Warum sollten PET-Mehrweggebinde nicht leichter sein und das Einschlagen von Dosen nicht in Papier statt in Folie erfolgen? Ressourcenschonung stand deshalb im Fokus zweier neuer Lösungen, die KHS für die Getränkeindustrie entwickelt hat: Eine Mehrwegflasche mit Rezyklatanteil, die dank optimiertem Boden und Neck deutlich weniger als ihre herkömmlichen Pendants wiegt, sowie ein Papiereinschlag für Dosen als eine Alternative zur konventionellen Sekundärverpackung.
Sämtliche PET-Flaschen in Europa sollen bis 2030 einen Anteil von 30 Prozent recyceltem Kunststoff aufweisen. Das ist Teil einer Strategie der EU-Kommission, um Plastikabfälle zu verringern, Recycling zu fördern und Menschen, Meere und Umwelt besser zu schützen. Exemplarisch hierfür steht eine Neuerung, die KHS vorgestellt hat. Gemeinsam mit dem österreichischen Verpackungsexperten Alpla hat der Anlagenbauer ein PET-Mehrweggebinde entwickelt, das den Anspruch erhebt, möglichst umweltfreundlich zu sein. „Hierzu sind vor allem zwei Parameter wichtig: ein geringes Gewicht und ein hoher Anteil von Recyclingmaterial“, wie Arne Wiese, Product Manager Bottles & Shapes bei der KHS Gruppe, erklärt.
Verpackung mit hohem Rezyklatanteil
Die Mehrwegflasche, die zu 100 Prozent recycelt werden kann, hat einen Rezyklatanteil von 35 Prozent. „Wir haben hervorragende Testergebnisse mit den Preforms erzielt. Auch Preforms mit einem Anteil von 50 Prozent Rezyklat sind für einige Märkte denkbar“, sagt Wiese. Damit übertrifft die PET-Lösung von KHS und Alpla die Vorgabe der Europäischen Kommission.
Im Schnitt zehn Gramm leichter
Dank Optimierungen am Boden und Neck der Flasche erzielten die Verpackungsspezialisten eine Gewichtsreduzierung im Vergleich zu konventionellen PET-Mehrweggebinden. Mit 55 Gramm ist die Ein-Liter-Flasche im Schnitt zehn Gramm leichter als ihre herkömmlichen Pendants. „Verglichen mit Glasgebinden bringt sie sogar nur ein Zehntel des Gewichts auf die Waage“, sagt Wiese. „Durch diese Optimierung reduziert sich der Materialeinsatz erheblich. Gleichzeitig sinken der Kraftstoffverbrauch und damit auch der CO2-Ausstoß beim Transport.“ Beides wirke sich positiv auf die Ökobilanz der Flasche aus. „Trotzdem ist die PET-Flasche für hohe Umlaufzahlen ausgelegt. Sie weist eine hohe Laugenbeständigkeit auf, sodass Qualität und Optik auch nach zahlreichen Waschzyklen erhalten bleiben“, so Wiese.
Die optimierten Preforms können auf allen Streckblasmaschinen für Mehrweggebinde von KHS geblasen werden – beispielsweise auf der InnoPET Blomax Serie V. Die Verpackungslösung eignet sich für jede im Mehrwegsegment verbreitete Getränkesorte. „Wir sind überzeugt, dass wir unsere umweltschonende PET-Flasche schnell und erfolgreich im Markt platzieren können. Unser Ziel ist es, die Markteinführung in enger Kooperation mit Abfüllunternehmen zu realisieren“, so Wiese.
Papier statt Folie
Eine weitere umweltschonende Lösung, die das Portfolio von KHS ergänzt, ist das Einschlagen von Getränke- und Lebensmitteldosen in Papier. „Die Idee, Papier als Sekundärverpackung einzusetzen, ist nicht neu“, sagt Karl-Heinz Klumpe. Die ersten diesbezüglichen Gehversuche unternahm KHS bereits vor rund 20 Jahren. „Damals konnte sich die Technologie jedoch nicht durchsetzen, weil der Rohstoff Papier kostenintensiv war und das Einpacken mit Folie die besseren Ergebnisse hinsichtlich der Stabilität lieferte“, wie der Product Manager Packaging bei KHS erklärt. Die Getränkeindustrie setzte auf andere Lösungen. „Mittlerweile wünschen unsere Kunden Alternativen zu den gängigen Verpackungslösungen wie etwa Folien. Diese sollten dabei möglichst umweltschonend sein“, so Klumpe. Gemeinsam mit einem internationalen Getränkehersteller wurde daher der Papiereinschlag entwickelt. Diese Form des Packs kann die Schrumpffolie oder den Wrap-Around-Karton als Transport- und Verkaufsverpackung für 12er- oder 24er-Gebinde ersetzen – im Hochleistungsbereich etwa mit einer Leistung von bis zu 90.000 Dosen pro Stunde.
Nur wenige Anpassungen nötig
Um Gebinde mit Papier anstatt Folie einzuwickeln, sind nur wenige Anpassungen an den im Markt etablierten Traypackern Innopack Kisters notwendig. „KHS bietet zunehmend modular aufgebaute Lösungen an, die entsprechende Umbauten an den Maschinen ermöglichen und erleichtern. Wir haben in diesem Fall lediglich das Prozessmodul zum Falten und Einschlagen überarbeitet“, erklärt Klumpe. „Die Standardkomponenten wie die Separierung von Trays aus dem Magazin, das Verkleben oder die Dosenzuführung sind identisch mit den bereits zu Hunderten im Markt bewährten KHS-Maschinen.“ Dabei können Abfüller ihre bereits in Betrieb befindlichen Traypacker durch das Anpassen einzelner Module umbauen lassen, eine komplette Neuinvestition ist nicht nötig.
Gleichzeitig Kosten senken
Das Einschlagen in Papier bietet laut Klumpe zahlreiche Vorteile gegenüber anderen Materialien. „Einerseits ist es umweltschonender als Folien, etwa im Hinblick auf die Verschmutzung der Meere. Papier löst sich nach wenigen Wochen in der Natur auf.“ Andererseits reduziert sich der Einsatz von Verpackungsmaterial. Anstatt eines massiven Wrap-Around-Kartons oder Folienverpackungen mit Tray wird beim Einpacken in dünneres Papier lediglich eine stabile und flache Wellpappenplatte als Untergrund benötigt – mit identischen Ergebnissen hinsichtlich der Stabilität. Darüber hinaus sinken dank der neuen Verpackung die Kosten – gegenüber einem Wrap-Around-Karton um bis zu 15 Prozent; im Vergleich zur Folie liegen diese auf einem vergleichbaren Niveau. Auch der geringe Energieverbrauch von rund 14 Kilowattstunden bei 80 Takten pro Minute reduziert die Kosten erheblich. Durch den Faltprozess ist das Paket zudem komplett geschlossen. „Bei Folienpacks mit kleinen Öffnungen an den Seiten kann dagegen Schmutz eindringen. Papier hat vor allem bei langen Transportwegen klare Vorteile beim Schutz der Gebinde“, erläutert Klumpe.