Beregnungssysteme im Vergleich
Wasser ist das wichtigste Betriebsmittel
Nach einem regenreichen Jahr hat die Beregnung der landwirtschaftlichen Kulturen nicht mehr erste Priorität. Doch das nächste Trockenjahr kommt bestimmt. Die Fachzeitschrift "Kartoffelbau" Heft 1/2025, die im DLG-Verlag erscheint, gibt einen Überblick über die Beregnungstechniken.
Auf der Hausmesse der Regenmacher „November Rain“ in Groß Pretzier bei Uelzen hatten Landwirte Mitte November 2024 die Gelegenheit, sich über den Stand der Technik zu informieren und auf die neue Saison vorzubereiten. Die Ausstellung fand auf dem Betrieb von Eckhard Grote im Herzen des niedersächsischen Intensiv-Beregnungsgebietes statt. Dort konnten die Besucher Neues zur Beregnungs-, Pumpen-, Steuerungs- und Sensortechnik erfahren.
Für Grote, der in der Region Wrestedt einen 370 ha großen Marktfruchtbetrieb leitet, ist die Beregnung zur Absicherung der Erträge und der Qualitäten seinen Angaben nach lebensnotwendig. Sämtliche Parzellen des Betriebs können bei Bedarf mit Zusatzwasser versorgt werden. „Wasser ist auf meinem Betrieb bereits heute das wichtigste Betriebsmittel in der Pflanzenproduktion“, betont der Praktiker. Ohne das Zusatzwasser sei auf seinen leichteren Böden in Dürrejahren eine wirtschaftliche Produktion insbesondere der hoch wirtschaftlichen Hackfrüchte nicht möglich.
Neun Beregnungsmaschinen
Insgesamt kommen auf seinem Betrieb neun Beregnungsmaschinen zum Einsatz. Dabei vertraut Grote auf die Firmen Fasterholt (fünf Maschinen) und Beinlich (vier Geräte). An der Fasterholt-Technik schätzt er besonders die einzigartige Fähigkeit gegenüber den marktüblichen Standard-Beregnungsmaschinen mit der klassischen Trommelberegnung, dass der Schlauch auch in Kurven z. B. auf der Vorwand ausgelegt werden kann, um dann im Anschluss von der selbstfahrenden Maschine wieder aufgenommen zu werden. „Das spart insbesondere auf meinen kleineren Flurstücken unglaublich Zeit, weil wir die Maschinen nicht mehr so oft umstellen müssen“, erläutert er. Bis 850 m Schlauchlänge kann er so auslegen.
Alle neun Maschinen sind zur Überwachung und Steuerung mit der neuesten „Raindancer-GPS-Technik“ ausgestattet. Gesteuert wird das Ganze bequem über sein Smartphone oder den PC. Um Wasser zu sparen und keine Teilflächen bei der Beregnung auszulassen, sind seine Maschinen auch zusätzlich mit dem Raindancer-Modul „Sector Control“ ausgestattet. Dadurch kann exakt innerhalb der Feldgrenzen beregnet werden. Das häufige Problem der Doppelberegnung oder das Überregnen auf Straßen tritt dadurch nicht mehr auf.
Raindancer hat sich etabliert
Ein besonderer Vorteil der smarten Beregnung ist, so Frank Dühnelt, Geschäftsführer der Firma Raindancer auf der Hausmesse „November Rain“, dass die Anwendung von Raindancer mit allen gängigen Beregnungsmaschinen möglich ist, was die Hersteller auch nutzen. Über das Raindancer-GPS-Modul werden mithilfe eines Drucksensors kontinuierlich Daten der Maschine wie Druck, Position und Neigung auf Endgeräte (Smartphone oder PC) übertragen.
Die Anlagen können über eine App auf dem Handy ferngesteuert werden. Die Landwirte haben so die gesamte Beregnung, egal, wo sie sich aufhalten, immer direkt im Blick und Zugriff. Das spart Zeit, da Kontrollfahrten entfallen können. Obendrein werden Wasser und Energie eingespart. Von Vorteil ist auch, dass in Rain-dancer verschiedene Wetterstationen integriert sind. Alle Informationen sind auf der App zusammengefasst. Und durch das Zusatzmodul Sector Control wird das Wasser auch tatsächlich nur auf der Zielfläche verteilt.
Fehlanwendungen der Regner werden durch Sensoren frühzeitig erkannt und der Anwender wird über einen Alarm gewarnt, z. B. wenn eine Maschine steht, ein zu niedriger/hoher Druck besteht, der Regnerwagen gekippt ist, keine Abschaltung im Ziel erfolgt ist oder kritische Bereiche wie Straßen erreicht werden. Die erfassten Daten werden automatisch dokumentiert und ausgewertet. Der Landwirt kann auf einen Blick erkennen, welche Schlagteile frisch beregnet und gut mit Wasser versorgt (blau markiert) sind bzw. wo der höchste Beregnungsbedarf (braun markiert) besteht. „Das ist gerade dann wichtig, wenn mehrere Maschinen im Einsatz sind“, bemerkt Dühnelt. „Ziel ist immer, Wasser einzusparen und zielgenau zu verteilen“, merkt der Experte an.
