungsgemäß geringer aus. Überraschenderweise schaffte es ein Testfahrer sogar im manuellen Betrieb, die später durch das Assistenzsystem ausgegebenen Empfehlungen vorwegzunehmen. In acht von zehn Fällen empfahl das Assistenzsystem trotz Optimierung auf Kraftstoffeffizienz eine Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit, was auch zu einer Steigerung der Flächenleistung führte. Über alle 10 Testfahrer gemittelt betrug die Steigerung gegenüber der nicht unterstützten Fahrweise ohne Assistenzsystem 5,6 %. Bei der Einzelbetrachtung der beteiligten Fahrer wurde hier ein Maximalwert von 16,3 % erzielt, was durch eine durch das Assistenzsystem empfohlene Erhöhung der Fahrgeschwindigkeit von 6,8 km/h auf 7,9 km/h herbeigeführt wurde. Insgesamt konnte kein Einfluss der Optimierung auf den spezifischen Kraftstoffverbrauch bzw. die Flächenleistung und der Benotung der Arbeitsqualität festgestellt werden (Tabelle)
Fazit
Im Vergleich zwischen den Empfehlungen des Claas-Cemos-Assistenzsystems und einer manuellen Einstellung eines Traktor-Grubber-Gespanns konnten der spezifische Kraftstoffverbrauch reduziert sowie die Flächenleistung deutlich gesteigert werden, ohne Arbeitsqualität zu beeinflussen. Weitere Details sind im Prüfbericht 7096 zu finden. Dieser ist kostenfrei über die DLG-Webseite unter www.DLG-Test.com erhältlich.