Bodenbearbeitung und Klimawandel
Die Ressource Boden wassersparend bearbeiten
Die Feuchtigkeit über längere Zeit im Boden zu halten, ist elementar für die bodenbiologische Aktivität und das Wachstum der Pflanzen. Hinsichtlich regional auftretender Dürreperioden wie in den letzten Jahren kann es ratsam sein, sich mit einer angepassten Bodenbearbeitung auf extreme Trockenheit einzustellen.
Angesichts der hohen durchschnittlichen Niederschlagsmenge in Deutschland seit Mitte letzten Jahres und bis Mitte 2024 mag zunächst niemand auf die Idee kommen, sich aktuell mit wasserschonender Bodenbewirtschaftung auseinanderzusetzen. Aber viele Betriebe werden nicht vergessen haben, dass die Niederschlagsmenge von August 2021 bis Juni 2023 in Deutschland deutlich unter dem vieljährigen Mittel lag – natürlich mit regionalen Unterschieden. In einigen Regionen Deutschlands mussten Betriebe seinerzeit teilweise einen Totalausfall für ihre Getreide- und Maisflächen hinnehmen, selbst auf besten Ackerböden. Eine extreme Trockenphase kann mit einer angepassten Bodenbearbeitung nicht völlig kompensiert werden, aber man kann ihr entgegenwirken.
Bewährte Verfahren anwenden
Letztlich ist eine wassersparende oder besser wasserschützende Bodenbewirtschaftung nichts Neues. Schon eine Fruchtfolge inklusive Zwischenfruchtanbau im Rahmen des konventionellen Landbaus ist eine Maßnahme, die den Wasserhaushalt positiv unterschützt, sei es durch die Bodenbedeckung oder durch die Aufrechterhaltung des Humusgehalts. Die sogenannte „gute fachliche Praxis“ beinhaltet bereits zahlreiche Maßnahmen, um den Wasserhaushalt des Bodens zu fördern, ohne spezielle Verfahren wie Minimalbodenbearbeitung, Mulch- oder Direktsaat anzuwenden. Dazu zählen eine möglichst ganzjährige Bodenbedeckung, mit den Hauptkulturen und Zwischenfrüchten oder mit einer Mulchschicht auf der Oberfläche. Und junge Rüben- und Maisflächen, die im April, Mai, Juni noch wenig Blattmasse entwickelt haben, können in Trockenperioden gehackt werden, um die Bodenkapillare in der Krume zu zerstören und somit die Wasserverdunstung zur verringern.
Verschiedene Verfahren unterstützen Wassereinsparung
Bei den verschiedenen Verfahren, die über die konventionelle Bodenbearbeitung hinausgehen, ist die Wassereinsparung immer ein Teil der jeweiligen Konzepte, sei es als Ziel oder Nebeneffekt. Die konservierende Bodenbearbeitung legt zwar den Fokus auf den Aufbau und die Erhaltung der Bodenstruktur sowie auf die Verhinderung von Bodenerosionen und verzichtet in der Regel auf den Pflugeinsatz. Aber der gezielte Aufbau eines stabilen Bodengefüges mit einem ausgeglichenen Humushaushalt begünstigt natürlich auch den Wasserhaushalt des Bodens. Das bedeutet im Wesentlichen, die Bodenbearbeitung insgesamt zu reduzieren oder die Krume nur flach zu bearbeiten. Hierfür steht seit Jahren seitens der Landtechnikhersteller eine breite Palette von Maschinen und Geräten zur Verfügung. Nicht zu vergessen ist, dass die Kraftstoffkosten durch eine weniger intensive Bodenbearbeitung deutlich gesenkt werden können.
Trends bei der Mechanisierung
Auch wenn mit konventioneller Technik eine wasserschonende Bewirtschaftung möglich ist, so haben sich in den letzten Jahren doch Trends in der Mechanisierung entwickelt, die immer häufiger in der Praxis angewendet werden. Dazu zählen die Mulch- und Direktsaat sowie die flache Bearbeitung des Bodens nach der Ernte. Für die optimale Anwendung dieser Verfahren müssen natürlich die Voraussetzungen stimmen. Der Boden sollte während der Ernte nicht unnötig verdichtet werden, etwa bei der Ernte von Mais und Zuckerrüben während eines regenreichen Herbstes. Die Folgen einer zerfahrenen Oberfläche und tiefgehender Bodenverdichtungen lassen sich unter Umständen erst über Jahre hinweg wieder „reparieren“. Und auch bei günstigen Bedingungen sollte die Ackerfläche möglichst wenig befahren werden, z. B. bei der Abfuhr von Großballen nach der Getreideernte. So kann zum Beispiel der Einsatz von Sammelwagen beim Strohpressen die Zahl der Überfahrten bei der Abfuhr der Großballen reduzieren. Insgesamt gilt: Verläuft die Ernte unter günstigen Bedingungen, können auch die nachfolgenden Bearbeitungsgänge optimal für die Folgefrucht durchgeführt werden.
Den Boden flach bearbeiten
Eine zunächst flache Bodenbearbeitung nach der Getreideernte ist allgemein üblich, um das Auflaufen von Ausfallgetreide und Unkräutern zu fördern. Bei feuchten Witterungsverhältnissen kann es lohnen, mit dem Stoppelsturz zu warten, dass die Feuchtigkeit an der Bodenoberfläche schon ausreicht, sodass bereits ein großer Teil des Ausfallgetreides aufläuft, ohne dass eine Durchmischung mit der Oberkrume erforderlich ist. Nur wenn sehr trockene Bodenverhältnisse herrschen, kann eine tiefere Bearbeitung sinnvoll sein, um gegebenenfalls eine Durchmischung des Ausfallgetreides mit feuchtem Boden zu erreichen. Und auch bei gehäckseltem Stroh ist eine tiefere Bearbeitung sinnvoll, um die Rotte zu fördern.
Für die Stoppelbearbeitung bieten die Hersteller zahlreiche Geräte an: Scheibeneggen, Grubber mit Meißel-, Gänsefuß- oder Flügelscharen. Stärker in den Fokus gerückt sind in den letzten Jahren spezielle Flachgrubber, die den Boden nur etwa 3 Zentimeter tief bearbeiten können. Dazu zählt zum Beispiel die Großfederzahnegge Supermaxx von Güttler, die sowohl für die Stoppelbearbeitung als auch für die Sattbettbereitung eingesetzt werden kann. Nach eigenen Angaben wird mit dem ersten Einsatz nach dem Mähdrusch zunächst das Auflaufen des Ausfallgetreides und der Unkrautsamen gefördert. Die dünne Mulchschicht auf der Bodenoberfläche soll einerseits die Verdunstung des Bodenwassers hemmen und andererseits unter der Mulchschicht für ein Klima sorgen, das das Bodenleben fördert und so die Rotte begünstigt. Die Zinken des siebenbalkigen Supermaxx können mit unterschiedlichen Scharformen ausgestattet werden, darunter auch 20 Zentimeter breite Gänsefußschare. Als Nachlaufwerkzeug ist lediglich ein Striegel montiert, wahlweise auch ein Doppelstriegel.
Auch andere Hersteller bieten Grubber in dieser Kategorie an. Dazu zählen unter anderem die Allrounder-Classic-Baureihe von Köckerling, die Stratos-Serie von Kerner, der Cruiser von Horsch oder der Turbo von Kverneland.
