Prof. Dr. Herbert Hanus gestorben
Die Deutsche Landwirtschafts Gesellschaft (DLG) und Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften trauern um Prof. Dr. agr. Herbert Hanus der am 3. April 2025 im Alter vom 88 Jahren verstorben ist. Mit seinem Tod verliert die wissenschaftliche Gemeinschaft eine prägende Persönlichkeit, die sich um die pflanzenbauliche Forschung und Ausbildung außerordentlich verdient gemacht hat. Seine herausragende fachliche Kompetenz und seine enge Beziehung zur landwirtschaftlichen Praxis haben ihn in Schleswig-Holstein und der gesamten Bundesrepublik zu einem vielgefragten Experten in Fragen des Acker- und Pflanzenbaus gemacht.
Herbert Hanus wurde am 5. Juli 1936 in Jansdorf, Krs. Zwittau im Sudetenland geboren. Nach gezwungener Übersiedlung verbrachte er seine Jugend in Döhren/Kreis Haldensleben. Seinen beruflichen und wissenschaftlichen Werdegang begann er mit dem Studium der Agrarwissenschaften an der Humboldt-Universität in Berlin im Jahr 1954, welches er im Jahr 1958 unterbrach, um zunächst in Niedersachsen nach einer Praxiszeit seine Gehilfenprüfung abzulegen. Danach setzte er sein Studium in Bonn fort, wo er im Jahr 1960 sein Studium mit dem Diplom abschloss.
Direkt im Anschluss begann er seine Forscherlaufbahn als Doktorand am dortigen Institut für Pflanzenbau. Hier wurde er 1962 von Professor Klapp mit einer Dissertation über die Wurzelentwicklung und Wasserversorgung von Grasnarben promoviert. Mit der Habilitationsschrift zur „Beziehung zwischen Witterungsverlauf und Ertragsleistung einiger Feldfrüchte sowie Möglichkeiten für eine frühzeitige Ertragsprognose“ qualifizierte sich Hanus 1969 für eine Laufbahn als Hochschullehrer. Er war mit dieser Arbeitsrichtung einer der ersten Pflanzenbauwissenschaftler, die mathematische Prognosemodelle in der Forschung anwendeten. Nach der Habilitation ging er als Wissenschaftlicher Rat für Ackerbau an das Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung der TU München.
Nach Ruferteilung im Jahr 1973 übernahm Prof. Hanus den Lehrstuhl für Allgemeinen Pflanzenbau der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und die wissenschaftliche Leitung des Versuchsguts Hohenschulen, Positionen, die er bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2001 innehielt.
In seiner Zeit an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel weitete er sein Forschungsfeld umfangreich aus, z.B. auf den Bereich der Nachwachsenden Rohstoffe. Die auf wissenschaftlichen Prinzipien und der mathematischen Modellierung aufbauende Optimierung der Produktionstechnik blieb jedoch sein prägender wissenschaftlicher Ansatz. Diese Aktivitäten mündeten in die erfolgreiche Einrichtung des Sonderforschungsbereichs 192, „Optimierung pflanzenbaulicher Produktionssysteme im Hinblick auf Leistung und ökologische Effekte“, dessen Hauptinitiator und Sprecher er über die Laufzeit von 1991-1999 war.
Das von ihm und den verstorbenen Kollegen Heyland und Keller herausgegebene, vierbändige Handbuch des Pflanzenbaues stellt die große Breite pflanzenbauliches Wissen systematisch zusammen und stellt noch heute ein wichtiges Nachschlagewerk dar.
Hanus war war seit 1974 DLG-Mitglied und wurde im vergangenen Herbst mit der Ehrenurkunde und Ehrennadel in Gold für 50 Jahre DLG-Mitgliedschaft geehrt.
Während seiner gesamten Wirkungszeit war er eng mit der landwirtschaftlichen Praxis verbunden. Bei der Ausbildung von wissenschaftlichem Nachwuchs war es ihm immer ein wichtiges Anliegen, über seine Schülerinnen und Schüler auch in die landwirtschaftliche Praxis hineinzuwirken. Diese prägte er nicht nur wissenschaftlich, sondern auch durch seine Persönlichkeit, die von hoher Integrität und Objektivität in der Beurteilung fachlicher und persönlicher Dinge geprägt war. Unter seiner Aegide wurden in Kiel 33 Doktorandinnen und Doktoranden promoviert; weiterhin habilitierten sich 2 seiner Mitarbeiter.
Als Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Beratungs- und Aufsichtsgremien, als Dekan und Senatsmitglied sowie als Präsident der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften übernahm er zahlreiche weitere Aufgaben in der Selbstorganisation der Wissenschaft.
Die DLG und die Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften verlieren mit Prof. Dr. Herbert Hanus einen herausragenden Wissenschaftler, Lehrer und Menschen.
Text: Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften