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Prüfbericht 7235
Das Prüfzeichen
Ein Prüfzeichen „DLG-ANERKANNT in Einzelkriterien“ wird für landtechnische Produkte verliehen, die eine umfangsreduzierte Gebrauchswertprüfung der DLG nach unabhängigen und anerkannten Bewertungskriterien erfolgreich absolviert haben. Die Prüfung dient zur Herausstellung besonderer Innovationen und Schlüsselkriterien des Prüfgegenstands. Der Test kann Kriterien aus dem DLG-Prüfrahmen für Gesamtprüfungen enthalten oder sich auf andere wertbestimmende Merkmale und Eigenschaften des Prüfgegenstandes fokussieren. Die Mindestanforderungen, die Prüfbedingungen und -verfahren sowie die Bewertungsgrundlagen der Prüfungsergebnisse werden in Abstimmung mit einer DLG-Expertengruppe festgelegt. Sie entsprechen den anerkannten Regeln der Technik sowie den wissenschaftlichen und landwirtschaftlichen Erkenntnissen und Erfordernissen. Die erfolgreiche Prüfung schließt mit der Veröffentlichung eines Prüfberichtes sowie der Vergabe des Prüfzeichens ab, das fünf Jahre ab dem Vergabedatum gültig ist.
Die DLG-Prüfung zur „Präzision von NIR Sensoren zur Bestimmung von Inhaltsstoffen in vorbeiströmendem Wirtschaftsdünger tierischer Herkunft und flüssigen Gärresten aus Rinder- oder Schweinegüllen mit nachwachsenden Rohstoffen“ wurde am „EVO NIR 4.0“ mit der Softwareversion 4.6.3.38 und dem Kalibrationsmodell 910 von Dinamica Generale S.p.A durchgeführt.
Die Messungen zur Inhaltsstoffbestimmung in flüssigen Wirtschaftsdüngern fanden in Mischgülle aus Rinder- und Schweinegülle sowie flüssigem Gärrest aus Rinder- oder Schweinegülle mit nachwachsenden Rohstoffen statt. In jeder Gülleart wurden auf landwirtschaftlichen Betrieben fünf verschiedene Praxisgüllen mit dem geprüften Sensor auf ihre Gehalte an Trockenmasse (TM in Gew. %), Gesamtstickstoff (NGesamt in kg/m3), Ammoniumstickstoff (NH4-N in kg/m3), Phosphorpentoxid (P2O5 in kg/m3) und Kaliumoxid (K2O in kg/m3) untersucht und beprobt. Die genommenen Proben wurden von insgesamt fünf verschiedenen, akkreditierten Fachlaboren mit amtlich anerkannten, vorzugsweise nasschemischen Verfahren analysiert. Für jeden Inhaltsstoff und jede Wirtschaftsdüngerart wurden die Mittelwerte aus den Ergebnissen der Laboranalysen berechnet. Zur Bewertung wurden die Differenzen zwischen dem vom NIR-Sensor ermittelten Wert und dem Mittelwert der Labore als relative Messabweichung ermittelt. Die Präzision des Sensors wurde zudem bei verschiedenen Strömungsgeschwindigkeiten überprüft.
Beurteilung – kurz gefasst
Aufgrund der erzielten Ergebnisse wird dem „EVO NIR 4.0” mit der Softwareversion 4.6.3.38 und dem Kalibrationsmodell 910 das DLG-Prüfzeichen „DLG-ANERKANNT in Einzelkriterien“ bei der Messung von Inhaltsstoffen in flüssigen Wirtschaftsdüngern für die in Tabelle 1 aufgeführten Parameter verliehen.
Tabelle 1: Anerkannte Parameter – Ergebnisse im Überblick
DLG-Qualitätsprofil | |
Inhaltsstoff | Bewertung* |
Mischgülle aus Rinder- und Schweinegülle | |
Gesamtstickstoff (NGesamt) | ✔ |
Ammoniumstickstoff (NH4-N) | ✔ |
Kaliumoxid (K2O) | ✔ |
Flüssiger Gärrest aus Rinder- oder Schweinegülle und nachwachsenden Rohstoffen | |
Trockenmasse (TM) | ✔ |
Gesamtstickstoff (NGesamt) | ✔ |
Phosphorpentoxid (P2O5) | ✔ |
Kaliumoxid (K2O) | ✔ |
* Bewertungsbereich: Anforderung erfüllt (✔ ) Anforderung nicht erfüllt (X)
Das Produkt
Beschreibung und Technische Daten
Der „EVO NIR 4.0“ ist ein für die Inhaltsstoffanalyse von organischen Substanzen entwickeltes Nah-Infrarot-Messsystem. Der Hersteller bietet Anwendungsapplikationen für Ballenpressen, Mähdrescher, Feldhäcksler, Lade- und Futtermischwagen sowie Gülletankwagen an. In der vorgestellten DLG Prüfung wurde der Einsatz am Gülletankwagen geprüft. Bei Letzterem wird der Sensor dafür in das vorhandene Rohrsystem integriert. Um eine fehlerfreie Funktionalität des Sensors zu gewährleisten, sind bei der Installation die vom Hersteller vorgegebenen Einbaulagen zu beachten.