Mit dem Pflug Unkrautdruck verringern
Nicht immer ist es möglich, mit der mechanischen Bodenbearbeitung hartnäckige Unkräuter zu unterdrücken, sodass es sinnvoll sein kann, den Pflug einzusetzen – und sei es nur in Ausnahmesituationen. Das wirkt zwar dem Ziel entgegen, ein stabiles und tragfähiges Bodengefüge in der Krume und dem Unterboden zu schaffen. Aber hier müssen die verschiedenen Parameter bei der Unkraut- und Ungräserbekämpfung gegeneinander abgewogen werden. Der Einsatz von glyphosathaltigen Herbiziden ist zwar in Europa bis 2033 erlaubt. Und ein Alleingang der Bundesregierung für ein Verbot des Glyphosateinsatzes ist wohl eher unwahrscheinlich. Dennoch gelten viele Einschränkungen, zum Beispiel die grundsätzlichen Verbote des Glyphosateinsatzes in Naturschutz- und Wasserschutzgebieten oder der Späteinsatz von Glyphosat vor dem Mähdrusch. Bei der Mulch- und Direktsaat kann Glyphosat zwar angewendet werden, aber nur auf Teilflächen mit schwer bekämpfbaren Problemunkräutern, wie etwa Ampfer, Quecke, Ackerwinde usw. Letztlich sind die Einschränkungen so stark, dass Betriebe, welche die Mulch- und Direktsaat anwenden, ein regelrechtes Unkrautmanagement, bestehend aus zugelassenen Herbiziden und mechanischer Unkrautbekämpfung, entwickeln müssen.
Mulchsaat – ein guter Kompromiss
Die Mulchsaat ist für viele Betriebe ein guter Kompromiss, da sie im Verlauf der Fruchtfolge verschiedene Bodenbearbeitungsverfahren erlaubt. So können die Bodenbearbeitung und die Aussaat flexibel an die jeweiligen Bedingungen zum Einsatzzeitpunkt angepasst werden. Die Mechanisierung kann so angelegt werden, dass in einem Jahr auch einmal der Pflug eingesetzt wird. Grubber und Drillmaschinen können gegebenenfalls für die konventionelle oder für das Mulchsaatverfahren eingesetzt werden. Alle Hersteller von Bodenbearbeitungsgeräten und Drillmaschinen bieten ein entsprechendes Programm an – teilweise aber mit unterschiedlicher Ausrichtung oder in leichten bzw. schweren Ausführungen.
Die Palette der angebotenen Technik reicht von Scheibeneggen über leichte Grubber für die eher flache Bearbeitung bis hin zu Grubbern in schwerer Ausführung, die den Boden bis zu einer Tiefe von 30 Zentimetern mischen.
Kuhn bietet mit der Kurzscheibenegge Optimer ein Gerät zur Stoppelbearbeitung an, das auch große Mengen an Ernterückständen bewältigt und durch die Scheiben auch noch über eine Schneidefunktion zur Zerkleinerung der Ernterückstände bei bis zu 15 Zentimeter Arbeitstiefe verfügt.
Zu den leichten Zinkengrubbern zählt etwa der Supermaxx von Güttler, der auch ultraflach arbeiten kann. Als speziellen Mulchsaatgrubber bietet Köckerling das Modell Trio an, das bei der ersten Stoppelbearbeitung auf eine Tiefe von 5 bis 10 Zentimeter eingestellt werden kann, und bei der zweiten Bearbeitung bis 20 cm. Möglich ist grundsätzlich aber auch eine Bearbeitungstiefe von 30 Zentimeter. Für die unterschiedlichen Anforderungen kann der Trio mit Gänsefuß-, Flügel- oder Meißelscharen ausgestattet werden. Zur Einebnung der Bodenoberfläche dienen Zustreicher und eine Walze.
Einen speziellen Stoppelgrubber hat Kuhn mit der Baureihe Cultimer im Programm. Er verfügt über zwei oder drei Zinkenreihen. Dahinter ist eine Reihe mit Nivellierscheiben und schließlich eine Walze angeordnet. Nach eigenen Angaben ist eine flache Bearbeitung von 3 bis 5 Zentimetern möglich, aber auch eine tiefe Bearbeitung bis 35 Zentimeter. Dafür können verschiedene Scharformen montiert werden.
Mit der Baureihe Karat bietet Lemken nach eigenen Angaben einen Intensiv-Grubber an, der ebenfalls auf Arbeitstiefen von 5 bis 30 Zentimeter eingestellt werden kann. Er eignet sich ebenfalls speziell für die Saatbettvorbereitung bei der Mulchsaat.