Neben dem Flottenmanagement können mithilfe dieser Technik auch die Pumpen in Echtzeit überwacht und ferngesteuert werden. Der Clou ist, so Dühnelt, dass das Ganze automatisiert werden kann. Mithilfe eines Drucksensors wird der Wasserdruck bei Schwankungen automatisch angepasst. Raindancer bietet nicht nur für Einzelbetriebe, sondern auch für Beregnungsverbände Lösungen an. Der Vorteil sei, dass alle Pumpen gemeinsam gesteuert werden können.
Technik aus Skandinavien
Die Firma Fasterholt ist der führende Hersteller von selbstfahrenden Beregnungsmaschinen und Einzugs-Beregnungsmaschinen in Skandinavien. Seit dem Jahr 2019 ist Fasterholt auch im deutschen Markt aktiv. Zurzeit laufen etwa 400 Maschinen des Herstellers in Deutschland. Durch die Möglichkeit, den Schlauch auch in Kurven auszulegen, wird nach Angaben des Fasterholt-Beraters Frederik Püffel ein Höchstmaß an Flexibilität auf der Fläche und eine deutliche Reduktion der Umbauten erreicht. Eigenen Berechnungen zufolge reduziert sich so die Arbeitszeit an der Beregnungsmaschine um bis zu 50 %.
Ein Vergleich mit herkömmlichen Trommelmaschinen zeigt dies auf. Auf einem 10-ha-Schlag mit fünf Gassen muss die übliche Trommelmaschine normalerweise 5x an Hydranten angekoppelt werden. Mit der selbstfahrenden Fasterholt reicht 1x Ankuppeln aus. Natürlich können auch alle Fasterholt-Modelle mit dem Raindancer-Modul inklusive der automatischen Sektorsteuerung ausgestattet werden. Somit sind auch hier eine Überwachung und Steuerung per Smartphone möglich. Nach Angaben von Frederik Püffel kann mit AutoSpeed bei einer Verringerung der Arbeitsbreite die Einzugsgeschwindigkeit z. B. erhöht werden, um die eine konstante Ausbringmenge zu gewährleisten.
Mit Raindancer habe Fasterholt zudem die Möglichkeit geschaffen, dass das Wasser auch bei Kurvenfahrten gleichmäßig verteilt wird. Dies werde in die Raindancer-App gerade integriert und in einer Demoversion getestet. Ab der Saison 2025 soll die Zusatzanwendung den Kunden zur Verfügung stehen, kündigt Püffel an.
Beinlich produziert in Deutschland
Auch die Firma Beinlich, die ebenso wie Deierling in Deutschland produziert und fertigt, steht für zeitgemäße Bewässerungssysteme. Sie hat sich ebenso auf die Fahne geschrieben, sorgsam mit dem Rohstoff Wasser umzugehen. Beinlich bietet neben Trommelmaschinen auch Düsenwagen an. Nach Angaben des Vertriebsleiters Nord, Jens Ramünke, zeichnen sich die Düsenwagen, die es separat oder als aufgesattelte Variante gibt, durch ihre Handlichkeit, Stabilität und hohe Beregnungsqualität aus. Neben der Ersparnis – der Beinlich-Düsenwagen benötigt laut Ramünke rund 50 % weniger Druck und spart 20 bis 30 % Wasser –, sind durch die bodennahe Wassereinbringung weitere Vorteile wie feine Tropfgrößen, geringe Aufprallhöhen, Windunempfindlichkeit und exakte Streifenbreite von Bedeutung.
So kann der Landwirt z. B. bei der Miniboom-Serie, bei der ein Düsenwagen die Trommelmaschine ergänzt, aus verschiedenen Auslegerbreiten von 20 bis 46 m wählen. Natürlich fallen für diese Zusatzausrüstung Mehrkosten und Mehrarbeit zum Aus- und Einklappen an. Die Effizienz der Wasserausbringung ist aber deutlich höher, betont Ramünke. Ein weiterer Systemvorteil sei, dass Düsenwagen von Beregnungsverboten bei zu großer Hitze und zu großen Windgeschwindigkeiten ausgenommen sind. Die Flächenleistung ist unter solchen Bedingungen also deutlich höher als die von Trommelmaschinen.
