Regionale Vermarktung im Wandel  

Strategien zwischen Direktvermarktung und LEH 

Zum Regionalen Netzwerktreffen des Netzwerks Leitbetriebe Pflanzenbau trafen sich Teilnehmer im September 2025 auf dem Biolandhof Müller-Oelbke GbR in Etzenborn/Ost-Niedersachsen. Im Mittelpunkt standen praxisnahe Einblicke in die Umsetzung regionaler Vermarktungskonzepte sowie Überlegungen zur Positionierung im Spannungsfeld zwischen Direktvermarktung und Lebensmitteleinzelhandel (LEH).

Betriebsleiter Johannes Müller bewirtschaftet eine größere Fläche mit Schwerpunkt auf ökologischen Gemüsebau und hat in den vergangenenJahren gezielt in Infrastruktur und Vermarktung investiert. Besonders hervorzuheben ist der kontinuierliche Ausbau der Lager- und Kühlkapazitäten, die eine flexible und saisonunabhängige Belieferung des Großhandels ermöglichen. 

Durch moderne Aufbereitungstechnik und eine klare Ausrichtung auf Qualität und Liefersicherheit kann der Betrieb kurzfristig auf Marktschwankungen reagieren und übernimmt teilweise die Rolle eines „Springers“ in der Vermarktung. Diese Flexibilität stärkt die Position im Großhandel und eröffnet neue Spielräume in der Preisgestaltung und Kundenbindung. 

Der Betrieb kann kurzfristig auf Marktschwankungen reagieren und übernimmt die Rolle eines „Springers“ in der Vermarktung. 

Auf dem Biolandhof Müller-Oelbke findet ein stetiger Ausbau der Lager- und Kühlkapazitäten, sowie der Aufbereitungsanlagen statt.
Die Betriebsführung mit Johannes Müller (l.) sorgt für einen angeregten Austausch der Teilnehmer. Fotos: DLG

Verkauf in volle Kleiderschränke

Birgit Jacquemin von der Landwirtschaftskammer NRW analysierte in ihrem Beitrag die aktuelle Marktsituation und betonte die zunehmende Sättigung im Lebensmittelbereich: „Sie verkaufen in volle Kleiderschränke“, sagte die Expertin. Damit machte sie deutlich, dass landwirtschaftliche Produkte im Wettbewerb mit einem Überangebot stehen. 

Für Betriebe mit Direktvermarktung bedeutet das: Nur wer die Bedürfnisse der Konsumierenden versteht und gezielt anspricht, kann sich behaupten. Dabei spielt nicht nur der Preis eine Rolle, sondern vor allem die wahr genommene Wertigkeit eines Produktes. Hochwertige Präsentationen, klare Kommunikation und ein stimmiges Gesamtbild beeinflussen das Preisempfinden oft stärker als der tatsächliche Preis. 

Ein weiterer Fokus lag auf der „No-Cooking-Generation“ – einer wachsenden Zielgruppe, die zunehmend zu Convenience-Produkten greift. Betriebe, die hier passende Angebote entwickeln, können leichter neue Marktsegmente erschließen. 

Veranstaltungen mit Erlebnischarakter 

Jacquemin hob hervor, dass Hofläden oft kein Vollsortiment bieten können und daher auf andere Mittel zur Kundenbindung angewiesen sind. Veranstaltungen mit Erlebnischarakter – etwa Verkostungen oder Hoffeste – können Aufmerksamkeit erzeugen. Allerdings sei der Effekt auf das langfristige Kaufverhalten begrenzt: Eine hohe Besucherzahl bei Events führe nicht automatisch zu einer nachhaltigen Kundenbindung. 

Vom Markt zum Produkt denken

Die Veranstaltung zeigte deutlich: Betriebe müssen „vom Markt zum Produkt denken.“ Erfolgreiche regionale Vermarktung erfordert ein tiefes Verständnis für Marktmechanismen, Verbrauchertrends und eine kontinuierliche Weiterentwicklung der eigenen Strategie. 

Weitere Informationen zum Netzwerk Leitbetriebe Pflanzenbau und unseren Veranstaltungen.