DLG-MERKBLATT 499

Planungsempfehlungen zur ­Gestaltung von Pferdeausläufen  
 

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DLG-Merkblatt 499
1. Auflage, Stand 11/2024

Autoren:

  • Dr. Christiane Müller, ö. b. v. Sachverständige für Pferdehaltung, -zucht und -sport
  • Dr. Christiane Rittershaus, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH)
  • Katja Wagner, Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp

    unter Mitarbeit des DLG-Arbeitskreises Pferd

© S. Vogel

1. Einleitung

Unter natürlichen Bedingungen bewegen sich Pferde im Sozialverband bis zu 16 Stunden täglich. Dabei handelt es sich normalerweise um langsame Bewegung im Schritt verbunden mit Futteraufnahme. Pferde haben somit einen Bedarf an täglich mehrstündiger Bewegung (Leitlinien zur Pferdehaltung; BMEL, 2009).

An diesem biologisch (genetisch) festgelegten Bewegungsverhalten hat sich durch die Domestikation der Pferde keine Veränderungen ergeben und deshalb muss ihnen in jedem Haltungsverfahren täglich mehrstündig Bewegung angeboten werden.

Unterschieden wird dabei in kontrollierte und freie Bewegung, wobei die kontrollierte Bewegung die Bewegung nicht vollständig ersetzen kann. Dies bedeutet, dass die Pferde, die kontrollierte Bewegung, wie z. B. reiten, fahren, longieren, führen, Führmaschine, Laufband über eine gewisse Zeitspanne haben, zusätzlich freie Bewegung brauchen. Mindestens so viel, dass sie sich insgesamt mehrstündig, also mindestens zwei Stunden pro Tag frei bewegen können. Mehr ist immer besser!

Freie Bewegung heißt, dass das Pferd bestimmt, ob es sich bewegt, wie lange und in welcher Gangart. Pferde, die nicht kontrolliert bewegt werden, wie z. B. Zuchtstuten, Aufzuchtpferde und alte Pferde, brauchen täglich mindestens zwei Stunden die Möglichkeit, sich frei bewegen zu können. Wenn sich Pferde im Auslauf nicht bewegen, heißt das nicht, dass man sie wieder in den Stall bringen kann. Pferde beschäftigen sich immer, indem sie ihre Umgebung beobachten, Komfortverhalten wie Wälzen, Fellpflege, Sonne oder Luftbewegung genießen oder Sozialkontakt direkt mit Artgenossen oder über den Zaun ausüben. 

Pferdebesitzer und Reiter wissen inzwischen, wie wertvoll das täglich freie Bewegungsangebot für Pferde aller Altersklassen, Nutzungszwecke und Leistungsanforderungen ist. Die Pferde sind entspannt und ausgeglichen, reagieren gar nicht oder weniger schreckhaft auf Umgebungsreize.

Deshalb ist die Nachfrage bei Pensionspferdeställen an dieses Angebot mit hoher Priorität verbunden. Die Boxenhaltung mit dem stundenweisen Gruppenauslauf oder zeitgleichem Einzelauslauf mehrerer Pferde in benachbarten Ausläufen ist längst gute fachliche Praxis.

Laut der letzten Ipsos-Studie im Auftrag der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) gibt es in Deutschland etwa 1,25 Millionen Pferde und Ponys. Damit hat sich die Pferdepopulation in Deutschland in den vergangenen 35 Jahren mehr als verdreifacht. Durch diese Entwicklung hat die Pferdehaltung auch für die Landwirtschaft eine nicht zu unterschätzende wirtschaftliche Bedeutung. Wird unterstellt, dass durch die Haltung von vier Pensionspferden ein Arbeitsplatz finanziert wird, bedeutet dies, dass mehr als 250.000 Menschen direkt oder indirekt ihren Lebensunterhalt durch die Pferdehaltung verdienen. Auch die Erzeugung und der Handel mit Futter und Einstreu haben beträchtlichen Umfang eingenommen. Jährlich werden ca. 1,6 Mio. t Futtergetreide und ca. 1,8 Mio. t Heu und Stroh zur Versorgung dieser Pferde benötigt (Ipsos1, 2019).

In diesem Kontext ist der Einstieg in die Pferdehaltung oder der Ausbau dieses Betriebszweigs für viele Betriebs­leitende eine bedeutende Zukunftsfrage. Die Eignung vorhandener Gebäude und Flächen spielt dabei eine wesentliche Rolle. Dies gilt auch und in besonderem Maß für die Auslaufflächen, deren Anforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten in diesem Merkblatt dargestellt werden. Interessierten Beratern und Pferdehaltern sollen damit bewährte Empfehlungen für Planungsentscheidungen bei Neu- und Umgestaltung der Ausläufe zur Verfügung gestellt werden.

Obwohl die meisten Pferdebesitzer ihren Pensionsstall nach Aspekten der Unterbringung ihrer Pferde auswählen und die vom Training unabhängige regelmäßige freie Bewegung wünschen, sind nicht alle Pferdebesitzer immer mit der praktischen Umsetzung einverstanden. Der Stallbetreiber muss sein betriebsindividuelles Auslaufangebot und Management gegenüber dem Kunden (Pferdebesitzer) vertreten. Gleichzeitig ist es die Pflicht des Pensions­stall­betrei­bers, die praktische Umsetzung so zu gestalten, dass Verletzungsrisiken und Stressfaktoren so gering wie möglich gehalten werden.

Der Betreiber einer Pensionspferdehaltung benötigt Kompetenz und Autorität zur Umsetzung einer artgerechten Pferdehaltung, die vordergründig nicht 1:1 den Kundenwünschen folgt, sondern sich an den Bedürfnissen der Pferde orientiert. Die tiergerechte Pferdehaltung muss als ein zusätzliches Vermarktungsargument kommuniziert werden. 

Im Sommerhalbjahr ist der Weidegang für Pferde ideal, mindestens stundenweise sollte dieses Angebot für Pferde bestehen. Dort werden die artspezifischen Bedürfnisse der Pferde durch Licht, Luft, Bewegung und Sozialkontakt zu Artgenossen optimal gedeckt. Weitaus schwieriger ist es, im Winterhalbjahr Pferden ein tägliches Bewegungsangebot zu bieten. Bei einer Flächenkonkurrenz zwischen Weidefläche und Auslauf ist dem ganzjährigen, witterungsunabhängigen Auslauf eindeutig der Vorzug zu geben. Deshalb werden in diesem Merkblatt grundsätzliche Empfehlungen zur Auslaufgestaltung dargelegt, die den Ansprüchen verschiedener Pferderassen und Nutzungsrichtungen (Sport-, Zucht- oder Freizeitpferd) gerecht werden.


1  Ipsos: International tätiges Markt- und Sozialforschungsinstitut mit Hauptsitz in Paris, Frankreich

2. Bedürfnisse der Pferde

Die Haltungsumgebung der Pferde soll allgemein die Ausübung des arttypischen Verhaltens aus den verschiedenen Funktionskreisen ermöglichen. Hierzu zählen: 

  • Bewegung (Schritt, Trab, Galopp)
  • Sozialverhalten (Artgenossen sehen, zusammen sein, gegenseitige Fellpflege und Fliegenabwehr, Spielen)
  • Komfortverhalten (Außenklimareize, Fellpflege, Sonnen, Wälzen, Thermoregulation)
  • Erkundungsverhalten (Beobachten der Umgebungsreize, Neugier, Lernen)
  • Ausscheidungsverhalten (Kot- und Harnabsatz auf unbefestigten Untergrund)
  • Ruheverhalten (im Stehen und im Liegen)
  • Fressverhalten (Raufutteraufnahme, Wasseraufnahme)

Die Unterdrückung dieser Verhaltensweisen bei reiner Stallhaltung unterstützt Erkrankungen am Bewegungs- und Atmungsapparat, die häufig der Grund für das frühe Ausscheiden vieler Pferde sind. Die Entwicklung von Stereo­typien wie Koppen, Weben, Boxenlaufen oder Stangenwetzen, sind auch auf den anhaltenden Beschäftigungsmangel einzeln gehaltener Pferde zurückzuführen.