Mit welchen Arbeitswerkzeugen das jeweilige Gerät ausgestattet sein sollte, hängt letztlich von den jeweiligen Bedingungen ab. Sind auf der Oberfläche große Mengen von Pflanzenrückständen vorhanden, ist eher eine stärkere Durchmischung mit dem Boden und eine tiefere Bearbeitung sinnvoll. Und bei langstängeligen Pflanzenresten kann eine Messerwalze für eine zusätzliche Zerkleinerung der Rückstände sorgen.
Alle Hersteller bieten zudem heute auch aufgebaute Sägeräte für die Zwischenfruchtaussaat, sodass die Fläche begrünt und das Wasser im Boden gehalten wird.
Höhere Anforderungen bei Mulch- und Direktsaat
Drillmaschinen für die Mulchsaat werden im Wesentlichen in zwei Ausführungen angeboten – mit Doppelscheibenscharen oder Zinkenscharen. Beide Varianten können auch für die konventionelle Pflugsaat eingesetzt werden. Der Vorteil der Doppelscheibenschare ist, dass sie auch für kompakte mechanische Anbaudrillmaschinen geeignet sind. Beispiele für aktuelle Sämaschinen mit Doppelscheibenscharen sind die Cataya-Modelle von Amazone, die Vitu-Serie von Köckerling sowie die Baureihen Saphir und Solitair von Lemken.
Pneumatische Zinkensämaschinen liegen seit einigen Jahren im Trend. Ihr Vorteil ist, dass sie auch mit größeren Mengen an Pflanzenrückständen auf der Oberfläche fertig werden. Hinzu kommen flexible Einsatzmöglichkeiten. So kann zum Beispiel die pneumatische Zinkensämaschine Megant von Kuhn gleichzeitig Saatgut und Dünger ausbringen. Mittlerweile ein Klassiker bei den Zinkensämaschinen ist die Ultima-Serie von Köckerling. Das Saatgut wird hier in einem Band von 6 cm Breite abgelegt. Mit der Maschine kann neben Getreide, Raps, Ackerbohnen und Erbsen auch Mais ausgesät werden.
Bei der Direktsaat werden höhere technische Anforderungen als bei der Mulchsaat gestellt, weil direkt in den unbearbeiteten Boden gesät wird. Sowohl unter trockenen als auch feuchten Bodenverhältnissen sowie bei unterschiedlichen Mengen an Pflanzenrückständen der Vorfrucht muss die Saatgutablage stets gleich tief erfolgen. Möglich ist das unter anderem durch einen einstellbaren Schardruck und Schar-anordnungen mit großem Durchgang.
Innovative Säverfahren
Neben den verbreiteten Verfahren wie Mulch- und Direktsaat entwickeln Industrie und Wissenschaft auch innovative Verfahren wie etwa Strip-Till weiter. Hierbei wird der Boden nur streifenweise bearbeitet. Zwar wird Strip-Till bislang eher bei Reihenkulturen wie Zuckerrüben, Raps oder Mais angewendet. Aber mittlerweile gibt es auch technische Verfahren, um Strip-Till im Getreidebau anzuwenden. So hat Amazone die Minimum TillDisc entwickelt, mit der nur ein sehr schmaler Bereich direkt vor den Säscharen bearbeitet wird.
Ein ebenfalls noch junges Verfahren ist das Controlled Row Farming (CRF), das in Zukunft auch im Getreidebau angewendet werden soll. Das Getreide wird in Doppelreihen ausgesät. Zwischen den Doppelreihen kann gegebenenfalls eine Untersaat ausgesät werden. Der Boden kann aber auch zwischen den Doppelreihen zur Unkrautbekämpfung mechanisch bearbeitet werden. So wird Getreide zur Hackfrucht. Bei einer chemischen Unkrautbekämpfung käme eine Bandspritzung zum Einsatz, was den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Getreidebau reduzieren würde. All dies soll helfen, den Einsatz von Betriebsmitteln zu senken, die Bodenfruchtbarkeit zu fördern und den Wasserhaushalt zu schonen.
Gerd Theißen
freier Journalist, Erkelenz
gerd.theissen@t-online.de