In der Umwelt werden fortwährend schädigende Kunststoffe aus Einwegverpackungen festgestellt, weshalb die Europäische Union die Verwendung spezifischer Verpackungserzeugnisse aus diesen Substanzen untersagt hat. Aus diesem Grund findet in der Außer-Haus-Verpflegung zunehmend die Integration von nachhaltigen Verpackungsmaterialien statt, wofür diverse Ausgangsrohstoffe zur Verfügung stehen. Inwiefern diese Rohstoffe eine nachhaltige Alternative für jene Verpackungsmittel bereitstellen können, lässt sich mithilfe einer Nutzwertanalyse überprüfen. Diese wurde unter Leitung von Prof. Dr. Karsten Paditz, Berufsakademie Sachsen, Staatliche Studienakademie Dresden durchgeführt.
Um nachhaltige Verpackungsmaterialien mittels Nutzwertanalyse beurteilen und analysieren zu können, wurde zunächst eine systematische Literaturanalyse durchgeführt. Diese diente dem Identifizieren nachhaltiger Rohstoffe, wobei spezifische Themenbezüge, Eigenschaften oder Einflusszusammenhänge betrachtet und analysiert werden konnten. Die resultierenden Erkenntnisse brachten die Lösungsvarianten der Nutzwertanalyse sowie die Parameter für die Beurteilungskriterien hervor. Diesbezüglich bleibt zu erwähnen, dass nur Rohstoffe mit einem ausreichenden Datenbestand sowie einer kontinuierlichen Verfügbarkeit berücksichtigt wurden, was bei anderweitigen Alternativen, wie z. B. Agrarresten, noch ausstehend war. Anschließend erfolgte das zielgerichtete Vorgehen der Nutzwertanalyse (siehe Abbildung 1). Das Grundprinzip umfasste das Fragmentieren der Gesamtproblematik, wobei eine Expertenbeurteilung anhand von Teilbereichen stattfand. Im Folgenden wurde der Teil- und Gesamtnutzen ermittelt, wodurch die Lösungsvarianten untereinander vergleichbar wurden und eine Rangfolge darstellten. Resultierend konnten die Rohstoffe mit dem höchsten Gesamtnutzen als die nachhaltigsten Alternativen charakterisiert werden.
Kriterien der Nachhaltigkeit
Da eine Verpackung alle Erzeugnisse eines beliebigen Materials umfasst und die Warenübergabe an den Endverbraucher sichert, sollten die Rohstoffe neben nachhaltigkeitsbezogenen Kriterien zusätzlich spezifische Kriterien der Außer-Haus-Verpflegung erfüllen. Um dies zu gewährleisten, wurden zum einen die Informationsanforderungen für Anwendungs- und Entsorgungshinweise, zum anderen die Dimension hinsichtlich Produktgröße und -volumen sowie weitere Parameter charakteristisch betrachtet. Infolgedessen konnten zielgerichtete funktions- und anwendungsbezogene sowie gesetzliche Anforderungen bei der Auswahl der Kriterien einbezogen werden. Anschließend wurden die landwirtschaftlichen Rohstoffbedingungen sowie verschiedene Stufen der Produktlebenszyklen analysiert und synchron als nachhaltigkeitsbezogene Parameter für ökologische und ökonomische Kriterien herangezogen. Darüber hinaus wurden diverse Wechselwirkungen mit der sozialen Umwelt betrachtet und bei der Kriterienauswahl berücksichtigt, wobei die Wahrung menschlicher Grundrechte fokussiert wurde. Um anschließend eine vergleichbare Beurteilung des Teil- und Gesamtnutzens zu gewährleisten, wurden die Kriterien stark verallgemeinert, in vier Hauptkategorien eingeordnet und mittels Paarvergleichsmethode mit einer individuellen Wertigkeit versehen (siehe Tabelle 1).
Kriterien der Außer-Haus-Verpflegung (33 %) | Ökologische (32 %) a, ökonomische (16 %) b und soziale Kriterien (19 %) c |
Information und Dimension | Rohstoffproduktion a,b |
Temperaturbeständigkeit | Produktproduktion a,b |
Wasserbeständigkeit | Produktvertrieb a,b |
Produktsicherheit | Transport a,b |
Produktvielfalt | Entsorgung a,b |
Gebrauchsunterstützung | Arbeitsbedingungen c |
Verfügbarkeit in der EU | Lebensraum c |
Anmerkung: a, b, c Kennzeichnet die Zugehörigkeit der Beurteilungskriterien zur entsprechenden Hauptkategorie. Quelle: eigene Darstellung
Nutzwert der Verpackungsmaterialien
Eine repräsentative Beurteilung konnte mit insgesamt sieben Experten aus Verpackungsmittelvertrieb, Unternehmen der Außer-Haus-Verpflegung sowie aus Bildungs- und Forschungsinstituten sichergestellt werden, indem eine fünfstufige Ordinalskala als Bewertungsmaßstab festgelegt wurde, um den Rohstoffen einen entsprechenden Zielerfüllungsfaktor je Kriterium zuzuordnen. Im Folgenden wurden die Beurteilungsfaktoren mit der Wertigkeit multipliziert und brachten die Teilnutzenwerte hervor, welche durch Aufsummierung die jeweiligen Gesamtnutzenwerte ergaben. In einer angeschossenen Sensitivitätsanalyse konnte die Stabilität der Daten überprüft und bestätigt werden. Im Endergebnis konnten Papier und Pappe sowie biologisch abbaubare Kunststoffe und Holz die höchsten Gesamtnutzenwerte auf den vordersten Rängen abbilden, womit diese die nachhaltigsten Alternativen für Verpackungsmaterialien bereitstellten (siehe Abbildung 2).
Fazit
Um künftig den Ersatz von nicht nachhaltigen Einwegkunststoffen in der Außer-Haus-Verpflegung zu gewährleisten, stehen diverse Verpackungsalternativen zur Verfügung. Mithilfe der Nutzwertanalyse wird ersichtlich, dass nachhaltige Materialien hinsichtlich der Umwelteinflüsse differenziert werden müssen. Für die Europäische Union weisen Papier und Pappe sowie biologisch abbaubare Kunststoffe oder Holz den höchsten Gesamtnutzen auf, da diese Rohstoffe vor Ort gewonnen werden und aufgrund dessen bezüglich der nachhaltigen Vorzüge dominieren. Eine kombinierte Integration würde ein umfangreiches Produktsortiment gewährleisten und zu einer nachhaltigen Außer-Haus-Verpflegung beitragen, sofern die spezifischen Beseitigungsprozesse berücksichtigt werden. Bei dieser komplexen Problematik bleibt zu erwähnen, dass eine Literaturanalyse die Voraussetzung bildet und die Nutzwertanalyse nur eine grundlagenbasierende Abhandlung zulässt. Darüber hinaus sollte das Erforschen von nachhaltigen Verpackungsmaterialien vorangetrieben werden, um fortwährend alternative Rohstoffe in den Verpackungsmarkt einzubinden. Sofern dies gelingen würde, könnte zukünftig auf alle nicht nachhaltigen Einwegmaterialien, wie z. B. Metallverbindungen, verzichtet werden.
Der vollständige Artikel inklusive der Literaturangaben ist bei den Autoren erhältlich.
Kontakt:
Kathleen Deibicht,
Hochschule Anhalt, Fachbereich Landwirtschaft, Ökotrophologie, Landwirtschaftsentwicklung
Prof. Dr. Karsten Paditz
Berufsakademie Sachsen, Staatliche Studienakademie Dresden
Karsten.Paditz@ba-sachsen.de
www.ba-dresden.de
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