Grundsätzlich soll allen Pferden – unabhängig von der Witterung – mindestens mehrstündig freie Bewegung möglichst in Gruppen angeboten werden. Dabei sollte Bewegung in allen drei Grundgangarten möglich sein. Unterschiedliche Arten der Bodenbeschaffenheit wie harter und weicher Boden oder auch Steigungen und Senken trainieren den Bewegungsapparat optimal. Auch die Möglichkeit des Wälzens auf unbefestigten Boden ist eine wichtige Verhaltensausübung. Sinnvoll ist die Befestigung stark frequentierter Bereiche wie beispielsweise der Zugang zum Auslauf, Futterraufen und Tränken. Auf einen nicht zu starken Hornabrieb durch ausschließlich feste Untergründe ist zu achten. Wird Raufutter im Auslauf angeboten (bei ≥ 4 Stunden Fresspause) muss für alle Pferde ein stressfreies Fressen möglich sein. In dem Auslauf zusätzlich zur Boxenhaltung muss kein Liegebereich angeboten werden.


2.1    Anforderungen aus Sicht des Pferdehalters (Betriebsleiter)

Der Pferdehalter trägt die Verantwortung für das Angebot der freien Bewegung und muss sich deshalb mit den verschiedenen Auslaufmöglichkeiten auseinandersetzen. Folgende Aspekte sind zu berücksichtigen und betriebs­individuell umzusetzen:

  • Management (Einzelauslauf oder in Gruppen, Kenntnisse über Pferdeverhalten, Zusammensetzung und ­schrittweise Integration in die Gruppe, Verletzungsrisiko minimieren)
  • Fläche pro Pferd, abhängig von der Verweildauer bei Wechsel von Pferdegruppen,
  • Arbeitsaufwand (Verbringen auf den Auslauf, Pflege, Reinigung)
  • Arbeitswege (Verbringen auf den Auslauf, Befestigung der Lauf- und Arbeitswege, Anordnung der Raufen)
  • Investitionsaufwand
  • Gewährleistung der Arbeitssicherheit (berufsgenossenschaftliche Auflagen)
     

2.2    Ansprüche des Pferdebesitzers an die Haltung

Die Ansprüche des Pferdebesitzers an die Pferdehaltung sind nicht immer deckungsgleich mit den Bedürfnissen des Pferdes. Dem Menschen sind meist folgende Punkte wichtig:

  • Regelmäßige Bewegung unabhängig von der kontrollierten Bewegung
  • Physische und psychische Gesunderhaltung
  • Schnelle Verfügbarkeit des Pferdes
  • Zeit- und Arbeitsaufwand (Sauberkeit, Rüstzeit)
  • Wetterunabhängigkeit
  • Herausholen des Pferdes aus der Gruppe
  • Bedenken wegen erhöhtem Verletzungsrisiko
  • Verantwortungsbewusstes Management des Stallbetreibers 

Die Bedürfnisse des Pferdes nach arttypischer Haltung sollten immer über denen der Menschen stehen. Dazu gehört u. a. eine stundenweise Auslaufhaltung möglichst in Gruppen. Durch geeignete bauliche Maßnahmen bei der Gestaltung der Pferdehaltung und durch richtiges Management der Pferde(-gruppen) lassen sich die meisten Ansprüche von Mensch und Pferd in Einklang bringen.
 

3    Baulich technische Umsetzung und Realisierung 

Zur Gestaltung und Dimensionierung von Ausläufen für Pferde sind die aktuellen Leitlinien zur Pferdehaltung des Bundeslandwirtschafts­ministeriums (Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichts­punkten, 2009) Grundlage der folgenden Ausführungen, wobei aber auch weitergehende Literatur zur Orientierung herangezogen werden kann:

