Kuhn Fünffurchiger Volldrehpflug Vari-Master L 5 NSH

DLG-ANERKANNT "Funktion und Arbeitsqualität, Umwelt- und Ressourcenschutz, Handhabung, Bedienung und Wartung, Praxiseinsatz"

Abbildung DLG-ANERKANNT für Kuhn Vari-Master L 5 NSH

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Prüfbericht 7232

Abbildung Kuhn Fünffurchiger Volldrehpflug Vari-Master L 5 NSH

Das Prüfzeichen

Ein Prüfzeichen „DLG-ANERKANNT in Einzelkriterien“ wird für landtechnische Produkte verliehen, die eine umfangsreduzierte Gebrauchswertprüfung der DLG nach unabhängigen und anerkannten Bewertungskriterien erfolgreich absolviert haben. Die Prüfung dient zur Herausstellung besonderer Innovationen und Schlüsselkriterien des Prüfgegenstands. Der Test kann Kriterien aus dem DLG-Prüfrahmen für Gesamtprüfungen enthalten oder sich auf andere wertbestimmende Merkmale und Eigenschaften des Prüfgegenstandes fokussieren. Die Mindestanforderungen, die Prüfbedingungen und -verfahren sowie die Bewertungsgrundlagen der Prüfungsergebnisse werden in Abstimmung mit einer DLG-Expertengruppe festgelegt. Sie entsprechen den anerkannten Regeln der Technik sowie den wissenschaftlichen und landwirtschaftlichen Erkenntnissen und Erfordernissen. Die erfolgreiche Prüfung schließt mit der Veröffentlichung eines Prüfberichtes sowie der Vergabe des Prüfzeichens ab, das fünf Jahre ab dem Vergabedatum gültig ist.

Die vorliegende Prüfung wurde mit dem fünffurchigen Volldrehpflug Kuhn Vari-Master L 5 NSH durchgeführt. Geprüft wurde in den folgenden DLG-Prüfmodulen:

  • Funktion und Arbeitsqualität
  • Umwelt- und Ressourcenschutz
  • Handhabung, Bedienung und Wartung
  • Praxiseinsatz

aus dem DLG-Prüfrahmen für Bodenbearbeitungsgeräte.

Beim DLG-Prüfmodul „Funktion und Arbeitsqualität“ werden Flächen mit unterschiedlichen Bodenarten und Mengen an Rückständen gepflügt.  Anschließend wird die erzeugte Arbeitsqualität am Feld von mehreren Praktikern anhand eines Fragebogens bewertet. Verstopfungen werden dokumentiert, die Randbearbeitung ermittelt und das Furchenprofil wird gemessen. Außerdem wird die Einmischung der Ernterückstände in den Boden bestimmt.
Im DLG-Prüfmodul „Umwelt- und Ressourcenschutz“ werden die zu verwendenden Schmierstoffe, die Anzahl der Schmiernippel und die Art der verbauten Lager erfasst. Weiterhin wird der Zugleistungsbedarf und der Kraftstoffverbrauch mit DLG-Messtechnik gemessen.

Im DLG-Prüfmodul „Handhabung, Bedienung und Wartung“ werden die verbauten technischen Einstellmöglichkeiten am Pflug durch DLG-Schemen bewertet. Weiterhin werden typische Bedienschritte und häufiger durchzuführende Wartungsarbeiten durchgeführt und dabei der Zeitbedarf mittels Stoppuhr ermittelt.

Im DLG-Prüfmodul „Praxiseinsatz“ wird der Pflug auf fünf landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt. Nach dem Einsatz bewerten die Praktiker die Technik sowie die erzeugte Arbeitsqualität anhand eines standardisierten Fragebogens. Andere Kriterien wurden nicht überprüft.

Beurteilung – kurz gefasst

Der fünffurchige Volldrehpflug Kuhn Vari-Master L 5 NSH konnte während der Prüfung bei den im DLG-Prüfrahmen festgesetzten Prüfkriterien überzeugen. Aufgrund der erzielten Ergebnisse wird dem Pflug das Prüfzeichen DLG-ANERKANNT für die Prüfmodule „Funktion und Arbeitsqualität“, „Umwelt- und Ressourcenschutz“, „Handhabung, Bedienung und Wartung“ und „Praxiseinsatz“ verliehen.