Verfahren der Nah-Infrarot Messung
Die Funktion eines NIR-Sensorsystems ist in Bild 2 dargestellt. Das vorbeiströmende Gut ist vom eigentlichen Sensor durch ein NIR-durchlässiges Saphirglas getrennt. Das Gut wird mit einer NIR-Lichtquelle mit Nahinfrarotlicht mit bekanntem Spektrum bestrahlt und das reflektierte bzw. re-emittierte Lichtspektrum des Guts detektiert. Zur Kompensation von temperaturabhängigen Verschiebungen des Spektrums führt das System regelmäßig Weiß- und Dunkelreferenzierungen durch.
Über eine Auswerteeinheit werden die Messdaten aufbereitet und im Microcomputer mithilfe entsprechender, für die zu bestimmenden Kenngrößen hinterlegten Kalibriermodellen in Messwerte mit Einheitenangaben umgerechnet. Der Messvorgang erfolgt kontinuierlich an dem vorbeiströmenden Wirtschaftsdünger.
Im Messmodus werden sekündlich Messwerte ausgegeben. Je nach Bedarf können Mittelwerte für anwenderbestimmte Zeitintervalle oder Live-Werte in Echtzeit angezeigt werden. Der Hersteller gibt für das im System verwendete Kalibrationsmodell die in Tabelle 2 dargestellten Messbereiche an.
Tabelle 2: Messbereich „EVO NIR 4.0“ mit SW 4.6.3.38 und Kalibrationsmodell 910
Parameter | Wertebereich |
Mischgülle aus Rinder- und Schweinegülle | |
Gesamtstickstoff (NGesamt) | 0,5 - 8,0 kg/m3 |
Ammoniumstickstoff (NH4-N) | 0,0 - 5,0 kg/m3 |
Kaliumoxid (K2O) | 0,5 - 8,0 kg/m3 |
Flüssiger Gärrest aus Rinder- oder Schweinegülle und nachwachsenden Rohstoffen | |
Trockenmasse (TM) | 0,5 - 15,0 % |
Gesamtstickstoff (NGesamt) | 0,5 - 10,0 kg/m3 |
Phosphorpentoxid (P2O5) | 0,0 - 4,5 kg/m3 |
Kaliumoxid (K2O) | 0,5 - 8,0 kg/m3 |
Die Methode
Die DLG-Prüfung „Präzision von NIR Sensoren zur Bestimmung von Inhaltsstoffen in vorbeiströmendem Wirtschaftsdünger tierischer Herkunft und flüssigen Gärresten“ hat das Ziel, die Genauigkeiten von mobilen Sensoren in Verbindung mit entsprechenden Kalibrationsmodellen bei der Bestimmung von Inhaltsstoffen in vorbeiströmenden, flüssigen Wirtschaftsdüngern im Vergleich zur Laboranalyse mit amtlich anerkannten Methoden festzustellen.
Ein wesentlicher Vorteil der NIR-Messtechnik gegenüber den herkömmlichen Verfahren zur Bestimmung der Inhaltsstoffe in flüssigen Wirtschaftsdüngern über Probenahme und Laboranalyse besteht in den sofort verfügbaren Messwerten und in der permanenten Messung der Inhaltsstoffe über das komplette geförderte Düngervolumen.
Der Anwendungsbereich beschränkt sich in der DLG-Prüfung auf Substrate, die nach dem Düngegesetz (DünG) als Wirtschaftsdünger beschrieben sind, also auf Rindergülle, Schweinegülle, Mischgülle aus Rinder- und Schweinegülle und flüssige Gärreste aus Rinder- oder Schweinegüllen mit nachwachsenden Rohstoffen.
Die DLG-Prüfung wird für die Messung der nachfolgenden Inhaltsstoffe angeboten:
- Trockenmassegehalt (TM in % Gew.)
