In vielen Regionen der Welt boomt der Markt für Fleischalternativen auf Pflanzenbasis oder aus Zellkulturen. Alternative Proteine sind das Mega-Thema schlechthin in der Food-Branche.
Eine essenzielle Rolle spielen hier die Hersteller natürlicher und funktioneller Inhaltsstoffe – nicht nur als Lieferanten von Ingredienzien, sondern ebenso als Experten für umfassende Beratung und Support.
In den USA haben die ersten Produkte die Verbraucher bereits erreicht. Und auch in Deutschland und Europa gilt der Markt für kultiviertes Fleisch als vielversprechend. Dies zeigt sich nicht zuletzt, wenn man einen Blick auf die großen Treffpunkte der Food-Branche wirft, etwa die IFFA in Frankfurt am Main – internationales B2B-Event für die gesamte Fleischwirtschaft und für die alternative Proteinindustrie. Zu den modernen Konzepten, wie sie auf der Fachmesse vorgestellt werden, zählen neben Innovationen in der Prozesstechnik für Fleisch zunehmend die Verfahren zur Zellkultivierung und Fermentation alternativer Proteine – was die IFFA auch zum Treffpunkt für die Szene der Ingredienzspezialisten macht.
Chancen für Produktentwickler
Neben großen und mittleren Lebensmittelunternehmen sowie universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sind sie es, die auf Zutaten spezialisierten Hersteller, die ein wichtiger Innovationstreiber und Jobmotor im Bereich der alternativen Proteine sind. Ihr Produktportfolio reicht von Aromen und Farben über eine Vielzahl von Ingredients bis hin zu Frucht- und Gemü sekomponenten. Bedient werden eine Vielzahl nationaler und internationaler Lebensmittel- und Getränkehersteller. Den individuellen Verbraucherbedürfnissen mit neuen Ideen und Produktzutaten Rechnung zu tragen, steht bei ihnen an erster Stelle. Hinzu kommen die auf Zellkultivierung und Fermentation spezialisierten Unternehmen. Ihre Mission: Das Angebot durch den Einsatz neuer Verfahren und Rohstoffe weiter auszubauen.
Eine aufstrebende Kategorie
Noch sind es vor allem die pflanzenbasierten Produkte, die den deutschen Markt für alternative Proteine bestimmen. „Die Markteinführung von kultiviertem Fleisch und fermentationsbasierten Produkten wird noch etwas Zeit brauchen und hybride Produkte aus tierischem und pflanzlichem Protein sind bislang nur ein Nischenprodukt“, sagt Ivo Rzegotta. Doch repräsentative Bevölkerungsumfragen zeigen: „Die Offenheit von Verbrauchern gegenüber kultivierten und fermentationsbasierten Produkten ist hierzulande besonders hoch, was Deutschland zu einem sehr vielversprechenden Markt für diese nachhaltigen Optionen macht“, so der Senior Policy Manager Deutschland, Good Food Institute Europe, zu den Chancen und Herausforderungen in diesem Transformationsprozess.
Vielversprechender Arbeitgeber
Eine innovative Start-up-Landschaft, eine starke Lebensmittelwirtschaft und Landwirtschaft, ein exzellentes Forschungssystem sowie aufgeschlossene Verbraucher – das sind laut Rzegotta die besten Voraussetzungen, die es hierzulande gibt, um bei der Ernährungs- und Proteinwende ein weltweiter Vorreiter zu sein. Experten wie er setzen daher große Hoffnung daran, dass die Möglichkeiten von alternativen Proteinquellen genutzt werden – etwa auch um zukunftsfähige Arbeitsplätze zu schaffen. „Deutschland ist im Bereich der Fermentation
sehr stark aufgestellt. Denn hierzulande gibt es die drittmeisten Start-ups nach den USA und Israel, zum Beispiel Formo, Mushlabs und Kynda.“ Eine vergleichbare Entwicklung sieht der Experte im Bereich der Zellkultivierung: „Auch hier gibt es bereits eine Reihe von vielversprechenden Start-ups.“ Vor allem aber ist Deutschland als wichtiger Industriestandort Vorreiter in den vorgelagerten Bereichen – „etwa bei der Entwicklung von nachhaltigen Nährmedien oder bei der Konstruktion von Fermentern für die Kultivierung und die Fermentation. Unternehmen wie Merck, The Cultivated B und GEA positionieren sich auch weit über die Grenzen hinaus als Rückgrat dieser neuen Branche“, so Rzegotta.
Das nächste Level
Die IFFA nimmt dieses große Zukunftsthema im Mai 2025 wieder in den Fokus. Bereits im Jahr 2022 präsentierten mehr als 200 von rund 860 Aussteller auf der Messe Produkte und Lösungen für die Verarbeitung von alternativen Proteinen. Darunter auch Hydrosol aus Ahrensburg. Der Ingredientsspezialist hat in der Anwendung pflanzlicher Proteine langjährige Erfahrung, die vor wenigen Jahren in der Gründung des Unternehmens Planteneers mündete. Kultiviertes Fleisch ist nun ein weiterer Schwerpunkt, zu dem man intensiv forscht. „Sowohl der zelluläre Ansatz zur Herstellung von kultiviertem Fleisch als auch die Präzisionsfermentation zur Gewinnung von Milchproteinen bieten die Chance, in Zukunft mit innovativen Rohwaren und Produkten zu arbeiten“, so Katharina Schäfer, Teamleiterin Produktmanagement Hydrosol. Je nach Kundenwunsch und kultivierter Produktbasis entwickelt Hydrosol im firmeneigenen Technology Center Stabilisierungs- und Texturierungssysteme für unterschiedliche Produkte. Ein weiterer Vorteil sind die Synergien mit den anderen Unternehmen der Stern-Wywiol-Gruppe. Durch Zusammenarbeit mit der Schwestergesellschaft SternVitamin lässt sich zum Beispiel das Nährstoffprofil von kultivierten Fleischprodukten positiv beeinflussen. Und da die Branche weiter boomt, bietet sie noch viel Entwicklungspotenzial.
Das zweite Mal in ihrer über 70-jährigen Geschichte erweitert die IFFA ihre Produktnomenklatur deutlich und präsentiert im Mai 2025 Technologien und Lösungen für pflanzlichen Fleischersatz und alternative Proteine. Wer dabei sein will, dem bietet sich auf dem Messegelände in Frankfurt am Main die Gelegenheit, die Unternehmen in diesem Segment zu treffen.
Mehr Infos unter: iffa.messefrankfurt.com
Das Good Food Institute (GFI) ist eine global agierende Nichtregierungsorganisation, welche die Erforschung, Herstellung, Nutzung und Vermarktung alternativer Proteine vorantreiben will. Alternative Proteine sind pflanzliche und lebensmitteltechnologische Alternativen zu tierischem Protein. Dazu gehören Lebensmittel aus Pflanzen (wie Getreide, Hülsenfrüchten
und Nüssen), Pilzen, Algen, Insekten und kultiviertem (im Labor gezüchtetem) Fleisch.
Mehr Infos unter: gfieurope.org