Landwirt Robin Daut aus Gerolsheim
Die Kartoffel ist die Hauptkultur auf dem Betrieb von Robin Daut aus Gerolsheim. Foto: Brammert-Schröder

Mithilfe von digitalen Wetterstationen die Beregnung steuern

Praxisbericht Beregnungssteuerung aus der Zeitschrift “Kartoffelbau” des DLG-Verlags

Seit 25 Jahren werden auf dem Betrieb Daut in der Pfalz Biokartoffeln erzeugt. Inzwischen ergänzen zahlreiche Gemüsearten die Fruchtfolge. Zentrales Element zur Sicherung der Erträge ist die Bewässerung. Die Einbindung von Wetterstationen mit digitaler Vernetzung ist sowohl für die Frostberegnung als auch für die Planung der Wassergaben als auch der Beregnungszeitpunkte eine wichtige Entscheidungshilfe.

Robin Daut ist mit dem Bioanbau aufgewachsen. 1999 stellte sein Vater Roger Daut die ersten Flächen auf ökologische Wirtschaftsweise um. Damals standen neben Kartoffeln Möhren für den Vertragsanbau für einen Babynahrungsmittelkonzern im Vordergrund. Der Gärtnermeister Fachrichtung Gemüsebau hat den Betrieb, den er zusammen mit seiner Mutter Stefanie Daut als GbR führt, in den vergangenen Jahren sukzessive weiterentwickelt und neue Kulturen in die Fruchtfolge aufgenommen. Die Hauptfrucht auf dem gut 100 ha großen Naturland-Betrieb in Gerolsheim in der Nähe von Frankenthal in der Pfalz ist nach wie vor die Kartoffel. Danach folgt Wurzelgemüse wie Möhren, Pastinaken und Wurzelpetersilie. Auch Rote Bete und Speisezwiebeln sind auf den Äckern von Familie Daut zu finden, die in einem Umkreis von 20 km um Gerolsheim herum liegen. Ergänzt wird die Fruchtfolge um Kulturen wie Winterspinat, Knoblauch, Fenchel und verschiedene Kohlarten. Ebenfalls angebaut wird in wechselnden Anteilen Getreide. „Wir haben den Betrieb inzwischen sehr vielseitig aufgestellt und bauen zwölf Kulturen an. Das hat sowohl Vorteile für die Fruchtfolge als auch für uns, weil wir dadurch unser Risiko minimieren“, erklärt Robin Daut.

 

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Dieser Artikel ist zuerst in der Ausgabe 03/2024 der Zeitschrift “Kartoffelbau” erschienen
und wurde Ihnen durch die DLG kostenfrei zugänglich gemacht.

 

Die Kartoffeln stehen alle fünf bis sechs Jahre auf einer Fläche. „Durch den weiten Abstand halten wir den Krankheitsdruck so gering wie möglich.“ Das gemäßigte Klima der Pfalz ist sehr gut geeignet für den Frühkartoffel- und Gemüseanbau. Allerdings ist die Niederschlagsmenge in dieser Region mit durchschnittlich rund 500 mm relativ gering, sodass der Wasserbedarf der Pflanzen nur mit einer zusätzlichen Bewässerung zu gewährleisten ist. Über den Beregnungsverband Vorderpfalz können derzeit etwa 13.500 ha Fläche zwischen Speyer und Worms beregnet werden. Auch die Flächen von Familie Daut können alle beregnet werden und sind zum Teil an die Großraumbewässerung angeschlossen. Das sichert Erträge und Qualitäten – ein wichtiger Aspekt auch im Bioanbau.
 

Frostwarnung von der Wetterstation

Die Frühkartoffeln kommen im März in den Boden, wenn die Bodentemperaturen es hergeben. 35 bis 45 Prozent der Kartoffeln sind frühe Sorten und werden vorgekeimt gepflanzt. Die Vorkeimung erfolgt auf dem Betrieb. „Die Böden für die Kartoffeln bereiten wir im Spätherbst vor und lassen sie sich über Winter absetzen“, so Daut.

"Sensoren ermitteln die Beregnungsmengen am Bedarf der Pflanzen."

