Düngetechnik
Den Düngerstreuer passend ausstatten
Düngerstreuer gehören zur Grundausstattung jedes Betriebs. Die meisten Hersteller bieten sie für kleine, mittlere und große Betriebe an. Beim Kauf stellt sich die Frage, ob ein Grundmodell mit einigen individuellen Sonderausstattungen für den eigenen Hof ausreicht oder ob eher in ein besser ausgestattetes Modell investiert werden soll.
Steht der Neukauf eines Düngerstreuers an, sollte der Streuer natürlich die aktuellen Ansprüche an eine moderne Düngerapplikation erfüllen. Aber es ist auch ratsam, die zukünftige Entwicklung des Betriebs zu berücksichtigen. Das betrifft einerseits das Volumen des Streuers, andererseits aber auch die Arbeitsbreite, den Bedienkomfort und gegebenenfalls die Erfordernisse der digitalen Datenerfassung.
Es gibt bei den Herstellern zwar immer noch den Trend, dass Streuer mit großem Behältervolumen schon in der Grundausstattung technisch höherwertig ausgestattet sind. Allerdings können auch Streuer mit 900 bis 1.200 l Behältervolumen mit entsprechenden Sonderausstattungen technisch das High-End-Level erreichen.
Variables Behältervolumen
Die mögliche Hinterachsbelastung des Schleppers ist in der Regel der begrenzende Faktor hinsichtlich der Größe des Behälters. Düngerstreuer haben zwar ein nicht so hohes Eigengewicht. Aber selbst Streuer mit Behältervolumen von nur 500 l mit einem Eigengewicht von rund 200 kg erlauben z. T. bereits eine Nutzlast von 1.000 kg, die aber meist nur mit Aufsätzen erreicht werden kann.
Die Ausstattung mit Aufsätzen zur Erhöhung des Volumens hat jedoch konstruktionsbedingt ihre Grenzen. Ein Volumen von 500 l lässt sich nicht unbedingt auf 1.000 l verdoppeln. Die Staffelung der Aufsatzerweiterungen ist schon im Programm der einzelnen Hersteller von Modell zu Modell verschieden – und ein Vergleich von Hersteller zu Hersteller kaum möglich. Allerdings sollte bei jedem Kauf die Möglichkeit einer nachträglichen Volumenvergrößerung in Betracht gezogen werden. Zum Beispiel beim Kauf eines neuen Schleppers, der eine höhere Hinterachsbelastung erlaubt.
Hinzu kommt, dass sich die Reichweite mit einem oder mehreren Aufsätzen beträchtlich erweitern lässt. Das kann sogar zu der Entscheidung führen, ob ein Zubringerfahrzeug erforderlich ist oder nicht. Hierbei sind wiederum die Feld-Hof-Entfernungen zu berücksichtigen.
Behälteraufsätze führen zwangsläufig dazu, dass sich die Einfüllhöhe nach oben verändert. Das ist vor allem zu beachten, wenn der Streuer direkt vom Kipper oder Containern aus befüllt wird. Bei Streuern mit Volumen von über 1.500 l kann es unter Umständen knapp werden. Dann kommt eher die Befüllung mit der Ladeschaufel oder über Big Bags in Betracht. Auch hier steht man wiederum vor der Frage, ob der Aufsatz so schmal ist wie der Grundbehälter oder ob der Aufsatz die Einfüllbreite vergrößert. Eine große Einfüllbreite erleichtert das Befüllen mit der Ladeschaufel.
Klappbare Behälterabdeckungen
Abdeckungen für den Behälter sind bei vielen größeren Streuern Standard. Bei kleinen Streuern können sie als Sonderausstattung bestellt werden. Der Vorteil der Abdeckungen liegt darin, dass weder Feuchtigkeit noch Schmutz in den Behälter gelangen kann. Beides könnte die Streugenauigkeit beeinträchtigen. Ein Nachteil ist, dass der Schlepperfahrer keinen Blick auf den Düngerbehälter hat. Das verringert zu einem guten Teil die Kontrollmöglichkeit. Aber bei großen Behältervolumen hat der Fahrer sowieso nur einen begrenzten Blick in den Behälter. Sichtfenster in der Behälterwand oder in der Abdeckplane sind auch hier nur ein Notbehelf.
Abdeckplanen sollten zumindest mit einem Handgriff zu klappen sein. Praktisch ist es wiederum, wenn sich die Plane hydraulisch öffnen und schließen lässt. Diese Möglichkeit gibt es zum Beispiel von Bögballe.
Damit Schmutz und Spritzwasser nicht durch die Schlepperreifen gegen oder in den Streuer geworfen werden, können Spritzschutztücher an der Frontseite der Streuer montiert werden. Sie machen besonders dann Sinn, wenn der Streuer nicht mit einer Behälterabdeckung ausgestattet ist. Einen solchen Spritzschutz bieten alle Hersteller für sämtliche Modelle als Sonderausstattung an.