  • die Mindestgröße einer Auslauffläche zur freien Bewegung muss 150 m² für bis zu zwei Pferde betragen, für jedes zusätzliche Pferd sind 40 m² mehr notwendig. Empfohlen wird die rechteckige oder runde Form. Bei der Planung von Pferdehaltungen muss immer geprüft werden, ob die Mindestanforderungen an die Flächenaus­stattung erfüllt werden.
  • In den „Orientierungshilfen Reit­anlagen- u. Stallbau“ vom FN-Verlag (2019) wird die o. g. Mindestan­forderung ebenfalls angeführt mit der Empfehlung „Je größer die Fläche, umso besser!“, und deshalb 10 x 30 m große Auslaufflächen ­angeben.
  • Die „Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.“ (TVT, 2021) hat in ihrem Positionspapier zu den o. g. Leitlinien eine Auslauffläche von mindestens 200 m² für bis zu zwei Großpferde, und für jedes weitere Pferd 80 m² (Kleinpferd mind. 130 m² plus 60 m², Pony plus 40 m²) empfohlen.   
Abbildung 1: Auslauf in runder Form (Durchmesser 18 m) für die freie Bewegung  (© Ch. Rittershaus)
Abbildung 1: Auslauf in runder Form (Durchmesser 18 m) für die freie Bewegung (© Ch. Rittershaus)

Abhängig vom Haltungsverfahren (Einzelhaltung/Gruppenhaltung) gibt es verschiedene Auslaufmöglichkeiten für die freie Bewegung.

Abbildung 2: Mindestflächenbedarf der unterschiedlichen Haltungsverfahren in der Pferdehaltung nach Leitlinien zur Pferdehaltung  (BMEL, 2009)
Abbildung 2: Mindestflächenbedarf der unterschiedlichen Haltungsverfahren in der Pferdehaltung nach Leitlinien zur Pferdehaltung (BMEL, 2009)
Abbildung 3: Großauslauf mit Futterangebot und Strukturelementen (© S. Vogel)
Abbildung 4: Strukturelemente im Auslauf, z. B. für mehr Ruhe im Fressbereich (© S. Vogel)
Abbildung 4: Strukturelemente im Auslauf, z. B. für mehr Ruhe im Fressbereich (© S. Vogel)
Abbildung 5: Strukturelemente zur Steuerung der freien Bewegung im Auslauf eines Bewegungsstalles (© Ch. Rittershaus)
Abbildung 5: Strukturelemente zur Steuerung der freien Bewegung im Auslauf eines Bewegungsstalles (© Ch. Rittershaus)

3.1    Auslaufarten

Es wird grundsätzlich zwischen zwei Auslaufarten unterschieden:

  • Kleinauslauf: < 150 m², dazu gehört auch der Einzelpaddock an einer Außenbox. Der Kleinauslauf bietet aufgrund seiner Größe keine freie Bewegung.
  • Großauslauf: ≥ 150 m², Diese Auslaufgröße ermöglicht die freie Bewegung der Pferde in allen Grundgangarten. Dazu gehören auch die Dauerausläufe für Gruppenhaltungen. 
     

Kleinauslauf

Kleinausläufe werden umgangssprachlich auch Paddocks genannt. Kleinausläufe weisen eine Größe von weniger als 150 m² Größe auf und ermöglichen aufgrund dieser begrenzten Fläche keine freie Bewegung entsprechend der Leitlinien zur Pferdehaltung (BMEL, 2009). Auch ein Einzelpaddock vor einer Außenbox zählt zu den Kleinausläufen. Dieser Einzelpaddock kann zeitweise oder permanent zugänglich sein und muss das Mindestmaß der Einzelbox aufweisen (2 x Wh)² und dient der Optimierung der Einzelbox. Die Pferde können wählen, ob sie drinnen oder draußen stehen möchten, sind Außenklimareizen ausgesetzt, können ihre Umgebung erkunden und ggf. Sozialkontakt über die Einzäunung zu benachbarten Artgenossen pflegen. Sie bieten allerdings keine Bewegung wie ein galoppierfähiger Großauslauf und können somit auch nicht dem Mindestmaß an freier Bewegung zugerechnet werden.

Großauslauf

Ein Großauslauf entsteht ab einer Größe von 150 m², die für ein bis zwei Pferde zur Verfügung stehen muss. Für jedes weitere Pferd werden 40 m² benötigt. Diese Flächengröße eignet sich nur für den stundenweisen Aufenthalt der Pferde auf dem Auslauf.

Je nach Aufenthaltsdauer (> 4 Std.) muss Raufutter und ggf. Wasser angeboten werden. 

