Freiräume für landwirtschaftliche Betriebe

Hubertus Paetow zu den DLG-Unternehmertagen

Liebe DLG-Mitglieder,

praxisferne Regulationen und überbordende Bürokratie bringen die Unternehmerinnen und Unternehmer in der gesamten Wirtschaft auf die Palme, auch in der Landwirtschaft. Formulare, Anträge und zigfache Dokumentationspflichten rauben die Zeit für das Kerngeschäft. Die Entwicklung des Betriebs, die Arbeit im Stall und auf dem Feld bleiben auf der Strecke.

Die Politik hat hier viel versprochen, geliefert ist bisher wenig. Die Mut- und Erfolglosigkeit des Landwirtschaftsministeriums beim Bürokratieabbau zeigt sich beim am vergangenen Mittwoch vorgestellten „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“. Wer hier Ansätze zum Bürokratieabbau durch vernünftige Regulierung erwartet hatte, sieht sich erneut enttäuscht.

Behaupten im internationalen Wettbewerb

Mit unseren landwirtschaftlichen Unternehmen müssen wir uns im Wettbewerb behaupten, regional, national und global. Dafür brauchen wir den richtigen Regelungsrahmen. Ein hilfloses Abdriften in immer mehr Dokumentation hilft dabei weder der Umwelt noch den Betrieben. Mehr Nachhaltigkeit im Ackerbau und mehr Tierwohl im Stall können nur dann wirksam umgesetzt und als gestalterische Chance für fortschrittliche Landwirte aufgenommen werden, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

Dieser Regelungsrahmen ist schief und eng. Er muss wieder klar ausgerichtet werden. Konzepte und Ideen dafür entwickeln wir auf den DLG-Unternehmertagen in Oldenburg: „Bürokratie managen – Freiraum schaffen“. Und wir diskutieren, wie wir den Bürokratie-Stier am besten bei den Hörnern packen. 

Best-Practice-Beispiele und Denkanstöße

Dazu schauen wir uns Best-Practice-Beispiele an und diskutieren Denkanstöße für ein effizientes Betriebsmanagement, für das Freisetzen von Kapazitäten und Kreativität. So werden wir neue Möglichkeiten für ein effizientes Flächen- und Lagermanagement besprechen. Dabei werden alle Register der Digitalisierung gezogen. Wir werden sehen, wie Arbeitsplanung und Prozessmanagement funktioniert, vollständig papierlos, mit allen Informationen für alle Nutzer in Echtzeit verfügbar und für notwendige Dokumentationen aufbereitet, ohne quälende Mehrfachbearbeitung. Dafür sind unsere Düngedokumentationen und die zahllosen Regelungen um die Nutztierhaltung negative Beispiele. Das geht erheblich reibungsloser und effizienter.

Estland gilt als Vorreiter bei Digitalisierung und Vereinfachung von Prozessen und Datenvernetzung. Das schauen wir uns genau an. Welche Vorteile lassen sich auf unsere Abläufe in Deutschland übertragen, wie geht die praxistaugliche Organisation von Verwaltungs-, Dokumentations- und Kontrollprozessen? Digitalisierung in den Dienst der Vereinfachung und Beschleunigung gestellt - wenn das andernorts klappt, dann sollten wir es in Deutschland wohl auch hinbekommen.

Unser leistungsfähiger und ressourcenschonender Agrar- und Lebensmittelsektor verdient Besseres! Und das werden wir nächste Woche in Oldenburg auf den Punkt bringen. 

Ich freue mich auf Sie!
Hubertus Paetow 
Präsident der DLG e.V.