 

Tabelle 1: Ergebnisse im Überblick

DLG-QualitätsprofilBewertung*
Funktion und Arbeitsqualität
Umwelt- und Ressourcenschutz
Handhabung, Bedienung und Wartung
Praxiseinsatz

* Bewertungsbereich: Anforderung erfüllt () / Anforderung nicht erfüllt (X)

 

Tabelle 2: Zusammenfassung der Ergebnisse zur Arbeitsqualität (bewertet durch Praktiker)

Prüfparameterdurchschnittliche Bewertung 
FurchenanschlussWinterfurche nach Körnermaisgut
 Saatfurche nach Körnermaissehr gut
 Winterfurche nach mehrjähriger Blühmischungsehr gut
 Saatfurche nach mehrjähriger Blühmischunggut
OberflächenprofilWinterfurche nach Körnermaissehr gut
 Saatfurche nach Körnermaissehr gut
 Winterfurche nach mehrjähriger Blühmischunggut
 Saatfurche nach mehrjähriger Blühmischunggut
EinmischungWinterfurche nach Körnermaissehr gut
 Saatfurche nach Körnermaissehr gut
 Winterfurche nach mehrjähriger Blühmischungbefriedigend
 Saatfurche nach mehrjähriger Blühmischungsehr gut
Allgemeines ArbeitsbildWinterfurche nach Körnermaisgut
 Saatfurche nach Körnermaissehr gut
 Winterfurche nach mehrjähriger Blühmischunggut
 Saatfurche nach mehrjähriger Blühmischunggut

 

Tabelle 3: Zusammenfassung der Ergebnisse zur Handhabung

TestkriteriumBewertung
Einstellung der Arbeitstiefesehr gut
Einstellung der Arbeitsbreitesehr gut
Einstellung der Vorderfurchenbreitesehr gut
Einstellung der Seitenneigung (Sturz)sehr gut
Einstellung der Zuglinie (einmalige Einstellung)befriedigend
Ablage der Hydraulikleitungengut
Beleuchtungsanlagegut

 

Tabelle 4: Zusammenfassung der Ergebnisse aus dem Praxiseinsatz (bewertet durch Praktiker)

Testkriteriumdurchschnittliche Bewertung
Zugänglichkeit der 40 Schmiernippelgut
Kennzeichnung der Schmierstellengut
Schmierintervalle der Schmierstellengut
Auswechseln eines Schares bzw. einer Scharspitzesehr gut
Fahrverhalten auf der Straßegut
Umstellung auf Transportradausreichend
Drehen des Pfluges am Vorgewendesehr gut
Einstellen der Arbeitsbreitesehr gut
Überlastsicherungsehr gut
Verständlichkeit der Bedienungsanleitunggut
Aufbewahrungsmöglichkeit für die Bedienungsanleitunggut
Einebnung der Bodenoberflächesehr gut
Einmischung der Rückstände in den Bodensehr gut
Bewertung allgemeines Arbeitsbildsehr gut

Das Produkt

Beschreibung und Technische Daten

Der fünffurchige Volldrehpflug Kuhn Vari-Master L 5 NSH wird an die Dreipunkthydraulik des Traktors (Kategorie 3/4 N) angebaut und hat eine Gesamtmasse von 2.780 kg. Seine Arbeitsbreite ist variabel von 1,50 Meter bis 2,75 Meter einzustellen, die Rahmenhöhe beträgt 80 cm. Der Pflug war mit einer hydraulischen Steinsicherung, den sogenannten LPO-Vollkörpern und Mais-Vorschälern ausgestattet.

Die Einstellung der Vorschäler erfolgt mit dem patentierten Kuhn-System 3D-SKIM (Bild 2). Hierbei können Eingrifftiefe und Anstellwinkel verstellt werden, um gezielt Einfluss auf die Platzierung der Pflanzenrückstände in der Furche zu nehmen.

Der Pflug besitzt vier Hydraulikleitungen. Zwei Hydraulikleitungen führen zum doppelwirkenden Hydraulikzylinder, mit welchem der Pflug gedreht wird. Mit den verbleibenden zwei Hydraulikleitungen werden die Zylinder zur Verstellung von Arbeitstiefe, Arbeitsbreite, Vorderfurchenbreite und Seitenneigung (Sturz) angesteuert. Welcher Zylinder gerade durch die Betätigung des zweiten Steuergerätes in der Traktorkabine verstellt werden soll, wird durch den Bediener an der Bedieneinheit KTS-10 vorgewählt (Bild 3). Die Grundeinstellung des Pfluges kann der Bediener also direkt aus der Kabine vornehmen. 

Für alle oben genannten Verstellmöglichkeiten ist jeweils eine Skala verbaut, die vom Traktorfahrer eingesehen werden kann (Bild 4). Lediglich die Einstellung des Zugpunktes erfolgt am Pflugrahmen mit einem mitgelieferten Werkzeug. 

Kuhn bietet für den Pflug Vari-Master drei Typen unterschiedlicher Stützräder an: Das seitlich montierte Kombi-Stützrad (zur Tiefenführung während des Pflügens und als Stützrad für den Straßentransport), das heckseitig montierte Stützrad (ausschließlich für den Straßentransport) sowie das seitlich montierte Stützrad (ausschließlich für die Tiefenführung während des Pflügens).