Die Notwendigkeit eines Witterungsschutzes ist standortabhängig und individuell zu entscheiden. Weitere Aus­führungen zum Thema Witterungsschutz sind unter www.lksh.de zu finden.

Darüber hinaus werden Strukturelemente wie z. B. Baumstämme, Zaunelemente oder Gehölze empfohlen, die den Pferden Rückzugsmöglichkeiten bieten und Distanz zu den Artgenossen schaffen. 

Als Empfehlung aus der Praxis hat sich als Auslauffläche ca. 100 m² pro Pferd bewährt. Dieses Maß ist vor allem dann zu berücksichtigen, wenn sich die Pferde nicht nur stundenweise im Auslauf aufhalten und dieser beispielsweise Bestandteil eines Offenlauf- oder Bewegungsstalles ist.

3.2    Baulich technische Ausführung 

Für Ausläufe ergeben sich unterschiedliche Anforderungen je nach Standortgegebenheiten und Flächenaus­stattung der Betriebe. 

Ideal ist es, wenn verschiedene Funktionsbereiche geschaffen werden, sodass die Ausübung arttypischen Ver­haltens in den Funktionskreisen wie Bewegungs-, Sozial- und Komfortverhalten möglich ist. Die Oberflächen­gestaltung eines Auslaufs muss die Anforderungen der verschiedenen Funktionsbereiche erfüllen, indem Flächen zur Bewegung in den verschiedenen Grundgangarten und das Wälzen ausgeübt werden können. Stark frequentierte Flächen an Raufen und Tränken sollten so befestigt sein, dass sie hygienisch sauber gehalten werden können und leicht zu reinigen sind. Zudem bietet dies den Pferden unterschiedliche Bodenbeläge auf der Auslauffläche. 

Zusätzlich sind die jeweiligen Standortbedingungen wie Niederschlagsmengen und natürliche Bodenverhältnisse zu beachten. Wichtig ist es, die Ausläufe so zu gestalten, dass einerseits das Niederschlagswasser abgeführt werden kann, andererseits aber die Lauffläche lange feucht bleibt, um die Häufigkeit der Bewässerung auf ein notwendiges Maß bzw. den Verlust an Bodenbelag durch Wind zu reduzieren. 
 

Pferdeausläufe sollten den gleichen Bodenaufbau wie ein Reitplatz haben, nur die Auswahl der Materialien kann sich unterscheiden. Es empfiehlt sich daher in der Regel eine Trag-, Trenn- und Tretschichtaufbau. Folgende Aspekte sind von technischer Seite zu berücksichtigen:

  • Belastbarkeit des Bodens, je nach Anzahl und Spieltrieb der Tiere
  • Druckverteilung
  • Trittfestigkeit
  • Elastizität & Stoßdämpfung
  • Wasserdurchlässigkeit
  • Wasserspeichervermögen
  • Reinigungs- und Pflegemöglichkeiten.

Der Tragschicht kommt eine besondere Bedeutung zu. Sie soll das Gewicht der Tiere und in der Regel auch das der Pflegefahrzeuge aufnehmen. Andererseits nimmt die Tragschicht auch das Oberflächenwasser auf und leitet dieses, ggf. über Drainagen, an den Untergrund ab. Die Ausführung der Tragschicht ist immer abhängig vom Untergrund. Folgende Merkmale und Anforderungen kennzeichnen die Tragschicht: 

  • Stärke 15 – 40 cm, abhängig von der Tragfähigkeit des Baugrundes, der verwendeten Materialien und dem gewählten System
  • ausreichende Tragfähigkeit
  • Wasserdurchlässigkeit und Frostbeständigkeit
  • Material:
    • z. B. Schottergemisch mit sich verkeilendem Korngerüst
    • Gemisch mit grober Körnung; ideal ist ein gebrochenes Material mit der Korngröße 4 – 45 mm und möglichst geringem Feinanteil
    • Recycling Baustoffe – aufbereitete, qualitätsgeprüfte mineralische Bau- und Abbruchabfälle
  • Drainagen sind in Abhängigkeit des Unterbodens und der Niederschlagsmengen am Standort sinnvoll
  • Zur Entwässerung kann ein Gefälle von ca. 0,8 – 1,5 % notwendig sein
  • Auf die Tragschicht kann ggf. verzichtet werden, wenn der Baugrund die Anforderungen bereits erfüllt.