Trotz dieser Vorteile dominieren auch bei Beinlich immer noch Trommelmaschinen das Geschäft. In diesem Bereich deckt das Unternehmen mit drei Baureihen (Monsun, Primus und die MB-Serie) alle Kundenwünsche ab. Alle Maschinen sind in unterschiedlichen Ausführungen und PE-Größen erhältlich. Das längste PE-Rohr der Welt mit bis zu 1.000 m stellt Beinlich mit der MB-Serie.
Auf der Ausstellung kündigte Jens Ramünke zwei Innovationen für das nächste Jahr an. So soll zum einen auf der Agritechnica 2025 der Prototyp eines aufgesattelten Düsenwagens mit einer Arbeitsbreite von 72 m und hydraulischer Klappung vorgestellt werden. Ein weiteres Highlight soll auf der Messe eine autonom fahrende Beregnungsmaschine sein, die ohne Schlepper auskommt. Die Maschine wird nur mithilfe eines Traktors zum Feld gezogen, dort abgekoppelt und bewegt sich dort mittels GPS-Signal selbstständig. Laut Ramünke handelt es sich um eine kleinere Beregnungsmaschine mit einem Düsenwagen (AB bis 48 m), die auch in der Lage sein soll, Kurven zu fahren und dort den Schlauch abzulegen. Hierdurch entfalle die übliche Umsetzung.
Düsenwagen gehört die Zukunft
Auf der Messe bei Wrestedt war auch der andere deutsche Hersteller Deierling vertreten. Das Familienunternehmen produziert seit über 50 Jahren Beregnungsanlagen. Deierling bietet je nach Einsatzgebiet mehrere Grundserien von Trommelberegnungsanlagen an (Turbomat 1 und 1S, Turbomat 2 und Turbomat 3), die mit einer Vielzahl an Varianten ausgestattet werden können. Die Maschinen gelten als sehr robust und störungsarm.
Die Firma setzt zurzeit viel Energie dafür ein, den Landwirten die Vorteile des Düsenwagens nahezubringen. Laut Juniorchef Pascal Deierling soll dieser Geschäftszweig energisch vorangetrieben werden, weil der Düsenwagen als wesentlich effizienter und wassersparender (-20 bis -30 %) als herkömmliche Großflächenregner gilt. Durch die bodennahe Ausbringung (ca. 1 m Höhe) des Wassers und die größere Tropfengröße sei das System zudem weniger windanfällig, die Verdunstung werde gesenkt und die Pflanzen sowie der Boden werden weniger gestresst.
Etwa 50 % der Energie werden allein durch die Absenkung des Druckes von 8 bar bei Trommelregnern auf etwa 2 bar bei Düsenwagen gespart. An der Düse wird der Druck noch einmal auf 1,4 bar reduziert. Durch zahlreiche Düsengrößen kann die auszubringende Wassermenge genauso an die Kultur angepasst und entsprechend präzise reguliert werden wie die Tröpfchenart. Die Deierling-Modelle CB 30 und CB 40 mit Arbeitsbreiten von 30 bis 48 m bzw. 40 bis 64 m werden seitlich geklappt an der Trommelmaschine geführt. Die Düsenwagenmodelle CB 23, CB 42, CB 64 und CB 64 HCI werden hinter der Maschine bzw. separat geführt.
Technik aus Italien und Schweden
Die Firma Buchholz aus Celle kooperiert mit verschiedenen Herstellern und bietet eine große Palette an Beregnungstechnik an. Bei Regenmaschinen setzt der Händler auf den italienischen Hersteller Irrimec. Die handgefertigten wassersparenden Düsenwagen aus Edelstahl stellt der schwedische Hersteller Rosenqvists her. Sie gibt es im aufgesattelten Segment je nach Modell mit 32 bis 72 m Arbeitsbreite. Nach Angaben des technischen Betriebsleiters Martin Mitzlaff überzeugen sie durch ihre Robustheit und einfache Bedienbarkeit. Die Auslegerarme werden händisch ausgeklappt.
Die präzise Steuerung der Bewässerung wird immer wichtiger, um Wasserstress und übermäßige Bewässerung der Kulturen zu vermeiden. Mithilfe von Weenat-Tensiometern, die Buchholz ebenfalls im Programm hat, kann ermittelt werden, wann, wo und wie viel bewässert werden muss. Das Gute daran ist, dass die Sensoren mit dem Raindancer-Modul verbunden sind. Die Sensoren messen in Echtzeit das Matrix-Wasserpotenzial und die Bodentemperatur in verschiedenen Bodentiefen. Die Daten aus dem Feld werden an die Weenat-App übermittelt, die mit der Raindancer-App verbunden ist. So kann der Landwirt auf einen Blick erkennen, ob die Pflanzen Wasser benötigen oder nicht. Pro Schlag sind in der Regel zwei Bodensensoren ausreichend.