Einfacher Anbau an den Schlepper
Der Anbauraum zwischen Schlepper und Düngerstreuer ist besonders eng. Das ist nicht nur unbequem, sondern birgt auch Unfallgefahren. Freilich gibt es technische Lösungen, um Gefahren zu mindern und den Komfort zu erhöhen. Laufrollen für den Düngerstreuer, die sich vor dem Einsatz abnehmen oder hochklappen lassen, sind hierbei die einfachsten und die preiswertesten Lösungen. Und meist ist das Problem damit auch schon gelöst.
Beim Anbau verfährt man zunächst so: Den Streuer an den Schlepper heranführen, die Kabel für die Stromversorgung und ggf. für das Bedienterminal zwischen Schlepper und Streuer verbinden, eventuell Hydraulikschläuche und die Gelenkwelle aufschieben. Anschließend mit dem Schlepper die letzten Zentimeter an den Streuer heranfahren, Unter- und Oberlenker kuppeln – fertig. Zusätzliche Sicherheit bietet gerade beim Anbau von Düngerstreuern eine Teleskop-Gelenkwelle, um den Anbauraum beim Kuppeln noch zu vergrößern.
Es geht allerdings auch noch einfacher. Mit dem AutoCoupling-System bietet Rauch die Möglichkeit, den Streuer mit elektrisch angetriebenen Abstellrollen zu rangieren. Bedient wird der Antrieb mit der App von Rauch. Rauch beschreibt die Funktion so: „Von insgesamt vier Abstellrollen am Anbaugerät werden die zwei vorderen elektrisch angetrieben. Durch unterschiedliche Drehzahlen am linken bzw. rechten Antriebsrad kann das Gerät manövriert werden. So lässt sich der Streuer in beliebige Richtungen vor- und zurückbewegen. Zur Versorgung der Funktion mit elektrischer Energie sind Batterien mit 50 Ah auf dem Anbaugerät installiert. Mithilfe eines optischen Sensors, der an der Vorderseite des Anbaugeräts montiert ist, kann durch KI-Algorithmen die Position des Traktors und des Unterlenkers erkannt werden. So manövriert sich die Maschine automatisch in eine Ankoppelposition. Das Anschließen der hydraulischen und elektrischen Verbindungselemente erfolgt durch den Anwender manuell.“
Düngerstreuer mit Behältervolumen von mittlerweile 5.000 l erfordern Schlepper mit hoher Hubkraft. Nicht alle Streuer sind jedoch mit Kupplungselementen für Großschlepper ausgestattet. Bögballe bietet für solche Fälle einen Adapter der Anbaukategorie 4N an.
Von Vicon gibt es wiederum eine einfache Vorrichtung, mit der sich der Streuer leicht in der Maschinenhalle parken oder an den Schlepper heranfahren lässt. Sie besteht lediglich aus einem Rahmen mit Aufnahmetaschen für einen Hubstapler. Zudem ist der Rahmen mit klappbaren Rollen ausgestattet.
Eine Beleuchtung ist bei kleineren Streuern nicht unbedingt vorgeschrieben – solange der Streuer die Rücklichter und Richtungsanzeiger des Schleppers nicht verdeckt. Bei größeren Streuern ist das jedoch meistens der Fall. Und bei Streuern, die eine Breite von 2,55 m überschreiten, sind eine Beleuchtungseinrichtung und Warntafeln zwingend erforderlich. Warntafeln sind auch vorgeschrieben, wenn das hintere Ende des Streuers über einen Meter über die Rückleuchten des Schleppers hinausragt. Die Größe der Warntafeln (oder der Aufkleber) ist zudem gesetzlich vorgegeben. Sie müssen mindestens 28 x 28 Zentimeter groß sein, und die rot-weißen Streifen (bzw. Reflektoren) sollten immer nach unten/außen gerichtet sein.
Bei größeren Streuern sind eine Beleuchtungseinrichtung und Warntafeln in der Regel in der Serienausführung enthalten. Wer seinen Streuer nachträglich mit einer Beleuchtung ausstatten möchte, kann unter Umständen Geld sparen, wenn die Beleuchtung im Zubehörhandel erworben wird und nicht direkt vom Düngerstreuerhersteller.