Gepflanzt wird, wenn der Boden befahrbar ist. Auf eine Folienbedeckung zur Verfrühung verzichtet er. „Das bindet zu viel Arbeitskräfte und kostet Geld.“ Aber auch die Anschlusssorten werden nahezu zum gleichen Zeitpunkt gepflanzt wie die Frühkartoffeln. Hier verzichtet Daut aber auf das Vorkeimen. „Wir nehmen so die Frühjahrsfeuchtigkeit im Boden mit.“

Wer früh pflanzt, muss auch mit Spätfrösten rechnen. Daut kann auf seinen Kartoffelflächen das Verbundnetz der Vorderpfalz-Beregnung zur Frostberegnung nutzen. Die Entscheidung, ob Frostgefahr besteht und das Wasser schützend auf die jungen Pflanzen ausgebracht werden muss, trifft der Biolandwirt auch mithilfe von drei Wetterstationen, die auf seinen Feldern verteilt sind. Daut nutzt die Stationen von Sencrop, um die Wetterdaten seiner Standorte in Echtzeit zu überwachen. Es werden neben der Temperatur auch Windgeschwindigkeit und die Feuchttemperatur über Sensoren gemessen, alle fünf Minuten. Über eine App auf dem Smartphone kann Daut nicht nur die aktuellen Temperaturen am Standort der Wetterstation ablesen, sondern auch Warnschwellen definieren. Sind die entsprechend eingestellten Temperaturen erreicht, meldet sich die Wetterstation per Anruf.

„Wenn die Rohrberegnungsleitungen ausgelegt und an die Hydranten angeschlossen sind, kann ich die Beregnung über elektrische Schieber anschalten und über Zeitschaltuhren in Intervallen laufen lassen“, berichtet Daut. Alle 15 Minuten werden die Regner für wenige Minuten laufen gelassen. „Das funktioniert allerdings nicht, wenn die Temperatur unter -5° C fällt. Dann muss die Beregnung durchlaufen, weil sonst in den Beregnungspausen die Düsen und die Schieber zufrieren.“ Bei der Frostberegnung komme es trotz aller Technik auch auf die Erfahrung an, und das Aufstehen zu nächtlicher Stunde erspart sie auch nicht. „Wir schauen natürlich trotzdem nach, ob alles störungsfrei läuft. Aber es ist eine Erleichterung und eine gute Entscheidungshilfe, wann wir mit dem Beregnen starten.“ Daut ist froh, dass er durch den Anschluss an das Beregnungsnetz des Beregnungsverbands Vorderpfalz genügend Wasser zur Verfügung hat, um die Kartoffeln vor Frost zu schützen. Allerdings gilt es, in langen Frostnächten die Beregnungsmenge im Blick zu behalten, damit die Reihen nicht voll Wasser laufen und die Kartoffeln im Damm geschädigt werden.

Frühkartoffeln können in Frostnächten mit einer Frostberegnung geschützt werden. Foto: Hauss

Beregnung optimieren mit digitalen Daten

Die Bewässerung ist für den Anbau von Kartoffeln und Gemüse in der Vorderpfalz unerlässlich. In der Regel herrschen in der Region entlang des Rheins eine ausgeprägte Frühsommertrockenheit sowie hohe Temperaturen mit entsprechend hohen Verdunstungsraten im Sommer. Die vernetzten Wetterstationen des französischen Anbieters helfen Daut auch im Sommer bei der Beregnungsplanung, denn in der App ist auch eine Wetterprognose mit eingebunden. Durch die Vernetzung der Stationen auch von anderen Nutzern kann er auf die Niederschlagsmengen auf den weiter entfernt liegenden Flächen zugreifen – vorausgesetzt, eine Station ist in der Nähe. Gerade hat Sencrop bekannt gegeben, dass sie Sensoren zur Feuchtigkeitsmessung in verschiedenen Bodentiefen bis 60 cm anbieten werden. „Wenn wir solche Sensoren zur Verfügung haben, könnten wir in Kombination mit den Daten an der Wetterstation unsere Beregnung noch besser steuern“, sagt Daut. Anhand dieser Daten ließe sich die nutzbare Feldkapazität bestimmen und die Beregnung am tatsächlichen Bedarf der Pflanzen ausrichten. 

"Beim Überschreiten der Warnschwellen meldet sich die Wetter-App."

