„Hochflexiblen Anlagen gehört die Zukunft“

Erneuerbare Energien unter Druck 
Stellschrauben bei der Planung unter Unsicherheit

Energie-Berater Cort Brinkmann gibt Tipps zu Investitionen 

Auf der DLG-Wintertagung vom 18. bis 19. Februar 2025 in Münster sendet die DLG richtungsweisende Signale in die Energie-Branche, um Chancen in tragfähige Konzepte zu verwandeln und die Landwirtschaft zukunftsfähig zu gestalten. Mit dabei ist der landwirtschaftliche Berater Cort Brinkmann auf dem Quick-Impuls „Erneuerbare Energien unter Druck – Stellschrauben bei der Planung unter Unsicherheit“, durchgeführt vom DLG-Ausschuss für Wirtschaftsberatung und Rechnungswesen. Noch vor der Bundestagswahl stehen Vorschläge zur Anschlusslösung von Biogasanlagen, die aus der Förderung fallen, im Bundestag auf der Agenda. Worauf es bei der Flexibilisierung ankommt, darüber gibt Energie-Experte Brinkmann im DLG-Interview Auskunft. 

DLG: Herr Brinkmann, viele Biogasanlagen stehen vor dem Aus. Wie ist die Stimmung auf den Betrieben, die Sie beraten? 

Cort Brinkmann: Über alle Biogasbauern hinweg steht gut ein Drittel der Anlagen vor dem Aus. Die Stimmung ist nicht sehr gut, da politisch bisher nicht erreicht wurde, das Erneuerbare Energien Gesetz, kurz EEG, so auszugestalten, dass ein weiterer Betrieb auch nach 20 Jahren für die Mehrheit der bereits vorhandenen Biogasanlagen wirtschaftlich möglich ist. 

Wer ist vom Ausstieg besonders betroffen?

Vor allem Biogasanlagen, bei denen in den ersten 20 Jahren nicht in ein sinnvolles Wärmekonzept und die Flexibilisierung ihrer Anlage investiert wurde, hören jetzt nach 20 Jahren einfach auf.

Reicht eine Anhebung des jährlichen Ausschreibungsvolumens auf 1.800 Megawatt, wie es der Biogasverband fordert? 

Bisher waren die Ausschreibungen teilweise bis zu dreifach überzeichnet. Im Oktober 2024 haben sich auf das Ausschreibungsvolumen von 234 Megawatt, kurz MW, Biogasanlagen im Umfang von 622 MW beworben.  Eine Anhebung des Ausschreibungsvolumens auf 1.800 MW pro Jahr würde ausreichen, den investitionswilligen Biogasanlagen eine Zukunftsperspektive zu geben. Wichtig wäre aber auch, den Flexzuschlag auf 120 Euro je Watt installierte Leistung zu erhöhen, damit die Biogasanlagenbetreiber die notwendigen Investitionen in Flex-Blockheizkraftwerke, neue Gasspeicher, Trafostationen und anderes refinanzieren können.

Welche Investitionen in Erneuerbare Energien halten Sie für zukunftsfähig?

Ich priorisiere die Biomethan-Aufbereitung im Verbund mit mehreren Tierhaltungsbetrieben, wenn die Gasaufbereitungsanlagen durch den Abbau bürokratischer Hürden deutlich günstiger werden. Hochflexible Biogasanlagen, die zehnfach überbaut sind und ihr Gas bedarfsgerecht vor Ort verstromen und ihre Wärme in Wärmenetze auskoppeln, haben ebenfalls eine Zukunft. Dies setzt aber voraus, dass die Politik über eine neue Flexprämie die Investitionen refinanziert. Ansonsten können die Betreiber die hohen Investitionen nicht über Banken finanzieren. 

Interview: Daphne Huber, DLG-Newsroom / Chefredakteurin agrarticker.de

 

Zur Person

Nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung absolvierte Cort Brinkmann ein Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen und Newcastle (England). In Göttingen lernte er 2005 als Praktikant die Beratungsgesellschaft LBB kennen. Seit sechs Jahren ist Brinkmann Geschäftsführer des Beratungsunternehmens. Das Besondere an der LBB-Beratung ist für ihn der enge und vertrauensvolle Kontakt zu den Unternehmern, die in vielfältiger Weise in der Landwirtschaft tätig sind und deren Betriebe er mit entwickeln und verbessern darf. Foto: LBB

Vortrag auf der Wintertagung 

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