Der im DLG-Test eingesetzte Pflug war mit dem seitlich montierten Kombi-Stützrad ausgestattet. Bild 5 zeigt die Stellung des Pfluges in Transportposition. Hierzu wird das Rad mit einem mitgelieferten Werkzeug um 90 Grad gedreht. Für ausreichende Nickbewegungen zwischen Traktor und Pflug wird der Oberlenker gegen eine Kette ausgetauscht.

Die Beleuchtung muss vor der Feldarbeit nicht demontiert werden. Diese wird einfach an den Rahmen geklappt. Um während des Pflügens Schäden an den Lichtern zu verhindern, werden diese durch zwei Metallplatten geschützt (Bilder 6 und 7).

Am Turm ist ein verschließbares Kunststoffrohr angebracht, in welchem die Bedienungsanleitung verstaut werden kann.

Die Methode

DLG-Prüfmodul „Funktion und Arbeitsqualität“

In diesem Prüfmodul werden Pflüge in Anlehnung an den entsprechenden DLG-Prüfrahmen im Feldtest unter Praxisbedingungen getestet. Auf geeigneten Versuchsflächen werden hierfür Messungen mit praxisüblichen Fahrgeschwindigkeiten und Arbeitstiefen durchgeführt. Die Versuchsbedingungen (Vorfrucht, Bodenarten, Bodenfeuchte) und die vorherrschende Witterung werden dokumentiert.

Die Grundeinstellungen des Pfluges werden im DLG-Test an die jeweiligen Feldbedingungen vor Ort angepasst. Auf der Versuchsfläche werden daher vor Beginn der eigentlichen Messfahrten wertungsfreie Fahrten durchgeführt, um die geeigneten Einstellungen zu ermitteln.

Die Furchenanschlüsse, das Oberflächenprofil, die Einmischung der Rückstände in den Boden und das allgemeine Arbeitsbild werden am Feld durch fünf fachkundige Praktiker mit folgendem Schema beurteilt: sehr gut (1) / gut (2) / befriedigend (3) / ausreichend (4) / mangelhaft (5).

Während der Versuche werden Verstopfungen dokumentiert, die Randbearbeitung und das Furchenprofil ermittelt. Die Einmischung der Pflanzenrückstände in den Boden wird mittels Gitterrastermethode nach VOßHENRICH bestimmt. Hierzu wird das Bodenprofil bis zu einer Tiefe von 30 cm über die gesamte Arbeitsbreite freigelegt. Dabei wird darauf geachtet, dass eine sauber geschnittene Profilwand hergestellt wird. Mit einem Gitterraster wird dann für jedes Boniturquadrat (5 cm x 5 cm) die eingearbeitete, anteilige Menge an Rückständen bonitiert und klassifiziert. Die Ergebnisse werden grafisch dargestellt (siehe Bild 8). Den verschiedenen Klassen für die Strohanteile sind unterschiedliche Farben zugeordnet. Je höher der Strohanteil in einem Raster, desto dunkler ist die Farbe in der Darstellung.

DLG-Prüfmodul „Umwelt- und Ressourcenschutz“

Im DLG-Prüfmodul „Umwelt- und Ressourcenschutz“ werden die zu verwendenden Schmierstoffe, die Anzahl der Schmiernippel und die Art der verbauten Lager erfasst. Der Zugleistungsbedarf wird mit der Dreipunktkraftmesstechnik der DLG gemessen. Die Fahrgeschwindigkeiten und Wegstrecken werden mit einem Correvit L400 der Firma KISTLER MESSTECHNIK erfasst. Ergänzend kann der Kraftstoffverbrauch mit der mobilen DLG-Kraftstoffmesstechnik dokumentiert werden. Aus der tatsächlichen Fahrgeschwindigkeit und der Arbeitsbreite wird die theoretische Flächenleistung errechnet.

DLG-Prüfmodul „Handhabung, Bedienung und Wartung“

In dieses Prüfmodul fließt die Bewertung der verbauten technischen Lösungen zur Einstellung von Arbeitstiefe, Arbeitsbreite, Vorderfurchenbreite, Seitenneigung (Sturz), Zuglinie ein. Die Ablagemöglichkeit der Hydraulikleitungen und die Beleuchtung werden ebenfalls bewertet. Die Bewertung erfolgt nach DLG-Bewertungsschemen.

Darüber hinaus werden die Wartungstätigkeiten durch fachkundige Praktiker durchgeführt und der dafür benötigte Zeitbedarf ermittelt.

DLG-Prüfmodul  „Praxiseinsatz“

Der Pflug wird auf mehreren landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt. Nach dem Einsatz werden die Praktiker anhand eines Fragebogens befragt. Der Fragebogen umfasst in mehreren Einzelfragen die Bewertung der Handhabung, Bedienung und Wartung sowie die Bewertung der geleisteten Arbeitsqualität. Die Landwirte bewerten alle Fragen in fünf Stufen: sehr gut (1) / gut (2) / befriedigend (3) / ausreichend (4) / mangelhaft (5)

Die Testergebnisse im Detail

Funktion und Arbeitsqualität

Die Teilprüfung zur Ermittlung von Funktionalität und Arbeitsqualität wurde im November 2021 auf einem Körnermaisschlag (eine Woche vorher gemulcht) und einem Zwischenfruchtbestand (mehrjährige Blühmischung, drei Wochen vorher gemulcht) durchgeführt. Der Körnermaisschlag ist durch die Bodenart Lehm charakterisiert (75 Bodenpunkte, 26,9 % Bodenfeuchte). Der Versuchsschlag mit der abgemulchten, mehrjährigen Blühmischung weist einen Lehm-Ton-Boden auf (58 Bodenpunkte, 22,7 % Bodenfeuchte). Während der Versuchsfahrten herrschte Sonnenschein und leichter Wind bei Temperaturen zwischen 9 und 14 °C .

Als Zugfahrzeug wurde ein Fendt Vario 722 mit 1800 kg-Frontgewicht eingesetzt (Nennleistung: 163 kW, Maximalleistung bei 2100 U/min: 168 kW).

Auf beiden oben genannten Versuchsflächen wurde jeweils eine Winterfurche (mit einer eingestellten maximalen Arbeitsbreite von 2,75 Metern) und eine Saatfurche (mit einer eingestellten Arbeitsbreite von 2,0 Metern) erzeugt. Bei einer Arbeitsgeschwindigkeit von 6,2 km/h wurde jeweils 27 cm tief gepflügt.

Das Pflügen beider Versuchsflächen wurde ohne Scheibenseche durchgeführt. Während des gesamten Feldtests ist es zu keinen Verstopfungen gekommen.

Die Furchenanschlüsse, das Oberflächenprofil (Rauheit bei der Winterfurche, Ebenheit bei der Saatfurche), die Einmischung der Rückstände in den Boden und das allgemeine Arbeitsbild wurden von fünf fachkundigen Praktikern vorwiegend mit „sehr gut“ und „gut“ bewertet. Die Einzelergebnisse sind in Tabelle 5 dargestellt.

Tabelle 5: Bewertung der Arbeitsqualität durch fünf fachkundige Praktiker

Prüfparameter Einzelbewertung der Praktiker mit Mittelwert
  12345Ø 
FurchenanschlussWinterfurche nach Körnermais211221,6gut
 Saatfurche nach Körnermais211111,2sehr gut
 Winterfurche nach mehrjähriger Blühmischung111211,2sehr gut
 Saatfurche nach mehrjähriger Blühmischung213322,2gut
OberflächenprofilWinterfurche nach Körnermais131111,4sehr gut
 Saatfurche nach Körnermais212111,4sehr gut
 Winterfurche nach mehrjähriger Blühmischung222232,2gut
 Saatfurche nach mehrjähriger Blühmischung113232,0gut
EinmischungWinterfurche nach Körnermais122111,4sehr gut
 Saatfurche nach Körnermais111111,0sehr gut
 Winterfurche nach mehrjähriger Blühmischung243132,6befriedigend
 Saatfurche nach mehrjähriger Blühmischung111221,4sehr gut
Allgemeines ArbeitsbildWinterfurche nach Körnermais131121,6gut
 Saatfurche nach Körnermais211111,2sehr gut
 Winterfurche nach mehrjähriger Blühmischung122232,0gut
 Saatfurche nach mehrjähriger Blühmischung112221,6gut

Bewertungsmöglichkeiten: sehr gut (1) / gut (2) / befriedigend (3) / ausreichend (4) / mangelhaft (5)

Bild 8: Einmischung der Rückstände (Grafiken von oben nach unten wie folgt sortiert)
  • Winterfurche nach Körnermais (Arbeitsbreite 2,75 Meter); Stoppeln vorher gemulcht
  • Saatfurche nach Körnermais (Arbeitsbreite 2 Meter); Stoppeln vorher gemulcht
  • Winterfurche nach mehrjähriger Blühmischung (Arbeitsbreite 2,75 Meter); vorher gemulcht
  • Saatfurche nach mehrjähriger Blühmischung (Arbeitsbreite 2 Meter); vorher gemulcht

Die Randbearbeitung ist abhängig von der eingestellten Arbeitsbreite. Bei der minimalen Arbeitsbreite von 1,50 Metern kann bis auf 46 cm zum Beispiel an einen angrenzenden Zaun herangepflügt werden. Ab einer eingestellten Arbeitsbreite von 2 Metern und mehr reduziert sich dieser Wert auf 32 cm.

Bild 8 zeigt die Einmischung der Pflanzenrückstände in den Boden. Die Rückstände wurden in mindestens 10 cm Bodentiefe oder tiefer verbracht. Rückstände auf der Bodenoberfläche waren nur in sehr seltenen Fällen vorzufinden.

Die Bilder 9 und 10 zeigen das erzeugte Furchenprofil bei einer eingestellten Arbeitsbreite von 2 Metern vor und nach dem Überrollen durch die Traktorreifen (Reifenbezeichnung Vorderreifen: 540/65 R30, Reifenbezeichnung Hinterreifen: 650/65 R42). Bei einer Arbeitsbreite von 2 Metern liegt die theoretische Arbeitsbreite pro Schar bei 40 cm. Anhand von Bild 9 ist zu erkennen, dass eine geringe Menge an Boden zurück in die Furche gerutscht ist. Bei der Überfahrt des Traktors wird die Furche durch das Niederdrücken von Boden auf ca. 70 cm verbreitert (Bild 10).

Bild 9: Furchenprofil vor der Überfahrt des Traktors (Arbeitstiefe: 27 cm; Arbeitsbreite: 2,00 m)
Bild 9: Furchenprofil vor der Überfahrt des Traktors (Arbeitstiefe: 27 cm; Arbeitsbreite: 2,00 m)
Bild 10: Furchenprofil nach der Überfahrt des Traktors (Arbeitstiefe: 27 cm; Arbeitsbreite: 2,00 m)
Bild 10: Furchenprofil nach der Überfahrt des Traktors (Arbeitstiefe: 27 cm; Arbeitsbreite: 2,00 m)

Umwelt- und Ressourcenschutz

Am Pflug sind in der geprüften Vollausstattung 40 Schmiernippel verbaut. Diese sind alle 20 Stunden zu schmieren. Laut Bedienungsanleitung ist hierzu ein Mehrzweckfett der Klasse NLGI 2 zu nutzen. Das Abschmieren dauerte im Mittel über fünf Abschmiervorgänge 3 Minuten und 50 Sekunden (siehe Tabelle 7).

Die theoretische Flächenleistung bei einer Arbeitsgeschwindigkeit von 6,2 km/h und einer Arbeitsbreite von 2,75 Metern beträgt 1,71 Hektar pro Stunde und bei einer Arbeitsbreite von 2,0 Metern 1,24 Hektar pro Stunde.

Bild 11 zeigt die Ergebnisse zum Zugleistungsbedarf und zum Kraftstoffverbrauch. Generell ist der Zugleistungsbedarf abhängig von Werkzeugform, Arbeitstiefe, Arbeitsbreite, Fahrgeschwindigkeit und Bodeneigenschaften (z.B. Bodenart, Bodenfeuchte). Der Zugleistungsbedarf betrug bei der maximalen Arbeitsbreite von 2,75 Metern 73,5 kW auf gemulchten Maisstoppeln und 85,7 kW auf der gemulchten, mehrjährigen Blühmischung. Bei einer Reduzierung der Arbeitsbreite von 2 Metern für die Saatfurche wurde ein Zugleistungsbedarf von 59 kW auf dem geernteten Körnermaisschlag und 68,5 kW auf der gemulchten, mehrjährigen Blühmischung gemessen.

Im mittleren Teil der Abbildung ist der Kraftstoffverbrauch je Stunde aufgetragen (ohne die Berücksichtigung von Wendezeiten). Dieser lag im durchgeführten Test zwischen 26,4 l/h (bei 2 Metern Arbeitsbreite auf der gemulchten, mehrjährigen Blühmischung) und 33,5 l/h (bei 2,75 Metern Arbeitsbreite).

Durch Berücksichtigung der oben angegebenen theoretischen Flächenleistung wurde der Kraftstoffverbrauch je Hektar ermittelt. Dieser ist im unteren Teil von Bild 11 dargestellt. Beim Anlegen der Winterfurche mit einer Arbeitsbreite von 2,75 Metern wurde ein Kraftstoffverbrauch von 19,6 l/ha bzw. 19,7 l/ha ermittelt. Beim Anlegen der Saatfurchen mit einer Arbeitsbreite von 2 Metern wurde ein Kraftstoffverbrauch von 21,3 bzw. 22,7 l/ha gemessen.