- Gesamtstickstoffgehalt (NGesamt in kg/m3)
- Ammoniumstickstoffgehalt (NH4-N in kg/m3)
- Phosphatgehalt (Phosphorpentoxid; P2O5 in kg/m3)
- Kaliumgehalt (Kaliumoxid; K2O in kg/m3)
Um einen möglichst weiten Einsatzbereich abzudecken, wird in der Prüfung angestrebt, bei jeder Substratart ein möglichst vielfältiges Spektrum zu verwenden:
- Rindergülle: 4 % TM – 9 % TM, nach Möglichkeit Milchvieh + Bullenmast
- Schweinegülle: 2 % TM – 7 % TM, nach Möglichkeit Sauenhaltung + Mastschweine
- Mischgülle aus Rinder- (R) und Schweinegülle (S): Konzentrationsreihe aus 10 % R : 90 % S – 30 % R : 70 % S – 50 % R : 50 % S – 70 % R : 30 % S – 90 % R : 10 % S
- Flüssiger Gärrest aus Rinder- oder Schweinegüllen mit nachwachsenden Rohstoffen: 5 % TM – 8 % TM
Die DLG-Anerkennung kann für einzelne Güllearten und einzelne Inhaltsstoffe vergeben werden. Um eine DLG-Anerkennung zu erfahren, müssen mindestens die Anforderungen an die Messung des Gesamtstickstoffgehalts (NGesamt) erfüllt werden. Wenn die Anforderungen an die Messung des Gesamtstickstoffgehalts erfüllt sind, können andere Inhaltsstoffe frei hinzu gewählt werden.
Das Verfahren
Je Wirtschaftsdüngerart (Rindergülle, Schweinegülle, flüssiger Gärrest) werden fünf einzelne, möglichst unterschiedliche Proben auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben gemessen und beprobt. Hierfür wird aus dem zuvor aufgerührten Güllelager eine Teilmenge von 3 m3 bis 5 m3 in einen Zwischentank gepumpt.
Am Zwischentank sind eine Pumpe und ein praxisübliches Rohrleitungssystem verbaut. An der Rohrleitung sind ein oder mehrere zu prüfende Sensoren und ein Durchflussmengenmesser zur Kontrolle der Fließgeschwindigkeiten sowie ein Bypass zur Probenentnahme angebracht (siehe Bild 3).
Für die Prüfung und die repräsentative Probennahme wird in einer Vorlaufphase der aufgenommene Wirtschaftsdünger durch stetiges Umpumpen im geschlossenen Kreislauf intensiv homogenisiert. Nach dieser Vorlaufphase werden die Messwerte des Sensors dokumentiert. Bei Aufrechterhaltung des Umpumpens im geschlossenen Kreislauf werden dann Teilproben für die Referenzanalysen über den Bypass entnommen.
Um einen möglichen Einfluss auf die Sensorwerte zu ermitteln, wird anschließend die Fließgeschwindigkeit variiert und die Messwerte erneut dokumentiert.
Die genommenen Gülleproben werden eindeutig gekennzeichnet, eingefroren und gefroren zwischengelagert. Mit der Referenzanalyse werden fünf geeignete Labore beauftragt. Jedes Labor erhält dafür von jeder Gülle mindestens drei Teilproben. Die Analysen im Labor müssen mit amtlich anerkannten, vorzugsweise nasschemischen Methoden durchgeführt werden.
Aus den Laborergebnissen wird für jede Wirtschaftsdüngerart und jeden Inhaltsstoff das arithmetische Mittel als Referenzwert berechnet. Die Bewertung zur Genauigkeit basiert auf den relativen Abweichungen vom Sensorwert im Vergleich zum Referenzwert.
