DLG-Forum Spitzenbetriebe: Ökonomische Reserven aufdecken 

Bis auf den letzten Platz ausgebucht war die DLG-Veranstaltung Forum Spitzenbetriebe Milcherzeugung 2025 „Ökonomie nachhaltig ausrichten“. Ende Februar 2025 trafen sich in Hohenroda Berater und Milcherzeuger. Sie analysierten ihre ökonomischen Ergebnisse und diskutierten über neue Wege in der Milchproduktion.

Moderne Milchviehhaltung. Foto: Adobe Stock

Milchpreisverfall sorgt für niedriges Ergebnis

Auftakt der Tagung bildete der jährliche Betriebsvergleich, für den rund 300 Betriebe ihre Betriebszweigauswertungen 2023/24 eingereicht hatten. Rund 280 Betriebe erfüllten die Kriterien der Spitzenbetriebe und wurden in einem Betriebsvergleich zusammengefasst. Die Ergebnisse stellte Dr. Stefan Weber von der LMS Agrarberatung GmbH vor. Erneut erzielte die Gruppe der Spitzenbetriebe respektable produktionstechnische Leistungen. Erstmalig konnten die Spitzenbetriebe eine Durchschnittsleistung von über 11.000 kg ECM/Kuh und Jahr erzielen. Nach dem Wirtschaftsjahr 2022/23, dem besten aller Zeiten, konnte im ausgewerteten Wirtschaftsjahr 2023/24 wegen des deutlichen Milchpreisverfalls von 11,0 Cent/kg bei einer Reduzierung der Produktionskosten von geringen 2,2 Cent/kg Milch lediglich ein kalkulatorisches Betriebszweigergebnis von durchschnittlich 2,71 Cent/kg ECM erreicht werden. 

Ziel des Betriebsvergleiches ist es, ökonomische Reserven aufzudecken. Die liegen insbesondere in den Mechanisierungskosten des Futterbaus: Grassilagekosten zu Vollkosten liegen bei durchschnittlich 8,32 €/dt Frischmasse und Maissilagekosten bei 5,31 €/dt Frischmasse. Die hohen Grundfutterkosten bestehen zu 51 Prozent aus Mechanisierungskosten. Weitere Reserven liegen in der Jungviehaufzucht mit den Ansatzpunkten optimales Erstkalbealter, Reduktion der Abgänge in der ersten Laktation und Reduktion der gesamten aufgezogenen Färsen durch beispielsweise Beef on Dairy.

Holding und Familienstiftung
Die Beschäftigung mit diesen Themen lohnt sich

Passend zu den ökonomischen Herausforderungen, die im Betriebsvergleich dargestellt wurden, beleuchtete im Anschluss unter dem Titel „Gute Zeiten, schlechte Zeiten: Steuerlich richtig agieren“ Steuerberater Daniel Blömer, wie Milchkuhhalter auf Gewinnschwankungen steuerlich richtig reagieren können. Als sinnvolles steuerliches Instrument stellte er die Möglichkeit einer Holding oder einer Familienstiftung vor. 

Authentizität und positive Kommunikation – 
Die Erfolgsfaktoren für Direktvermarktung

Thomas Breitling, schneider+freunde GmbH, stellte ein erfolgreiches Vermarktungskonzept von Rindfleisch in der Region Leipzig vor. Er zeigte anschaulich, wie Betriebe in der Vermarktung Verbraucher für ihr Produkt begeistern können. Dazu gehört, dass Betriebe authentisch eine „Geschichte erzählen“, Wissen über das Produkt vermitteln können und eine Kundenbindung durch positive Emotionen erreichen. Wichtig ist ihm, eine hohe Wertschätzung für das Produkt und die landwirtschaftliche Produktion zu erzeugen. Mit dieser Strategie gelingt auch eine Vermarktung in stadtfernen Regionen.

Ziel des Betriebsvergleiches ist es, ökonomische Reserven aufzudecken. 

Lean Management: Ein neues Instrument für Milchkuhbetriebe

Traditionell werden zum Forum internationale Milchkuhhalter eingeladen. Dieses Jahr war Stieneke Ijdema aus Dänemark zu Gast, die mit ihrem Mann einen Betrieb mit 600 Kühen leitet und als Trainerin für Lean Management tätig ist. Lean Management stammt ursprünglich aus der japanischen Automobilindustrie und beschreibt, wie betriebliche Prozesse effizient, strukturiert und verlustmindernd betrieben werden können. Stieneke Ijdema brachte eine Vielzahl an Beispielen, wie Lean Management auf dem Milchviehbetrieb die Prozesse optimieren kann. 

Intensiver Austausch in den Arbeitskreisen

In sieben Arbeitskreisen tauschten sich Landwirt*innen und Berater*innen intensiv zu Themen der effizienten und leistungsstarken Milchproduktion, der optimalen Häcksellänge bei Grassilage, der bestmöglichen Kälberfütterung, der Absicherung des Partners, der Hofübergabe an Nichtfamilienmitglieder und über alternative Geschäftsfelder aus. Im Arbeitskreis BZA-intensiv stellte einer der erfolgreichsten Spitzenbetriebe sein Betriebskonzept vor und gab Einblicke in seine Erfolgsfaktoren. 

Ein Publikumsmagnet: Das DLG-Fourm Spitzenbetriebe in Hohenroda. Foto: DLG

Ausgebuchte Veranstaltung

Mit 250 Teilnehmenden war die Veranstaltung vollständig ausgebucht. Am Forum konnte teilnehmen, wer zu den erfolgreichsten 25 Prozent der Betriebe seiner Region zählt, eine Betriebszweigauswertung eingereicht hat und weitere Leistungskennzahlen erfüllen konnte.

Spannende Betriebsbesichtigungen

Im Anschluss an die Tagung war im Rahmenprogramm eine Betriebsbesichtigung bei  der Julia und Tobias Hewecker GbR in Stadtallendorf möglich. Hier werden 270 Kühe mit einer durchschnittlichen Milchleistung von 13.600 kg Milch/Kuh und Jahr gehalten. Eine hohe Lebenstagesleistung und ein hoher Tierwohlstandard ist den Betriebsleitern wichtig. Als weiteres Rahmenprogramm wurde in Hohenroda der vielfältige Betrieb Agrarprodukte Kitzen e.G. aus Pegau vorgestellt. Dieser Betrieb betriebt unter anderem Milchproduktion mit 800 Milchkühen bei einer Milchleistung von 10.300 kg Milch und hat auf ein Batchmilkingsystem mit 18 Boxen umgestellt.

Vortrag zur Zukunft der Milchviehhaltung.
Aufdeckung von Reserven durch die Vorstellung des Betriebsvergleiches durch Dr. Stefan Weber, LMS Agrarberatung GmbH. Foto: DLG