Die Tragschicht wird nach dem Einbau planiert und an der Oberfläche mit einer Rüttelplatte verdichtet. Dabei gilt es, den Kompromiss zwischen Tragfähigkeit und Wasserdurchlässigkeit zu finden. Unter Umständen sind Drainage­rohre erforderlich. Sie müssen ordnungsgemäß verlegt werden und sollten von guter Qualität sein. So kann eine Funktionsbeeinträchtigung durch Sandablagerungen, Risse oder ähnlichem reduziert werden.
 

Über Spülrohre an den Eckpunkten von Drainagesystemen kann die Drainage bei Verunreinigungen erfolgen. Zur Spülung und Inspektion der Drainage können bei Bedarf auch Spülschächte vorgesehen werden.

Die Trennschicht soll die Vermischung von Trag- und Tretschicht dauerhaft verhindern. Dabei soll kein grobes, „nicht pferdegeeignetes Material“ aus dem Unterbau in die Tretschicht aufsteigen können. Ein Eindringen der Feinanteile aus der Tretschicht in den Untergrund würde dort wiederum eine geringere Entwässerung bewirken. Die Trennschicht kennzeichnen entsprechend folgende Anforderungen und Merkmale: 

  • Stärke 4 – 10 cm
  • Wasserdurchlässigkeit und Frost­beständigkeit
  • stoßdämpfend
  • Material:
    • weit abgestufter Kornaufbau mit Korngrößen von 8 – 16 mm
    • Bauschuttgemische wie Brech-, Recyclingsand, Lava oder Ziegelbruch
  • Druckverteilung und Erhöhung der Tragfähigkeit des Untergrundes
  • Filterung des abfließenden Ober­flächenwassers bei senkrechter Entwässerung
  • Die Trennschicht soll das gleiche Gefälle wie die Tragschicht haben
  • Auch die Trennschicht soll mit einer Rüttelwalze verdichtet werden.
Abbildung 8: Kunststoffelemente zur Bodenbefestigung im Auslauf (© K. Wagner)
Abbildung 8: Kunststoffelemente zur Bodenbefestigung im Auslauf (© K. Wagner)

Zunehmend werden als Trennschicht Matten oder Gitter angeboten, die aus Kunststoff oder Gummi bestehen. Dabei sind folgende Hinweise zu beachten:

  • Bei Kunststoffrastern sind Verbundsysteme günstiger zu beurteilen als Einzelelemente, damit ein Verschieben der Raster minimiert wird
  • Wichtig sind Dehnungsfugen und eine seitliche Befestigung der Elemente
  • Die Raster müssen eine ausreichende Durchlässigkeit aufweisen, um die Ableitung des Wassers zu gewähr­leisten
  • Die Raster sollten unbedenklich für die Umwelt sein
  • i. d. R. wird Kies zum Auffüllen bzw. Abdecken geeignet; zum Teil wird auch direkt der Tretschichtsand verwendet, abhängig von den Niederschlagsmengen am Standort und der Belastung durch die Pferde.

Vliese und Kunstrasen haben sich als Trennschicht in der Praxis nicht bewährt. Sie sind nicht dauerhaft belastbar in ihrer Funktion als Trennschicht. Sie erfüllen die Anforderungen nicht dauerhaft und bieten erhöhte Verletzungs­risiken für die Pferde. Darüber hinaus sind sie aus umweltrechtlichen Gründen abzulehnen.

Die Bewegungs- bzw. Tretschicht ist besonders wichtig für die Tiere. Sie muss all die Funktionen gewährleisten, die für den Kontakt des Pferdes mit dem Boden wichtig sind. Darüber hinaus muss sie auch gut sauber zu halten sein. Je besser die Tretschicht gepflegt wird, umso länger ist auch die Nutzungsdauer. Bei guter Pflege und nor­maler Nutzung kann von einer Standzeit von 7 – 10 Jahren ausgegangen werden. Bereits beim Einbau sollte die spätere Entsorgung berücksichtigt werden. Entsprechend gilt es, nur unbedenkliche Materialien (z. B. keine Vlieshäcksel) zu verwenden. 
 