Die Testergebnisse im Detail
Die Versuche wurden gemeinsam mit der Landwirtschaftlichen Lehranstalt Triesdorf durchgeführt. Bei den Messungen wurden Durchflussmengen von 6 m3/min bis 9 m3/min eingestellt. Die unterschiedlichen Durchflussmengen zeigten keinen Einfluss auf die Messwerte des Sensors. Tabelle 3 zeigt die Einzelergebnisse. Aufgrund der erzielten Ergebnisse wird dem mobilen “EVO NIR 4.0” mit der Softwareversion 4.6.3.38 und dem Kalibrationsmodell 910 das Prüfzeichen „DLG-ANERKANNT in Einzelkriterien“ verliehen für die Messungen von:
- Inhaltsstoffe in Mischgülle aus Rinder- und Schweinegülle: NGesamt, NH4-N und K2O
- Inhaltsstoffe in flüssigem Gärrest aus Rinder- oder Schweinegülle mit nachwachsenden Rohstoffen:
TM, NGesamt, P2O5 und K2O
Tabelle 3: Einzelergebnisse
Typenbezeichnung | EVO NIR 4.0 mit SW 4.6.3.38 und Kalibrationsmodell 910 | Bewertung * |
Einbaulage (Neigung) | 90° | |
Einbauposition | waagrechte 6“ Rohrleitung (siehe Herstellerangaben) | |
Mischgülle aus Rinder- und Schweinegülle | NGesamt in kg/m3 | ◯ |
NH4-N in kg/m3 | ◯ | |
K2O in kg/m3 | ◯ | |
Flüssiger Gärrest aus Rinder- oder Schweinegülle mit nachwachsenden Rohstoffen | TM in Gew. % | ◯ |
NGesamt in kg/m3 | ◯ | |
P2O5 in kg/m3 | ++ | |
K2O in kg/m3 | ++ |
BEWERTUNGSSCHEMATA: | |
+ + | bestanden, sehr gut (4/5 Wertepaare innerhalb einer Gülleart ≤ 10 % und keine > 20 % rel. Abweichung) |
+ | bestanden, gut (4/5 Wertepaare innerhalb einer Gülleart ≤ 15 % und keine > 25 % rel. Abweichung) |
◯ | bestanden (3/5 Wertepaare innerhalb einer Gülleart ≤ 25 % und keine > 35 % rel. Abweichung) |
– | nicht bestanden |
Das System aus “EVO NIR 4.0” mit der Softwareversion 4.6.3.38 und dem Kalibrationsmodell 910 der Firma Dinamica Generale S.p.A. konnte im DLG-Test zeigen, dass es bei der Messung von Gesamtstickstoff (NGesamt), Ammonium-Stickstoff (NH4-N) und Kalium (K2O) in Mischgülle aus Rinder- und Schweinegülle sowie von Trockenmasse (TM), Gesamtstickstoff (NGesamt), Phosphat (P2O5) und Kalium (K2O) in flüssigem Gärrest aus Rinder- oder Schweinegülle mit nachwachsenden Rohstoffen den Anforderungen an die Messgenauigkeiten für eine DLG Anerkennung genügt.
Ein wesentlicher Vorteil der NIR-Messtechnik gegenüber den herkömmlichen Verfahren zur Bestimmung der Inhaltsstoffe in flüssigen Wirtschaftsdüngern über Probenahme und Laboranalyse besteht in den sofort verfügbaren Messwerten und in der permanenten Messung der Inhaltsstoffe über das komplette geförderte Düngervolumen.
Hersteller und Anmelder
Dinamica Generale S.p.A.
via Mondadori 15
46025 Poggio Rusco (MN)
Italien
www.dinamicagenerale.com
Prüfungsdurchführung
DLG TestService GmbH, Standort Groß-Umstadt
Landwirtschaftliche Lehranstalten Triesdorf – Pflanzenbau und Versuchswesen, 91746 Weidenbach
Die Prüfungen werden im Auftrag des DLG e.V. durchgeführt.
DLG-Prüfrahmen
DLG-Anerkannt in Einzelkriterien „Mobile Sensoren zur Bestimmung von Inhaltsstoffen in vorbeiströmender Gülle“ (Stand 09/2020)
Fachgebiet
Landwirtschaft
Mitglieder der zuständigen DLG-Prüfungskommission „Düngetechnik“
Dr. Horst Cielejewski, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Bad Sassendorf
Dr. Harm Drücker, Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Oldenburg
Prof. Dr. Nils Fölster, Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik, Osnabrück
Prof. Dr. Hans-W. Griepentrog, Institut für Agrartechnik, Stuttgart-Hohenheim
Dr. Fabian Lichti, Landesanstalt für Landwirtschaft Bayern, Freising
Frank Reith, Mittelforsthof, Groß-Umstadt
Prof. Dr. Bernd Scheufler, Fakultät Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur, Osnabrück
Sven Schneider, Lohnunternehmung, Brensbach
Peter Seeger, Hof Seeger, Otzberg
Projektleiter*
Dr. Ulrich Rubenschuh*
Prüfingenieur(e)
Dipl.-Ing agr. Georg Horst Schuchmann
* Berichterstatter
Kontakt
DLG-Testzentrum Technik und Betriebsmittel
DLG TestService GmbH Standort Groß-Umstadt
Max-Eyth-Weg 1
64823 Groß-Umstadt
E-Mail: Tech@DLG.org
Tel: +49 69 24 788-600
Fax: +49 69 24 788-690