DFWR Jahrestagung 2024:
Was bewegt die Forst- und Holzwirtschaft?
Politik bekennt sich zum Wald, Verabschiedung der Eisenacher Erklärung im Fokus
Das forstfachliche zu pflegen bedarf auch die Teilnahme an der 74. Jahrestagung des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR). Wir - Teile des Ausschusses für Forstwirtschaft - waren im Zuge unserer Gremienarbeit eingeladen und haben dort die Kolleginnen und Kollegen der Forstwelt getroffen. Ein Austausch von hoher Qualität und ein vertiefter Einblick in die aktuellen Themen, welche die Forst- und Holzwirtschaft bewegen. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung auf der Wartburg (Thüringer Wald, Thüringen).
Neben der erweiterten Präsidiumssitzung und der Mitgliederversammlung des DFWR stand in Eisenach vor allem der 10. Juni im Fokus: der traditionelle Netzwerktag mit informativen Programm und der abendlichen Festveranstaltung mit Persönlichkeiten aus Politik und dem Cluster Forst-Holz.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir bekräftigt die multifunktionale Aufgabe der Wälder
Im Rahmen der Veranstaltung betonten Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und der gastgebende Ministerpräsident des Freistaates Thüringen, Bodo Ramelow, die entscheidende Rolle der Wälder für den Klimaschutz und die nachhaltige Entwicklung.
Özdemir hob in seinem Redebeitrag die multifunktionalen Aufgaben der Wälder hervor und dankte den im Wald wirtschaftenden Menschen für ihren Einsatz: „Der Wald ist Klimaschützer, Rohstoffquelle, Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie uns allen ein Erholungsort. Unsere Wälder für eine nachhaltige und langfristige Nutzung zu bewahren sowie für die Herausforderung der Klimakrise fit zu machen, ist eine Aufgabe, die wir gemeinsam und ohne ideologische Scheuklappen lösen können. Dafür brauchen wir einen Rahmen mit Maß und Mitte. Die Waldbesitzenden haben mit Unterstützung des Bundes und der Länder schon viel geleistet, um die Wälder klimafest zu machen. Und in dem Geiste sollten wir weitermachen, um die richtige Balance zwischen den vielfältigen Ansprüchen zu finden.“
Ministerpräsident Bodo Ramelow, Schirmherr der Jahrestagung, betonte die zentrale Bedeutung der heimischen Wälder für Thüringen und die Notwendigkeit einer zukunftsfähigen Forstwirtschaft: „Unser Wald ist etwas Besonderes – ein unverzichtbarer ökologischer, ökonomischer und sozialer Dienstleister. Er ist Sauerstoffproduzent, CO2-Speicher, Lebensraum für rund 15.000 Tier- und Pflanzenarten, ein Ort, wo wir Ruhe und Ausgeglichenheit finden können und ebenso Rohstofflieferant und Arbeitsplatz für 40.000 Menschen in Thüringen. Unser Wald ist allerdings auch in Gefahr. Eine zentrale Aufgabe der Thüringer Landesregierung ist daher der Wiederaufbau von standortgerechten Wäldern, die nachhaltig bewirtschaftet werden. Gleichzeitig wollen wir die Produktions-, Arbeits- und Absatzbedingungen in der Forstwirtschaft verbessern.“
DFWR-Präsident Georg Schirmbeck fordert gemeinsam an Lösungen zu arbeiten
DFWR-Präsident Georg Schirmbeck sah die Konferenz als ein gutes Zeichen für einen Dialog auf Augenhöhe an. Die Teilnahme eines Bundesministers und eines Ministerpräsidenten an einer gemeinsamen Pressekonferenz unterstreiche dies. In Richtung der politischen Entscheidungsträger führte Schirmbeck aus: „Wir brauchen eine Waldpolitik, die auf Basis forstwissenschaftlicher Erkenntnisse beruht und allen im Wald wirtschaftenden Menschen Vertrauen entgegenbringt, statt sie mit überzogenen Vorgaben zu gängeln. Lassen Sie uns ehrlich zusammenarbeiten, um gemeinsam Lösungen bei den zentralen Herausforderungen im Klimawandel zu finden.“
Die Jahrestagung des DFWR versammelt führende Vertreter der deutschen Forst- und Holzwirtschaft sowie politische Entscheidungsträger, um zielführende politische Signale für die zukünftige Entwicklung und Nutzung der Wälder zu setzen. Von besonderem Interesse sind die Strategien zur Anpassung der Wälder an den Klimawandel und die Stärkung der nachhaltigen Forstwirtschaft mit ihren Wertschöpfungsketten.
Verabschiedung der Eisenacher Erklärung
Auch war die Jahrestagung geprägt durch die DFWR-Mitgliederversammlung am 11. Juni 2024, in der sich auch dieses Mal rege ausgetauscht und die strategische Ausrichtung des DFWR diskutiert wurde. Im Mittelpunkt stand die Verabschiedung der Eisenacher Erklärung.
„Die Auswirkungen der Klimakrise auf die Wälder in Deutschland und Europa sind dramatisch. Innerhalb weniger Jahre wurden sowohl volkswirtschaftliche Werte als auch ökologische Schätze erheblich beschädigt. Dies stellt eine große Belastung für die Gesellschaft und insbesondere für unsere zwei Millionen Waldbesitzenden dar, die Wiederaufforstung und Umbau zu stabilen, vielfältigen und leistungsfähigen Wäldern als Herkulesaufgabe zu leisten haben“, so DFWR-Präsident Georg Schirmbeck.
„Wir brauchen eine europäische und nationale Waldpolitik, die allen im Wald wirtschaftenden Menschen Vertrauen entgegenbringt und sie bei der Wiederaufforstung und Pflege ihrer Wälder unterstützt“, erklärte Schirmbeck weiter. „Diese Politik muss auf forstwissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Nur so können wir die Vielfalt der Wald-Ökosystemleistungen garantieren, Arbeitsplätze sichern und die Versorgung mit dem ökologischsten aller Rohstoffe sicherstellen – Holz. Die Impulse und Gespräche auf unserer gestrigen Festveranstaltung zeigen, dass uns dies gemeinsam gelingen kann.“
Die Eisenacher Erklärung kann hier eingesehen werden.
Auf der Mitgliederversammlung wurden außerdem unser stellvertretender DLG-Ausschussvorsitzende Bernhard Breitsameter als Nachfolger von Josef Ziegler (Privatwald) in das Präsidium des DFWR gewählt sowie Moritz Petry als Nachfolger von Dr. Karl-Heinz Frieden (Kommunalwald).
Kurzer Hintergrund
Der Deutsche Forstwirtschaftsrat (DFWR) ist die Vertretung aller mit der Forstwirtschaft und dem Wald befassten Akteure in der Bundesrepublik Deutschland und setzt sich für die Interessen und Belange einer nachhaltigen Forstwirtschaft ein. Die Mitgliedsorganisationen des DFWR vertreten den Privat-, Staats- und Körperschaftswald mit etwa zwei Millionen privaten und öffentlichen Waldbesitzenden, die mit der Forstwirtschaft verbundenen berufsständischen Verbände, forstliche Forschungseinrichtungen und weitere mit der Erhaltung und Förderung des Waldes und der Forstwirtschaft befasste Organisationen.