Im Angebot hat Buchholz auch die Tröpfchenbewässerungstechnik von vier Herstellern. Mit dieser Technik sind laut Mitzlaff Wassereinsparungen von rund 50 % gegenüber der Regenkanone möglich. Die Grundkosten sind bei der Tropfbewässerung sehr hoch, dafür sind die Folgekosten gering. Während in Norddeutschland die Nachfrage noch sehr verhalten sei, setzen in Süddeutschland schon 40 % der Beregnungsbetriebe auf diese Technik. Ein Knackpunkt ist neben den höheren Kosten auch das Recycling der einjährigen Tropfschläuche, gab Mitzlaff zu. Auch hierzu bietet Buchholz Lösungen an.
Die Firma Cordes aus Wriedel im Landkreis Uelzen zählt zu den führenden Händlern in der Beregnungstechnik. Nach Angaben von Nora Köhne arbeitet Cordes bei den Beregnungsmaschinen mit den zwei Herstellern Bauer (Österreich) und RM (Italien) zusammen. Pro Jahr setzt Cordes in Deutschland 70 bis 100 Maschinen ab. Bauer ist ihren Angaben nach Weltmarktführer. Die Maschinen sind robust und zuverlässig. Bauer hat elf Modelle der Trommel-Beregnungsmaschinen mit den drei Baureihen Rainstar A, T und E im Programm. Daneben bietet Cordes auch Linear- und Kreisberegnungsmaschinen von Bauer an. RM-Beregnungsmaschinen weisen laut Köhne eine gute Haltbarkeit auf. Durch eine optimierte Turbine, die direkt auf ein 4-Gang-Getriebe geflanscht ist, arbeitet sie mit den geringsten Druckverlusten aller Hersteller hocheffektiv. Das automatische Wagenhubsystem ermöglicht ein schnelles Umstellen der Maschine.
Höhere Wassereffizienz
Die Firma LGRain verabschiedet sich von der klassischen Trommelberegnung und setzt wegen der besseren Wassereffizienz in der Beratung ihren Fokus mehr auf die Kreis-, Linear und Tropfbewässerung, berichtete Geschäftsführer Arne Reinbold in Groß Pretzier. LGRain bietet das komplette Programm (Netafim) rund um die Tropfberegnung wie Filtersysteme, Düngereinspeisung und spezielle Zuleitungen bis hin zur Verlege- und Wickeltechnik für saisonale und Dauerkulturen.
Kreisberegnungsmaschinen erfordern dagegen einen geringen Arbeitsaufwand, sparen Strom und Energie, da die Anlagen nur mit 1,9 bis 3,5 bar betrieben werden. Ebenso gelten sie durch die präzise Dosierung als wassereffizienter. In diesem Segment setzt die Firma auf Maschinen des Herstellers Valley. Das Corner-System von Valley sorgt dafür, dass auch schwer erreichbare Stellen mit Wasser versorgt werden. Auch Schläge mit Hindernissen können gleichmäßig durch eine spezielle Falttechnik mit Wasser versorgt werden. Für annähernd rechteckige Ackerflächen eignen sich eher Linearberegnungsmaschinen.
Alles aus einer Hand
Die Firma „aquapro“ bezeichnet sich selbst als Fachpartner für gezielte und bedarfsgerechte Beregnungstechnik für die Landwirtschaft. Sie bietet alles von der Planung bis zur Umsetzung von Bewässerungsanlagen aus einer Hand. Nach Angaben des Geschäftsführers Frank Vogel setzt aquapro bei Trommel-Beregnungsmaschinen auf den italienischen Hersteller Irtec. Diese Regenmaschinen setzen seinen Angaben nach neue Maßstäbe in Bezug auf Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit. Durch die bewährte Turbinentechnik seien die Irtec-Beregnungsmaschinen zuverlässig und robust.
Ein weiterer Vorteil ist, so Vogel, dass die Regenmaschinen mit Irtec-Breitregnerwagen kombiniert werden können. Das ermöglicht die effiziente Bewässerung großer Flächen. Irtec bietet bei den Beregnungsmaschinen die G-Baureihe (Standard mit Schlauchlängen von 170 bis 670 m) und GI-Baureihe (Absetzmaschinen mit Schlauchlängen von 250 bis 890 m) an. Sie eignen sich besonders für kleine und mittelgroße Betriebe. Bei den Düsenwagen hat der Anwender die Wahl zwischen der Irtec-Smart-Boom-Linie mit Arbeitsbreiten von 19 bis 70 m und der größeren HD-Boom-Linie mit Arbeitsbreiten von 44 bis 96 m. Für Großbetriebe steht die selbstfahrende Beregnungsmaschine Agrometer XLE (Schlauchdurchmesser von 110 oder 125 mm und Schlauchlängen bis zu 900 m) zur Verfügung.