Das Thema Beregnung und Wassereffizienz beschäftigt den Biolandwirt schon länger. Neben der Rohrberegnung setzt er auch Trommelberegnungen ein. „Eine Beregnungsmaschine mit Düsenwagen wäre für uns interessant. Damit lässt sich Wasser und Energie sparen und wir haben eine bessere Verteilgenauigkeit und eine geringere Verdunstung“, nennt Daut die Vorzüge. Auch wenn die Kosten für so eine Maschine hoch sind, will er in diese Technik investieren. Außerdem plant er den Bau eines Regenauffangbeckens, um über Winter und bei Niederschlägen Beregnungswasser zu sammeln. „Wir beschäftigen uns schon drei Jahre mit der Planung. Das macht an dem Standort Sinn, an dem wir arrondierte Flächen haben.“
 

Beregnung sichert  Ertrag und Qualität

Daut hat seinen Betrieb mit den vielfältigen Kulturen auf eine breite Basis gestellt. Die Beregnung hilft ihm, dauerhaft Ware liefern zu können. Er vermarktet überwiegend an Großhändler, aber auch an ausgewählte Lebensmitteleinzelhändler sowie Hofläden. Auch auf seinem Aussiedlerhof in Gerolsheim gibt es einen kleinen Hofladen. Zu den Kunden gehören zudem einige Restaurants entlang der Weinstraße, die er mit Kartoffeln und frischem Gemüse beliefert. „Inzwischen ernten wir an rund 300 Tagen im Jahr“, berichtet Robin Daut. Für ihn steht fest: „Der Absatz für biologisch erzeugte Produkte ist da.“ Seine Kunden gewinnt er überwiegend durch persönliche Kontakte, aber er besucht auch Messen und andere Betriebe, um sich auszutauschen. „Wir haben feste Abnehmer, die wissen, dass wir gute Ware haben und pünktlich liefern“, betont er. Für den Naturland-Erzeuger ein wesentlicher Punkt, den seine Kunden schätzen. „Wir haben auch die Schlagkraft, einmal größere Mengen zu ernten und aufzubereiten. Wenn es erforderlich ist, fahren wir im Schichtbetrieb.“ Daut beschäftigt 30–35 Mitarbeiter in der Hauptsaison.
 

Schlagkräftig bei Saat und Ernte

Schlagkraft ist auch bei der Auspflanzung und Pflege der Kulturen gefordert. Die Kartoffeln werden im Frühjahr in den über Winter abgesetzten Boden gepflanzt und anschließend gehäufelt. Die Unkrautbekämpfung erfolgt mit Striegel-Technik mit Einzelzinkenfederung und Häufeln. „Wenn die Witterung und der Boden es zulässt, kann man mit Striegeln auf den Punkt viel erreichen“, so Daut. Die Arbeiten in den Kartoffeln und den Zwiebeln, die als Steckzwiebeln in den Boden kommen, sind für ihn gut planbar und relativ einfach abzuarbeiten. Die Herausforderungen warten in den anderen Kulturen. Möhren und Wurzelgemüse wird auf sechs Meter breiten Beeten angebaut. Gerne arbeitet Daut mit einem „falschen Saatbeet“. Mit der Dammfräse wird der Boden etwa zwei bis drei Wochen vor der eigentlichen Aussaat vorbereitet, sodass die Unkrautsamen zum Keimen angeregt werden. Diese können dann vor der Aussaat mechanisch, z. B. mit dem Striegel, entfernt werden. Dadurch wird der Unkrautdruck reduziert.

„Auch bei der Saattechnik ist Schlagkraft gefragt“, sagt Daut. Er hat etwa 40 Prozent seiner Maschinen so modifiziert, dass sie für seine Bedürfnisse passen. Der Bio-Erzeuger setzt kameragestützte Hackmaschinen mit sechs Meter Arbeitsbreite ein. Jeder Schlepper ist mit GPS-Technik ausgestattet, um die Geräte exakt fahren zu können. „Die Pflege der Kulturen ist extreme Terminarbeit und erfordert eine ständige Kontrolle.“ Auch wenn viele Arbeiten durch Maschinen erledigt werden, ist dennoch ein hoher Handarbeitsaufwand nötig, um die Kulturen sauber zu halten. Deshalb hat der junge Landwirt auch immer ein Auge auf die Entwicklung in der Robotertechnik, die aber seiner Meinung nach noch nicht so ausgereift ist, dass sie für seinen Betrieb passt. Außerdem setzt Daut Abflammtechnik zur Unkrautbekämpfung ein und erledigt damit auch die Reifeförderung in Kartoffeln.

Um den Humusgehalt des Bodens zu verbessern und Nährstoffe zu halten, baut Robin Daut so oft es der Fruchtwechsel zulässt Zwischenfrüchte an. „Etwa 50 Prozent vom Gesamtanbau sind Zwischenfrüchte“, sagt er. Daut hat schon einiges ausprobiert, auch Getreide als Zwischenfrucht. Das hat aber nicht auf allen Standorten optimal funktioniert. Inzwischen setzt er auf klassische Mischungen, in der Regel mit einem hohen Anteil an Ölrettich, weil dieser am besten in die Kartoffel-Fruchtfolge passt. „Wir versuchen, die Gründüngung so lange wie möglich stehen zu lassen.“ Denn nur so lassen sich die positiven Effekte einer Zwischenfrucht wie die Aktivierung des Bodenlebens und die Stabilisierung des Bodengefüges durch die intensive Durchwurzelung ausschöpfen.

Moderne Wetterstationen erfassen mit verschiedenen Sensoren Wetterdaten direkt auf dem Feld. Die Daten können in die Beregnungsplanung einfließen. Foto: Sencrop

Robuste Sorten für den Bioanbau

Bei der Auswahl der Kartoffelsorten setzt Daut auf robuste Sorten – für den LEH überwiegend festkochende Sorten wie Lea, Glorietta oder Almonda. Für die Gastronomie dürfen es auch gerne spezielle Sorten wie die rotschalige Laura sein. Geschmacklich müssen die Sorten auf jeden Fall überzeugen. „Wir führen immer einen Versuchsanbau mit den Biosorten verschiedener Saatgutzüchter-Firmen durch“, erklärt Daut. Für ihn eine gute Möglichkeit, auf dem aktuellen Stand zu sein. Im Idealfall weisen die Sorten härtere Blätter auf und verfügen über eine Resistenz gegen Pilzkrankheiten wie Krautfäule. Einige Sorten, die unter Hitzestress zur Bildung von kleinen Knollen neigen, baut der Biolandwirt nicht mehr an. Krankheiten wie die Kraut- und Knollenfäule lassen sich im Bioanbau nur durch durchdachte Anbausysteme und Kupferspritzungen in den Griff bekommen. Größere Probleme kann der Befall mit Kartoffelkäfern bereiten. Hier nutzt er ausschließlich verbandszugelassene Anwendungen.

Daut versucht, die Ernte so zu steuern, dass die Kunden mit frischer Ware beliefert werden können. Eine Kühlmöglichkeit ist nur für geringe Mengen vorhanden. Die Kartoffeln werden ebenso wie das Gemüse nach der Ernte vorsortiert und enterdet, bevor sie an den Kunden geliefert werden. Die Kartoffeln werden in Kisten, Bigpacks oder Lose an den Großhandel bzw. die Abpackbetriebe abgegeben. Einzig für die Abgabe an Hofläden oder an Einzelhändler findet eine Verpackung in kleine Kisten, Raschelsäcke oder Papiertüten statt. Gerade für die Kartoffeln würde sich Daut eine größere Lagerkapazität wünschen. Aktuell kann er rund 400 Tonnen lagern. Der Lagerausbau steht bereits auf der Liste der Investitionsziele des Betriebs. „Wir machen eine Erntevorprognose und erfassen die Brutto- und Nettoerntemengen. Das ist extrem wichtig, um die Vermarktungsmengen gut einschätzen zu können.“ 

Kurz zusammengefasst

Auf dem Naturland- und Bio-Kreis-zertifizierten Biobetrieb Daut in Gerolsheim ist die Kartoffel die Hauptkultur. Die Bewässerung sichert Ertrag und Qualität. Für das Beregnungsmanagement nutzt der Betriebsleiter Robin Daut vernetzte digitale Wetterstationen, sowohl für die Warnung vor Nachtfrösten als auch zur Steuerung der Beregnung im Sommer. Vermarktet werden die Kartoffeln und verschiedenen Gemüsekulturen an Groß-, Einzelhändler und Direktkunden.

Text: Imke Brammert-Schröder

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