Die 64. DLG-Gräsertagung fand traditionell im November 2024 in Bonn statt. Mehr 70 Interessierte nutzten die Gelegenheit, sich über die vielfältigen Themen der Saatgutproduktion auszutauschen, die zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen: Bis 2030 sollen 30 Prozent der Flächen ökologisch bewirtschaftet werden, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln muss um 50 Prozent reduziert werden, und das Verbot des herbiziden Wirkstoffes Flufenacet steht im Diskurs. Wie begegnet die Agrarbranche diesen Herausforderungen? Das vielfältige Programm bot ferner einen Ausblick auf die zukünftigen Entwicklungen in der Saatgutproduktion.
Mehr Ausnahmen im Saatgutrecht
Zu Beginn lag der Fokus einer erfolgreichen Saatgutproduktion, insbesondere in Bezug auf die Novellierung des gemeinschaftlichen Saatgutrechts innerhalb der EU. Diese Novellierung soll zehn bestehende Richtlinien beispielsweise für Futterpflanzen- oder Getreidesaatgut ersetzen und die Pflanzengesundheits-, Kontroll- und Öko-Verordnungen reformieren. Nicht alle Änderungen finden Zustimmung – besonders die Anpassung des Anerkennungsverfahrens sorgt für Diskussion, da dabei die Kategorie „Handelssaatgut“ entfallen würde und die Ausnahmen des allgemeinen Saatgutrechts deutlich ausgedehnt werden sollen.
Gezielte Anpassung an Schädlinge
Neben politischen und wirtschaftlichen Aspekten ist die Landwirtschaft zunehmend von biologischen und klimatischen Veränderungen betroffen. Neue Züchtungsmethoden, wie die gezielte Anpassung an Schädlinge oder die effizientere Nutzung von Wasser und Nährstoffen, bieten hier Potenzial. Wichtige Diskussionen werden geführt über den Vorschlag der EU-Kommission zur „Verordnung über mit bestimmten genomischen Techniken (NGT) gewonnene Pflanzen und die aus ihnen gewonnenen Lebens- und Futtermittel“.
Einsatz von Duftstoffen
Ebenfalls tragen zur Weiterentwicklung der Branche Innovationen wie das KleeLutz-Projekt bei, welches den Anbau und die Verwertung kleinkörniger Leguminosen fördert. Um die Herausforderungen des Klimawandels zu meistern, wurden auch innovative Lösungen wie der Einsatz von Duftstoffen zur Bekämpfung des Ackerbohnenkäfers diskutiert.
Ausfallfestigkeit bei Gräsern
Weitere Themen auf der Gräsertagung waren Controlled Row Farming, bei dem alle Arbeitsgänge auf die Reihe ausgerichtet werden. Die Züchtung richtet den Fokus auf eine verbesserte Ausfallfestigkeit bei Gräsern. Ein beeindruckendes Beispiel aus der Praxis bietet der Bioland-Betrieb Mühlenhof Zepelin. Mit einer Fruchtfolge, die 19 verschiedene Pflanzenarten umfasst, zeigte Benedikt Ley-Röckenwagner, wie ökologischer Anbau und ertragreiche Saatgutvermehrung, insbesondere von Deutschem Weidelgras und Rotklee, erfolgreich kombiniert werden kann.
Zwölf namhafte Referierende gaben auf der Bonner Tagung spannende Einblicke in Trends, Innovationen und künftige Herausforderungen. Die Beiträge wurden im Fachplenum intensiv diskutiert und trugen zur Stärkung des Netzwerks bei. Auch in diesem Jahr werden wieder spannende Themen auf der Agenda der Gräsertagung 2025 am 4. November 2025 in Bonn diskutiert.