Folgende Anforderungen und Planungshinweise ergeben sich für Sandschüttungen:

  • Stärke 10 – 15 cm
  • trittsicher, weitestgehend staubfrei, pflegeleicht
  • Material: Natursand 2 – 4 mm mit geringen Fein­anteilen, um eine Verdichtung der unteren Schichten zu verhindern
  • Kein Vlies oder andere künstliche Materialien 
    als Zusatzstoffe oder als eigene Tretschicht (z. B. Kunstrasen) verwenden.

Die Tretschicht soll dem Pferdehuf Sicherheit bei der Bewegung geben. Um einer erhöhten Abnutzung der Hufe entgegenzuwirken, darf die Mischung nicht scharfkantig sein. Je nach Beschlag können sich hier unterschiedliche Anforderungen ergeben. Das Einbringen von Hackschnitzeln ist nicht sinnvoll, die relativ schnelle Kompostierung erfordert ein zeitaufwändiges, regelmäßiges Entsorgen der Tretschicht. 

Trenn- und Tragschicht benötigen eine Randeinfassung, damit die Materialien nicht nach außen wandern. Dies ist im Betrieb sonst kaum zu verhindern ist. Mög­lich sind beständige Holzarten, scharfkantige Beton­steine sollten dagegen nicht verwendet werden. Bei ­Betonrohren können solche mit Drainageöffnungen eingebaut werden, um einen Teil des Wassers abzuleiten. 

In größeren Ausläufen sollte den Pferden auch eine befestigte Fläche (ohne Tretschichtsand) angeboten werden. Als Bodenbelag sind hier mit Kies/Sand gefüllte Kunststoffrastermatten, Verbundpflastersteine oder nicht zu glatt abgezogener Beton oder möglich. Rasengittersteine sind für den Pferdehuf äußerst verletzungsträchtig und nicht zu empfehlen. Je nach Belag ist nach dem Verlegen teilweise ein Abrütteln notwendig. 

Abbildung 9: Kunststoffelemente zur Bodenbefestigung im Auslauf (© K. Wagner)
Abbildung 9: Kunststoffelemente zur Bodenbefestigung im Auslauf (© K. Wagner)
Abbildung 10: Holzbohlen als eine Möglichkeit zur Randeinfassung (© K. Wagner)
Abbildung 10: Holzbohlen als eine Möglichkeit zur Randeinfassung (© K. Wagner)

3.3    Einzäunung von Ausläufen

Bei der Einzäunung von Ausläufen ist vorrangig die verletzungssichere Begrenzung zu beachten. Je kleiner die Fläche, desto stabiler müssen die Zäune sein. Daher kommt der Wahl und der Ausführung des Zaunes eine besondere Bedeutung zu. 

Die Einzäunung von Kleinausläufen darf keine stromführenden Elemente aufweisen, da sonst die ohnehin geringen Bewegungsmöglichkeiten noch weiter eingeschränkt werden und die Pferde dem Stress vor einem elektrischen Impuls ausgesetzt sind. Tierschutzwidrig und deshalb verboten sind Stacheldraht, nicht ummantelter Glattdraht und Knotengitterdraht, wie z. B. Schafdraht und Wildzaun. Dies gilt unabhängig von der Auslaufgröße. Als tierschutz­relevant gelten auch unzureichende und defekte Zäune, freiliegende Spiralen von Torgriffen oder Torfedern (Leit­linien zur Pferdehaltung; BMEL, 2009). 

Die Einzäunung muss stabil und witterungsbeständig sein. Es ist darauf zu achten, dass keine Öffnungen oder Spalten entstehen, in denen sich ein Huf oder ein Kopf verfangen könnte. Für einen Warmblüter liegt der risikobehaftete Bereich zwischen ca. 6 und 30 cm. Für Ponys, Kleinpferde und Fohlen sollte dieser Bereich entsprechend angepasst sein. 

