Wie können wir vielfältige Agrarlandschaften effektiv und einfach fördern? Eine Antwort haben die Niederlande gefunden: seit 2016 setzen unsere Nachbarn die Agrarumwelt- und Klimaschutzmaßnahmen (AUKM) der zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ausschließlich überbetrieblich um und sind damit Vorreiter in der EU. Bei der KOMBI-Exkursion nach Maastricht am 10.10.2024 gewannen die Teilnehmenden Einblick, was dieser Ansatz in der Praxis für Landwirte, die Kooperativen und die Behörden bedeutet.
In den Niederlanden schließen sich Landwirte regional zusammen, in landesweit insgesamt 40 Kooperativen. Jede Kooperative koordiniert die AUKM auf Landschaftsebene und beantragt gebündelt die Förderungen. Das macht die Maßnahmen effektiver und verringert zugleich den Aufwand für Betriebe und Behörden.
So müssen in den Niederlanden bei rund 12.000 teilnehmenden Betrieben nur noch 40 Anträge bearbeitet werden. Dank des eingeführten Zertifizierungssystems genießen die Kooperativen und deren Landwirte großes Vertrauen, was ihnen mehr Flexibilität und Freiheiten ermöglicht.
Davon wiederum profitiert unter anderem der Feldhamster: Die Kooperativen können geeignete Flächen verschiedener Betriebe angepasst auf die Bedarfe des Nagers zusammenführen, Mähzeitpunkte oder die Bepflanzung der Nachbarflächen abstimmen. So wird der Hamster, der international auf der Roten Liste steht, in Zucht- und Ansiedlungsprogrammen in der Provinz Limburg wieder angesiedelt.
Voller Eindrücke kamen die Exkursionsteilnehmer:innen am nächsten Tag zu einem Workshop zusammen. Denn die zentrale Frage für KOMBI bleibt: wie kann kooperativer Agrarnaturschutz in Deutschland gestaltet werden? In Gruppen diskutierten sie verschiedene Szenarien, deren Bedingungen und Möglichkeiten. Aus den Niederlanden kamen dabei wichtige Impulse: Gegenseitiges Vertrauen zwischen Landwirtschaft und Verwaltung, Fokussierung auf die gemeinsamen Ziele, eine gesunde Portion Pragmatismus und sehr gute Kommunikation zwischen den Akteuren bestimmen dort das Gelingen der Kooperativen.
Der Workshop konnte noch kein deutsches Modell präsentieren. Doch der intensive Austausch, die dabei gewonnenen Erkenntnisse und die positiven Eindrücke aus den Niederlanden helfen dabei, das KOMBI-Modell passend für Deutschland zu entwickeln (siehe Infobox).
Überbetrieblicher Ansatz
Das im Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderte Verbund-Projekt „KOMBI – Kollektive Modelle zur Förderung der Biodiversität“ will den Schutz der biologischen Vielfalt in der Agrarlandschaft mit einem überbetrieblichen Ansatz effektiver gestalten – für Betriebe, Verwaltung und Natur. Können Landwirt:innen gemeinsam die Wirkung von Agrarnaturschutzmaßnahmen steigern? Wie können wir Bürokratie reduzieren und zugleich für mehr Flexibilität bei der Umsetzung sorgen? Welche förderrechtlichen Voraussetzungen brauchen Kooperativen? Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten erprobt KOMBI in vier deutschen Modellregionen praktikable Lösungsansätze für eine zukunftsfähige Landwirtschaft in Zeiten von Klima- und Biodiversitätskrise. Sie möchten mehr zu KOMBI und dem kooperativen Ansatz erfahren? Dann besuchen Sie uns unter https://kombi-agrar.de/.