Bild 11a: Zugleistungsbedarf und Kraftstoffverbrauch bei 6.2 km/h and 27 cm Arbeitstiefe
Bild 11b: Zugleistungsbedarf und Kraftstoffverbrauch bei 6.2 km/h and 27 cm Arbeitstiefe
Bild 11c: Zugleistungsbedarf und Kraftstoffverbrauch bei 6.2 km/h and 27 cm Arbeitstiefe
Bild 11: Zugleistungsbedarf und Kraftstoffverbrauch bei 6.2 km/h and 27 cm Arbeitstiefe

Handhabung, Bedienung und Wartung

Beurteilung der Handhabung

Die Einstellung von Arbeitstiefe, Arbeitsbreite, Vorderfurchenbreite und Seitenneigung (Sturz) nimmt der Bediener (nach der Vorwahl an der Bedieneinheit KTS 10) mittels Steuergerät in der Schlepperkabine vor. 

Zum einfachen Wiederfinden einer Einstellung ist jeder Hydraulikzylinder am Pflug mit einer Skala ausgestattet. All diese Einstellmöglichkeiten werden mit „sehr gut“ (++) bewertet. Die Einstellung der Zuglinie erfolgt mit einem mitgelieferten Werkzeug. Eine Skala zum Wiederfinden einer bereits vorher getätigten Einstellung ist vorhanden. Diese Einstellmöglichkeit wird mit „befriedigend“ (o) bewertet.

Alle Hydraulikkupplungen sind mit farbigen Markierungen versehen. Eine zugehörige Legende ist am Turm aufgeklebt. Somit ist für den Bediener leicht erkennbar, zu welcher Funktion die entsprechenden Hydraulikschläuche gehören. Die Hydraulikschläuche können nach dem Abhängen in eine vorgesehene Halterung eingehängt werden. Ein Auffangbehälter für Leckageöl ist nicht vorhanden. Die Schlauchgarderobe inkl. farblicher Kennzeichnung wird mit „gut“ (+) bewertet.

Der Pflug hat eine fest installierte Beleuchtungseinheit, die für die Bodenbearbeitung nicht abgebaut werden muss. Die seitlichen Arme werden vor Beginn des Pflügens nach vorne eingeklappt, die Lichter sind somit geschützt. Der Elektrostecker der Beleuchtungsanlage kann aber nach dem Abbau des Pfluges nicht staubgeschützt/feuchtigkeitsgeschützt abgelegt werden. Die Beleuchtungsanlage wird mit „gut“ (+) bewertet.

Tabelle 6 zeigt eine Übersicht der Ergebnisse aus der Bewertung der Handhabung.

Tabelle 6: Bewertung der Handhabung

TestkriteriumDLG‑Bewertung*Bemerkung 
Einstellung der Arbeitstiefesehr gut

 


Alle Einstellungen kann der Bediener von der Schlepperkabine aus während der Fahrt vornehmen. Eine Skala ist jeweils vorhanden.

 
Einstellung der Arbeitsbreitesehr gut 
Einstellung der Vorderfurchenbreitesehr gut 
Einstellung der Seitenneigung (Sturz)sehr gut 
Einstellung der Zuglinie(einmalige Einstellung)befriedigendDie Einstellung nimmt der Bediener mit einem Werkzeug am Rahmen vor. 
Ablage der HydraulikleitungengutFarbliche Kennzeichnung der Hydraulikschläuche und Möglichkeit zur geordneten Ablage ist vorhanden. 
BeleuchtungsanlagegutDie Beleuchtung kann zum Pflügen eingeklappt werden. Der Elektrostecker hat keinen Staub- oder Feuchtigkeitsschutz. 

* Bewertung erfolgte anhand der DLG-Bewertungsschemen für Bodenbearbeitungsgeräte

Wartungszeiten

Die Wartungszeiten wurden während des DLG-Tests ermittelt. Alle erforderlichen Werkzeuge und Ersatzteile lagen für die Tätigkeiten direkt neben dem Pflug bereit. Die durchgeführten Arbeitsschritte sind einfach und es ist kein Spezialwerkzeug erforderlich. Tabelle 7 zeigt die Ergebnisse.

