Mit seinem neu eröffneten Grain Innovation Center GIC in Uzwil in der Schweiz hat der Schweizer Technologiekonzern Bühler eine Struktur geschaffen, in der die gesamte Prozesskette der Getreideverarbeitung in Richtung Mehl und Futtermittel im Kleinen nachgebildet wird. Damit wird es erstmals möglich, Versuche zur Optimierung der gesamten Wertschöpfungskette durchzuführen, vor allem an den kritischen Schnittstellen der einzelnen Prozessstufen. Wir haben die Eröffnungspressekonferenz verfolgt.
Mit den Bereichen „Milling Solutions“, „Grain Quality & Supply“ sowie „Value Nutrition“ und „Digital Technologies“ trägt der Geschäftsbereich „Grain and Food“ mehr als zwei Drittel oder 2,3 Milliarden Euro zum Gesamtumsatz von 3,2 Milliarden Euro der Bühler-Gruppe bei. Bühler liefert die komplette Technologie entlang einer Wertschöpfungskette vom Getreide als Basis und Rohstoff bis hin zum Bereich „Consumer Foods“, mit dessen Aufbereitungs- und Verarbeitungslösungen verzehrfertige Teigwaren im Food- bzw. Pellets im Futtermittelbereich produziert werden können. Als familiengeführtes Unternehmen, das sich der Nachhaltigkeit verpflichtet sieht, hat Bühler anspruchsvolle Nachhaltigkeitsziele formuliert. Man will schnellstmöglich sowohl für die eigenen Betriebe wie auch in den Wertschöpfungsketten der Kunden die Verbräuche von Energie und Wasser sowie die als Abfälle ausgesteuerten Verluste auf die Hälfte reduziert und hat seine Produktentwicklungsstrategie konsequent auf diese Ziele ausgerichtet.
Alles mit allem kombinieren
Das neue Grain Innovation Center setzt genau an diesen Fragestellungen an, wie Stefan Birrer, Head of Business Area Milling Solutions, und Christoph Näf, Head of Business Area Value Nutrition von Bühler ausführten. Hier kann der Hersteller nun im Rahmen von Versuchen innerhalb eines Gebäudes seine diversen technischen Lösungen und Produkte für die verschiedenen Mahl- und Weiterverarbeitungsverfahren zum für die jeweiligen Produktanforderungen optimalen Prozessaufbau zusammenschalten. Dank einer Ausstattung mit einer Vielzahl verschiedener Tools, Sensoren und Steuerungssystemen sowie der Möglichkeit, auch externe Maschinen zu simulieren, kann der zukünftige Verarbeitungsprozess beim Kunden im GIC nicht nur abgebildet werden, sondern es besteht auch die Möglichkeit, diesen umfangreich zu optimieren. In jedem der bis zu einwöchigen Versuche wird dann gemeinsam mit dem Kunden die optimale Lösung für dessen Anforderungen gesucht.
Die Hauptaugenmerke liegen hierbei auf Verbesserungen der Mahl- und Verarbeitungsprozesse wie Reinigen, Mahlen, Pelletieren oder Hydratisieren. Weiterer Ansatzpunkt ist die Lebensmittelhygiene und -sicherheit auch unter schwierigen Bedingungen z. B. in Schwellen- und Entwicklungsländern. Der dritte Fokus sind Fragen von Effizienz und damit Nachhaltigkeit. Gerade weil die komplette Wertschöpfungskette vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt abgebildet werden kann, ist es möglich, sich auch auf die Minimierung von Verlusten zu konzentrieren. Diese treten vor allem bei der Übergabe von einem Prozessschritt zum nächsten auf. Einzelne Verlustfraktionen, wie zum Beispiel die Kleie-Fraktion, enthalten wesentliche Anteile von Fasern, Mineralien, Ölen und Fetten. Hier werden Upcycling-Lösungen gesucht und gefunden, um diese Bestandteile zurück in die Lebensmittelproduktion zu steuern, anstatt sie wie bisher üblich in Richtung der Futtermittelherstellung zu „entsorgen“. Durch einen Wechsel von einer diskontinuierlichen Produktion von Chargen und Partien hin zu kontinuierlichen Prozessen lassen sich bei geringerem Energiebedarf und damit mit einem kleineren CO2-Fußabdruck eine größere Bandbreite von Rohstoffen zu nachhaltigeren Produkten mit einer höheren Produktqualität verarbeiten, fasste Burkhard Böndel, Head of Corporate Communications bei Bühler die kommenden Aufgaben des GIC zusammen.