Abbildung 11: Stabile Einzäunung für einen Auslauf (© Ch. Rittershaus)
Abbildung 11: Stabile Einzäunung für einen Auslauf (© Ch. Rittershaus)

Auch im Torbereich dürfen keine Abstände zwischen Tor und Torpfosten sein, die ein Hängenbleiben von Huf (> 6 cm) oder Kopf (< 30 cm) zulassen. Tore mit verstellbaren Torbreiten ermöglichen eine individuelle Anpassung der Durchgangsbreite, die für ein Großpferd mindestens 1,20 m beträgt. Bei mechanischer Pflege der Auslauffläche ist die für die Arbeitsgeräte notwendige Durchfahrtsbreite zu berücksichtigen.

Geeignete Zaunmaterialien sind Holz (z. B. Robinie, Eiche), verzinktes Eisen oder auch Recyclingkunststoffe. Bei der Verwendung von Holz muss auf Verbissschutz geachtet werden. Pferde nehmen bei längerer Verweildauer auf dem Auslauf gerne Holz zum Benagen an. Holzbehandlungen durch geeignete Imprägnierungen oder Verblendungen können hier Abhilfe schaffen. 

Weitere Aspekte, die bei der Art der Ausführung sowie der Höhe der Einzäunung beachtet werden müssen, sind die Zusammensetzung der Gruppe hinsichtlich Alter, Geschlecht, Rasse und Standort des Auslaufes. Weitergehende Informationen sind dem DLG-Merkblatt 476 „Zaunbau in der Pferdehaltung“ zu entnehmen. 

4    Bewirtschaftung, Pflege und Management

Bereits in der Planungsphase sollte das spätere Management unbedingt mit bedacht werden. Der mit dem täg­lichen Rein- und Rausbringen der Pferde verbundene Arbeitsaufwand kann sonst schnell zu einem großen Zeit­faktor werden. Daher sind kurze und möglichst sichere Wege oder Treibwege zu berücksichtigen. Zudem sollte man sich bereits im Vorhinein darüber Gedanken machen, wer die Pferde wann dorthin verbringen soll. Dabei ist die wichtigste Voraussetzung das Flächenangebot in Stallnähe. 

Bei Gruppenausläufen kann es hilfreich sein, Schleusen mit einzubauen, um einfach und sicher einzelne Pferde aus dem Auslauf entnehmen zu können. Genauso sind „Schlupfe“ für den Menschen hilfreich, damit nicht bei jedem Betreten des Auslaufs Tore geöffnet werden müssen.

Regelmäßiges tägliches Absammeln der Pferdeäpfel verlängert die Lebensdauer der Tretschicht. Dieser Zeitaufwand kann durch geeignete Mechanisierung verringert werden, die von einer elektrischen Schubkarre über Kehrmaschinen bis zum Absauger reichen kann. Flächen, auf die die Pferde bevorzugt koten, können befestigt werden, so dass sie mechanisch abgeschoben werden können. Durch solche auf den jeweiligen Betrieb abgestimmte Maßnahmen kann der Arbeitszeitbedarf z.T. erheblich verringert und zudem die Arbeit erleichtert werden. 

Zur Pflege des Auslaufs gehört auch, entstandene Löcher in der Tretschicht auszubessern, damit sich darin kein Wasser sammeln kann. Die Tretschicht und Seitenränder sollten von Grünbewuchs freigehalten werden. Auch Laub, das von Bäumen und Gehölzen auf den Auslauf fällt, muss entfernt werden, da sonst die Durchlässigkeit des Bodens beeinträchtigt wird. 
 

5    Weiterführende Literatur

  • Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltungen unter Tierschutzgesichtspunkten, BMEL 2009
  • Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL); www.fll.de; Reitplatzempfehlungen für Planung, Bau und Instandhaltung, FLL, 2014
  • Orientierungshilfen Reitanlagen und Stallbau, FN-Verlag, 2019
  • Sichere Weidezäune, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, 2024
  • DLG-Merkblatt 374 „Zaunbau in der Pferdehaltung“, 2022
  • Witterungsschutz für Pferde, Kleinpferde und Ponys. AK Haltung von Pferden in Schleswig-Holstein, 2024. Als Download verfügbar unter www.lksh.de  

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