DLG-Waldtage 2025: Eröffnungsrede des DLG-Präsidenten Hubertus Paetow

DLG-Waldtage 2025 vom 12. bis 14. September in Lichtenau (Nordrhein-Westfalen) - Forum für die Gestaltung der resilienten Zukunft der Wälder - Plattform für Innovation und Know-how-Transfer - Beispiel für gelebtes DLG-Leitbild der Nachhaltigen Produktivitätssteigerung - Eröffnungsrede des DLG-Präsidenten Hubertus Paetow: Die Zukunft unserer Wälder gestalten

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

ich freue mich sehr, Sie heute hier in Lichtenau zu den DLG-Waldtagen 2025 begrüßen zu dürfen – einer Veranstaltung, die sich in den vergangenen Jahren zu einem der bedeutendsten Treffpunkte für die Forstpraxis entwickelt hat.

Unter dem Leitthema „Vision. Innovation. Zukunft.“ bieten die Waldtage ein erstklassiges Forum, um über nichts Geringeres zu sprechen als die Zukunft unserer Wälder – und damit auch über die Zukunft unserer Gesellschaft. Denn unsere Wälder sind weit mehr als nur Kulisse oder Rohstoffquelle: Sie sind Lebensraum, Klimaschützer, Wirtschaftsfaktor und kulturelles Erbe zugleich.

Doch diese Wälder stehen unter Druck.

Die vergangenen Jahre haben uns mit aller Deutlichkeit vor Augen geführt, wie verletzlich unsere Waldökosysteme sind. Borkenkäferplagen, anhaltende Trockenperioden, Sturmschäden und die Folgen des Klimawandels stellen uns vor enorme Herausforderungen. Gleichzeitig steigen die gesellschaftlichen Erwartungen an den Wald: Er soll CO₂ binden, Biodiversität sichern, Erholung bieten und gleichzeitig Holz liefern – möglichst nachhaltig, effizient und wirtschaftlich.

Innovationen für resiliente Wälder

Diese Vielzahl an Anforderungen verlangt nach neuen Antworten.

Und genau hier setzen die DLG-Waldtage 2025 an: Sie stehen für einen offenen, praxisnahen und zukunftsorientierten Dialog über die Weiterentwicklung unserer Forstwirtschaft. Sie zeigen, wie technologische Innovationen, digitale Werkzeuge und neue Verfahren dazu beitragen können, unsere Wälder resilienter, produktiver und nachhaltiger zu bewirtschaften.

Dabei wird deutlich: Produktivität muss heute auch im Wald neu gedacht werden.

Das aktuelle Positionspapier der DLG zur „Nachhaltigen Produktivitätssteigerung“ liefert hierfür einen wichtigen Impuls. Es macht deutlich, dass Produktivität nicht länger ausschließlich in Tonnen oder Festmetern pro Hektar gemessen werden darf.

Vielmehr müssen auch ökologische Leistungen wie Biodiversität, Klimaschutz, Wasserrückhalt oder Bodengesundheit in die Bewertung einbezogen werden.

Aber nicht auf dem Wege der starren Regulierung, sondern als Teil der täglichen Entscheidungen in den Betrieben.

Nachhaltige Produktivitätssteigerung: Mehr mit weniger erreichen

Nachhaltige Produktivitätssteigerung bedeutet, mehr mit weniger zu erreichen – und dabei nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische und soziale Ziele zu berücksichtigen. Es geht darum, Zielkonflikte nicht zu verschweigen, sondern sie offen zu benennen und gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln. Denn nur wenn wir die verschiedenen Interessen – von Waldbesitzenden, Forstbetrieben und Gesellschaft – in Einklang bringen, können wir langfristig erfolgreich sein.

Drei Voraussetzungen sind dafür zentral:

Eine fortschrittsfreundliche Haltung in Politik und Gesellschaft.

Wir brauchen eine Debattenkultur, die Innovationen nicht reflexhaft ablehnt, sondern offen und faktenbasiert bewertet. Fortschritt darf nicht an ideologischen Grenzen scheitern, sondern muss an Wirkung und Nutzen gemessen werden.

Technologische und digitale Innovationen.

Die Forstwirtschaft hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht – von sensorgestützten Maschinen über satellitengestützte Fernerkundung bis hin zu KI-gestützten Entscheidungsmodellen. Diese Technologien helfen uns, Ressourcen gezielter einzusetzen, Risiken frühzeitig zu erkennen und Prozesse effizienter zu gestalten.

Neue Bewertungs- und Anreizsysteme.

Wenn wir ökologische Leistungen ernst nehmen, müssen wir sie auch messbar und marktfähig machen. Das kann durch neue Indikatoren, Zertifizierungen oder Anreizsysteme geschehen – etwa nach dem Vorbild des Emissionshandels. Nur so schaffen wir die nötige wirtschaftliche Grundlage für eine multifunktionale, nachhaltige Forstwirtschaft.

Treffpunkt für Praxis und Forschung

Die DLG-Waldtage 2025 zeigen eindrucksvoll, wie diese Prinzipien bereits heute in der Praxis umgesetzt werden. Hier erleben wir, wie Maschinen, Datenanwendungen und Verfahren die Effizienz steigern, die Nachhaltigkeit fördern und damit die gesamte Branche zukunftsfähig machen. Hier treffen Praxis und Forschung, Maschinen und Menschen, Ideen und Erfahrung aufeinander.

Und genau dieser Austausch ist heute wichtiger denn je.

Denn Innovation entsteht nicht im Elfenbeinturm, sondern im Dialog – zwischen Praktikerinnen und Praktikern, Wissenschaft, Industrie und Gesellschaft. Die DLG-Waldtage bieten dafür den idealen Rahmen: mit Fachforen, Vorführungen, Exponaten und unzähligen Gelegenheiten zum Netzwerken.

Die Forstwirtschaft gemeinsam krisenfest aufstellen

Ich lade Sie herzlich ein, diese Möglichkeiten zu nutzen:

Treten Sie in den Dialog, bringen Sie Ihre Perspektiven ein, lassen Sie sich inspirieren – und tragen Sie dazu bei, die Zukunft unserer Wälder aktiv mitzugestalten.

Denn eines ist klar:

Die Herausforderungen sind groß – aber die Chancen sind es auch.

Wenn wir bereit sind, neue Wege zu gehen, wenn wir Innovationen zulassen und wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen, dann können wir die Forstwirtschaft nicht nur krisenfest, sondern auch zukunftsfähig machen.

Ich danke allen Beteiligten – den Ausstellenden, Organisierenden, Partnern und Unterstützenden – die diese Veranstaltung möglich gemacht haben. Ihr Engagement, ihre Ideen und ihre Tatkraft sind es, die die DLG-Waldtage zu dem machen, was sie sind: ein Ort des Fortschritts, der Begegnung und der Inspiration.

Ich wünsche uns allen erkenntnisreiche Gespräche, spannende Einblicke und vor allem: den Mut, Visionen in die Tat umzusetzen.

Vielen Dank.

Das DLG-Diskussionspapier zur Nachhaltigen Produktivitätssteigerung finden Sie hier.

Bildmaterial unter Angabe der Quelle "DLG/Swen Pförtner" für redaktionelle Zwecke frei verwendbar. 

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