Wie bei Pflanzenschutzspritzen ist es möglich, den Düngerstreuer mit einer Arbeitsbeleuchtung auszustatten. Bögballe bietet zum Beispiel LED-Leuchten an, die den Streubereich hinter dem Streuer ausleuchten und so eine bessere Kontrolle bei Dunkelheit ermöglichen. Das Set besteht aus vier LED-Arbeitsscheinwerfern mit 5.200 Lumen. Die Position der Lampen zwischen Streuerrahmen und Streuscheiben bewirkt, dass die Düngerkörner den Lichtkegel reflektieren und so einen besseren Überblick über die Streuarbeit bietet. Die Lampen sind einstellbar und ermöglichen eine gute Ausleuchtung sowohl beim Normal- als auch beim Grenzstreuen.
Grenzstreutechnik weiterentwickelt
Für alle Düngerstreuer werden seit vielen Jahren Grenzstreueinrichtungen angeboten, sei es in der Grund- oder als Sonderausstattung. Für kleine Streuer gibt es einfache mechanische Lösungen wie auswechselbare Streuscheiben oder Wurfschaufeln. Komfortabler sind Grenzstreuschirme, die sich elektrisch bzw. hydraulisch absenken lassen und das Streuen direkt am Feldrand erlauben.
Aber es ist auch möglich, zwischen verschiedenen Grenzstreuverfahren zu wählen. Unterschieden wird hier zwischen dem Rand-, Grenz- oder Grabenstreuen. Beim eigentlichen Grenzstreuen wird der Streubereich scharf bis zum Feldrand begrenzt. Das bedeutet auch, dass direkt an der Feldgrenze unter Umständen weniger Dünger ausgebracht wird als auf der Fläche. Beim Randstreuen wird dagegen toleriert, dass auch Dünger über die Feldgrenze hinausgeworfen wird. Das hat zwar den Vorteil, dass tatsächlich bis zum Feldrand etwa die gleiche Menge Dünger ausgebracht wird wie auf der Fläche. Allerdings wird auch Dünger auf die angrenzende Fläche geworfen. Bei gleichen Kulturen ist das Randstreuen eine Möglichkeit, um besonders bei langen Parzellen den Ertrag am Feldrand zu optimieren.
Ganz andere Anforderungen werden an das Grabenstreuen gestellt. Diese Kategorie umfasst das Streuen neben Gräben, Bächen und Gewässern sowie neben Flächen, die aus ökologischen Gründen nicht mit mineralischem Dünger in Kontakt kommen dürfen. Hier darf im Randbereich auf der eigenen Fläche kein Dünger ausgebracht werden.
Das Grenzstreusystem AutoTS von Amazone ermöglicht es dem Schlepperfahrer, am Bedienterminal seitenunabhängig zwischen diesen verschiedenen Verfahren zu wählen. Ein spezieller Grenzstreurechner von Amzone ermöglicht sogar das Grenzstreuen so weit zu optimieren, dass auch an den Feldgrenzen ein maximaler Ertrag erzielt werden kann.
Auch Rauch hat seine Grenzstreueinrichtung optimiert. Mit der Streueinrichtung GSE pro bei der Baureihe Axis soll der Dünger scharf bis an den Feldrand ausgebracht werden. Ein besonders langes Leitblech sorgt dabei für eine bessere Streugenauigkeit. Noppen an den Blechen ermöglichen nach eigenen Angaben eine gleichmäßige Verteilung, indem die Flugenergie entzogen wird.
Wiegesysteme erleichtern Kontrolle
Integrierte Wiegesysteme wurden lange Zeit nur für Streuer der Oberklasse angeboten. Mittlerweile gibt es sie auch bei kleineren Streuern. Die Nutzung des Wiegesystems setzt freilich die Ausstattung mit einem Streucomputer voraus.
So sind die kompakten MDS-Modelle von Rauch auch mit einem Wiegerahmen lieferbar. Der Wiegerahmen ist am Streuer-Dreipunkt angebaut und wird am Kabelbaum des Düngerstreuers angeschlossen. Beim Streueinsatz regelt der Streucomputer „Quantron-A“ die richtige Schieberposition in Abhängigkeit von der Fahrgeschwindigkeit und dem Rieselverhalten. Eine Abdrehprobe ist nach Angaben von Rauch nur noch bedingt notwendig. Die Waage zeigt stets die Düngerrestmenge im Behälter an. Auf dem Bedienterminal kann sich der Fahrer anzeigen lassen, welche Fläche noch mit dem restlichen Dünger bestreut werden kann oder für welche Fahrstrecke der restliche Dünger noch reicht.
Amazone bietet für seine Anbaustreuer der Baureihe ZA-TS das Wiegesystem „ProfisPro“ an. Bei diesem System sind die Wiegetechnik Profis und die Drehmomentmessung der Streuscheiben (FlowControl) miteinander verbunden. FlowControl ermittelt mit Sensoren an jeder Streuscheibe das Drehmoment. Auf der Basis zahlreicher Streuversuche wurden Zusammenhänge zwischen Ausbringmengen und dem erzeugten Drehmoment auf der Streuscheibe bei unterschiedlichen Arbeitsbreiten für sämtliche Düngersorten ermittelt. Kleine Ausbringmengen erzeugen ein kleineres Drehmoment auf der Scheibe als größere. FlowControl erfasst die Drehmomente der Streuscheibenantriebe seitenunabhängig und kann im Falle einer Abweichung zur Sollmenge unmittelbar die Schieberpositionen anpassen.
Durch die Kombination aus Wiegetechnik und FlowControl regelt der Düngerstreuer während des gesamten Streuvorgangs über Drehmomente seine theoretische Ausbringmenge. Dabei überwacht die Wiegetechnik Profis alle 25 kg die tatsächlich ausgebrachte Menge. Hierdurch kalibriert sich FlowControl regelmäßig neu. Außerdem hat der Fahrer zu jedem Zeitpunkt einen Überblick über die tatsächliche Restmenge im Behälter sowie eine mögliche Restweitenanzeige.
Als preiswerte Alternative zu FlowControl bietet Amazone die Überwachungseinrichtung FlowCheck für die Baureihe ZA-TS Hydro an. Während FlowControl auch die Ausbringmenge seitenunabhängig kontrollieren und anpassen kann, erkennt FlowCheck lediglich Verstopfungen und Leerlaufen der beiden Auslauföffnungen. Sollte eine Verstopfung vorliegen, beheben beide Systeme durch schnelles Öffnen und Schließen des Mengenschiebers bei gleichzeitigem Reversieren des Rührwerkes die Störung
Außerdem können alle Wiegesteuer von Amazone auf Wunsch mit einem Neigungssensor ausgestattet werden. Durch diesen Sensor kann die Messtechnik den Einfluss der Hanglage auf die Gewichtsmessung herausrechnen, sodass auch beim Streuen seitlich zum Hang bzw. hangauf- oder hangabwärts die Ausbringmenge stimmt.
Ausbringkontrolle ohne Prüfschalen
Alle Hersteller bieten zur genauen Kontrolle Prüfschalen, mit denen die Düngerverteilung kontrolliert werden kann – ein seit Jahrzehnten bewährtes Verfahren. Mittlerweile gibt es aber auch fortschrittlichere Lösungen. Amazone bietet zur Optimierung der Querverteilung ein Prüfset an, das ganz ohne die bekannten Prüfschalen auskommt. Statt Prüfschalen werden hier Matten ausgelegt. Nach dem Streuen wird die Anzahl der Düngerkörner auf den jeweiligen Matten optisch mit der App des Smartphones erfasst. Anhand hinterlegter Daten gibt die App zusätzlich Empfehlungen, falls die Einstellung des Streuers korrigiert werden sollte.
Überlappungen beim Streuen vermeiden
ür das genaue Streuen am Vorgewende bieten heute alle Hersteller das sogenannte Section Control an. Neu von Rauch ist die Vorgewendeschaltung OptiPoint pro. Das System ermöglicht unter Berücksichtigung mehrerer Einflussfaktoren die genaue Positionierung der An- und Abschaltpunkte bei der Ein- und Ausfahrt am Vorgewende.
Die Aufgabepunktverstellung und die Düngermenge werden mit OptiPoint pro nicht mehr pauschal um einen Wert erhöht. Vielmehr werden nun jegliche relevanten Einzelwerte, welche als Determinanten für das Düngen am Vorgewende wichtig sind, analysiert. Über das ISOBUS-Terminal startet der Fahrer die Funktion über die Taste OptiPoint pro im Vorgewendemodus. Düngerspezifisch wird nach der Berechnung der Aufgabepunkt und die Düngermenge auf der Feldseite im Vorgewende angepasst.
Ungenauigkeiten beim Streubild können auch durch Wind entstehen. Mit dem System WindControl von Amazone kann der Einfluss des Windes beim Streuen verringert werden. Dazu wird am Düngerstreuer ein Windsensor installiert. Dieser ermittelt die Windgeschwindigkeit und die Windrichtung und sendet die Daten an den Job-Rechner. Dieser verrechnet wiederum die Daten mit der Fahrgeschwindigkeit. So werden neue Einstellwerte für den Düngerstreuer ermittelt und automatisch auf die Steuerung der Streuscheiben übertragen. So wird zum Beispiel bei Seitenwind die Drehzahl der Streuscheiben auf der einen Seite erhöht und auf der anderen Seite verringert. Auf diese Weise wird wieder ein symmetrisches Streubild erzeugt. Gerade in windreichen Regionen kann sodas Zeitfenster für das Düngen vergrößert werden.
Gerd Theißen
freier Journalist
Erkelenz
gerd.theissen@t-online.de