Tabelle 7: Ermittelte Zeiten für verschiedene Bedien- und Wartungsschritte

Tätigkeit Dauer [min:s] je Testperson und Mittelwert          
1 2 3 4 5 Ø
Wechsel einer Scharspitze 2:11 2:28 1:48 2:39 2:10 2:15
Wechsel eines Schares mit Spitzenwechsel 5:08 6:03 4:49 6:17 4:48 5:25
Abschmieren (40 Schmiernippel) 3:57 3:53 3:38 4:02 3:38 3:50
Pflug von Arbeitsstellung in Transportstellung bringen            
(inkl. Beleuchtung und Stützrad in Transportstellung klappen) 4:36 3:45 4:43 2:47 2:38 3:42
Pflug von Transportstellung in Arbeitsstellung bringen            
(inkl. Beleuchtung und Stützrad in Arbeitsstellung klappen) 4:13 2:44 4:00 2:58 2:45 3:20
Pflug abhängen 3:22 3:34 2:22 2:00 1:48 2:37
Pflug anhängen 3:37 2:30 2:16 2:02 2:02 2:29

Praxiseinsatz

Der Pflug wurde zwischen dem 1. September und dem 15. November 2021 von fünf Landwirten im Odenwaldkreis eingesetzt. Hierbei wurden abgeerntete Getreide-, Bohnen-, Silomais- und Körnermaisflächen gepflügt (135 ha). Die Arbeitsgeschwindigkeit der Landwirte lag zwischen 5 und 11 km/h.

Der Anbau an den Traktor funktioniert laut den fünf Praktikern gut bis sehr gut. Der Stützfuß ist gut in der Länge zu verstellen. Die Hydraulikleitungen sind gut verlegt. Ein Praktiker bemängelt, dass die Hydraulikleitungen zu lang sind. Diese könnten sich in der K80-Anhängung einhängen und abreißen. Laut Praktikermeinung sind alle Komponenten sauber verarbeitet. Zwei Praktiker sind der Meinung, dass der Abstand zwischen Traktor und Pflug sehr gering ist. Dies hat den Vorteil, dass die Vorderachse nicht zu sehr entlastet wird und den Nachteil, dass beim Anbau wenig Platz vorhanden ist.

Tabelle 8 zeigt die weiteren detaillierten Ergebnisse.

Tabelle 8: Testergebnisse im Prüfmodul „Praxiseinsatz“

* Bewertungsmöglichkeiten: sehr gut (1) / gut (2) / befriedigend (3) / ausreichend (4) / mangelhaft (5)
Kriterium Einzelbewertung* der Praktiker mit Mittelwert            
1 2 3 4 5 Ø
Fragen zur Handhabung, Bedienung und Wartung
Zugänglichkeit der 40 Schmiernippel 1 2 2 1 2 1,6 gut
Kennzeichnung der Schmierstellen 3 2 1 1 2 1,8 gut
Schmierintervalle der Schmierstellen (alle 20 Std.) 2 1 2 3 2 2,0 gut
Auswechseln eines Schares bzw. einer Scharspitze 2 1 1 1 1 1,2 sehr gut
Fahrverhalten auf der Straße 2 3 3 1 2 2,2 gut
Umstellung auf Transportrad 3 4 2 4 5 3,6 ausreichend
Drehen des Pfluges am Vorgewende 1 1 1 1 1 1,0 sehr gut
Einstellen der Arbeitsbreite 1 1 1 2 1 1,2 sehr gut
Überlastsicherung 1 1 1 1 1 1,0 sehr gut
Verständlichkeit der Bedienungsanleitung 2 2 1 2 2 1,8 gut
Aufbewahrungsmöglichkeit für Bedienungsanleitung 2 2 2 4 1 2,2 gut
Würde der Praktiker den Pflug kaufen? ja ja ja ja ja
Fragen zur erzeugten Arbeitsqualität
Störungen während der Arbeit nie nie selten nie nie
Einebnung der Bodenoberfläche 1 2 2 1 1 1,4 sehr gut
Einmischung der Rückstände in den Boden 1 1 2 1 2 1,4 sehr gut
Bewertung allgemeines Arbeitsbild 1 2 1 1 1 1,2 sehr gut

Laut Aussage der Praktiker ist der Pflug als sehr bedienerfreundlich einzustufen und die Einstellung auf die schlagspezifischen Gegebenheiten hat bei allen Einsätzen gut funktioniert. Der Pflug hat sich gut in den Boden eingezogen und hat die gewünschte Arbeitstiefe gehalten. Sehr positiv bewerten die Praktiker, dass am Traktor nur zwei Hydraulik-Steuergeräte belegt werden müssen. Das Umschalten der hydraulischen Funktionen an der KTS-Box wird ebenfalls als positiv bewertet. Weil das Stützrad in der Mitte des Rahmens angebracht ist, kann sehr nahe an ein Hindernis oder an ein angrenzendes Feld mit ungeerntetem Bestand herangepflügt werden. Die Mechanik für Arbeitsbreiteneinstellung ist sauber in den Rahmen integriert. 

Die Einstellmöglichkeiten an den Vorschälern werden als vielversprechend bewertet. An einem Lochbild kann deren Arbeitstiefe gut verstellt werden. Vorteilhaft ist, dass die Vorschäler zum Gepflügten hin sowie vom Gepflügten weg gedreht werden können. Somit kann Einfluss auf die Wurfbahn der Erdbalkens genommen werden. Der Dämpfer am Tiefenführungsrad verhindert ein Umschlagen des Rades beim Drehen des Pfluges. Somit vollzieht sich das Drehen sehr sanft. Auf Silomaisflächen wurden Nester mit zurückgelassenen Maisstengeln (Wildschäden) sehr gut in den Boden eingearbeitet. Nach der Überfahrt mit dem Pflug waren keinerlei Maisrückstände an der Bodenoberfläche zu finden.

Die Praktiker bewerten das Vorhandensein von 40 Schmiernippeln (in der Vollausstattung) als negativ.

Die Umstellung auf das Transportrad ist verbesserungswürdig, da das Umklappen des Stützrades und das Einhängen einer Kette (als Ersatz für den Oberlenker) umständlich sind.

Für einen anderen Praktiker würde sich eine Aufbewahrungsmöglichkeit als nützlich erweisen, in welcher die KTS-Box nach dem Abhängen verstaut werden kann.

Bei der Reinigung mit dem Hochdruckreiniger wurden teilweise Aufkleber beschädigt.

Beim Pflügen von langen Maisstoppeln haben sich zwei Sicherungssplinte am Turm aufgedrückt. Darauf hat Kuhn reagiert und verbaut an dieser Stelle verbesserte Sicherungssplinte.

Durch die Vibration der Beleuchtung wurde am Pflugrahmen die Lackierung beschädigt. Weiterhin hat sich der Bowdenzug für die Anzeige der Arbeitsbreite am Stützfuß aufgescheuert. Auf diese beiden Mängel hat Kuhn ebenfalls reagiert und setzt entsprechende konstruktive Veränderungen um.

Fazit

Zwischen Anfang September und Ende November 2021 wurde der fünffurchige Volldrehpflug Kuhn Vari-Master L 5 NSH im DLG-Test geprüft. 
Die Arbeitsqualität wurde von fünf fachkundigen Praktikern vorwiegend mit „sehr gut“ und „gut“ bewertet. Die Rückstände wurden in mindestens 10 cm Bodentiefe oder tiefer verbracht. Rückstände auf der Bodenoberfläche waren nur in sehr seltenen Fällen vorzufinden. Beim Kraftstoffverbrauch wurden Werte zwischen 19,6 l/ha und 22,7 l/ha gemessen. Bei der Bewertung der Handhabung wurden vorwiegend „sehr gute“ und „gute“ Ergebnisse erzielt. Die durchzuführenden Wartungsarbeiten sind einfach durchzuführen und es ist kein Spezialwerkzeug erforderlich.

Im Praxiseinsatz haben fünf Landwirte 135 Hektar mit dem Pflug bearbeitet. Die Arbeitsqualität wurde dabei ausschließlich mit „sehr gut“ bewertet. 
Die Handhabung wurde vorwiegend mit „sehr gut“ und „gut“ bewertet, wobei sich die Landwirte auch einig waren, dass die Umstellung auf das Transportrad verbesserungswürdig sei.

Aufgrund der vorliegenden Ergebnisse wird dem fünffurchigen Volldrehpflug Kuhn Vari-Master L 5 NSH das Prüfzeichen DLG-ANERKANNT für die Prüfmodule „Funktion und Arbeitsqualität“; „Umwelt- und Ressourcenschutz“; „Handhabung, Bedienung und Wartung“ und „Praxiseinsatz“ verliehen.

Anmelder und Prüfungsdurchführung

Hersteller und Anmelder

Hersteller
Kuhn-Huard S.A.S
2 Rue du Québec, 44110 Châteaubriant
Frankreich

Anmelder
Kuhn Maschinen-Vertrieb GmbH
Schopsdorfer Industriestraße 14, 39291 Genthin

Prüfungsdurchführung

DLG TestService GmbH,
Standort Groß-Umstadt, Deutschland 

Die Prüfungen werden im Auftrag des DLG e.V. durchgeführt.

DLG-Prüfrahmen
Bodenbearbeitungstechnik (Stand 04/2019)

Fachgebiet
Landwirtschaft

Projektleiter
Dr. Ulrich Rubenschuh

Prüfingenieur(e)
Dipl.-Ing agr. Georg Horst Schuchmann*

*    Berichterstatter

Fotos und Grafiken
DLG und KUHN

Kontakt

DLG-Testzentrum Technik und Betriebsmittel
DLG TestService GmbH Standort Groß-Umstadt 
Max-Eyth-Weg 1 
64823 Groß-Umstadt 
E-Mail: Tech@DLG.org
Tel: +49 69 24 788-600 
Fax: +49 69 24 788-690